Wer von Ihnen nutzt Künstliche Intelligenz wirklich?
Tag für Tag hört und liest man, KI verändert die Welt. Sie revolutioniert die Art und Weise, wie wir arbeiten, leben, denken, schreiben. Aber wenn ich mich in meinem Umfeld umhöre, gibt es sehr wenige Menschen, die die Tools wie ChatGPT ehrlich nutzen. Klar, vieles, was wir aus unserem Leben nicht mehr wegdenken können, wie Staubsauger-Roboter oder die Siri in dem iphone funktioniert mit künstlichen Intelligenzen als Basis. Aber ich meine etwas Anderes: Das Schreiben von Emails, das Finden von Ideen für Texte oder beispielsweise das Suchen von Inspiration für textliche Arbeiten (wie in meinem Fall).
Natürlich passiert das auch. Ich selbst bin dankbar für die Möglichkeiten, die mir der kostenlose ChatGPT Account bietet – theoretisch.
Aber dann wirklich nutzen, wenn ich es brauchen würde? Darauf vergesse ich oft. Und ich höre, dass es nicht nur mir so geht.

Woran liegt das?
Ich glaube, dass viele Menschen nach wie vor erstens nicht an KI denken, wenn sie durch ihr tägliches Leben navigieren. Und folglich kommt ihnen gar nicht in den Sinn, sie für irgendetwas zu verwenden. Zweitens finde ich, das Thema ist so komplex, dass manche überfordert damit sind. Also besser auf altbewährtes setzen. Drittens: Gerade Inspiration für kreative Arbeiten – die lässt sich auch anders finden, oder?
Wie stehen Sie dazu? Nutzen Sie KI wirklich regelmäßig?
Liebe Sarah,
als Inspiration taugt KI wohl kaum und derzeit haben wir meist noch die Wahl, ob wir sie nutzen wollen oder selbst knobeln. Wenn immer mehr KI-generierter Text online da ist und die KI damit trainiert wird, wie bisher (unter krasser Umgehung von Urheberrechten), fällt sie nach einiger Zeit in sich zusammen, weil es Rückkopplung gibt.
Mich macht eher der Zugzwang besorgt, der von einigen wenigen Firmen ausgeübt wird und sich schnell ausbreiten kann. Ich will eigentlich kein „smartes“ Haus, das alle Entscheidungen über Raumtemperatur, Strom- und Wasserverbrauch überwacht, keinen Kühlschrank, der mir (vor)schreibt, was ich als nächstes einkaufen soll und ein „Lichtdesign“, das so kompliziert ist, dass ich lieber im Dunklen pinkle, als mich mit den undurchschaubaren Touchscreens herumzuärgern, wo früher ein Lichtschalter war. Es ist aber zu befürchten, dass es bald keine einfachen, „analogen“ Haushaltssachen mehr zu kaufen gibt, sodass, wenn die alte Waschmaschine den Geist aufgibt, nur mehr eine „smarte“ erhältlich ist.
Und da reden wir noch gar nicht von den ungeheuren Strommengen, die KI braucht und die wohl jede Stromersparnis durch smarte Haushaltsgeräte wieder zunichte macht.
Ich glaube, es braucht jetzt klare Regeln zum Gebrauch von KI, jetzt, wo sie noch nicht überall automatisch integriert ist, und ein Recht auf ein weitgehend analoges Leben. Sinnvoll ist so etwas nur auf EU-Ebene, dort gehört es auch gefordert.
Hallo Sarah
Ich kenne Personen, welche sich Texte für Behörden, Arbeitgeber, Vermieter etc. von KI erstellen lassen und diese dann nur mehr da und dort ein wenig anpassen. Am häufigsten erlebe ich, dass Texte mittels KI übersetzt werden in andere Sprachen.
Persönlich verwende ich KI bewusst (man weiß ja immer seltener worin sich KI verbirgt) bis jetzt nur manchmal bei der Bildbearbeitung, um störende Objekte zu entfernen. Ich möchte KI nicht dazu verwenden, künstlich neue Objekte in einem Bild zu erschaffen – das würde meiner persönlichen Einstellung zur Fotografie widersprechen.
KI existiert und ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen, aber ich bin sehr besorgt, was das Verhältnis zwischen Gefahr und Nutzen betrifft. Nur eine von vielen Gefahren besteht darin, dass man schon sehr bald keine Möglichkeit mehr hat, Echt von Unecht oder Wahr von Unwahr zu unterscheiden. Was, wenn man keinem Foto, keinem Video, der gesprochenen Audionachricht und erst recht keinem geschriebenen Text mehr trauen kann? Skepsis, Angst, Verschwörungsgedanken usw. können ganze Gesellschaften und Demokratien zerstören.
So, wie Brigitte bereits schreibt, sind klare Regeln besser gestern noch als heute dringend nötig.
Eines der wahren Verbrechen von KI hat schon jetzt begonnen – der unersättliche Hunger nach Energie. Bis vor kurzem war die Computerwelt noch darum bemüht, den Energiekonsum zu minimieren. Davon ist keine Rede mehr (ich weiß, wovon ich spreche – ich arbeite seit 40 Jahren in dieser Branche). Die großen Player der KI fordern ganze Kraftwerke, welche den Bedarf decken sollen. Aus Sicherheitsgründen stillgelegte Atomkraftwerke sollen reaktiviert und/oder neue gebaut werden.
Selbstverständlich gäbe es auch eine Vielzahl an Problemen, welche mittels KI rascher (ich sage bewusst nicht „effizienter“) gelöst werden können als mit herkömmlichen Mitteln.
Wie Brigitte schon erwähnt hat, benötigt KI Information zum Lernen – es sind bereits monströse Datenkraken entstanden, wovon niemand mehr weiß, womit diese „Intelligenzen“ denn überhaupt noch gefüttert werden. Die „Konzernsprache“ Englisch, welche in vielen Firmen vorgeschrieben wird, zwingt Mitarbeiter zum Übersetzen – KI macht das Ruckzuck … und sammelt dabei Daten, welche u.U. nur für interne Zwecke gedacht sind.
Ich denke, jeder kann sich eine Unzahl beängstigender Szenarien vorstellen – kann der Nutzen das jemals aufwiegen?
Leider sagt mir meine Erfahrung, dass Neuerung bisher vor allem zum Generieren von mehr Wachstum und damit verbundenem Ressourcenverbrauch und nur selten (oder nie?) zu einer Ressourcen-Einsparung geführt haben.
Aber KI ist da garantiert die Ausnahme … oder doch nicht?