28. April 2024
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Der Traum vom Eigenen

Lesedauer ca. 2 Minuten

Sich jung selbstständig machen, sich beruflich verwirklichen, seinen Traum leben: Im Moment ist es in meinem Freundeskreis ein großes Thema, sich selbstständig zu machen. Mittlerweile scheint mir, ich habe viele Freund:innen und Bekannte, die auf die eine oder andere Art nicht vollkommen zufrieden mit ihrer Berufswahl sind (oder erst vom Studium kommen) und sich nun vorstellen können, etwas völlig Neues und Eigenes zu starten.

Die Gründe dafür sind sicherlich einerseits der Wunsch, sich zu verändern und das zu tun, das man schon immer wollte – dabei sein eigener Chef oder die eigene Chefin zu sein und sich das Arbeiten freier einzuteilen. Nach wie vor scheint mir, viele Menschen träumen davon.

Andererseits steckt gerade die Jugend und auch die Arbeitswelt in so einem umfassenden Wandel, wie es früher eventuell noch nicht derart der Fall war. Digitalisierung, Automatisierung und natürlich Nachhaltigkeit sind da nur so einige Schlagworte, die man dazu immer hört. Wie findet man in diesem Umfeld seinen Traum? Was macht man, wenn der bisherige Job vielleicht eines Tages überhaupt wegrationalisiert oder automatisiert wird? Und wie findet man den großen Traum vom „Sinn“ in der Arbeit?

Das Thema ist meines Erachtens etwas angsteinflößend: Ständig werden wir auf den hohen Konkurrenzdruck hingewiesen und ermutigt, noch mehr und noch besser zu arbeiten. Gleichzeitig scheint es absolut erwartet zu werden, Sinn und Erfüllung im Job zu finden. Das lässt sich alles schlecht vereinbaren.

Ich denke, am Ende bleiben die Einzelnen mit ihren Wünschen auf der Strecke. Jedoch, ob die Lösung hier die Selbstständigkeit ist, da bin ich mir nicht sicher. Ich kenne mehrere Selbstständige, die sehr für ihren Beruf brennen – und dabei dazu neigen, zu sehr dafür zu brennen und sich selbst auszubeuten. Das kann auch nicht das Ziel eines neuen Berufsweges sein.

Ich freue mich, zu hören, wie Sie über dieses Thema denken: Ist es heutzutage leichter oder schwerer oder wie immer, sich selbst zu verwirklichen oder sich selbst „etwas aufzubauen“?

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Ein Gedanke zu “Der Traum vom Eigenen

  1. Danke, liebe Sarah, für diesen Text, in dem du in Kürze die Situation treffend umreißt. Als langjährige EPU (selbstständig als Sprachdienstleisterin) kann ich bestätigen, dass die Selbständigkeit keineswegs allen Menschen liegt und verschiedene Fallen bereithält. Man braucht gute Nerven, um die schwer steuerbaren Wellen von mal zuviel, mal fast gar keine Aufträge auszuhalten und am besten einen Partner/eine Partnerin mit regelmäßigem Einkommen, um nie ganz abzustürzen. Und ein großer Vorteil, sich die Arbeit selbständig einteilen zu können, ist auch ein großer Nachteil: Lehnt man Aufträge ab, bleiben vielleicht Kund:innen weg, nimmt man alles an, was reinkommt, ist man schnell bei gesundheitsschädlichen Arbeitszeiten (von den Auswirkungen auf Partner:in und ev. Familie ganz zu schweigen).
    Mir fällt allerdings auf, dass heute mehr nach “idealen” Lösungen gesucht wird, vielleicht eine Folge der leichteren Vergleichbarkeit von allem durch die Digitalisierung. Aber das stresst und lähmt. Vielleicht würde es manchen jungen Menschen helfen, einfach mal irgendetwas zu arbeiten anzufangen und mindestens 1 Jahr dranzubleiben, um dann zu überlegen, ob es in dieser Richtung weitergehen soll oder eine Veränderung sinnvoll wäre.

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