20. April 2024
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Amphibienwanderung in Inzing

Lesedauer ca. 4 Minuten

Wie bereits in der Dorfzeitung berichtet, organisiert die Klimabündnisgruppe Inzing einen Amphibienschutzzaun. Im Frühjahr 2019 wollten wir abschätzen, wie viele Frösche und Kröten ihre Wanderung in die Gaisau antreten. Für uns war wichtig, zu sehen, wie viele Tiere von Autos überfahren werden. Auf Grundlage dieser Zahlen konnten wir also entscheiden, ob und vor allem auch wo ein Amphibienschutzzaun sinnvoll erscheint.

Zwei Hauptachsen konnten wir durch die Zählung ausmachen. Einerseits nahe des Baches an der Gemeindegrenze zu Hatting und andererseits auf Höhe der westlichsten Apfelplantage zwischen Inzing und Hatting. Diese beiden Bereiche sollen letztlich mit einem Zaun versehen werden.

Als nächsten Schritt wurden nun, noch kurz bevor der Boden gänzlich gefroren ist, 14 Kübel eingegraben. In diese Kübel werden nach Inbetriebnahme des Schutzzauns zu Beginn der Hauptwanderung im zeitigen Frühling die Amphibien gelenkt und in weiterer Folge täglich, händisch über die Straße gebracht.

Dass es um sehr viele Amphibien, vor allem Kröten, aber auch eine kleinere Anzahl an Fröschen geht, zeigen uns die Erfahrungen aus Hatting. Unter der Leitung von Christian Plössnig haben die Hattinger einen Zaun bereits seit einigen Jahren in Betrieb. Etwa 2.500 Tiere werden dort jährlich über die Straße gebracht. Man kann davon ausgehen, dass hunderte dieser Tiere ohne Zaun von Autos überfahren worden wären.

Wir dürfen nun gespannt auf den kommenden Frühling sein, was die Erfahrungen des Amphibienschutzzauns auf Inzinger Seite zeigen werden.

Mit Kübeln werden die Tiere in den frühen Morgenstunden, noch bevor die Rabenkrähen sich am „reich gedeckten Tisch“ bedienen und die Sonne die Tiere austrocknen würde, von den freiwilligen Naturschützern sicher über die Straße getragen, um sie auf der anderen Seite wieder in die Freiheit zu entlassen. So können Frosch und Kröte sicher weiter Richtung Gaisau wandern, um dort abzulaichen. Der Start der Laichwanderung ist witterungsabhängig: bei frostfreiem Boden sind nächtliche Temperaturen über ca. +2°C in Kombination mit Regen meist Auslöser für den Start der Wanderung.

Foto: Christian Plössnig – so schaut der Zaun aus, wenn er einsatzbereit ist.

Den größten Anteil der wandernden Amphibien machen die Erdkröten aus, einen geringeren Anteil die Grasfrösche. Fische üben besonders auf Grasfroschkaulquappen einen großen Fraßdruck aus, und leider gibt es zurzeit nur wenige fischfreie Gewässer in der Gaisau. Ein Gespräch mit Lydia Bongartz lässt hoffen: mit etwas Glück können in naher Zukunft im Bereich Gaisau einzelne Teiche angelegt werden. Gespräche mit den Grundeigentümern und in Folge entsprechende Zusagen diesbezüglich gibt es bereits, die Planung der Teiche ist im Gange. Wenn Teiche fischfrei bleiben, kann der Grasfrosch aufatmen, und wir werden auch in Inzing bei einem frühlingshaften Abendspaziergang wieder vermehrt seine leise „knurrenden“ Balzrufe hören können.

Grasfrosch und Kaulquappen, Foto: Auer

Weitere Grundbesitzer im näheren oder auch weiteren Umfeld der Gaisau, welche Interesse an der Anlage eines Amphibiengewässers haben, sind gern eingeladen, sich mit der Klimabündnisgruppe oder der Schutzgebietsbetreuerin Lydia Bongartz in Verbindung zu setzen (entsprechende finanzielle Fördermöglichkeiten durch die Abteilung Umweltschutz hierzu sind durchaus möglich).

Die Klimabündnisgruppe sucht für die ca. 6-8 Wochen dauernde Wanderungszeit im kommenden Frühling noch freiwillige HelferInnen zur Betreuung des Amphibienschutzzauns und den Amphibientransport über die Landesstraße. Eine entsprechende Einschulung in Form eines interessanten Vortrags des Amphibienexperten Florian Glaser für alle Beteiligten vor „Saisonsstart“ ist geplant. Interessierte melden sich bitte telefonisch bei Peter Oberhofer unter 0681 10 55 95 65.

Evelyn Gruber und Peter Oberhofer

Zusätzliche Infobox:
Das Klimabündnis Österreich ist bereits 1993 eine Partnerschaft mit FOIRN, einem Dachverband der indigenen Organisationen am Rio Negro in Brasilien, eingegangen. Damit wird diese Region direkt und indirekt in dreierlei Weise unterstützt – ideell, politisch und finanziell.

Beim heurigen Klimaforum wurde ein Film und ein Interview gezeigt. Beide fand ich sehr beeindruckend. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, diese hier auch den Lesern und Leserinnen der Dorfzeitung näher zu bringen.

Der untere Beitrag stammt von einer Partnerorganisation des Klimabündnis Österreich, die ebenfalls die Situation im Regenwald in Brasilien zu verbessern versucht und ein Sprachrohr der indigenen Bevölkerung ist.

Vandana Shiva ist Alternativ-Nobelpreisträgerin und stammt aus Indien.

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Peter Oberhofer

Peter ist seit Ende 2012 Redaktionsleiter der DZ. In Inzing ist er außerdem bei der Klimabündnisgruppe engagiert. Umwelt- und Klimaschutz, Energiesparen, öffentlicher Verkehr sind ihm ein wichtiges Anliegen.

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