8. September 2024
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Griass Eich

Lesedauer ca. 3 Minuten

Der „gruselige“, von Pflanzen beinahe komplett überwucherte Raum gehört zu einem Gebäude, welches große Bedeutung für Inzing hatte. Es handelt sich dabei um das alte E-Werk, gleich oberhalb des Schutzdammes mit der Hausnummer Kohlstatt 49.

Bereits im Jahr 1888 ließ der ehemalige Landtagsabgeordnete Josef Klotz in der „Eselmühle“ in der Kohlstatt ein kleines E-Werk bauen. Es diente als Energiequelle für die Ziegelerzeugung. Einige Jahre später wurde dann das E-Werk im Dornach (so lautet der Flurname dieses Ortes) in Auftrag gegeben. Den Zuschlag bekam das Bauunternehmen Matteo Dezulian aus dem Trentino. Dessen Rechnung vom September 1905 wies einen Betrag von 12.947 Kronen auf.

Dieses Wasserkraftwerk versorgte nicht nur Inzing mit Strom, sondern auch noch die Gemeinden Ranggen und Hatting. Das Wasser wurde über einen Stollen von 145m Länge zugeführt. Die Leistung der beiden Generatoren betrug 120 Kilowatt. Der Strombedarf stieg rasant, sodass man die beiden Nachbardörfer Ranggen und Hatting schon nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr mitversorgen konnte. Der Anschluss ans Netz der TIWAG erfolgte Anfang der 1950er Jahre.

Bei der Suche nach Informationen über die frühere Funktion des Raumes aus dem Bilderrätsel bekam ich Hilfe von Ronny Büchner (ein herzliches Dankeschön!). Sein Vater war dafür verantwortlich, dass die Generatoren über viele Jahre zuverlässig Strom lieferten. Damit diese Aufgabe Tag und Nacht erfüllt werden konnte, lebte dessen Familie in den Räumen oberhalb des Maschinenraumes.

Von ihm habe ich freundlicherweise auch ein paar Bilder bekommen.

Über den besagten Raum links hinter dem Hauptgebäude erzählte Ronny mir folgendes:

… Das Gebäude ist eigentlich nur ein Gewölbekeller, der neben dem alten E-Werk errichtet wurde. Da das E-Werk 1907 in Betrieb genommen wurde und durch die 2 Turbinen und deren Zuleitung keinen Platz für einen Keller hatte, wurde dieses Gewölbe als Kellerersatz in den Hang gebaut. Zusätzlich gab es in einem weiteren Gebäude, das schon lange abgerissen wurde einen Ziegenstall, eine Waschküche mit Feuerstelle und den größten Teil, welcher als Stadel genutzt wurde. Wir wohnten in der Dienstwohnung des E-Werks.

Mein Vater, der den Service im E-Werk nach der Automatisierung alleine gemacht hatte, benutzte das Gewölbe als Garage für sein Beiwagen-Gespann, das dort leicht Platz fand. Mitte der 80er Jahre wurde der Eingang vergrößert, damit es als Garage für ein Auto genutzt werden konnte. …

Das „Beiwagen-Gespann“ ist mir noch sehr vertraut aus meiner eigenen Kindheit. Oft sah ich ihn an unserem Haus am Mühlweg vorbeifahren.

Ebenfalls gut erinnern kann ich mich an die Blumen, welche aus diesem „Industriegebäude“ ein freundliches Wohnhaus zauberten.

Nun aber geht es wieder in die Gegenwart. Wer durch Inzings Straßen spaziert, wird immer wieder freundlich gegrüßt. Von Menschen, denen man begegnet, aber auch von liebevoll dekorierten Wohnhäusern, wie diesem hier. Kleinigkeiten, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Foto: Ernst Pisch

Ich wünsche viele freundliche Erfahrungen bei der Suche nach diesem schönen Fotomotiv!

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Ernst Pisch

Ernst fotografiert in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne und interessiert sich für die Technik, welche dahintersteckt. Während der oft längeren beruflichen Fahrten von und zu den Kunden denkt er unter anderem auch gerne darüber nach, warum die Welt genau so ist, wie sie ist. Dabei entstehen Fragen und manchmal auch neue Interessen, Ideen und Erkenntnisse, welche er gerne mit anderen teilt.

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Ein Gedanke zu “Griass Eich

  1. Freundlicherweise stellte mir Ronny Büchner das Fotoalbum seines Vaters zur Verfügung.
    https://www.flickr.com/gp/photo-pie/7yf8Uopu78
    Es gewährt ein paar Einblicke in die Arbeit beim alten E-Werk. Das Wissen eines Elektrikers alleine war bei weitem nicht ausreichend – immer wieder mussten gefährliche Arbeiten in schwierigem Gelände durchgeführt werden, um Inzing mit eigenem Strom zu versorgen.
    Ein Dankeschön an die Fam. Büchner für den damaligen Einsatz und die heutigen Einblicke!

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