Miles Davis gilt unbestritten als einer der größten und einflussreichsten Musiker des Jazz. Seine Karriere startete bereits Mitte der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts und endete mit seinem letzten Konzert 1991 in Hollywood. Er prägte im Laufe dieser fast fünf Jahrzehnte den Jazz und gab mehrmals bedeutende Richtungswechsel für die gesamte Jazzwelt vor.
Unzählige großartige Musiker (tatsächlich fast nur Männer) begleiteten Miles Davis. Allein fast 50 Pianisten und Keyboarder waren bei unzähligen Konzerten und Studioaufnahmen an seiner Seite. Viele davon hatten auch entscheidenden Einfluss auf die Musik von Miles Davis. Obwohl die Zusammenarbeit mit Davis oft nicht einfach zu sein schien, war es für Musiker oft auch sehr wichtig für die eigene Karriere, mit ihm gespielt zu haben. In der Liste der wichtigsten Jazzpianisten stehen sehr viele Namen, die auch auf der Liste der Begleiter von Miles Davis zu finden sind.
Ich möchte ein paar Beispiele präsentieren, die einerseits die Jazzstile und andererseits die unterschiedlichen Pianisten zeigen sollen. Natürlich sind in den Beispielen einige der wichtigsten Jazzalben vertreten. Ich beschränke mich auf die bekanntesten Pianisten.
Dass die Pianisten wichtig in Miles Leben waren, bezeugt vielleicht auch dieser Ausspruch von Dizzy Gillespie an Miles Davis ganz zu Beginn seiner Musikerlaufbahn: „Lerne Klavier spielen, Mensch, und dann kannst du dir selbst verrückte Soli herausfinden“.
Alle Musiker, die mit Miles Davis gespielt haben, sind hier nach Instrument klassifiziert aufgelistet.
Ich habe in einem Chat mit Perplexity als KI einige Fakten zu den jeweiligen Pianisten zusammengetragen (immer farblich hinterlegt). Zusätzliche Quellen waren die Bücher Das Jazzbuch von Joachim Ernst Berendt und Günther Huesmann bzw. Jazz von Arrigo Polillo.

Bill Evans
Bill Evans war nur etwa ein Jahr bei Miles Davis, aber zu einer Zeit, als das erste große Miles Davis-Quintett riesige Erfolge feierte. Eigentlich war hier noch Red Garland am Klavier am Werk. Die Formationen wechselten später ein wenig. 1959 entstand mit Bill Evans im Sextett das Album Kind of Blue, das als eines der wichtigsten Alben der Musikgeschichte überhaupt gilt. Hier spielten weiters Cannonball Adderley (sax), Paul Chambers (b), John Coltrane (sax) und Jimmy Cobb (dr). Bill Evans starker Anschlag und die Art der Interaktion zwischen den Musikern prägte in dieser Zeit viele seiner Kollegen.
Perplexity:
Bill Evans hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Musik von Miles Davis und prägte insbesondere das legendäre Album Kind of Blue. Seine Zusammenarbeit mit Davis führte zu einer bedeutenden musikalischen Entwicklung und einer neuen Ära im Jazz.
Einfluss von Bill Evans auf Miles Davis
Harmonische Innovationen: Evans brachte eine neue harmonische Sensibilität in die Musik von Davis ein, die stark von der europäischen Klassik, insbesondere dem Impressionismus von Claude Debussy und Maurice Ravel, beeinflusst war. Diese Ansätze erweiterten die harmonischen Möglichkeiten des Jazz und führten zur Entwicklung des modalen Jazz 1 5.
Modaler Jazz: Miles Davis nutzte Evans‘ tiefes Verständnis von Skalentheorie und modaler Harmonik als Grundlage für Kind of Blue. Evans half dabei, den Fokus von komplexen Akkordwechseln hin zu einfacheren, skalaren Strukturen zu verschieben, was mehr Freiheit für Improvisationen bot 2 5.
Musikalische Veränderungen durch Bill Evans
Minimalismus und Lyrik: Evans‘ Spiel zeichnete sich durch eine lyrische, introvertierte Sensibilität aus. Er brachte eine subtile und minimalistische Herangehensweise ein, die perfekt mit Davis‘ Stil harmonierte. Beide Musiker waren Meister darin, mit wenigen Noten viel auszudrücken 5 6.
Spontaneität und Freiheit: In der Band von Miles Davis wurde selten geprobt. Vieles entstand spontan während der Aufnahmen oder Auftritte. Evans‘ Fähigkeit, in diesem Rahmen kreativ zu agieren, trug wesentlich zur einzigartigen Atmosphäre von Kind of Blue bei 6.
Spezialität für Miles Davis
Kompositionen und Arrangements: Evans war maßgeblich an der Gestaltung von Stücken wie Blue in Green und Flamenco Sketches beteiligt. Obwohl Davis offiziell als Komponist genannt wird, stammen die Akkordfolgen und Arrangements dieser Stücke nachweislich von Evans 6.
Klangfarben und Ästhetik: Er führte Davis in die Welt moderner klassischer Musik ein und diskutierte mit ihm über Klangfarben und musikalische Strukturen. Dies beeinflusste Davis‘ musikalischen Geschmack nachhaltig 2 5.
Insgesamt war Bill Evans nicht nur ein Sideman, sondern ein kreativer Partner für Miles Davis. Seine harmonischen Konzepte und sein sensibler Stil trugen entscheidend dazu bei, den modalen Jazz zu definieren und Kind of Blue zu einem Meilenstein der Musikgeschichte zu machen.
Bill Evans bevorzugte immer schon das klassische Jazztrio mit Piano, Bass und Schlagzeug. Die Zeit bei Miles Davis war für den schlacksigen, hochgewachsenen Bill körperlich sehr anstrengend. Um sich wieder mehr dem Trio zu widmen verließ er die Gruppe um Miles Davis nach etwa einem Jahr wieder.
Hier als Hörprobe die wunderschöne Nummer So What aus dem Album Kind of Blue.
Thelonious Monk
Ebenfalls eine kurze Zusammenarbeit gab es mit Thelonious Monk und Miles Davis. Monk als Komponist wurde von Miles sehr geschätzt, aber das Klavierspiel von Monk wurde eher toleriert, als bewundert. …. Dennoch gab es eine gemeinsame Aufnahme unter dem Namen Miles Davis and the Modern Jazz Giants.
Perplexity:
Die Zusammenarbeit zwischen Miles Davis und Thelonious Monk, insbesondere bei der Aufnahme des Albums Miles Davis and the Modern Jazz Giants (1954), war geprägt von Spannungen, die sowohl musikalische als auch persönliche Gründe hatten. Während Davis Monks Kompositionen sehr schätzte, war er mit dessen Begleitstil am Klavier weniger zufrieden.
Spannungen zwischen Davis und Monk
Unterschiedliche musikalische Ansätze:
Monk hatte einen sehr eigenwilligen und unkonventionellen Stil, der durch rhythmische und harmonische Verschiebungen gekennzeichnet war. Sein Spiel war oft so komplex und individuell, dass es fast wie ein eigenes Solo klang, selbst wenn er eigentlich nur begleitete 2 7.
Miles Davis hingegen bevorzugte zu dieser Zeit eine Begleitung, die Raum für seine Soli ließ und diese unterstützte, anstatt sie zu überlagern. Er kritisierte Monks Spiel als „verwirrend“ und meinte, Monk könne „keine Bläser begleiten“ 2.
Persönliche Auseinandersetzungen:
Während der Aufnahmesession soll es zu hitzigen Diskussionen gekommen sein. Davis bestand darauf, dass Monk während seiner Soli pausierte, was für Spannungen sorgte. Gerüchte über physische Auseinandersetzungen wurden später jedoch von beiden Musikern dementiert 2.
Musikalisches Ergebnis
Trotz der Spannungen entstanden bei dieser Session herausragende Aufnahmen. Besonders bemerkenswert ist Monks Beitrag zu Stücken wie Bemsha Swing, einer seiner eigenen Kompositionen. Hier zeigt sich seine Fähigkeit, auch in einer konfliktreichen Umgebung kreativ zu arbeiten. Monks harmonische Ideen beeinflussten Davis nachhaltig, auch wenn ihre Zusammenarbeit schwierig war 2.
Hier zu hören das genannte Stück Bemsha Swing aus dem Jahr 1959.
Auf diesem Album ist auch `Round Midnight, ebenfalls von Monk komponiert, zu hören. Diese Nummer wurde später eingespielt, am Klavier sitzt diesmal aber nicht Monk selbst, sondern Red Garland, der auch schon abwechselnd mit Bill Evans dem ersten erfolgreichen Quintett angehörte.
Herbie Hancock
Mitte der 60-er Jahre gründete Miles Davis sein sogenanntes Zweites Quintett, das dann letztlich auch seine letzte akustische Formation sein wird. Am Klavier ist meist Herbie Hancock zu hören, der später auch in der Phase der elektronischen Musik eine bedeutende Rolle einnehmen wird. In der Zeit des Quintetts entstehen ein paar wunderbare Alben. Zum Beispiel Nefertiti im Jahre 1968. Neben Miles Davis und Herbie Hancock spielten hier Wayne Shorter am Saxofon, Ron Carter am Bass und Tony Williams am Schlagzeug.
Perplexity:
Herbie Hancock brachte eine neue Dimension in die Musik von Miles Davis, insbesondere während seiner Zeit im sogenannten Second Great Quintet (1964–1968). Sein Einfluss führte zu bedeutenden Veränderungen in der musikalischen Ausrichtung und im Zusammenspiel der Band.
Besondere Veränderungen durch Herbie Hancock
„Time, No Changes“-Konzept:
Das Quintett unter Miles Davis verließ sich weniger auf feste Akkordwechsel und experimentierte mit freieren Strukturen. Dieses Konzept, das Davis als „time, no changes“ bezeichnete, ermöglichte eine größere Freiheit in der Improvisation. Hancock trug wesentlich dazu bei, diese offene Spielweise umzusetzen und die Band als gleichberechtigtes Kollektiv agieren zu lassen, anstatt nur den Solisten zu begleiten 6.
Harmonik und Klangfarben:
Hancocks Spiel war geprägt von einer modernen harmonischen Sprache und einer außergewöhnlichen Sensibilität für Klangfarben. Er integrierte Einflüsse aus der Klassik und schuf komplexe, aber dennoch zugängliche Texturen, die den Sound des Quintetts bereicherten 3 5.
Innovative Rhythmik:
Zusammen mit Ron Carter (Bass) und Tony Williams (Schlagzeug) bildete Hancock eine rhythmische Einheit, die außergewöhnlich flexibel war. Diese Rhythmusgruppe war in der Lage, zwischen traditionellen Swing-Patterns und avantgardistischen Rhythmen nahtlos zu wechseln, was dem Quintett eine unvergleichliche Dynamik verlieh 4 6.
Experimentelle Kompositionen:
Während seiner Zeit bei Davis war Hancock nicht nur ein herausragender Pianist, sondern auch ein innovativer Komponist. Alben wie E.S.P., Miles Smiles und Nefertiti zeigten seine Fähigkeit, komplexe Stücke zu schreiben, die dennoch Raum für Improvisation boten 3 6.
Hancocks Spezialität im Kontext von Miles Davis
Flexibilität und Vielseitigkeit: Hancock konnte sowohl traditionell spielen als auch experimentelle Ansätze verfolgen. Diese Vielseitigkeit machte ihn ideal für die Vision von Davis, Jazz weiterzuentwickeln.
Interaktion im Ensemble: Er war ein Meister darin, auf die anderen Musiker zu reagieren und gleichzeitig eigene kreative Impulse einzubringen. Dies förderte die „Inside-Outside“-Improvisationen des Quintetts 3 6.
Elektrische Instrumente: Gegen Ende seiner Zeit im Quintett begann Hancock mit elektrischen Keyboards zu experimentieren, was den Übergang von Miles Davis zur Fusion-Ära vorbereitete (z.B. auf Miles in the Sky und Filles de Kilimanjaro) 3 6.
Hancock brachte eine Mischung aus technischer Brillanz, harmonischer Raffinesse und innovativem Denken ein, die das Second Great Quintet zu einem Meilenstein in der Geschichte des Jazz machte.
Das Album Nefertiti ist ein hervorragendes Beispiel für die musikalischen Entwicklungen, die mit Herbie Hancock und dem zweiten Miles-Davis-Quintett einhergingen. Es repräsentiert eine Phase des Jazz, in der die traditionelle Rollenverteilung zwischen Solisten und Rhythmusgruppe aufgebrochen wurde und neue kreative Ansätze erforscht wurden.
Hier eine Hörprobe aus Nefertiti mit dem Titel Riot.
Und hier noch ein Livemitschnitt aus 1967. Herbie Hancock am Piano.
Keith Jarrett
Ende der 60er Jahre kam es zu einer völligen Umorientierung in der Musik von Miles Davis. Es kamen viele elektronische Instrumente zum Einsatz. Keith Jarrett begleitete Miles für eine gewisse Zeit. Obwohl Keith Jarrett viel lieber am akustischen Piano spielen wollte, nahm er das Arrangement bei Miles Davis zumindest für eine kurze Zeit an und spielte während dieser Zeit fast ausschließlich am E-Piano, Keyboards und E-Orgel.
Perplexity:
Keith Jarrett spielte von 1969 bis Ende 1971 in der Band von Miles Davis und hatte in dieser kurzen Zeit einen bemerkenswerten Einfluss:
Elektrische Instrumente: Jarrett spielte hauptsächlich elektrisches Fender Rhodes-Piano und Orgel in Davis‘ Band, obwohl er vom klassischen Piano kam. Dies trug zum innovativen Elektro-Funk-Sound bei, den Davis zu dieser Zeit entwickelte 6.
Improvisationsfähigkeit: Jarretts außergewöhnliche Fähigkeit zur spontanen Improvisation passte perfekt zu Davis‘ Konzept der offenen, fließenden Musikstrukturen ohne feste Anfänge und Enden 6.
Harmonische Komplexität: Jarrett brachte eine harmonische Sensibilität ein, die von seiner klassischen Ausbildung beeinflusst war. Davis soll die Band angewiesen haben, Jarrett nicht zu folgen, wenn er sein „Catholic school shit“ spielte, was auf Jarretts einzigartigen harmonischen Ansatz hindeutet 8.
Kontrast und Spannung: Jarretts lyrisches Spiel bildete oft einen interessanten Kontrast zur kraftvollen, funky Rhythmussektion, was der Musik eine zusätzliche Dimension verlieh 8.
Flexibilität: Jarrett konnte nahtlos zwischen verschiedenen Stilen wechseln, was Davis‘ Experimentierfreudigkeit unterstützte und zur Entwicklung des Jazz-Rock beitrug 1.
Hier ein Konzertmitschnitt aus 1971 mit einer Version von Honky Tonk von Miles Davis.
Nach dieser Zeit bei Miles entstanden einige sehr spezielle und erfolgreiche Soloalben und Konzertmitschnitte von Keith Jarrett – u.a. das berühmte Köln Konzert.
Joe Zawinul
Joe Zawinul prägte die Zeit der elektronischen Musik von Miles Davis sehr. Er steuerte auch etliche Kompositionen bei, etwa für die Alben Directions, In a Silent Way und Bitches Brew, vor allem die beiden letztgenannten gelten als wegweisend für den neuen Fusion- bzw. Jazzrockstil.
Es kam ein völlig neues Konzept zum Einsatz. „Das Neue an dem Album war die große musikalische Freiheit, die den Musikern zugestanden wurde. Ein echtes Songkonzept war kaum mehr zu erkennen. Außerdem wurden die langen Improvisationen von Davis und dem Produzenten Teo Macero intensiv nachbearbeitet. Die Tracks, die schließlich auf dem Album veröffentlicht wurden, waren Zusammenschnitte aus verschiedenen Sessions, und der Einfluss des Produzenten auf das fertige Produkt war so groß wie nie zuvor bei Davis.“ (wikipedia)
Interessant ist hier vor allem auch, dass gleich drei Pianisten bei den Aufnahmen dabei waren. Und zwar keine geringeren als Herbie Hancock, Chick Corea und Joe Zawinul.
Über Zawinul wird gesagt, dass er erst Miles Davis zu dieser stilistischen Wende befreite.
Perplexity:
Joe Zawinul hatte einen bedeutenden Einfluss auf Miles Davis und spielte eine Schlüsselrolle in der Entwicklung des Fusion-Jazz:
Kompositorischer Beitrag:
Zawinul komponierte das Titelstück für Davis‘ Album „In a Silent Way“ (1969), das als eines der ersten Fusion-Jazz-Alben gilt 1 7. Für „Bitches Brew“ (1970) schrieb er den fast 20-minütigen Eröffnungstrack „Pharaoh’s Dance“ 2 8.
Innovative Instrumentierung:
Zawinul trug maßgeblich dazu bei, elektronische Keyboards im Jazz zu etablieren 4 9. Er spielte Orgel und elektrisches Piano auf Davis‘ bahnbrechenden Alben 2 .
Stilprägung:
Seine Arbeit mit Davis wird von Jazzhistorikern als entscheidende Phase in der Entwicklung des Fusion-Stils betrachtet1. Herbie Hancock bezeichnete Zawinul als „die Brücke in die Zukunft, über die Miles Davis gegangen ist“ 4 9.
Weiterentwicklung des Fusion:
Nach seiner Zeit mit Davis gründete Zawinul die einflussreiche Fusion-Band Weather Report 1 7. Mit Weather Report schuf er komplexe Polyrhythmen und brach mit traditionellen Jazz-Strukturen 7 . Zawinuls Beiträge halfen Davis, den Jazz in eine neue, elektrisch verstärkte und rhythmisch komplexere Richtung zu lenken, was den Weg für den Fusion-Jazz ebnete.
Hier das Stück Shhh/Peaceful aus dem Album In a Silent Way.
Chick Corea
Chick Corea spielte anfangs noch zusammen oder wechselnd mit Herbie Hancock, löste ihn später aber eher ab. Beim oben erwähnten Album Bitches Brew spielt er an der Seite von Joe Zawinul – beide an E-Pianos.
Perplexity:
Zusammenarbeit mit Miles Davis
Chick Corea trat 1968 in die Band von Miles Davis ein und spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Fusion-Jazz. Er wirkte auf bahnbrechenden Alben wie Filles de Kilimanjaro, In a Silent Way und Bitches Brew mit. Corea experimentierte mit elektrischen Keyboards und half Davis, den Übergang vom akustischen Jazz zum elektrisch verstärkten Fusion-Sound zu gestalten.
Das Zusammenspiel von Chick Corea, Herbie Hancock und Joe Zawinul bei den Alben „In a Silent Way“ und „Bitches Brew“ war eine bemerkenswerte Konstellation von Ausnahmetalenten, die maßgeblich zur Entwicklung des Fusion-Jazz beitrugen:
Innovative Keyboardsektion: Auf „In a Silent Way“ spielten alle drei Keyboarder gemeinsam – Zawinul an der Orgel, Hancock und Corea am E-Piano1. Diese ungewöhnliche Besetzung ermöglichte eine komplexe, vielschichtige Klanglandschaft.
Unterschiedliche Rollen: Während Zawinul oft als treibende kreative Kraft beschrieben wird, brachten Corea und Hancock ihre eigenen einzigartigen Stile ein, was zu einer dynamischen musikalischen Interaktion führte.
Und hier bei einem Livemitschnitt eines Konzertes in Kopenhagen 1969 (ohne Joe Zawinul) – Einstieg gegen Ende des Stückes bei einem Pianosolo von Chick Corea.
Adam Holzman
Zum Schluss bringe ich noch eine Liveaufnahme mit Adam Holzman am Piano aus dem Jahr 1989, da hier eines meiner Lieblingslieder des Pop gespielt wird – Time after Time von Cyndi Lauper. Adam Holzman ist in Tirol bekannt, da er mit Franz Hackl spielt und auch schon beim Outreach Festival in Schwaz zu sehen und hören war.
Diese Chicago-Aufnahme ist besonders bemerkenswert, da sie eine längere und dynamischere Version des Songs präsentiert als die Studioaufnahme.
Ich finde es sehr erstaunlich, wie im Jazz die Formationen wechseln und wie sich die unterschiedlichen Musiker in den wechselnden Bands ergänzen und welche Entwicklungen daraus entstehen können.

Vielleicht konnte ich ein wenig Lust auf Jazz machen.
Andreas Schneider machte mich noch darauf aufmerksam, dass auch Red Garland und Wynton Kelly wichtig nicht nur für Miles Davis waren, sondern auch für Jazzpianisten und -studenten wichtige Vorbilder sind.
Red Garland
Mitglied des ersten „Great Quintet“ (1955–1958): Red Garland war der Pianist des ersten berühmten Quintetts von Miles Davis, das mit John Coltrane, Philly Joe Jones und Paul Chambers besetzt war. Er trug mit seinem melodischen und rhythmischen Stil wesentlich zum Sound dieser Gruppe bei.
Bedeutung für den Hard Bop: Garland brachte einen bluesigen und swingenden Ansatz in die Musik ein, der den Hard Bop prägte. Sein Spiel ist auf Alben wie ‚Round About Midnight und Milestones zu hören.
Austausch mit anderen Pianisten: Garland wurde später durch Bill Evans ersetzt, kehrte aber kurzzeitig zurück, bevor er endgültig Wynton Kelly Platz machte.
Wynton Kelly
Ersatz für Bill Evans auf *Kind of Blue*: Wynton Kelly spielte auf dem legendären Album Kind of Blue den Titel Freddie Freeloader, was seinen funkigen und swingenden Stil hervorhob. Davis schätzte Kellys Fähigkeit, sowohl lyrisch als auch rhythmisch zu begleiten.
Mitglied des Davis-Sextetts (1959–1963): Kelly war ein zentraler Bestandteil des Sextetts und prägte Alben wie Someday My Prince Will Come. Sein Spiel verband die Eleganz von Bill Evans mit der Energie von Red Garland.
Stilistische Vielseitigkeit: Miles Davis beschrieb Kelly als eine Mischung aus Red Garland und Bill Evans. Er konnte komplexe Harmonien ebenso gut umsetzen wie modale oder groove-orientierte Stücke.
Beide Pianisten trugen entscheidend zur Entwicklung von Davis‘ Musik bei. Während Garland den Grundstein für den Hard Bop legte, brachte Kelly eine dynamische Vielseitigkeit in die Band, die besonders in der Übergangszeit zum modalen Jazz wichtig war.