Wurden die Falken bis vor kurzem neben den Habichtartigen als Untergruppe der Greifvögel gesehen, so konnte man nun eindeutig feststellen, dass sie weit näher mit den Papageien und den Sperlingsvögeln verwandt sind, als mit den recht ähnlich aussehenden restlichen Tagraubvögeln. Hier handelt es sich, wie auch bei vielen anderen Tiergruppen bekannt, um eine Parallelentwicklung aufgrund ähnlicher Lebensweise.
Die allgemein gültigen Kennzeichen der Falken sind ein kurzer Hakenschnabel, der sogenannte „Falkenzahn“ am Schnabel (eine scharfe Zacke am Oberschnabel direkt vor der Krümmung), der Bartstreif (ein dunklerer Gefiederstreifen im Wangenbereich den fast alle Arten haben) und lange, spitze Flügel.
Falken bauen keine eigenen Nester sondern nutzen entweder vorhandene alte Nester, meist Krähen- oder Elsternnester, oder legen ihre Eier auf einer ebenen Fläche im Fels, an Häusern oder manche sogar am Boden ab.
Von den weltweit 65 Arten findet man in Österreich 4 Arten als Brutvogel (in Tirol nur den Turm-, den Baum- und den Wanderfalken) und manche weitere sporadisch am Durchzug oder als seltene Gäste.
Der Turmfalke
Der Turmfalke ist der weitaus häufigste Falke in unserem Raum. Er ist auch recht ruffreudig, besonders im Frühjahr und wenn die Jungen zu fliegen beginnen.
Es handelt sich bei ihm um einen mittelgroßen Falken mit auffallend schlanken spitzen Flügeln und einem langen Schwanz, der besonders gerne in Felsnischen, aber auch in alten Gebäuden brütet, woher er seinen Namen hat.
Seine Nahrung erbeutet er fast nur am Boden und sie besteht in erster Linie aus Kleinsäugern wie Mäusen, er verschmäht aber auch Eidechsen oder größere Insekten nicht. Die Beute erspäht er entweder von einem erhöhten Ansitz aus, oder im langsamen Suchflug über Wiesen und Äcker, wobei er besonders oft „rüttelt“, also mit schnellem Flügelschlag und nach unten gerichtetem Schwanz in der Luft, etwa 10 Meter über dem Boden, stehen bleibt.
Der Wanderfalke
Abgesehen vom Würg- oder Sakerfalken (an der österreichischen Ostgrenze) ist er der größte heimische Falke. Für sein Gelege bevorzugt er steile, unzugängliche Felsen, aber auch er nimmt zum Teil alte Krähennester an. Für manche interessant könnte sein, dass die größte Wanderfalkendichte der Welt in der Großstadt New York besteht.
Er ist ein reiner Luftjäger, der fast nur von Vögeln lebt, die er im Flug erbeutet. Besonders beliebt sind dabei Stare, aber auch Tauben finden sich gerade noch in seinem Beutespektrum. Der Wanderfalke ist, im Jagdflug, der schnellste Vogel der Welt und kann, im Sturzflug bis deutlich über 300 km/h erreichen. Eine unvorstellbare Geschwindigkeit, wodurch auch der erbeutete Vogel oft schon alleine durch den Aufprall stirbt. Völlig klar, dass er nur im Flug jagen kann, am Boden würde er bei diesen Geschwindigkeiten zerschellen.
Ein schönes Erlebnis, das ich einmal haben durfte, ist auch zu beobachten wie die Beute von einem Elterntier an das andere übergeben wird. Dabei fliegt der zweite Falke ein Stück unter den Jäger, dieser lässt den toten Vogel fallen, der vom Partner durch eine seitliche Volldrehung aus der Luft abgefangen wird. Der erste fliegt sofort wieder zur Jagd während der zweite das Futter zu den Jungen bringt.
Der Baumfalke
Auf den ersten Blick recht ähnlich dem Wanderfalken, aber viel kleiner (sogar noch etwas kleiner als der Turmfalke) ist der Baumfalke. Kennzeichnend ist bei ihm die rötliche Befiederung an den Beinansätzen. Sein Flugbild ähnelt einem übergroßen Mauersegler, mit sehr langen spitzen Flügeln und eher kurzem schlanken Schwanz. Die Brust ist hell mit sehr dichter dunkler Streifung, so dass es aus der Ferne einfärbig dunkel aussieht. Er rüttelt nie, ist aber ein äußerst wendiger und schneller Flieger, der besonders in den frühen Morgenstunden und am späten Nachmittag hauptsächlich Insekten jagt. Er kann, als einer der wenigen Vögel, sogar Libellen erbeuten und ist, laut Fachbuch, auch imstande die besonders schnellen und wendigen Mauersegler zu fassen zu bekommen.
Baumfalken suchen sich meist in lichten Wäldern ein verlassenes Nest zum Brüten und bevorzugen Gebiete in Gewässernähe. Er ist, im Gegensatz zu den vorherigen zwei Falken, ein Weitstreckenzieher der in Afrika überwintert. Man kann ihn immer wieder sehen, aber eher noch deutlich seltener als den Wanderfalken.
Der Rotfußfalke
Auch der Rotfußfalke ist, wie der Baumfalke, ein Langstreckenzieher. Sein Verbreitungsgebiet reicht von der Ostgrenze Österreichs bis in die Mongolei. Leider ist im gesamten Gebiet ein starker Rückgang der Bestände zu verzeichnen. Bei uns ist er öfters während der Zugzeiten zu sehen und besonders auch in Maikäferjahren. Als Insektenfresser kann er sich so ein Futterangebot nicht entgehen lassen. Erwachsene fressen fast ausschließlich Großinsekten, die Jungen werden aber auch mit Reptilien, Amphibien und Kleinsäugern gefüttert.
Im Gegensatz zum Baumfalken rüttelt der Rotfußfalke am Suchflug öfters. Häufig jagen sie auch zu Fuß und sogar in kleineren Gruppen, die das Gelände absuchen.
Seltene Arten und Durchzügler
Der sehr große Saker- oder Würgfalke hat seine westlichsten Vorkommen als Brutvogel in Ungarn und dem östlichen Grenzgebiet Österreichs. Der dem Turmfalken sehr ähnliche Rötelfalke weist in Österreich jetzt keine Brutvorkommen mehr auf und kann nur in Südeuropa und Asien, sowie den Überwinterungsgebieten in Afrika gefunden werden. Der Merlin, Europas kleinster Falke, und der recht große Gerfalke sind beides nordeuropäische Arten, wobei der Merlin immer wieder am Durchzug zu beobachten ist und auch in Inzing in den letzten Jahren gesichtet wurde.
https://www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/merlin.html
https://www.brodowski-fotografie.de/themen/greifvoegel-bestimmen.html
https://www.bluehendesoesterreich.at/naturlexikon/falken
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