18. Oktober 2024
Newsletter   

Achtsamkeit auf dem Prüfstand 

© Shutterstock
Lesedauer ca. 2 Minuten

Schon immer wollte ich einen Selbstversuch als Redakteurin wagen und das ist mir jetzt gelungen – mit einem durchaus für mich spannenden Thema. Ich probierte eine App aus, die Nutzer:innen ermöglicht, Meditationen durchzuführen und somit mehr Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren. Da ich prinzipiell an Yoga, Achtsamkeit und diesen Themenfeldern interessiert bin und vor einiger Zeit beim Yoga Feuer gefangen habe, reizte es mich, die App „Headspace“ auszuprobieren, was ich über einen Zeitraum von vier Wochen machte. Das ist übrigens eine gute Probezeit – laut psychologischen Forschungserkenntnissen brauchen Menschen nämlich in etwa 30 Tage, um sich an eine neue tägliche Gewohnheit zu gewöhnen.

Headspace ist eine App, die international recht bekannt ist und einer der führenden, wenn es um Meditation geht. Kurz gesagt: Die App gibt einem Anweisungen und geführte Meditationen vor und diese kann man dann alleine zuhause praktizieren. Es ist keinerlei Ausrüstung notwendig; teure Kurse kann man sich sparen und die Erklärungen sind alle leicht verständlich. Das Ziel dahinter: einen unterschwelligen Zugang zu Themen mentaler Gesundheit bieten – die Leute daran erinnern, jeden Tag einen kleinen Schritt tun, jeden Tag kurze fünf Minuten für die eigene Gesundheit aufbringen.

Klingt eigentlich sehr gut, dachte ich mir immer und war gespannt. Nach meinem persönlichen Selbstversuch kann ich sagen (bei dem ich zugegebenermaßen nicht jeden Tag meditierte, aber fast jeden): Die App ist sinnvoll, die Übungen sind einfach in den Alltag zu integrieren, kurz und knackig erklärt. Man kann eigentlich immer und überall meditieren, man muss sich nur die fünf bis 30 Minuten Zeit dafür nehmen. Und ich merkte auch eine Entwicklung bei mir: Anfangs fällt es sehr schwer, sich auf nichts zu konzentrieren, außer den eigenen Atem. Mit der Zeit und regelmäßigem Üben wird das viel leichter und nach einer Weile kommt es einem auch ganz selbstverständlich vor. In dieser Hinsicht gilt auf jeden Fall: Geduld macht den Meister.

© Shutterstock

Aus Interesse habe ich mich in wissenschaftliche Forschungsarbeiten zu und von Headspace eingelesen. Das sehe ich ambivalent: Zum einen wird gepriesen, wie vorteilhaft die Meditation ist. Dass Achtsamkeit und Meditation gesundheitliche Vorteile haben, ist mittlerweile wissenschaftlicher Konsens. Headspace schreibt unter anderem, dass gezeigt werden konnte, dass die App die Belastung von Angestellten und Fälle von Burnout reduziert und die Jobzufriedenheit steigert. Außerdem gibt es positive Auswirkungen in Bezug auf Gemütslage, Selbstmitgefühl, Stressmanagement und und und. Aber, was man hier ganz zentral nicht vergessen darf – und Headspace weist auch selbst oft darauf hin: Eine App ersetzt keine Therapie oder Behandlung. Headspace ist nicht dazu geeignet – und auch nicht dazu gedacht – Erkrankungen zu lindern. Ich denke, es könnte passieren, dass Leute zu viel an Erwartungshaltung in eine digitale Anwendung stecken. Da sollte man vorsichtig sein.
Sarah Kröll, April 2024

Diesen Artikel teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert