4. Juni 2025
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Greifvögel – allgemeines, Habicht, Sperber und Weihen

Weibliche Rohrweihe im Suchflug über dem Schilf. Wie alle heimischen Weihen fliegt auch die Rohrweihe oft sehr tief und gemächlich ihr Jagdgebiet auf der Suche nach Beute ab.
Lesedauer ca. 7 Minuten

Neben den kürzlich vorgestellten Falken gibt es auch die Greifvögel. Aus dieser Gruppe findet man bei uns einige Arten als Brutvögel und viele am Durchzug oder als Wintergäste. Die Ordnung der Greifvögel, oder Habichtförmigen wie der wissenschaftliche Name übersetzt heißt, ist sehr groß und umfasst mehrere Familien und Unterfamilien. Daher werde ich diese auch in mehreren Teilen vorstellen um den Beitrag nicht unnötig lang zu machen.

Hierher gehören vier Familien, von denen zwei, nämlich die Fischadler und die Vielzahl der Habichtartigen, auch bei uns anzutreffen sind.

Die europäischen Vertreter der Habichtartigen, die beinahe alle auch schon in Österreich gesichtet wurden, werden weiter in folgende Unterfamilien geteilt:

Weihen, Sperber & Habicht
Bussardartige (inkl. Seeadler & Milane)
Wespenbussarde
Adlerartige
Schlangenadler
Gleitaare
Altweltgeier (Gänse- & Mönchsgeier)
Schmutz- & Bartgeier

Hier werde ich aufgrund der großen Anzahl in erster Linie diejenigen präsentieren, die man bei uns regelmäßig antrifft, beziehungsweise solche von denen ich Fotos auftreiben konnte. Viele andere können nur erwähnt werden. Aufgrund langjähriger strikter Verfolgung waren einige Arten schon stark gefährdet. Einstweilen hat sich, durch strengeren Schutz, aber nicht zuletzt auch durch eine allgemeine größere Einsicht, dass nämlich der Nutzen durch sie meist deutlich größer ist als der Schaden, ihr Bestand wieder deutlich gebessert.

Im Gegensatz zu den Falken bauen sie selbst Nester, wenn es auch oft nur sehr einfache Gebilde sind.

Jetzt zur ersten Gruppe, den bekannten Arten Sperber und Habicht als Brutvögel und den weniger bekannten Weihen als Durchzügler. Sie alle gehören der Unterfamilie der Habichtartigen an.

Der Sperber

Gut zu erkennen ist hier die knallgelbe Iris, die man unter den heimischen Raubvögeln nur bei Sperber, Habicht und Weihen findet.

Gar nicht so selten kann man in den letzten Jahren den Sperber bei uns sehen. Manchmal hoch in der Luft, öfter aber recht tief, zwischen Bäumen und Sträuchern oder im Ortsgebiet zwischen den Häusern.

Habichte und Sperber erjagen ihre Beutetiere überwiegend aus dem bodennahen Flug oder vom Ansitz aus in einem kurzen, schnellen Verfolgungsflug im bodennahen Luftraum, aber auch in allen Schichten der Vegetation bis in die Baumkronen. Dabei werden natürliche Strukturen wie Hecken, Bäume, im Siedlungsraum auch Häuser sehr geschickt für einen gedeckten Anflug genutzt. Die Tiere sind bei der Jagd außerordentlich wendig.

Von den drei europäischen Arten gehört der Sperber zu den Vogelspezialisten, der Habicht frisst neben Vögeln auch in erheblichem Umfang Säugetiere (Mäuse, Kaninchen, u.s.w.) und der Kurzfangsperber, der nur in Südosteuropa und Vorderasien lebt, ernährt sich in erster Linie von Eidechsen und Insekten und nur in geringem Umfang von Säugetieren und Vögeln.

Alle drei Arten sind, soweit bekannt, monogam und streng territorial. Das Nest wird aus Zweigen und Ästen auf Bäumen gebaut. Die Bebrütung der Eier und die Betreuung der kleinen Jungvögel erfolgt fast ausschließlich durch das Weibchen, während das Männchen das Weibchen und dann die Familie mit Nahrung versorgt.

Ebenso typisch ist die rostbraune Querstreifung des gesamten Brust- und Bauchbereiches, die daher gerne auch Sperberung genannt wird. Gut erkennt man auch die sehr dünnen Beine und langen Zehen mit verlängerter Mittelzehe.


Die Weibchen des Sperbers sind fast doppelt so groß und schwer wie die Männchen. Sperber sind eng an den Wald gebunden, brüten heute in vielen Teilen Europas aber auch in städtischen Grünanlagen. Sie ernähren sich überwiegend von kleinen und mittelgroßen Vögeln bis zur Größe einer Taube. Nach einem starken, durch das Insektizid DDT verursachten Rückgang in Europa nach 1950 hat sich der Bestand ab etwa 1975 wieder erholt und nimmt vielerorts noch immer zu.

Links ein weiblicher Sperber beim Sonnenbaden und rechts der männliche Sperber auf der Ansitzwarte, leider recht weit entfernt. Man sieht, dass die Iris manchmal auch ins Orange bis Rötliche geht. Beide Fotos: Mario Schatz


Weibchen sind mit 35 bis 41 cm Körperlänge und einer Flügelspannweite von 67 bis 80 cm knapp größer als ein Turmfalke und reichen in der Größe an kleine Habicht-Männchen heran. Der Sperber kann auch am ehesten mit einer dieser zwei Arten (Turmfalke oder Habicht) verwechselt werden. Nicht immer kann man im Flug die abgerundeten Flügel gut erkennen und der schnelle Flügelschlag, unterbrochen von kurzen Gleitstrecken, ist oft recht ähnlich dem der Turmfalken.

Der Kolkrabe versucht einen weiblichen Sperber zu vertreiben. Als extrem geschickter und wendiger Flieger konnte sich der Sperber recht lange behaupten bevor es ihm zu lästig wurde.

Die Flügel sind relativ kurz, breit und an ihren Spitzen gerundet, der Stoß (= Schwanz) ist verhältnismäßig lang. Diese Merkmale ermöglichen keine extremen Fluggeschwindigkeiten, jedoch eine hohe Wendigkeit auf engem Raum. Beine und Zehen zeigen deutliche Anpassungen an die Jagd auf kleine und schnelle Singvögel. Die Beine sind vergleichsweise lang und sehr dünn. Die Mittelzehe ist stark verlängert, alle Zehen haben ausgeprägte Haltebeeren, die beim Greifen ein lückenloses Schließen ermöglichen und so auch noch einzelne Federn festhalten können. Die Krallen sind lang und sehr spitz.

Der Habicht

Habicht beim Rupfen seiner Beute. Sehr gut sieht man hier die viel kräftigeren Beine als beim Sperber und den immer sehr deutlich ausgeprägten hellen Überaugenstreif. Foto: Mario Schatz


Im Jahr 2000 wurden für Österreich 2000 – 2300 Brutpaare angeführt, die ein recht großes Territorium beanspruchen. Die Revierverteidigung erfolgt fast nur durch Drohgebärden, Revierkämpfe gibt es kaum. Es wird vermutet, dass sich dieses Verhalten dadurch entwickelt hat, weil ein Kampf für beide Kontrahenten eine tödliche Gefahr darstellt, ist doch der Körper des Habichts darauf ausgelegt recht große und wehrhafte Beute erlegen zu können.

Das Weibchen ist etwa so groß wie ein Mäusebussard, das Männchen ist deutlich kleiner. Auch bei ihm sind die Flügel relativ kurz, breit und an ihren Spitzen gerundet, der Schwanz ist relativ lang. Diese Merkmale sind typisch für diesen überwiegend waldbewohnenden Vogel, der oft mit unglaublicher Geschwindigkeit zwischen eng stehenden Bäumen durchschießt. Hauptsächlich werden Tiere mit einer Körpermasse von 50 g – 1,0 kg genutzt, in Mitteleuropa vor allem Tauben, Drosseln, Rabenvögel und Hühnervögel, aber auch Mäuse, Maulwürfe und Hasen oder Kaninchen.

Bei sitzenden Vögeln ist die Unterscheidung zum Sperber meistens einfach, Habichte sind viel größer und kräftiger, dies fällt insbesondere bei Betrachtung der Beine und des Kopfes auf. Habichte zeigen nie Orange auf Brust und Bauch und haben einen deutlichen, weißlichen Überaugenstreif, der bei Sperbern nur angedeutet ist. Die Augen des Sperbers sind proportional wesentlich größer und damit auffälliger als beim Habicht. Schwieriger ist die Unterscheidung fliegender Vögel. Die Körperproportionen von Sperber und Habicht sind sehr ähnlich, auf größere Entfernung ist daher insbesondere eine Unterscheidung gleitender oder segelnder Vögel oft nicht möglich. Bei einigermaßen guten Sichtbedingungen sind jedoch auch im Flug der wesentlich massivere Körper und die proportional längeren Flügel des Habichts erkennbar. Bei aktiv fliegenden Individuen lässt auch die Flügelschlagfrequenz oft eine Artbestimmung zu: diese ist bei Sperbern etwa doppelt so hoch wie beim Habicht.

Die Rohrweihe

Weibliche Rohrweihe. Typisch für diesen etwa bussardgroßen Vogel ist die einheitlich dunkelbraune Körperfärbung mit dem hellgelben Kopf und dunklem Augenstreif.

So gut wie jährlich kann man Rohrweihen beobachten, die öfters auch einige Tage lang bei uns eine Rast einlegen (in seltenen Fällen sogar ein paar Wochen). Häufig sind es die unverwechselbaren Weibchen mit ihrer dunkelbraunen Körperfärbung und dem hellen Kopf mit dunklem Augenstreif.

Die Rohrweihe ist nicht nur die größte sondern auch die häufigste der heimischen Weihenarten. Obwohl sich alle Weihen gerne nahe an Gewässern aufhalten ist sie deutlich stärker als andere daran gebunden.

Männliche Rohrweihen haben einen braunen Körper, sehr helle Flügelunterseiten mit fast schwarzer Flügelspitze.


Aus größerer Entfernung ist besonders das Weibchen eventuell mit dem Schwarzen Milan zu verwechseln, der bei ähnlicher Größe auch sonst vergleichbare Proportionen aufweist. Die Rohrweihe hat jedoch keinen gegabelten Schwanz, geradere Flügelhaltung, fliegt viel öfter extrem tief und mit der oben erwähnten V-förmigen Flügelhaltung. Auch kann der auffallend helle Kopf der Weihe kaum übersehen werden.

Wie alle Weihen hält auch die Rohrweihe im Segelflug die Flügel mehr oder weniger V-förmig nach oben, und streicht auffallend oft sehr tief, mit vielen seitlichen Schwankungen über ihr Jagdgebiet.

Weihen, und so auch die Rohrweihe, brüten meist in Bodennestern und halten sich generell, auch zur Rast, gerne am Boden auf, wo sie zwischen dem Schilf kaum zu entdecken sind.

Missglückter Angriffversuch auf die Blässhühner (links unten), die sich nicht auseinander treiben ließen.

An Nahrung nehmen sie was die Umgebung bietet. Sehr gerne Jungvögel von Enten, Bläss- und Teichhühnern, kleinere bis mittelgroße Säugetiere, Echsen und Schlangen, aber auch Aas. Manchmal jagen sie auch anderen Vögeln ihre Beute ab.

Die jugendliche Rohrweihe sitzt in einem Baum bei Flaurling. Foto: Ingrid Bistan

Weitere Weihen

Weitere Weihenarten, die von Zeit zu Zeit am Durchzug gesehen werden können sind die nur wenig kleinere Kornweihe die Wiesenweihe und, besonders selten, die eigentlich weit östlich vorkommende und der vorhin genannten sehr ähnliche Steppenweihe. Die letzten beiden sind die kleinsten Weihen Europas und sind etwas kleiner als der Mäusebussard.

Alle drei obigen Fotos zeigen eine diesjährige, vermutlich männliche Kornweihe. Typisch für sie ist der besonders große weiße Fleck am Bürzel (hier nicht gut zu erkennen). Bei allen drei Arten (Korn-, Wiesen- und Steppenweihe) sind die Männchen grau gefärbt und die Weibchen in Brauntönen, jugendliche ähneln meist mehr den weiblichen. Sehr gut sieht man am ersten Foto wieder die für Weihen typische Flügelhaltung. Die Unterscheidung ist oft schwierig und sollte den Spezialisten überlassen werden. Alle drei Fotos: Ingrid Bistan


Die Wiesenweihe ist, wie man sieht, der Kornweihe sehr ähnlich. Sie ist etwas kleiner und der weiße Bürzelfleck ist schmaler. Foto: Ingrid Bistan


Jugendliche Steppenweihe. Ein sehr seltener Gast im Inntal. Wie alle Weihen fliegt auch sie sehr häufig nur wenige Meter über dem Boden. Alle drei Fotos: Ingrid Bistan, alle Fotos von Ingrid wurden nahe Flaurling geschossen.


Als Brutvögel findet man im Osten Österreichs (besonders Niederösterreich und Burgenland) die Rohr-, Wiesen- und Kornweihe.

Die Texte wurden zu einem großen Teil aus Wikipedia entnommen und adaptiert.

© Nicht benannte Fotos: Robert Pisch – alle Fotorechte verbleiben bei den jeweiligen Fotografen.

Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Habichtartige

https://de.wikipedia.org/wiki/Weihen_(Gattung)

https://de.wikipedia.org/wiki/Rohrweihe

https://www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/

https://www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/greifvogel-bilder.html

https://www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/greifvogel-steckbriefe.html

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Robert Pisch

Robert ist grafischer Facharbeiter in der Druckvorstufe und seit kurzem in Pension. Er hat zuletzt seit mehreren Jahren die grafischen Vorarbeiten für die Druckversion der DZ-Inzing erledigt. Als Mitglied von JUF, seit der Gründung dieser Fraktion, sitzt er die letzten Gemeinderatsperioden auch im Landwirtschaftsausschuss. Sein größtes Interessensgebiet ist die Natur und der Umgang mit ihr. Zusätzlich liebt er es, rein hobbymäßig, zu fotografieren und ist passionierter Fußgänger. In den letzten Jahren ist er auch auf den Geschmack und den Reiz von “Weitwanderungen” gekommen. In den sporadischen Beiträgen möchte er diese Interessensgebiete und daraus gewonnene Erfahrungen näher bringen und hofft dabei auch, die eine oder andere Diskussion “anzuzetteln”.

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