3. Dezember 2024
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Nachhaltig Reisen – Jill on journey

Fotos: Jill on journey
Lesedauer ca. 5 Minuten

Jill is on journeys – das Motto und der Titel des Reiseblogs der deutschen Influencerin. Jill ist eine junge Frau, die sich die Macht des Internets und ihren Einfluss in der Blogger:innen-Szene zu nutze macht, um auf ein Thema aufmerksam zu machen, das ihr am Herzen liegt: Nachhaltig reisen – was ist das und wie geht das überhaupt?

Eine kurze Definition der Reisebloggerin aus Norddeutschland mit immerhin rund 1.200 Follower:innen auf Instagram: „Nachhaltig reisen heißt für mich, so die Welt zu entdecken, dass die Reisen Spuren in mir hinterlassen – aber ich so wenig wie möglich Spuren auf Mensch, Tier und Umwelt hinterlasse“.

Dass es mit nicht unerheblichen Schwierigkeiten verbunden ist, wirklich nachhaltig unterwegs zu sein (und das hauptberuflich), davon kann Jill ein Lied singen. Nicht nur einmal sind ihr auf ihren Reisen Hürden diesbezüglich begegnet, wie sie erzählt.

„Prinzipiell benötigt es an der einen oder anderen Stelle immer mehr Planung und Flexibilität, will man nachhaltiger unterwegs sein als andere. Die gängigsten und die meist günstigsten Arten sich fortzubewegen, sind leider immer noch die schädlichsten. Ein Beispiel von mir: Um auf dem Landweg in den Süden Europas zu kommen, muss man einige Zwischenstopps und Umstiege einplanen – was naturgemäß ziemlich teuer wird. Letztes Jahr stellte ich das während meiner Portugal-Reise fest.“

Doch der Unterschied zu den meisten Menschen, die im Urlaub hauptsächlich schnell an ihr Ziel kommen möchten, machte es Jill Spaß, die Reise auszudehnen, Städte zu entdecken, die eigentlich nicht auf dem Plan standen und Zeit an Orten zu verbringen, wo von den üblichen Tourist:innen-Hotspots jede Spur fehlt.

So gesehen scheint es etwas äußerst Positives zu sein, nachhaltig zu reisen. Denn wer möchte nicht abseits der ausgetretenen Pfade sein und Menschenmengen meiden?

Aber das ist zu einfach: Jill betont selbst, sie sei in der privilegierten Position, dass es wenig Unterschied macht, ob sie ein paar Tage länger am Weg ist oder nicht. Selbstverständlich muss man sich dies zeitlich und kostenbezogen erst mal leisten können. Mit Blick auf Familien mit Kindern, die ihre raren Urlaubswochen gemeinsam nutzen möchten, ist das nicht einfach.

Apropos Urlaub nehmen: Jill ist als Internet-Dienstleisterin dafür prädestiniert von überall auf der Welt zu arbeiten. Alles, was sie benötigt, ist ein Internetanschluss und ihr Laptop. Wiederum etwas, das viele nicht machen können.

Hat man diese grundlegenden Fragen erstmal gelöst, gilt es weiterzurecherchieren. Laut Studien erzeugen die Mobilität am Urlaubsort sowie An- und Abreise die meisten CO2 Emissionen. Bis zu 75 Prozent des Fussbdrucks hinterlassen Reisende also eigentlich, bevor sie überhaupt an der Zieldestination ankommen, um es überspitzt zu sagen. Jill rät hier deshalb ebenso, sich genau über Routen und Verkehrsmittel zu informieren, im Vorfeld Pläne bis zur letzten Meile zu machen. Auch Informationen bei lokalen Busanbietern vorab einzuholen ist ein guter Ratschlag. Meist ist es durchaus möglich, per Bus, Bahn oder Fahrrad am Urlaubsort mobil zu sein. Das wissen die meisten jedoch nicht.

Ein ganz anderer Punkt, der Jill als Reisende und als bekennende Tierliebhaberin am Herzen liegt: Sie rät dazu, den eigenen Verbrauch von tierischen Produkten auf der Reise zu reduzieren. Weniger Fleisch und Milchprodukte zu konsumieren, ist eine der relativ einfachen Möglichkeiten, wie Reisende ihre Umweltbelastung verringern können. Die Viehzucht – besonders in Ländern ohne strenge Schutzauflagen – ist einer der grundlegendsten Emissions-Schleudern. Sie macht 15 Prozent aller globalen CO2 Emissionen aus, was ein starkes Stück ist. Laut Jills Recherchen sind diese 15 Prozent mehr als die meisten Autos und Flugzeuge zusammen.

Wobei es manchen auch schon die Augen öffnet, wenn man sich die Flugreise wirklich einmal genau ansieht: Ein Hin- und Rückflug von Berlin nach Buenos Aires in Argentinien verursacht mehr als 7 Tonnen an CO2 Emissionen. Das ist mehr als durch 3 Jahre Autofahren zustande kommt (bei etwa 12.000 Kilometern jährlich) oder auch 12 mehr als eine durchschnittliche in Äthiopien lebende Person jährlich ausstößt.

Aus diesem Grund reist Jill persönlich seit mehreren Jahren nicht mehr per Flugzeug. „Anfänger:innen“, die nicht sofort radikal alle Flugreisen streichen möchten, rät sie mit dem Aussetzen von Inlandsflügen oder Flügen innerhalb Europas zu beginnen. Und die längere Reisedauer per Bus und Zug hat sie mittlerweile schätzen gelernt: Einerseits durch das erwähnte Entdecken unbekannter Ziele, andererseits durch das effiziente Nutzen der Zeit während der Reise – mit Aus-dem-Fenster-schauen, lesen und Schlaf nachholen.

Ist man nun am Ort des Urlaubs angekommen, gibt es weitere Möglichkeiten, die CO2 Bilanz aufzubessern. Vielen Reisenden ist die Menge an Müll, die sie produzieren, beispielsweise nicht bewusst. Indem man ein paar „Basics“, wie einen Jutebeutel für Einkäufe oder eine Trinkflasche aus Glas, dabei hat, ist der Flut an Plastik schon einiges entgegen gesetzt. Weiters wären umweltfreundliche Sonnencremes und Shampoos eine gute Wahl. Diese sind oftmals auch verträglicher für den Körper.

Bei der Wahl der Unterkunft können große Hotelketten vermieden werden. Zur Nachhaltigkeit zählt nämlich auch die soziale Seite: Sein Geld den Einheimischen zugutekommen lassen und die lokale Wirtschaft unterstützen – das ist auch für Jill ein zentraler Punkt. Sie plädiert dafür, in familiengeführten kleinen Pensionen zu übernachten, internationale Fast food Ketten – die es mittlerweile wirklich überall gibt – zu meiden und auf lokalen Bauernmärkten unterwegs zu sein. Bei schwierigen Themen, wie der Religion, gilt es, die Bräuche und Traditionen vor Ort zu respektieren und sich ein Stück weit anzupassen. Niemandem tut es weh, sich in Kirchen entsprechend zu kleiden und einen Gottesdienst schweigsam zu verfolgen.

In letzter Zeit sind Attraktionen etwas in Verruf geraten. Das sind jene Highlights der Reise, wie Elefantenritte oder Pferdekutschen. Immer mehr erfährt man über die schlechten Haltebedingungen der Tiere und der Arbeitsbedingungen der Menschen, die prekär für den Tourismus tätig sind. Man könne sich fragen, welches dieser Erlebnisse wirklich notwendig seien, meint Jill. Gäbe es dafür keine Nachfrage mehr, gibt es auch bald weniger Angebot – klassisches Wirtschaftsdenken.

Wenngleich Jill und viele ihrer Reisebloggerkolleg:innen mit diesen kleinen Schritten die Konsument:innen in der Pflicht sehen, lässt sie auch Entscheidungsträger:innen im großen Maßstab nicht aus der Pflicht. Letztendlich fehlt es bis dato noch an grundsätzlichen politischen Vorgaben, die nachhaltiges Reisen nicht nur begünstigen, sondern geradezu verpflichtend machen. Würden Kurzstreckenflüge viel teurer oder gewisse Praktiken (zum Beispiel das Kamel reiten in der Wüste) gesetzlich verboten und sanktioniert, komme man an Alternativen nicht drum herum. Jedenfalls ist Jill hier aber nicht naiv. Auf einer ihrer Reise nach Albanien musste sie feststellen, dass es wenig Nutzen hat, wenn sie als Einzelne bewusst Müll vermeidet, das Land aber kein funktionierendes Abfallsystem und kein Recycling hat. Es gibt also noch so einiges zu tun.

Wie sieht der Tourismus im Jahr 2050 aus – sollte es ihn da überhaupt noch geben? Jill on journey sagt: „Ich wünsche mir, dass die aktuellen Trends anhalten beziehungsweise mehr als nur Trends werden: Dass das nachhaltige Reisen zur Norm wird. Das wäre besser für die Reisenden, die Wirtschaft und die Politik. Denn der Tourismus ist ein Wirtschaftsfaktor. Gibt es ihn nicht mehr – weil wir so weiter machen wie bisher – dann schaufeln wir unser eigenes Grab.“

Die Möglichkeiten sind also da und klar – worauf warten wir?

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Ein Gedanke zu “Nachhaltig Reisen – Jill on journey

  1. Ja, es ist erstaunlich wie viele Reisen man ohne weiteres auch gut mit Zug und Bus machen kann, und das hat wirklich etwas ganz Besonderes. Im Allgemeinen hat man deutlich mehr Kontakte zu anderen Reisenden aus verschiedensten Regionen der Welt, aber ganz besonders auch zu den Einheimischen des jeweiligen Landes (nicht nur zu Hotelangestellten). Ich persönlich finde es toll und habe es auch immer gerne so gemacht.
    Natürlich geht das nicht für jede Reise und der Zeitfaktor ist bei entfernten Gebieten ein gravierender Teil. Schließlich möchte man nicht länger unterwegs sein, als man am Zielort bleiben kann.
    Was dabei schade ist, ist die Tatsache, dass meist sogar auf Kurzstrecken der Flug um ein Vielfaches billiger ist, als Zug oder Bus. Im Flugverkehr werden nämlich viele Steuern nicht berechnet, was aber bei den idealeren Verkehrsmitteln zu bezahlen ist. Es darf einfach nicht sein, dass ein Flug nach Paris, Hamburg oder Barcelona weitaus billiger ist als jedes andere Verkehrsmittel.

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