In meinem letzten Jazzartikel habe ich ausgewählte große Jazzalben vorgestellt. Das Erscheinungsdatum war ausgerechnet der Weltfrauentag, im Beitrag war aber leider keine Musik von Frauen vorgestellt. Diesen Fauxpas werde ich nun korrigieren und in diesem Artikel ausschließlich Frauen im Jazz vorstellen. Der überwiegende Teil an Jazzmusikerinnen sind Pianistinnen oder Sängerinnen, aber auch eine Saxofonistin und eine Schlagwerkerin werde ich hier präsentieren.
So wie im letzten Artikel treffe ich eine persönliche Auswahl und gebe Beispiele für Musik, die ich teilweise auch schon live gehört habe. Die Auswahl zeigt auch in Ansätzen, wie vielfältig Jazz sein kann.
Myra Melford
Myra Melford ist eine amerikanische Pianistin. Sie hat mit Größen, wie Dave Douglas, Fred Frith oder Kirk Lightsey gespielt. Unter eigenem Namen gründete sie 2002 die Band Myra Melford’s Be Bread, in der akustische und elektronische Elemente ihren Platz finden. Aus beiden mit dieser Band aufgenommenen Alben hier jeweils ein Beispiel:
The Image Of Your Body – To The Roof
Myra Melford tourte mit dieser Band auch viel durch Europa. Beim Jazzfestival Saalfelden durfte ich ein Konzert mit ihr live hören.
The Whole Tree Gone – See A Horizon
Patricia Barber
Amerikanische Sängerin und Pianistin. Patricia Barber wuchs schon in einer sehr musikalischen Familie auf und studierte neben Klassischer Musik auch Psychologie. Markant ist ihre tiefe Stimme, sie spielt viele Standards und interpretiert sehr spannende Versionen. Hier zu hören die George Gershwin-Nummer Summertime aus ihrem Album A Distortion Of Love.
Auch das Album The Cole Porter Mix enthält sehr schöne und interessante Interpretationen einiger Standards.
Hania Rani
Junge polnische Pianistin. Sie trat heuer beim Jazzfestival im oberösterreichischen Diersbach auf.

Das Setting beim Festival war gleich, wie auf der folgenden Studioaufnahme – mit fünf Klavieren/Keyboards zauberte sie unglaubliche, inspirierende, gefühl- und dennoch kraftvolle Klänge. Unbedingt hineinhören!
Besonders empfehlenswert finde ich auch das Duo von Hania Rani mit Dobrawa Czocher am Cello. Die beiden haben das Album Biala Flaga aufgenommen. Sehr feine, spannende Musik, die stilistisch von den Musikerinnen als “modern classic” eingeordnet wird.
http://haniarani.com/works/biala-flaga/
Terri Lyne Carrington
Amerikanische Schlagwerkerin. In Perugia Anfang der 2000-er Jahre u.a. mit Herbie Hancock und Bobby Hutcherson am Werk.
Hier ein Konzertmitschnitt vom Jazzfest Burghausen 2014. Gespielt wird das Album Money Jungle. 50 Jahre zuvor nahm Duke Ellington in einer legendären Triosession ein Album mit gleichem Namen auf. Damals zusammen mit Charles Mingus und Max Roach. Dieses Konzert in Burghausen war wohl eine Hommage an die Session vor 50 Jahren.
Terri Lyne Carrington ist mehrfache Grammy-Gewinnerin und hat mit sehr vielen weltbekannten Musikern, nicht nur Jazz gespielt. Herbie Hancock, Stevie Wonder, Joni Mitchell, Carlos Santana, Al Jarreau, Pharoah Sanders, Cassandra Wilson. Die Liste ließe sich weiter fortsetzen. Ein eigenes Frauenprojekt hat sie als künstlerische Leiterin unter dem Titel Sing The Truth gegründet. Im Projekt gab es eine Zusammenarbeit mit den Sängerinnen Angelique Kidjo, Dianne Reeves und Lizz Wright.
Alice Coltrane
Wir gehen nun in der Zeit etwas zurück in die „wilde“ Freejazzzeit der 1970er Jahre. Alice Coltrane spielt Klavier, Orgel und Harfe. Geprägt wurde sie durch das Umfeld mit Ehemann John Coltrane und auch durch die enge Zusammenarbeit mit Pharoah Sanders. Ihre Musik hat sich im Laufe der Zeit zu immer spirituelleren, indischen Klängen entwickelt.
Hier aus dem Album Journey In Satchidananda mit Pharoah Sanders am Saxofon.
Und ein zweites Hörbeispiel aus dem Album Ptah The El Daoud. Das Stück heißt: Turiya & Ramakrishna. Zu hören sind wunderschöne Klavierpassagen.
Nubya Garcia
Englische Saxofonistin mit karibischen Wurzeln. Durch einen Artikel in einer Jazzzeitschrift wurde ich auf Nubya Garcia aufmerksam. Hier Lost Kingdoms aus dem Album Nubya’s 5ive.
Ihr aktuelles Album Source wurde für die britischen Parliamentary Jazz Awards nominiert.
Cassandra Wilson
Cassandra Wilson ist eine amerikanische Sänger. Ihr Stil liegt an der Grenze zwischen Jazz, Blues und Pop/Rock. Mit ihrem 1999 erschienenen Album Traveling Miles widmete sie sich dem verstorbenen Miles Davis und interpretierte einige seiner Stücke völlig neu und versah manche auch mit neuen Texten. Bei dieser Aufnahme waren u.a. Jazzgrößen wie Pat Metheny, Dave Holland oder Terri Lyne Carrington (s.o.) mit in der Band.
Hier aus dem genannten Album Traveling Miles das Stück Run The VooDoo Down (das Original stammt von Miles Davis und ist auf Bitches Brew zu finden).
Auch Cassandra Wilson ist Grammy-Gewinnerin.
Anat Fort
Wunderschöne Töne für ruhige Stunden spielt die israelische Pianistin Anat Fort.
Als Musikbeispiel hier ein Livemitschnitt mit David Michaeli am Bass und Nitzan Birnbaum am Schlagzeug. Gespielt wird das Stück Minnesota, das auf dem bei ECM erschienenen Album And If zu finden ist.
Mehr Infos zu Anat Fort auf ihrer Homepage:
Nun folgen noch ein paar Hörbeispiele – alle haben einen Österreichbezug.
Maria Joao
Hier spielt Maria Joao mit dem österreichischen Saxofonquartett Saxofour.
Linda Sharrock
Wolfgang Puschnig am Saxofon und Michel Godard an der Tuba. Stimme Linda Sharrock.
Rebekka Bakken
Wolfgang Muthspiel an der Gitarre mit Rebekka Bakken – aus dem Album Beloved der Titel I Surrender You
Viola Falb
Junge Österreichische Saxofonistin.
Ich hoffe, ich konnte mit diesen Musikbeispielen ein wenig Lust auf mehr Frauenpower machen.