29. März 2024
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ISLAND – Winterwandern und andere Abenteuer / Teil 3

Lesedauer ca. 6 Minuten

Text: Johann Jenewein, Fotos: Irene & Johann Jenewein

Wandern im Rausch des Lichts

31. Dezember. Silvester. Unser vorletzter isländischer Wandertag ist angebrochen. Im Morgengrauen ziehen wir los. Das Ziel ist Reykjadalur, das Rauchtal. Der Morgen ist kalt und der Himmel klar. Silvester verspricht ein sonniger Tag zu werden.

Vorbei an der rauchenden Quelle erreichen wir den Gebirgsbach. Bei eisigen minus 8 Grad Celsius schlüpfen wir mutig in unser Badezeug und steigen in das 36 Grad warme Wasser. Ein Abenteuer, das wir niemals vergessen werden.

Begeistert vom außergewöhnlichen Badeerlebnis treten wir den Rückweg an. Es ist Mittag und die Sonne steigt langsam über den Bergkamm. Im Rausch des Lichts werden wir von einer überwältigenden Euphorie ergriffen.

Wir haben den Ausgang des großartigen Rauchtals erreicht. Wegen des herrlichen Wetters und der hervorragenden Stimmung legen wir den Weg zu unserem Hotel zu Fuß zurück. Das Rauchtal gehört zu Hveragerdi und das letzte Wegstück wird noch etwas mehr als eine Stunde Gehzeit in Anspruch nehmen.

Im Hotel Órk angekommen erinnern wir uns wieder einmal zurück an unsere Rundreise im Sommer 2010.

Ein Museum für Magie und Hexerei

Wir verließen Isafjörður, das Zentrum der Westfjorde, und fuhren durch tief eingeschnittene Fjorde 220 Kilometern nach Holmavik. Die direkte Linie beträgt gerade einmal 70 Kilometer. Über eine karge Hochebene mit Schneeresten vom vergangenen Winter gelangten wir schließlich nach Hólmavik.

Im Museum für Hexerei und Magie werden Exponate ausgestellt, die bei alten Zauberriten Verwendung fanden. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden in Island immer wieder Menschen wegen angeblicher Hexerei verurteilt und verbrannt.

Die Nordküste entlang

Von Holmavik brachen wir auf und verließen die einsamen Westfjorde in Richtung Osten. Unser Ziel war die nördliche Region um die malerische Hafenstadt Húsavík.

Auf dem Weg stießen wir auf eine auffällige Anlage bestehend aus zahlreichen Holzgerüsten. Arbeiter hängten gerade frisch gefangenen Fisch in die offenen Reihen. Mehrere Wochen werden die Fische vom ewigen Wind getrocknet. Diese Spezialität wird dann als Stockfisch in die ganze Welt exportiert.

Nach den beiden mächtigen Wasserfällen Godafoss und Dettifoss gelangten wir zum See Myvatn. Bei den auffälligen, kegelförmigen Gebilden handelt es sich um Pseudokrater. Sie entstanden, als heiße Lava mit dem Seewasser in Berührung kam und dieses explosionsartig verdampfte.

Eine einzigartige Landschaft erlebten wir im Hochtemperaturgebiet Námaskarð. Aus dem Gestein strömen heiße Gase, die hauptsächlich Schwefelwasserstoff, Kohlendioxid und Wasserdampf enthalten. Es ist ein Gebiet mit aktivem Vulkanismus.

Ritt in den Sonnenuntergang

Der abwechslungsreiche Tag war noch nicht zu Ende. Wir fuhren zu einem Bauernhof in der Nähe von Húsavík, wo wir bereits erwartet wurden. Und dann ritten wir auf den gutmütigen Islandpferden in den Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen streiften wir neugierig durch den Hafen des Fischerortes Húsavík. Die Kirche von Húsavík stammt vom Anfang des letzten Jahrhunderts. Sie ist vollständig aus Holz erbaut, das wegen Holzmangels in Island aus Norwegen eingeführt werden musste. In dem anmutigen Ort leben rd. 2.200 Einwohner.

Durch archaische Landschaftsformen legten wir mit mehreren Stopps die 260 Kilometer von Húsavík zum winzigen Ort Bakkagerði zurück. Der Ort mit rd. 100 Einwohnern liegt in den Ostfjorden.

Beim Sitz des isländischen Elfenkönigs

Der Berg Álfaborg bei Bakkagerði ist in esoterischen Kreisen als Sitz des isländischen Elfenkönigs bekannt. Sogar in der Dorfkirche wurde er vom Maler Jóhannes Sveinsson Kjarval verewigt. Die biblische Bergpredig ist versetzt auf einen Elfenhügel.

Bereits auf der kleinen Insel Vigur in den Westfjorden war es uns vergönnt, Papageientaucher zu erleben. Hier, an der östlichsten Ecke Islands, konnten wir eine große Brutkolonie aus nächster Nähe beobachten. Papageientaucher brüten in Erdhöhlen an und auf Klippen. Der grasbewachsene Felsen bei Bakkagerði ist wie geschaffen für die niedlichen Meeresvögel.

Nach unseren Träumereien vom Sommer 2010 brechen wir zu einer Entdeckungstour durch das abendliche Hveragerði auf. In den hell erleuchteten, geothermal geheizten Gewächshäusern, werden Gemüse und Blumen gezogen.

Und plötzlich erscheinen am Himmel die feinen Schleier des Polarlichts. Wir gehen gemeinsam zum Ortsrand, wo ein traditionelles Silvesterfeuer entzündet wurde.

Zauber der isländischen Landschaft

Letztmalig bereiten wir uns im Hotel Órk auf eine Wanderung vor. Wir bleiben heute in Hveragerði, denn nach der langen Silvesternacht sollte es nur eine kleine Tour werden.

Anfangs ziehen wir die Straße entlang, im Blick den auffälligen Tafelberg. Hinter dem Bauernhof ziehen wir über der majestätischen Schlucht querfeldein über den lang ansteigenden Hang. Geeint in Körper und Geist versinken wir im mystischen Zauber der isländischen Landschaft.

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Johann Jenewein

Johann lebt seit 2001 in Inzing. Die Print-Ausgabe der DZ hat er immer zur Gänze gelesen und hat auch immer wieder Beiträge verfasst. In seinem Privatleben ist er seit 22 Jahren Redakteur einer österreichweit erscheindenden almwirtschaftlichen Fachzeitschrift. Sein größtes Hobby ist das Fotografieren. Seit 2007 ist er Obmann des Kamera-Club Inzing. Seine Leidenschaft ist auch das Erstellen von vertonten Reise- und Multivisionsschauen.

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