17. Dezember 2025
Newsletter   

Klimaschutz heißt Lebensqualität

Lesedauer ca. 5 Minuten

Seit mittlerweile 20 Jahren gehört die Gemeinde Inzing zum Klimabündnis Tirol. Seit Beginn greift man auf die Kompetenzen des größten Klimaschutznetzwerks Europas zurück.  Darüber hinaus werden in der eigenen Gemeinde wichtige Schritte in eine lebenswerte Zukunft gesetzt.

„Klimaschutz heißt Lebensqualität.“

Josef Walch, Bürgermeister Inzing
Andrä Stigger (l) und René Zumtobel (r) freuen sich mit Inzings Bürgermeister Sepp Walch und dem Vizebürgermeister Alexander Maurer über die langjährige Mitgliedschaft im Klimabündnis. Fotos: Klimabündnis Tirol / Michael Steger

Ein Blick in die Zukunft!

Dass für diese Lebensqualität auch im Lokalen Maßnahmen umgesetzt werden müssen, das weiß man in der Gemeinde schon seit Jahrzehnten. Konkret wurde es vor genau 20 Jahren: Damals ist die Gemeinde dem Klimabündnis beigetreten. Mit einer eigenen Klimabündnis-Gruppe, die sich in der Gemeinde den Klimaschutzmaßnahmen angenommen hat, wurde vor wenigen Jahren auch der tirolweit erste Klimafahrplan einer Gemeinde ausgearbeitet. Wie der Bürgermeister erklärt, habe man mit dem „Klimaplan Inzing 2032“ einen lebendigen Plan, der auch stetig weiterentwickelt wird.

Konkrete Maßnahmen

Dieser umfasst 58 konkrete Maßnahmen. Neben einem klaren Bekenntnis und Schritten zur Energieautonomie der Gemeinde, sind auch Maßnahmen zur Verbesserung des Fuß- und Radverkehrs, zur nachhaltigen Beschaffung oder auch die Begrünung von Straßenzügen im Plan zu finden. Seit dem Start im Jahr 2022 hat die Gemeinde bereits rund die Hälfte der Maßnahmen umgesetzt. Ganz zur Freude von Klimaschutzlandesrat Renè Zumtobel:Inzing ist ein Vorzeigebeispiel. Mittlerweile haben erfreulicherweise viele Gemeinden erkannt, dass Klimaschutz vor allem auch auf lokaler Ebene stattfinden muss. Die engagierten Menschen in Inzing erkannten die Zeichen des Wandels noch viel früher und haben sich schon vor über 20 Jahren dem Klimaschutz verschrieben“.

20 Jahre Klimabündnis Mitglied

Zusammen mit Andrä Stigger, dem Klimabündnis-Geschäftsführer, hat LR Zumtobel die Gemeinde besucht, um sich vor Ort mit den Gemeinderät:innen auszutauschen und sich ein Bild von den örtlichen Klimaschutzmaßnahmen zu machen. Während LR Zumtobel, der auch Obmann des Klimabündnis Tirol ist, im Rahmen von Aufforstungen rund um den Jubiläumsbesuch in Inzing selbst zur Schaufel griff, gab es vom Klimabündnis-Geschäftsführer einen Apfelbaum als Jubiläumsgeschenk. Er dankte den engagierten Gemeinderät:innen und weiteren engagierten Personen im Ort im Rahmen des Zusammentreffens

Text: Klimabündnis Tirol / Michael Steger

Ergänzend zu diesem Pressetext hat die Dorfzeitung den Bürgermeister Sepp Walch (Klimabeauftragter) und Simon Pfandler (Obmann Ausschuss für Infrastruktur, Mobilität und Energie und Stellvertretender Klimabeauftragter) um ein Statement zu diesem Jubiläum gebeten.

Kommentar von Bürgermeister Sepp Walch:

20 Jahre Klimabündnisgemeinde:

Danke an die vielen Initiativen für den Klimaschutz in Inzing in den vergangenen Jahrzehnten, im Speziellen an die Mitglieder der Klimabündnisgruppe, die durch ihre Ideen und Anregungen immer wieder Themen vorgeben und selbst sehr viele Aktivitäten setzen. Danke aber auch an den Gemeinderat, der stets ein offenes Ohr für die Klimaanliegen hatte und hat.

Eine Vorreiterrolle war die Erstellung des Klimaplanes 2032, der in vielen Punkten bereits umgesetzt wurde. Mit der Gründung der Energiegemeinschaft, die seit Oktober in Betrieb ist, wurde eine weitere Maßnahme erledigt. Damit kann der von der Gemeinde produzierte Strom zur Gänze in den gemeindeeigenen Einrichtungen genutzt werden. Der größte Beitrag in der jüngsten Vergangenheit war die thermische Sanierung der Turnhallen in der Mittelschule und die Optimierung der Heizungssteuerung im Sommer 2024. Damit konnten in den drei Wintermonaten (Dezember, Jänner und Februar) ca. 10.000 Liter Heizöl in der Volksschule und ca. 24.000 kWh Strom in der Mittelschule gegenüber dem Vorjahr eingespart werden.

Kommentar von Simon Pfandler

Stellvertretender Klimabeauftragter der Gemeinde Inzing

Inzing hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass echter Klimaschutz möglich ist, wenn wir als Gemeinschaft daran arbeiten. Der Klimaplan 2032 gibt uns eine klare Orientierung und zeigt, wie vielseitig die Aufgaben sind, die wir anpacken müssen. Energie, Mobilität, Klimawandelanpassung und ein bewusster Umgang mit unseren Ressourcen gehören zu den zentralen Themen, die unsere Zukunft bestimmen werden.

Trotz dieser guten Grundlage ist offensichtlich, dass wir noch deutlich mehr tun müssen. Einige wichtige Projekte sind umgesetzt, doch viele zentrale Schritte stehen erst bevor. Die Energiewende gelingt nur, wenn wir weiterhin konsequent handeln, investieren und Veränderungen zulassen. In einer Zeit, in der Extremwetterereignisse auch bei uns immer häufiger auftreten, dürfen wir uns nicht zurücklehnen. Wir müssen schneller werden. Das betrifft die Gemeinde ebenso wie Unternehmen und private Haushalte. Jede einzelne Entscheidung zählt. Jede Verbesserung in Energieeffizienz, jede Photovoltaikanlage, jede sichere Radverbindung bringt uns weiter.

Gleichzeitig dürfen wir nicht übersehen, welchen großen Schatz wir in Inzing bereits haben. Viele Bürger:innen engagieren sich leidenschaftlich für ein nachhaltiges Miteinander. Zahlreiche Initiativen zeigen, dass Klimaschutz nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Chance ist. Projekte rund um Energie, Mobilität und Bewusstseinsbildung schaffen spürbare Verbesserungen und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Dieses Engagement macht Mut und zeigt, wie viel in Inzing möglich ist, wenn alle zusammenhalten. Unsere Gemeinde verfügt über eine große Vielfalt an Kompetenzen und kreativen Köpfen, und genau daraus entsteht die Stärke, die wir für die kommenden Jahre brauchen.

Ich bin überzeugt, dass Inzing das Potenzial hat, eine Vorbildgemeinde für Klimaschutz zu werden. Die Voraussetzungen sind da, die Menschen sind motiviert und die Richtung stimmt. Jetzt müssen wir entschlossen weiterarbeiten und den Mut haben, auch herausfordernde Schritte zu gehen. Nur so schaffen wir eine lebenswerte, klimafitte und zukunftssichere Gemeinde für die nächsten Generationen.

Kommentar von Peter Oberhofer

Klimabündnisgruppe Inzing

Dass Inzing seit 20 Jahren Klimabündnisgemeinde ist, hat neben dem Engagement im eigenen Wirkungsbereich noch eine weitere sehr wichtige Facette. Der Verein Klimabündnis Tirol ist Teil des größten kommunalen Klimaschutz-Netzwerks Europas. Die globale Partnerschaft verbindet mehr als 1.800 Gemeinden aus 25 Ländern in Europa mit indigenen Organisationen im Amazonas-Gebiet. Gerade die finanzielle und organisatorische Unterstützung der Indigenen Gruppen im Amazonas geben diesen Minderheiten eine starke Stimme für den Erhalt ihres Lebensraumes mitten im Urwald.

Die Bemühungen rund um die Aktivitäten zum Klimaschutz in der Gemeinde wirken hier zum Jubiläum natürlich äußerst positiv. Natürlich blickt man zufrieden zurück und lobt, was gelungen ist. Dies ist wichtig und notwendig. Klimaschutz gelingt wohl am besten gemeinsam und oft auch durch Nachahmung von gelungenen Projekten bei Freunden, in der Nachbarschaft oder eben von der Gemeinde als Vorreiterin. Umso wichtiger wäre es auch, vom Fortschritt zu berichten. Der Klimaplan der Gemeinde gibt einen Rahmen und Ideen für notwendige Schritte in die Zukunft. Was ich als sehr wesentlich empfinde, ist, den Energiewandel so rasch wie möglich zu vollziehen und von fossilen Treibstoffen wegzukommen. Dies gilt für die Gemeinde ebenso, wie für Unternehmen und Private. Es gibt vom Land Tirol bzw. der Energieagentur einen Zielpfad z.B. für den Ausbau von PV-Anlagen. Der Zielwert von 80% aller Dächer mit PV-Anlagen ist in Inzing mit 18% noch ausbaufähig. Pro Einwohner sollte es eine installierte PV-Leistung von 2kWpeak/EW geben. Wir liegen hier momentan bei 0,71kWpeak/EW. Es gibt noch etwa 400 Gasanschlüsse und etliche Ölheizungen in Inzing – auch die Gemeinde hat u.a. mit dem Gemeindeamt/Kindergarten und der Schule noch fossile Heizungen im Einsatz. Dies zeigt wohl auch, dass wir noch einiges zu tun haben werden.

Die COP 30 hat wiederum keine bindenden Ziele für den Ausstieg aus den fossilen Treibstoffen erreicht. Wenn alle Staaten ihre geplanten Maßnahmen umsetzen, steuern wir auf einen Temperaturanstieg von etwa +2,7°C bis zum Ende des Jahrhunderts zu. Dies wird erhebliche Auswirkungen auch bei uns haben. Es wird also wichtig sein, sich rechtzeitig auf die Veränderungen vorzubereiten, sich sozusagen an die Klimaveränderungen anzupassen. Beschattungen, Dämmung in Häusern, aber auch Hochwasserschutz und vieles mehr halte ich hier für wesentlich.

Ich hoffe, dass in der Gemeinde weiterhin am Klimaplan gearbeitet wird. Der Plan bietet einen Rahmen, neue Maßnahmen oder Änderungen sind jederzeit möglich, aber eine Richtschnur kann der Klimaplan allemal darstellen. Schön ist, dass man mit dem Klimabündnis Tirol immer einen kompetenten Partner und Ideengeber an der Seite hat.

Ich empfehle noch dieses Kurzinterview zum Thema positive Kipppunkte.
https://www.atmo-magazin.de/artikel/es-kann-ploetzlich-ganz-schnell-gehen

Diesen Artikel teilen:

Peter Oberhofer

Peter ist seit Ende 2012 Redaktionsleiter der DZ. In Inzing ist er außerdem bei der Klimabündnisgruppe engagiert. Umwelt- und Klimaschutz, Energiesparen, öffentlicher Verkehr sind ihm ein wichtiges Anliegen.

Alle Beiträge ansehen von Peter Oberhofer →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert