Mitte Dezember tagten etwa 90.000 Menschen in Dubai im Rahmen der COP28, der Weltklimakonferenz. Man mag zur Veranstaltung stehen, wie man will, letztlich scheint sie doch eine deutliche Relevanz für die Zukunft unserer Erde zu haben. Würde man gar nicht verhandeln, würde es vermutlich NOCH weniger Ergebnisse und Ziele geben. Und am Ende stellt sich die große Frage, was passiert danach?
Die letzten Tage der Konferenz waren äußerst dramatisch und wechselhaft. Zwischendurch sah es so aus, als wäre ein durchschlagender Erfolg in Sicht. Tags darauf kam die Ernüchterung. Die täglichen Pressemeldungen habe ich „gesammelt“. Ich möchte ein paar Zitate daraus hier plakativ anführen – die Quellen der Zitate sind die jeweiligen nachfolgenden Artikel von TT, derstandard und taz).
Um was geht es aber grundsätzlich bei den Klimakonferenzen? Etwa 200 Staaten ringen um einen (kleinen) gemeinsamen Nenner, um eine Richtung für die Eindämmung der Erderhitzung vorzugeben. Weltweit, was es nicht einfacher macht. Dass es eine Vielzahl an unterschiedlichen Zielrichtungen gibt, ist logisch. Letztlich ging es heuer vor allem darum, ob man den dringend notwendigen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern (Kohle, Gas und Öl) schafft. Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre ist der Haupttreiber für den menschengemachten Anstieg der Temperaturen. Da wir bereits jetzt bei etwa +1,2°C Erderwärmung (seit vorindustriellem Niveau) liegen, gilt es schnell zu handeln. Bei den Konferenzen wird um jedes Wort gerungen, was zur Folge hat, dass die Ergebnisse oft sehr dürftig wirken. Ein großes Problem ist außerdem, dass bisher keine der Vereinbarungen bindend war und es auch keine Sanktionen gibt.
Vor dem Klimagipfel schrieb die renommierte österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb einen Brief an Tirol, in dem die Ausgangssituation mit der dringend notwendigen Reduktion der Treibhausgasemissionen beschrieben ist.
„Die Emissionen erreichen mit 57,4 Gigatonnen CO2 2022 einen neuen Rekord, und kein G20-Staat ist auf Kurs zu seinen Netto-Null Zielen. Österreich übrigens auch nicht. Die Welt steuert auf ein Plus von 2,5 bis 2,9 Celsius Grad über dem vorindustriellen Niveau zu. …. Der wichtigste Fortschritt ist die angestrebte Verdreifachung der Kapazität erneuerbarer Energien und Verdoppelung der Effizienzsteigerungsrate bis 2030, zu der sich mehr als 130 Staaten bekannt haben.“
Zu Beginn der Klimakonferenz war die Hoffnung groß.
„Könnte ausgerechnet in einem Staat, der den Großteil seines Geldes mit Erdöl macht, der Ausstieg aus den Fossilen beschlossen werden? Ausgerechnet mit einem COP-Präsidenten, der gleichzeitig Chef eines der größten Ölkonzerne der Welt ist? Was noch zu Beginn der Klimakonferenz als nahezu unmöglich galt, scheint nun zumindest nicht mehr völlig ausgeschlossen. Der Streit um die Zukunft von Kohle, Erdöl und Erdgas wurde zum Thema Nummer eins in den Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz (COP 28).“
Der Widerstand der OPEC-Staaten war aber gewaltig. Und so kam es, dass es einen Textvorschlag gab, der nach Ernüchterung aussah.
„In einem neuen Textentwurf für das große geplante Abkommen findet der Ausstieg aus fossilen Treibstoffen keine Erwähnung mehr. Die knapp 200 Staaten sollen die Produktion und den Verbrauch fossiler Treibstoffe in einer “angemessenen und gerechten” Art und Weise “reduzieren”. Das, so stellte eine Koalition ambitionierterer Staaten klar – zu denen unter anderem die EU und die kleinen Inselstaaten zählen –, sei ihnen nicht genug.“
Und einen Tag später war die Überraschung groß. Es kam doch noch zu einem halbwegs guten Abschluss bei der Klimakonferenz.
„Zwar findet sich der von vielen Staaten geforderte klare “Ausstieg aus fossilen Brennstoffen”, auf Englisch “phase out”, nicht mehr in dem Dokument, dafür der Aufruf zu einem “Übergang”, weg von fossilen Energien. Im selben Satz heißt es: Mit diesem Umstieg müsse “im Einklang mit der Wissenschaft die Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden”. Damit wurde der am Mittwochfrüh in Dubai vorgelegte Text in langwierigen Verhandlungen im Vergleich zum vorherigen Entwurf deutlich nachgeschärft“
Weiters steht in dem Abschlusspapier:
„Untermauert würde der Erfolg dadurch, dass die Kapazität erneuerbarer Energien global bis 2030 verdreifacht und die Energieeffizienz verdoppelt werden soll. Zudem nennt der Text konkrete Zahlen zur Emissionsreduktion: Treibhausgasemissionen sollen im Vergleich zu 2019 weltweit um 43 Prozent bis 2030 gesenkt werden und um 60 Prozent bis 2035. Die Klimaneutralität müsse bis 2050 erreicht sein.“
Auch wenn die Freude recht groß war, gab es einen deutlichen Wehrmutstropfen. Es gibt etliche Schlupflöcher für die Staaten, z.B. darf Gas als Übergangstechnologie verwendet werden.
„Doch es wurde wieder ein Kompromiss. Dass ein komplettes Aus für Öl, Kohle und Gas auf der Klimakonferenz vereinbart wird, war von Anfang an unrealistisch. Zu stark war der Gegenwind ölfördernder Staaten. Denn wie so oft liegt der Teufel im Detail: Im Abschlusstext wurden mehrere Formulierungen eingebaut, um die Abkehr von Fossilen abzuschwächen und Schlupflöcher zu kreieren.“
„Auch bei dem Übergang weg von fossilen Energieträgern wurde ein Nebensatz ergänzt: Er müsse auf “auf eine gerechte, geordnete und faire Weise” erfolgen.“
Was auch immer dies bedeuten mag….
Dass der Beschluss nicht für alle ausreichend ist, untermauert der Artikel aus der TAZ (hier nur beispielhaft).
„Der Entwurf, den Sie uns präsentiert haben, enthält gute Elemente. Die Frage ist: Sind sie gut genug?“ Nein, findet Samoa. Der Inselstaat läuft Gefahr, vom steigenden Ozeanpegel schlicht verschluckt zu werden. „Dieser Prozess hat uns im Stich gelassen“, rekapituliert die Vertreterin Samoas die vergangenen Konferenztage.“
„Der COP 28-Abschluss wird die Welt nicht in die Lage versetzen, die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten“, sagt Klimawissenschaftler Johan Rockström, Co-Chef des renommierten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Von einem „entscheidenden Meilenstein“ spricht er trotzdem. „Die Aussage zur Abkehr von fossilen Brennstoffen bleibt jedoch zu vage und es gibt keine harten und nachvollziehbaren Grenzen für 2030, 2040 und 2050.“
https://taz.de/Abschluss-der-COP28/!5976259/
Ein äußerst interessanter Nebenschauplatz auf der Klimakonferenz war, dass etliche Staaten ihren Abbau von Subventionen und Förderungen in fossile Technologien beschlossen haben. Darunter auch Österreich. Dies dürfte ein probates Steuerungsmittel sein.
„Dabei geht es um viel Geld: Zwischen 2016 und 2020 machte das Volumen jährlich 4,1 bis 5,7 Milliarden Euro aus, wie eine im Vorjahr veröffentlichte Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) zeigt. Während der Corona-Pandemie stieg die Summe beträchtlich an, auf rund 14,5 Milliarden Euro. Der primäre Zweck der Mehrförderung in jener Periode galt der Abfederung der Teuerung. Energiekostenzuschüsse bedeuten jedoch in den meisten Fällen die Förderung von fossilem Energieverbrauch.“
Was hat die Klimakonferenz nun erreicht? Ich denke, der Übergang („leider nicht der Ausstieg“) aus den fossilen Energieformen in nachhaltige Techniken ist nun zwar abgeschwächt, aber immerhin erstmals von allen Staaten unterzeichnet worden. Die Absichtserklärung ist gut. Taten müssen folgen. Es wird spannend zu beobachten, was in den nächsten Monaten und Jahren tatsächlich umgesetzt wird. Auch wenn nun rasch und global gehandelt wird, werden wir dennoch einen Temperaturanstieg von über 2°C nicht mehr verhindern können (siehe Zitat Rockström und Artikel TT oben). Die Auswirkungen werden wohl enorm sein (Stichwort: Extremereignisse, Temperaturanstieg, Fluchtbewegungen, etc.).
Das Ergebnis der Klimakonferenz mit dem “Übergang” von fossilen Treibstoffen ist ein deutlicher Auftrag an alle Staaten und auch an die österreichische Bundesregierung. Und natürlich gilt dies auch für die Gemeinde Inzing. Als Klimabeauftragter sehe ich die Entscheidung von Dubai als Bestätigung dessen, was die Gemeinde vor knapp zwei Jahren im Klimaplan 2032 beschlossen hat. Nämlich Inzing aus Öl und Gas heraus zu bringen, die Erneuerbare Energieerzeugung und -nutzung auszubauen und die Energieeffizienz zu verbessern (u.a. durch neue Erkenntnisse aus der Energiebuchhaltung und vor allem durch Gebäudesanierung).
Zusammenfassung von Fridays for Future Österreich vom 13.12.2023.
Wie es nun, nach der COP28, weitergeht hat derstandard in einem Podcast “Edition Zukunft” analysiert.
Hoffentlich geht es uns nicht, wie im Lied von Felix Kramer – “Es ist eh schon alles gesagt”:
Alle Fotos: Peter Oberhofer