4. Mai 2024
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Das leidige Thema der barrierefreien Neugestaltung der Unterführung am Bahnhof Inzing

Lesedauer ca. 5 Minuten

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Der Anlass für diesen Bericht

Immer wieder konnte ich in den letzten Jahren Situationen beobachten, wie Menschen hilflos in den „Abgrund“, sprich in den steilen Stiegenabgang der Unterführung am Bahnhof in Inzing blickten, da sie ohne Hilfe dieses Hindernis nicht zu überwinden imstande waren. Für Menschen, die körperliche Einschränkungen haben und auf einen Rollstuhl oder andere mobilitätsunterstützende Hilfsmittel angewiesen sind, ist dies per se schon einmal ein übler Missstand. Stark betroffen sind auch Mütter oder Väter, die mit Kleinkindern (zum Teil noch im Kinderwagen) allein unterwegs sind.

Ich habe aus der jüngeren Vergangenheit zwei „beeindruckende“ (eigentlich beschämende, wenn man sich „fremdschämen“ könnte) Erlebnisse in besonderer Erinnerung:

– Spät am Abend (es war bereits total dunkel) suchte ein ortsunkundiges (!) Ehepaar verzweifelt nach einer Möglichkeit, von der Nordseite des Bahnhofs auf die Südseite zu wechseln, was für den Mann im Rollstuhl absolut unmöglich war. GsD hat sich eine Radfahrerin angeboten, ihnen den Weg der Umfahrung zu zeigen (und zu beleuchten!!).

– Bei anderer Gelegenheit fiel mir eine aus Richtung Innsbruck angereiste Mutter auf, die überlegte, wie sie unter den erschwerten Bedingungen die Unterführung „schaffen“ könnte.
Sie hatte ein kleines Kind an der Hand, einen vollbepackten Rucksack am Rücken und ein Baby im Kinderwagen. Als alle anderen Fahrgäste ausgestiegen und in den Inzinger „Katakomben“ verschwunden waren, stand sie weinend allein mit ihren Kleinen bei der Nordstiege. Ich kam etwas später, da ich unmittelbar nach dem Aussteigen noch etwas in meiner Tasche suchte. So konnte ich ihr anbieten, sie beim für sie immer noch sehr mühevollen Transport zu unterstützen.

Allein diese zwei Beispiele zeigen, wie dringend notwendig eine barrierefreie Gestaltung der Unterführung am BH Inzing wäre. Daran gibt es wohl keinen Zweifel.
Aber die Geschichte ist nicht ganz einfach, wie ich aus mehreren Gesprächen (zuletzt anlässlich dieses Artikels) mit Bürgermeister Sepp Walch erfahren habe.  

Aktueller Stand der Bauvorhaben der ÖBB im Großraum Innsbruck und westlich davon

Nach Auskunft eines Vertreters der ÖBB auf Anfrage von BM Sepp Walch im Jahr 2017 wurde der barrierefreie Umbau des BH Inzing für das Jahr 2021/22 (!) in Aussicht gestellt. Als BM Walch 2022 – nachdem bis dahin überhaupt nichts geschehen war – wieder eine dringliche Anfrage an die ÖBB richtete, bekam er die Auskunft, dass sich zwischenzeitlich die Rahmenbedingungen geändert hätten und dass daher die Zeitschiene für die Bahnhofsumbauten gemeinsam mit dem Land Tirol hätte aktualisiert und gebündelt werden müssen.
Man könne aber vonseiten der Gemeinde das Projekt vorfinanzieren (in der Größenordnung von etwa € 800 000), um den Vorgang zu beschleunigen. Dies musste allerdings von der Gemeindevertretung abgelehnt werden, da es die finanziellen Möglichkeiten bei weitem gesprengt hätte. Die Kommune unterstützt(e) ja bereits bestehende ÖBB-Infrastrukturanlagen wie z. Bsp. den Park-and-Ride-Autoabstellplatz (Errichtungs- und Erhaltungskosten).

Die Planungen der ÖBB im Großraum Innsbruck und westlich davon schauen konkret folgendermaßen aus:

Derzeit wird der Umbau des Bahnhofs Telfs-Pfaffenhofen fertiggestellt. Da es bei einem Komplettumbau auch Streckensperren und Bahnstromabschaltungen benötigt, kann nur eine bestimmte Anzahl von Bahnhöfen pro Jahr umgebaut werden.
Insofern wird es bis 2027 (!!) dauern, bis mit den Planungen (!) in Inzing begonnen wird. Vorher sollen jedenfalls noch die Bahnhöfe Schönwies (vgl. TT-Artikel vom 19.3.2024, S. 22), Völs, Zirl (obwohl dort weniger Zug-Pendler unterwegs sind als in Inzing, aber die Anbindung an die Gewerbezone Zirl-Inzing mit ca. 2500 Arbeitsplätzen durch eine Bike-and-Ride-Möglichkeit mit Radverleih eine höhere Priorität genießt), evtl. Kematen und der Innsbrucker Westbahnhof baulich neugestaltet werden.
BM Walch ist allerding wegen der bisherigen Erfahrungen eher skeptisch, ob der Zeitplan diesmal eingehalten werden kann. Mit “schönen” E-Mails möchte er sich allerdings in Zukunft nicht mehr zufriedengeben. Auch einzelne Privatpersonen melden sich immer wieder bei der Gemeinde, um in Erfahrung zu bringen, wie es um den BH-Umbau steht.

Interimistische Behelfslösungen

(1) Beschilderung der derzeitigen Umfahrung:

Dies ist ein vordringliches Gebot bzw. eine dringende Bitte an die Gemeinde. Wie sollen sich Menschen, die keine Ortskenntnisse haben, im Bedarfsfall sonst zurechtfinden?

(2) Straßenreinigung und Instandhaltung der Umfahrung:
Die Gemeinde hat dafür gesorgt, dass der Weg asphaltiert wurde, der Schnee geräumt und das Abfließen des Wassers ermöglicht wird. Dies beizubehalten bzw. noch zu intensivieren, wäre ein Appell an die Gemeinde.

(3) Beleuchtung der Umfahrung:
Den Beleuchtungszustand kann man mit Fug und Recht als katastrophal bezeichnen. Es gibt schlichtweg bei Dunkelheit keine Orientierungsmöglichkeit (die Bilder wurden am 25.3.2024 um 20.00 Uhr aufgenommen). Daher die große Bitte an die Gemeinde, dieses Problem zu lösen.

(4) Freistehender Aufzug:
Würde es gelingen, diese Idee zeitnah umzusetzen, wäre vielen Menschen wirklich sehr geholfen (zumal von den ÖBB in Aussicht gestellt wurde, dass mit der Planung für den Inzinger BH erst 2027 begonnen würde!!).
Freistehende Lifte gibt es in vielen Bahnhöfen. Könnte man sich nicht in Inzing darum bemühen, so eine Anlage möglichst bald zu errichten, um sie dann, wenn der offizielle Umbau vonstattengeht, in den Gesamtkomplex zu integrieren? Vielleicht wäre die Gemeinde imstande, dieses Projekt vorzufinanzieren, um dem andauernden “Lamento” der Vertreter der ÖBB wirkungsvoll zu begegnen.  

[(5) Die ursprünglich auf den Stiegen montierten Metallschienen wurden aus Sicherheitsgründen abgebaut – was durchaus nachvollziehbar ist – und werden daher auch nicht mehr als Zwischenlösung ins Auge gefasst.]

(6) Private Initiativen!!
Lästig sein bei den entsprechenden Stellen…

ccc

HELP!!!

xxx

PS: Ein herzliches „Dankeschön“ an BM Sepp Walch für die offenen, interessanten und aufschlussreichen Gespräche!

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Luis Strasser

Als begeisterter Leser der Printausgabe der DZ hat sich Luis – zusammen mit einem kleinen Team – nach der drohenden Einstellung der Druckversion 2019 dafür eingesetzt, die DZ in irgendeiner Form zu erhalten. Das Resultat ist der nun vorliegende Blog, an dem als Redaktionsmitglied und Autor mitzuarbeiten ihm viel Freude bereitet. Seine Schwerpunktthemen: Politik, Bildung, gesellschaftlicher Wandel, Zeitgeschichte…

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