21. November 2024
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Auswirkungen von Hitze auf unsere Gesundheit

Viel trinken und kühle Schattenplätze helfen bei Hitze. Foto: Peter Oberhofer
Lesedauer ca. 3 Minuten

Durch den Klimawandel kommt es vermehrt zu Hitzetagen und auch zu längeren Hitzewellen. Dass man viel trinken und sich nach Möglichkeit im Kühlen aufhalten soll, ist bekannt. Doch auch einige andere Aspekte gilt es zu beachten. Dr. Markus Thaler gibt uns einen umfassenden Überblick auf den Themenkomplex “Hitze und Gesundheit”.

Das folgende Interview führte Peter Oberhofer.

Foto: privat

Zur Person:

Dr. Markus Thaler ist Anästhesist, Notfallmediziner und Risikomanager an der Universitätsklinik in Innsbruck und zudem Flugrettungsarzt. Er beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Gesundheit und Hitze. 2023 verfasste er eine Masterarbeit mit dem Titel „Der Einfluss des Klimawandels auf das Einsatzspektrum und die Einsatzzahlen der Flugrettung in den Ostalpen“.

Es ist durch den Klimawandel davon auszugehen, dass es in Zukunft zu einer weiteren Zunahme von Hitzetagen und Hitzewellen kommen wird. Siehst du als Anästhesist in diesem Zusammenhang auch eine Auswirkung auf die menschliche Gesundheit?

Markus Thaler: Definitiv. Bereits jetzt ist es so, dass jährlich während Hitzesommern in ganz Europa zwischen 30.000 und 70.000 Menschen zusätzlich versterben. Dies ist allerdings nur die Spitze des Eisberges, denn durch die zunehmende Temperaturerhöhung kommt es noch zu einer Vielzahl von negativen Auswirkungen auf uns Menschen. So verschlechtern sich während Hitzephasen oft Erkrankungen wie Herz-Kreislaufstörungen, Diabetes und Nierenleiden. Allergiker haben durch eine verlängerte und stärkere Pollensaison ebenso zunehmende Beschwerden. Durch immer höhere Temperaturen können sich auch zunehmend Erreger Ausbreiten, die potenziell für uns Menschen tödlich sein können. Bespielweise hat sich die asiatische Tigermücke bereits über große Teile Mitteleuropas verbreitet. In der Lombardei wurde letzten Sommer das erste Mal das Dengue Fieber, übertragen durch ebendiese Mücke, festgestellt. Bisher war dies eine Erkrankung, die normalerweise nur in subtropischen und tropischen Regionen unserer Erde vorkommt. Nicht vergessen darf man auch die indirekten Schäden durch Extremwetterereignisse wie Windwürfe, Überschwemmungen und Starkregen auf unsere mentale Gesundheit. Diese Schäden führen oft zu existentieller Bedrohung und somit bei unmittelbar Betroffenen häufig zu Depressionen und Angststörungen. 

Was sind deine Tipps für die Inzinger Bevölkerung, um mit den gesundheitlichen Gefahren durch Hitze umzugehen.

M.T.: Hitzewarnungen ernst nehmen und sich entsprechend vorbereiten. Bereits einfache Maßnahmen sind wirksam: morgens und abends lüften, dazwischen Fenster geschlossen halten. Beschattungen von Wohnräumen ausnützen und Ventilatoren einsetzen, um einen kühlenden Luftstrom zu erzeugen. Anstrengende Arbeiten und sportliche Aktivitäten sofern es geht vermeiden oder verschieben. Helle, lockere Kleidung tragen. Leichte Mahlzeiten mit viel Obst und Gemüse einnehmen und Alkohol möglichst vermeiden. Sinn man es allerdings, die tägliche Trinkmenge ganz bewusst zu erhöhen. Für alle die in der Hitze arbeiten müssen (Straßenarbeiter, Bauarbeiter, Feldarbeiter, Feuerwehr im Einsatz etc.): unbedingt auf Warnzeichen von Hitzeerkrankungen achten. Dazu zählen Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Muskelkrämpfe …. Unbedingt raus aus der Hitze und am besten mit kaltem Wasser abkühlen. Ein Hitzeschlag kann töten! Bessern sich die Symptome nicht: Notruf 144 wählen.

Wie so oft sind vor allem vulnerable Gruppen, wie ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder auch Kleinkinder stärker betroffen. Was gilt es zu beachten?

M.T.: Zu den genannten Gruppen zählen auch noch Obdachlose und Menschen, die aufgrund ihrer sozialen Stellung nicht die Möglichkeit haben, sich vor Hitze adäquat zu schützen. Hier sind wir alle gefordert, auch sie vor den Gefahren erhöhter Temperatur zu schützen. Neben den oben genannten Maßnahmen kann man, wenn die Möglichkeit besteht, ältere Menschen aus der Stadt aufs Land holen. Während Hitzewellen sollte man Ausflüge und Unternehmungen im Freien in der prallen Sonne vermeiden.

Vorsicht gilt bei kranken Personen, die Medikamente zu sich nehmen müssen: viele dieser Medikamente wirken unter Hitze anders, sodass hier eine Anpassung der Dosis erforderlich sein kann.  Kleine Kinder nicht in der prallen Sonne spielen lassen, Sonnenschutz verwenden und ebenfalls häufig zum Trinken auffordern. Und Kleinkinder nie auch nur kurz im Auto in der Sonne warten lassen: bereits nach wenigen Minuten können potenziell tödliche Temperaturen von 45° und mehr erreicht werden.

Du bist auch Notarzt und Flugretter. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch im alpinen Gelände einiges zu beachten gibt. Was ist wichtig bei sportlicher Aktivität im Gebirge an heißen Tagen?

M.T.: Früh starten und Sonnenschutz verwenden, also Hut aufsetzen, Sonnencreme schmieren und gerne auch einen kleinen Sonnenschirm verwenden. Die Routen so legen, dass sie eventuell durch Schattenhänge und Wälder führt und man jederzeit auch problemlos umkehren kann.  Bewusst viel Trinken, Pausen einlegen und fette, üppige Mahlzeiten vermeiden.  Fühlt man sich nicht fit, die Tour besser abbrechen und umkehren.

Besondere Beachtung muss man dem Wetterbericht schenken. Wetter- und Gewitterwarnungen unbedingt ernst nehmen. Wer im alpinen Hochgebirge unterwegs ist unbedingt auf Steinschlag achten, der in gewissen Regionen durch den Rückgang des Permafrostes zunehmend gefährlicher wird.

Danke Markus für die sehr informative Zusammenfassung.

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Peter Oberhofer

Peter ist seit Ende 2012 Redaktionsleiter der DZ. In Inzing ist er außerdem bei der Klimabündnisgruppe engagiert. Umwelt- und Klimaschutz, Energiesparen, öffentlicher Verkehr sind ihm ein wichtiges Anliegen.

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