In der ‚Zuvielisation‘ der Worte und Botschaften braucht es trotz aller notwendigen Differenzierung verdichtete Aussagen. Zwei meiner Lebensfreunde sind Meister derselben. Heute möchte ich zwei für mich bedeutsame Aussagen von ihnen mit euch, liebe Leserinnen und Leser der Dorfzeitung, teilen.
„Wie siehst du das?
Einem Gegenüber vermitteln, dass sie oder er etwas zu sagen hat, ist eine wertschätzende Einladung, gemeinsam das Bestmögliche zu suchen und zu gestalten. „Wie siehst du das?“ Mein Lebensfreund Edwin Klien hat diesen Satz tausendfach ausgesprochen. Edwin war neben seinem breiten ehrenamtlichen Engagement jahrzehntelang Leiter der wohl zukunftsträchtigsten Abteilung der Tiroler Landesregierung (das JUFF). Ob es Planungsworkshops, heikle Konferenzen oder Mitarbeiterinnengespräche waren, dieser Satz „Wie siehst du das?“ durfte niemals fehlen. Entsprungen einem Menschenbild, das niemanden ausgrenzt, jeder und jedem eine unverzichtbare Bedeutung zumisst. Immer getragen von einer Grundmelodie des Respekts und der Wertschätzung. Nicht: „Ich sage, wo’s langgeht!“, sondern: „Du hast etwas zu sagen. Ich möchte deine Meinung hören und in das Ergebnis unserer Beratungen einbauen.“ Das ist höchste Kunst in der Führung von Menschen und wohl auch eine Lernschule für gute Politik. Eine Politik, die sich nicht als Kampfarena mit menschenverachtender Wortwahl versteht, sondern das Verbindende sucht und kompromissbereit ist. „Wie siehst du das?“ Deine Meinung ist gefragt.
„Lassen wir es wieder gut sein“
Vergebung ist keine leichte Übung. Möge sie gelingen. Damit alles wieder gut wird.
Ich bin ein Freund von Volksweisheiten. Sie entstanden in einer Zeit, in der noch nicht multimediale Bild- und Wortlawinen auf die Menschen niedergingen. Weisheiten, die in verdichteter Lebenserfahrung und zeitloser Sehnsucht wurzeln. Mein Freund und Künstler Hans Seifert zitiert gerne aus dem geistigen Erbe seiner Mutter. Ihr unerschütterlicher Wunsch nach Versöhnung mündete stets in den Satz: „Lassen wir es gut sein!“ Das Tor der Verletzlichkeit ist stets offen und bürdet uns, wenn wir uns nicht rechtzeitig davon befreien, schmerzhaften Ballast auf. „Gut sein lassen“ heißt Vergeben. Vergebung ist das Weggeben dessen, was uns beleidigt, gekränkt, verletzt, unter Umständen verbittert oder sogar bösartig gemacht hat. Vergebung ist keine leichte Übung und geht oft mit einer Woge des aufgestauten Schmerzes einher. Wollen wir uns Gutes tun und gutes Leben gestalten, so hilft uns die Lebensweisheit, dass wir nie so schön sind, wie wenn wir vergeben und Vergebung erfahren.
ccc
Georg Schärmer / Kulturgastgeber und Wortsammler
Fotos: G. Schärmer privat
Dear Georg,
A lovely phrase, that ‘How do you see that?’….. because it opens up any discussion in a neutral, encouraging way. The phrase invites us to interact, to comment and communicate. When discussing a literary text, like a poem, with students, I would often use the phrase.
As for ‘popular truths’ of older generations, I am reminded of Sandra’s 92 -year-old aunt (Lavinia), know as ‘Aunty Vena’, whose simple, but telling phrase was ‘be kind to each other’. What could be more important than showing kindness and respect for one another?
Andrew