8. September 2024
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Am Puls einer exotischen Lebensader

Lesedauer ca. 5 Minuten

Expedition “Amazonas” mit dem Kreuzfahrtschiff „HANSEATIC inspiration“ von Belem nach Iquitos
(14.03.2024 – 01.04.2024)

Von Alfred Wagner

© https://de.wikipedia.org/wiki/Amazonas

Von Belém beginnt die ca. 4000 km lange Reise durch die malerischen Breves-Kanäle. Dieses Labyrinth enger, gewundener Wasserstraßen verbindet Belém mit dem Hauptstrom des Amazonas. In diesem Delta liegt die Ilja do Marajó, die größte Flussinsel der Welt (etwa die Größe der Schweiz). Die Menschen wohnen hier verstreut in kleinen, auf Stelzen gebauten Holz-Gehöften. Man nennt diese Menschen in Brasilien Caboclos oder Ribeirinhos („Flussanwohner‘“). Nach ökonomischen Statistiken leben die meisten von ihnen in absoluter Armut, da sie kaum Geld zur Verfügung haben. Aber der Fluss und der Wald sorgen für eine ausreichende Subsistenz. Man fischt, erntet Palmfrüchte und bestellt im Hinterland einen kleinen Garten.

Holz-Gehöfte in den Breves-Kanälen

Wir ankern vor dem Rio Pucurui und fahren schon sehr früh, 6:30 Uhr mit den Zodiacs in den Regenwald. Leider erwartet und ein tropischer Regenschauer. Hier sehen wir zum ersten Mal die unterschiedlichen Farben des Wassers. Es gibt Weißwasser, das aus den Anden kommt und von dort viele Sedimente mitführt. Die Farbe ist deswegen ein helles Braun. Das Schwarzwasser hingegen entsteht im unfruchtbaren Amazonasbecken selbst. Die Farbe erinnert an Coca-Cola.

Beim nächsten Landgang besuchen wir die von Holländern gegründete Handelssiedlung Gurupá mit einem kleinen Fort.

Von Holländern gegründete Handelssiedlung Gurupá

Früh am Morgen erreichen wir den winzigen Ort Guajará. Seine wenigen Pfahlbauten sind über Bohlenwege miteinander verbunden, die ebenfalls auf hohen Stelzen stehen. Die meisten Menschen hier leben von der Wasserbüffelzucht. Diese Tiere wurden hier am unteren Amazonas vor über hundert Jahren aus Südasien eingeführt.
Am Nachmittag besuchen wir Virassaia, ein etwas größeres Dorf am Südufer des Amazonas. Es ist wie ein Straßendort entlang eines kleinen Baches angelegt. Und zwar auf im Hochwasser überschwemmten Boden, weshalb es ebenfalls komplett auf Stelzen steht. Was auch heißt, dass es weder Straßen noch Autos gibt. Insgesamt macht das Dorf einen sehr sympathischen und auch wohlhabenden Eindruck. Die Häuser sind gepflegt, ihre Fassaden hübsch verziert und sorgfältig bemalt.

Virassaia, ein etwas größeres Dorf am Südufer des Amazonas

In Parintins, einem Städtchen mit 112.000 Einwohner, erleben wir ein originelles Tanzspiel „bumba-meu-boi“ („Steh auf, mein Ochse!“) Erzählt wird eine Geschichte aus dem 18. Jahrhundert über eine Sklavenarbeiterin auf einer Rinderfarm.

Originelles Tanzspiel „bumba-meu-boi“ in In Parintins

Um 6 Uhr in der Früh erreichen wir das berühmte „Meeting of the Waters“. Hier trifft das Schwarzwasser des Rio Negro auf das Weißwasser des Hauptstromes. Aufgrund ihrer sehr verschiedenartigen chemischen Zusammensetzungen, Dichten, Fließeigenschaften und Temperaturen vermischen sich die beiden Wassertypen nicht sofort, sondern fließen eine ganze Weile mehr oder weniger nebeneinander her.

Meeting of the Waters“ / Zusammenfluss des Rio Negro mit dem Amazonas

Im Mündungsbereich des Rio Negro liegt die Metropole Manaus mit 2,3 Millionen Einwohnern. Hier lohnt sich ein Besuch des sehr großen Marktes und des berühmten Opernhauses. Auf Grund des Kautschuk-Booms galt Manaus zwischen 1880 und 1915 als reichste Stadt der Welt. Nach dem Ende des Kautschuk-Booms verfiel die Stadt und wurde erst 1967 durch eine Freihandelszone wieder belebt. Heute ist Manaus eine industrielle Millionenmetropole.

Teatro Amazonas (Oper in Manaus)

Nach dieser Metropole besuchen wir ein sympathisches Caboclo-Dorf, wo wir von den Einheimischen sehr freundlich empfangen werden. Diese Dörfer wollen keinen Tourismus, freuen sich jedoch über die Geschenke und Schulmaterial, welchen vom Schiff gespendet wird. Die Schule macht einen sehr ordentlichen und gepflegten Eindruck mit Schulküche, Sekretariat, Toiletten und Wohnhäuser für die Lehrer. Da es aber nur zwei Klassenräume gibt, findet vormittags der Unterricht für die 50 Grundschüler statt, und nachmittags dann der für die 27 Schüler der Sekundarstufe. Neuerdings gibt es auch eine „High School“ von Klasse 10 – 13. Diese 26 Schüler treffen sich abends und werden von Lehrern in Manaus unterrichtet, mit denen sie über eine Internet-Plattform verbunden sind.

Schule im Dorf Caboclo
Motto der Schule in Caboclo : Besondere Wertschätzung der BILDUNG für Buben und Mädchen

Unsere nächste Zodiac(Schlauchboot)-Ausfahrt geht in den Rio Jutaí, ein Schwarzwasserfluss mit einem zauberhaft verwunschenen Wald.

Zauberhaft verwunschener Wald am Rio Jutaí

In der Nähe des kleinen Dorfes Panelas können wir Bäume mit einer großen Siedlung von Gelbbürzel-Kaziken sehen. In diese kugeligen Hängenester fliegen die Vögel mit einem lauten Spektakel ein und aus.

Gelbbürzel-Kaziken bei Panelas

Mit „Tres Fronteras“ erreichen wir einen ganz besonderen Ankerplatz. Hier kommen Brasilien, Kolumbien und Peru zusammen. Wir besuchten die Stadt Leticia (Kolumbien). Leticia wird von zwielichtigen Banden beherrscht. Für unseren Besuch haben die Behörden alles an Polizei, Militär und einheimische Sicherheitskräfte aktiviert, um uns ein sicheres Gefühl bei der Besichtigung des Zentrums zu geben.

„Tres Fronteras“ im Länderdreieck Brasilien, Kolumbien und Peru

Nach Leticia geht weiter stromaufwärts zur „Affeninsel“ Isla de los Micos. Beschlagnahmte Tiere wurden auf dieser Insel ausgesetzt. Die Totenkopfäffchen konnten sich auf dieser Insel prächtige entwickeln, da es keine Feinde gibt. Inzwischen bevölkern etwa 1.500 Totenkopfäffchen die Insel und haben die Scheu vor Menschen weitgehend verloren. Ein wirklich einmaliges Erlebnis, diese putzigen Tiere aus nächster Nähe zu beobachten, zu erleben und zu fühlen!

Christine W. hat sich auf ein intensives Gespräch mit einem Totenkopfäffchen auf der Isla de los Micos eingelassen

In weiterer Folge besuchen wir das Dorf La Libertad (Kolumbien). Dieses Dorf der Yagua-Indianer versucht vom Tourismus zu profitieren.

Yagua-Indianer im Dorf La Libertad (Kolumbien)

Die letzte Station unserer Reise ist dann Pevas (Peru), die älteste Stadt in ganz Amazonien. Wir besuchen aber nicht direkt die Stadt, sondern eine indianische Ortschaft in unmittelbarer Nähe. Der Stamm der Huitoto empfängt uns herzlich und wir bekommen einen Einblick in das Leben der Indianer.  In der Maloka (Gemeinschaftshaus) wird uns eine Tanzvorführung mit originellen Instrumenten geboten.

Tanzvorführung in einer Maloka (Gemeinschaftshaus) mit originellen Instrumenten in einem Dorf in der Nähe von Pevas (Peru)
Ein Paar aus einer männlichen und einer weiblichen Schlitztrommel in der Maloka.

Die Amazonas Expedition endet in Iquitos, wo wir am Hafen von einheimischen Gruppen mit Tanz und Musik begrüßt werden.

Begrüßungstanz im Hafen von Iquitos

Eine wunderschöne und erlebnisreiche Reise am Amazonas geht nach fast 4000 km zu Ende.

Fotos: Christine und Alfred Wagner

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