18. August 2025
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MATTER OUT OF PLACE – eine Filmempfehlung

© Pixabay
Lesedauer ca. 3 Minuten

Ein Film von NIKOLAUS GEYRHALTER

Am Dienstagabend (18.4.2023) wurde im Leokino in Innsbruck der neue Dokumentarfilm vom österreichischen Regisseur, Produzenten und Kameramann Nikolaus Geyrhalter mit anschließender Diskussion, bei der der Regisseur selbst anwesend war, vorgestellt.

Der originelle wie etwas geheimnisvolle Titel „MATTER OUT OF PLACE“ ist angelehnt an das normalerweise jährlich stattfindende Burning Man Festival in der Wüste von Nevada / USA, dessen Ethos es ist, den Ort so zu hinterlassen, wie man ihn vorgefunden hat – also sauber, d.h. ALLE menschlichen Spuren (der ca. 80 000 BesucherInnen) gelten hier nach dem Festival als „fehl am Platz“ und müssen daher beseitigt werden.

Geyrhalter besuchte unterschiedlichste Ort quer über den Globus (Schweiz, Nevada, Nepal, Malediven, Albanien…). Er zeichnet in bekannter Manier ein vielschichtiges Bild zum Thema Müll. Dabei lässt er eindrucksvolle Bilder großteils ohne gesprochenen Text auf die ZuschauerInnen wirken, um sie zu zwingen, ohne Ablenkung genau hinzusehen. Seine optischen Inputs wirken nicht belehrend, eher aufklärend.

FAZIT: Ein höchst empfehlenswerter Film mit hohem Potenzial zur Selbstreflexion!

Geyrhalter-Zitate zum Film
(entnommen dem Interview in AUSTRIANFILMS / Karin Schiefer:
https://www.austrianfilms.com/interview/nikolaus_geyrhalter/matter_out_of_place_DE)

(1)Wenn ich etwas mit diesem Film und vor allem diesem Dreh gelernt habe, dann: Müll ist nie wirklich verschwunden. 
(2) In alten Deponien ruhen nicht nur Umweltgefahren, sondern es gibt dort auch Potenzial zum Recyclen.
(3) Der Müll ist ein Symbol dafür, wie sich die Menschheit entwickelt, nämlich viel langsamer als es der technologische Fortschritt verlangen würde.
(4) Der Müll verschwindet nicht von alleine, sondern geht oft unerwartete Wege.
(5) Wenn der Meeresspiegel steigt, wird von den Malediven im schlimmsten Fall nur der Müllberg übrigbleiben.
(6) [Wie das Müllproblem zu lösen ist,] liegt in unserer aller gemeinsamen Verantwortung. Uns [dem Filmteam] ging es darum, über diese Teilhabe eine Awareness zu schaffen.
(7) Dass Müll in großen Mengen und überall anzutreffen ist, ist Tatsache.

(8) Es gibt ein paar ungewöhnlich lange Einstellungen,… weil die Müllbewältigung ein ewiger Prozess ist. Man muss es auch einmal aushalten, sich ein paar Minuten mit so einem Bild auseinanderzusetzen.
(9) Man kann sich nicht vorstellen, … welche Logistik es braucht, bis der Müll verbrannt oder sortiert oder sonstwie verarbeitet ist. Wir schmeißen unseren Mist im besten Fall in die getrennten Mülltonnen und glauben, das war es. In Wirklichkeit fängt damit eine unvorstellbare Maschinerie erst an, die auch einen massiven CO2-Fußabdruck hinterlässt.
(10) Der Film ist im Wesentlichen so geworden, wie es die Recherche vermuten ließ.
(11) [Man] muss sich selber an der Nase nehmen. Ich bin auch kein Vorbild. Die Handlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Wenn man nicht einen großen Teil seiner Lebensenergie darauf verwenden will, müllfrei zu leben, dann ist das gar nicht so einfach.

Kurzbeschreibung des Films
Im Meer und an den Küsten, in der Arktis, im Dschungel, auf den Bergen und in der Wüste finden sich fast überall Abfälle in unterschiedlichen Formen und Dimensionen. Mal sind es ganze Autowracks, alte Fernseher oder einfach Bauschutt, meistens aber sind es nur millimetergroße zersetzte Kunststoffpartikel – die Menschheit hat ihre Visitenkarten gründlich verteilt. MATTER OUT OF PLACE ist ein Film über unseren Müll und über die Menschen, die daran arbeiten, ihn zu beseitigen. Eine Bestandsaufnahme der Verbreitung menschlicher Abfälle und eine Beobachtung der Versuche, des Problems Herr zu werden.

Österreich 2022; Regie & Kamera: Nikolaus Geyrhalter; (DCP; 106min; schweizerdeutsch- albanisch-nepalesisch-englische ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).

Quelle: Leokino Innsbruck / Programmvorschau

Andere Beispiele aus Geyrhalters umfangreicher Filmographie:
– 2005 Unser täglich Brot, 92 min., Dokumentarfilm
– 2008 7915 KM, 106 min., Kinodokumentarfilm: https://www.geyrhalterfilm.com/7915_km
– 2011 Abendland, 90 min., Kinodokumentarfilm
– 2013 CERN, 75 min., TV-Dokumentarfilm
– 2016 Homo Sapiens, 94 min., Kinodokumentarfilm
– 2019 Erde, 120 min., Kinodokumentarfilm
– 2022 Alpenland, 88 min., Kinodokumentarfilm

Lektüre-Tipp
Auf unserem Blog ist dazu passend der Artikel über den diesjährigen Dorfputz in Inzing erschienen (FKFI / Daniela Klocker): Müllfunde in Inzing – Dorfputz 2023

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Luis Strasser

Als begeisterter Leser der Printausgabe der DZ hat sich Luis – zusammen mit einem kleinen Team – nach der drohenden Einstellung der Druckversion 2019 dafür eingesetzt, die DZ in irgendeiner Form zu erhalten. Das Resultat ist der nun vorliegende Blog, an dem als Redaktionsmitglied und Autor mitzuarbeiten ihm viel Freude bereitet. Seine Schwerpunktthemen: Politik, Bildung, gesellschaftlicher Wandel, Zeitgeschichte…

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