Krimis in Buchform und im Fernsehen erfreuen sich seit Jahren steigender Beliebtheit. Dabei ist doch die Wirklichkeit schon schlimm genug, wieso dann die Freizeit mit Geschichten über Verbrechen verbringen?
Nun, Menschen haben sich immer schon gern gegruselt, wenn sie nicht unmittelbar selbst betroffen waren. Von öffentlichen Hinrichtungen über Hexenverbrennungen bis zu den Horrorgeschichten, die ab dem frühen 19. Jahrhundert populär wurden. Kurz danach begann der Siegeszug der Krimis, in denen ein kniffliger Fall durch einen besonders genialen Ermittler gelöst wird. Dieses Auflösen eines Rätsels wirkt beim Lesen wie eine Belohnung und hat wohl einiges zur Beliebtheit des Krimis beigetragen. Im 20. Jahrhundert treten endlich auch Ermittlerinnen auf, von Harriett Vane über Miss Marple bis zu Rizzoli & Ives.
Dieses Team aus Kriminalpolizistin Rizzoli und Pathologin Ives hat die amerikanische Autorin Tess Gerritsen erfunden und das bringt mich zu meinem heutigen Thema, nämlich dem Krimifest Tirol. Gerritsen las in der Wagnerschen Buchhandlung und sprach über „Mutterherz“, einen Nachzügler der eigentlich abgeschlossenen Rizzoli&Ives Serie. Nach 11 Romanen hatte sie eigentlich genug von den beiden Ermittlerinnen, doch gleichzeitig waren die Figuren so lebendig geworden, dass sie sich von Rizzolis Mutter zu einem weiteren Band inspiriert fühlte.
Derlei erfährt man beim Krimifest, einer wunderbaren Gelegenheit, Krimiautorinnen und –autoren live zu erleben und das nicht nur in Innsbruck. Das vor 5 Jahren von Autor Bernhard Aichner und Verleger Markus Hatzer gegründete Krimifest bindet Buchhandlungen und Büchereien vom Außerfern bis nach Osttirol ein und schickt die eingeladenen Autor:innen (heuer 36 Personen) in die Dörfer, um sie dem Lesepublikum näher zu bringen.
Berühmte ausländische Autor:innen wie Gerritsen sind dabei in der Minderheit, die meisten Eingeladenen kommen aus dem deutschsprachigen Raum und erfreulicherweise sind Frauen gut vertreten. Das Krimigenre bietet große Vielfalt. Sogar innerhalb der Untergruppe Regionalkrimi funktionieren die Romane über den behäbigen Polizisten Gasperlmaier von Herbert Dutzler im Ausseerland ganz anders als die burgenländischen Gartenkrimis von Martina Parker, obwohl beide auf starke Verortung in einer Region und kauzige Figuren setzen. Martina Parker war z.B. in Axams und in Reith im Alpbachtal zu erleben, Dutzler in Telfs. Volker Klüpfel und Michael Kobr mögen es etwas rauer und deftiger mit ihrem Allgäuer Kriminalpolizisten Kluftinger. Die Spezialistin für Steirerkrimis, Claudia Rossbacher, las in Lienz und in Völs.
Bernhard Aichner und Thomas Raab hingegen setzen wie Tess Gerritsen auf Spannung und Tempo. Raab las in Innsbruck und Schwaz.
Die Vorarlbergerin Alex Beer geht zeitlich zurück und ließ ihre erste Krimi-Erfolgsserie in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg spielen. Inzwischen hat sie eine neue Serie begonnen, die in der Nazizeit angesiedelt ist. Sie las in Kramsach.
Tom Hillenbrand war Wirtschaftsjournalist, bevor er mit dem Schreiben von Thrillern begann. Er stellte in Zirl einen Roman über kriminelle Machenschaften rund um Kryptowährungen vor, der trotz der komplizierten Materie spannend und gut verständlich geschrieben war. Er hat aber auch eine Serie von kulinarischen Krimis vorzuweisen, die zwar etwas gemütlicher daherkommen, aber gleichzeitig allerhand Kriminelles über Warenströme und die Lebensmittelindustrie an den Tag bringen.
Mit etwas Glück gibt es nächsten Oktober wieder ein Krimifest. Inzwischen hält die Inzinger Bücherei eine sehr große Auswahl an Krimis bereit.
Vergnügliches Schmökern wünscht Brigitte Scott.