Ehrung für Hannes Gstir, Brigitte Scott und Peter Oberhofer für ihre langjährige Tätigkeit in führenden Funktionen für die Printausgabe der dorfzeitung INZING (DZ)
Bereits im März hat das aktuelle Redaktionsteam beschlossen, besonders verdienstvolle “MacherInnen” der Printausgabe der DZ zu ehren. Corona hat auch diesem Ansinnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ende Juni 2020 konnten wir jedoch Versäumtes nachholen.
So versammelte sich eines Nachmittags eine illustre Runde im Café s’10er: Neben den Geehrten waren auch die aktuellen Redaktionsmittglieder Michael Haupt und Luis Strasser sowie der Inzinger Bürgermeister Sepp Walch anwesend.
Die Intention der kleinen Feier war es, die große Wertschätzung für außerordentliche Leistungen im Zusammenhang mit der Dorfzeitung als Printmedium über einen so langen Zeitraum zum Ausdruck zu bringen – auch stellvertretend für alle ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der DZ seit Gründung der Zeitung 1986.
Bei einem Glas Prosecco und nach der Überreichung kleiner Geschenke waren wir gleich mittendrin in angeregten Diskussionen über die Geschichte und Entwicklung der DZ (und damit Inzings) in den vergangenen Jahrzehnten. Natürlich konnten auch Bezüge zur aktuellen Lage (nicht nur zu Corona!) sowie der politischen Situation auf lokaler, Landes-, Bundes- und internationaler Ebene nicht fehlen. Die Anwesenheit von BM Sepp Walch wurde als besondere Würdigung der Verdienste von Brigitte, Hannes und Peter angesehen. Das Verhältnis zwischen der Zeitung und Repräsentanten der Gemeindepolitik war ja bekanntermaßen nicht immer friktionsfrei. Sepp hat in sehr anerkennenden Worten besonders die über einen so langen Zeitraum gehaltene Qualität der DZ und die arbeitsintensive Gestaltung des Blattes hervorgehoben und gemeint, er könne dies erst so richtig nachvollziehen, seit die Gemeinde ein eigenes Informationsblatt (inzinginformiert) herausgibt. Als äußeres Zeichen seiner Wertschätzung hat BM Walch auch gleich eine Spende für den Blog aus seiner Privatschatulle geleistet.
Ich habe die Geehrten gebeten, ein kurzes Selbstporträt zu verfassen. Einleitend dazu erlaube ich mir eine sehr persönliche “Typisierung” von Hannes, Brigitte und Peter, die einerseits natürlich eine starke Verkürzung ihrer Persönlichkeiten darstellt, sie aber andererseits in spezifischer Weise charakterisiert:
Hannes Gstir – mit dem Dorf eng verbundener Intellektueller mit besonderer Affinität zu politisch-gesellschaftlichen Prozessen
Gründungsmitglied der DZ 1986
(Mit)Herausgeber 1994-2019
Regelmäßiger Schreiber im Blog
Nach Volksschule in Inzing und dem Akademischen Gymnasium in Innsbruck folgte das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der UNI Innsbruck, das ich im Jahr 1983 mit dem Mag. der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften abschloss. In meiner Jugend verbrachte ich viel Zeit im damaligen offenen Jugendtreff im Inzinger Widum, zunächst als Besucher und später als Mitglied im Freiwilligenteam. In diesem Zusammenhang engagierte ich mich auch bei der Katholischen Jugend. Dieses Engagement im Jugendbereich prägte mich und legte wohl auch den Grundstein für mein späteres (gesellschafts)politisches Engagement. Wir engagierten uns in vielen damals aktuellen Fragen, darunter Umwelt- und Friedensbewegung. Folgerichtig verweigerte ich nach dem Studium den Dienst mit der Waffe im Bundesheer (damals musste man die Gewissensgründe dafür noch vor einer so genannten Zivildienstkommission glaubhaft machen). Nach dem Zivildienst beim Roten Kreuz in Seefeld begann ich meine berufliche Laufbahn bei SPAR in Wörgl. Nach drei Jahren ergriff ich eine Gelegenheit beim Schopf, an mein ehrenamtliches Engagement im Jugendbereich anzuknüpfen: beim Land Tirol wurde eine Stelle im damaligen Landesjugendreferat ausgeschrieben, und ich konnte dort als Sachbearbeiter die Bereiche Offene Jugendarbeit, Kulturarbeit mit Jugendlichen und Internationale/Interkulturelle Jugendarbeit betreuen. Von 1987 bis 2001 war ich dort tätig und war auf dem besten Weg, ein so genannter „Berufsjugendlicher“ zu werden, als sich ein anderer Weg öffnete:
Das Thema Integration von Zugewanderten hatte in den 1990er Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, was dazu führte, dass beim Land Tirol der Fachbereich Integration bei der damaligen Abt. JUFF eingerichtet wurde, dessen Leitung ich übertragen bekam. Diese Aufgabe nehme ich bis heute wahr und freue mich über das Privileg, in einem gesellschaftlich wichtigen Bereich mein Engagement einbringen zu können. Heute ist der Fachbereich Integration Teil der Abt. Gesellschaft und Arbeit, die die Abt. JUFF nach einer Umbildung ablöste.
Die Arbeit ist zwar sinnstiftend und konstruktiv, oft aber auch ziemlich stressig, sodass ich froh bin, in der Freizeit Ausgleich dafür zu finden. In erster Linie bei meiner Familie – meiner Frau Christine und meinen beiden Kindern Julia und Martin sowie den Enkeln Kilian, Willi und Fabian – auch wenn einige davon ziemlich weit weg sind.
Andere Energiespender sind Bergsport in allen Variationen – Berggehen, Mountainbiken und Klettersteige im Sommer sowie Skitouren und Rodeln im Winter. Und natürlich das Singen – als Lernender in der Landesmusikschule Zirl und als Praktizierender in der Chorgemeinschaft Inigazingo und beim Varioxong.
Dort kommt so viel Energie her, dass sie viele Jahre lang auch für politisches Engagement in der Gemeinde reichte. Seit der Gründung der Liste juf im Jahr 1986 bin ich Mitglied dieser Liste und war mehrere Gemeinderatsperioden lang in Ausschüssen tätig (Sport- und Jugendausschuss, Dorfentwicklungsausschuss, Kulturausschuss). Von 2004 bis 2010 leitete ich die Liste juf und vertrat sie als Gemeinderat und Gemeindevorstandsmitglied. Auch den Kulturausschuss leitete ich in dieser Periode – als Erfolg sehe ich heute noch das Inzinger Dorfbuch, das wir in dieser Periode realisieren konnten, den Kulturstammtisch, den Abend der Kultur- und Sozialvereine und das Inzinger Dorffest, bei dem damals ausschließlich InzingerInnen für die musikalische Gestaltung zuständig waren. 25 Jahre lang, von 1994 bis 2019, machte auch die Dorfzeitung Inzing einen wesentlichen Teil meiner Freizeit aus – ich war Mitherausgeber (zuerst mit Christine Scheiber, dann mit Brigitte Scott) und auch für die Finanzen verantwortlich. Das wirkte manchmal als Energiespender, weil es viel Freude machte und wir ein engagiertes Team hinter uns hatten. Manchmal kostete dieses Engagement aber auch einige Energie, weil halt nicht immer alles rund lief. In Summe aber war es eine sehr gute Zeit mit einem großen Reichtum an wichtigen Erfahrungen und wertvollen Beziehungen. Trotzdem, war nach 25 Jahren schon eine gewisse Ermüdung zu spüren – deshalb bin ich froh, dass ein neues, engagiertes Team die Geschicke in die Hand genommen hat. Da mit dem Gemeindeblatt Inzing informiert ein Konkurrenzprodukt aufgetreten ist, gegen das eine ehrenamtlich gemachte Dorfzeitung letztlich keine Chance hat, war der Schritt ins Internet nur logisch, auch wenn wir damit vor allem ältere Menschen als LeserInnen verloren haben. Gern nehme ich diese Möglichkeit wahr, von Zeit zu Zeit meine Meinung zu verschiedensten Themen zu publizieren und zur Diskussion zu stellen.
Brigitte Scott – “Kultur-Lady” von Inzing mit herausragender, besonders anglophil orientierter Sprachkompetenz
(Mit)Herausgeberin der DZ von 2005 – 2019
Gelegentliche Berichte im Blog (mit einem speziellen Fokus auf kulturelle Ereignisse)
Faszination Sprache
Vielleicht begann es mit den Gedichten und Gute-Nacht-Geschichten, die mir meine Mutter allabendlich vortrug. Oder mit der Vorfreude auf die erste Klasse Gymnasium, in der ich endlich anfangen würde, Englisch zu lernen. Sprache hat mich immer schon fasziniert.
Klar, dass ich dann Englisch und Deutsch als Fächer für mein Studium wählte. Eigentlich wäre ich damals schon gern Übersetzerin geworden, aber das konnte man in meiner Heimatstadt Salzburg nicht studieren. Immerhin reichten meine Buchhaltungskenntnisse für eine Stelle im angesehenen Residenz Verlag, wenn auch nicht in einer literarischen Funktion. Dann ergab sich die Möglichkeit, für 1-2 Jahre nach England zu gehen, dafür ließ ich die Stelle im Literaturverlag gerne hinter mir.
Doch dann schlug die Liebe ein und aus 1-2 Jahren wurden gute 16. Und Sprache blieb zentral für meinen Lebensunterhalt: im Unterricht von Deutsch als Fremdsprache (ungern) und mehr und mehr als Übersetzerin (mit Begeisterung). Irgendwann übernahm ich die Herausgabe der Zeitschrift des German Networks der ÜbersetzerInnen.
Inzwischen war die elektronische Kommunikation so weit fortgeschritten, dass ich nach meiner Rückkehr nach Österreich als Übersetzerin fast so weitermachen konnte wie zuvor in England.
Bei unserer Ankunft in Inzing entdeckte ich die Dorfzeitung und nutzte sie zu meiner Orientierung im Dorf. Und nur ein Jahr später kam ich mit Hannes Gstir ins Gespräch, der mich zur Mitarbeit einlud. Schnell wurde daraus die Mitherausgeberschaft. Alle paar Monate zusammentragen, was berichtenswert für Inzing ist und diese Themen ansprechend zu formulieren, das war eine spannende Aufgabe, die ich mit viel Freude (und tatkräftiger Unterstützung des Redaktionsteams) erfüllte. Auch beruflich war ich mit der Herausgabe einer Zeitschrift beschäftigt (https://ecomont.mountainresearch.at/). Meine Hauptaufgabe war, dafür zu sorgen, dass die Beiträge (auf Englisch von Nicht-Muttersprachlern verfasst) flüssig zu lesen und gut formuliert waren.
Jetzt, in der Pension, freue ich mich über die Möglichkeit, gelegentlich Buchbesprechungen und vielleicht auch mal andere Kulturthemen in den DZ Blog beisteuern zu können.
Wer genau hinhört, dem erschließt sich die Kraft und Faszination von Sprache ganz besonders in Kombination mit Musik: https://www.youtube.com/watch?v=zPwwDr0qFow
Peter Oberhofer – versierter Zahlenjongleur mit enormer sozial-ökologischer Kompetenz und DIE personifizierte Verlässlichkeit
Redaktionsleiter der DZ seit 2012
Aktuelles Redaktionsmitglied
Administrator der DZ-Website
Regelmäßiger Schreiber im Blog
Im Herbst 2012 wurde ich gefragt, ob ich bei der Dorfzeitung mitarbeiten möchte. Grundsätzlich war ich sehr interessiert. Durch meine technische Ausbildung in der HTL Elektrotechnik und meine inzwischen schon 30 Jahre andauernde Berufslaufbahn in der IT-Branche habe ich mich eher als Organisator und weniger als Autor gesehen. Die Redaktionsleitung für eine quartalsweise erscheinende Zeitung war aber dann doch etwas ganz Neues für mich. Die Abläufe konnte ich schnell optimieren. Später habe ich angefangen, auch Artikel beizusteuern. Als Controller und Programmierer bei den Tirol Kliniken und generell als „Zahlenmensch“ war die Serie „Inzing in Zahlen“ natürlich naheliegend. Aber auch mein Engagement bei juf und in der Klimabündnisgruppe ergaben immer wieder Themen für eigene Artikel für die Dorfzeitung.
Besonders der Umweltschutz ist mir ein großes Anliegen. Mit den Veranstaltungen der Klimabündnisgruppe, der ich inzwischen auch schon über 10 Jahre angehöre, versuchen wir das Bewusstsein für den Klima- und Umweltschutz zu schärfen. Besonders Repair Café und Klimakino sind Formate, die uns sehr viel Spaß machen und die, so hoffe ich, gut in der Bevölkerung ankommen.
Seit über 10 Jahren arbeite ich nicht Vollzeit, somit bleibt mir auch genügend Zeit für Familie, Haushalt und Garten. Auch die eine oder andere Radtour geht sich noch aus. Radfahren ist für mich ein wunderbarer Ausgleich – es gibt mir die Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen.
Im Herbst 2019 hat sich das Team der Dorfzeitung durchgerungen, die Print-Ausgabe einzustellen, und nach längerer Diskussion dazu entschlossen, den Blog zu starten. Sehr froh war ich, dass wir bald etliche AutorInnen gefunden haben, die auch für den Blog Artikel schreiben wollten. Für mich war klar, dass ich beim „Projekt Dorfzeitung“ weiter mache. Zusammen im Team mit den beiden neuen Herausgebern Michael Haupt und Luis Strasser, mit dem ich schon beim Freundeskreis für Integration sehr gut zusammenarbeiten durfte, ist mir diese Entscheidung auch sehr leicht gefallen. Die momentanen Zugriffszahlen zu den Artikeln des Blogs zeigen mir, dass wir den Aufwand nicht umsonst betreiben. Ich hoffe sehr, dass wir weiterhin neue AutorInnen finden, die den Blog zu noch mehr Vielfalt führen können. Ich wünsche mir, dass der Blog neben der aktuellen Berichterstattung auch zusammen mit den Archivausgaben der Printexemplare ein Zeitdokument über das Geschehen in Inzing wird.
Fotos (wenn nicht anders angegeben): privat