27. April 2024
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Reise nach Venedig (Teil 2)

San Gimignano – Stadt der Türme
Lesedauer ca. 8 Minuten

Eine einzigartige Route

Text: Johann Jenewein, Fotos: Irene & Johann Jenewein

Reisen gehört zu den großen Leidenschaften des Ehepaares Irene und Johann Jenewein, Mitglieder des Kamera-Clubs Inzing. Dabei entstehen unzählige digitale Fotos, die Eingang in ihre Reiseschauen – gestaltet als Multivision – finden. In REISEN in BILDERN erzählen sie von den besuchten Ländern.

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Wenige Kilometer südlich von Portovenere gelangten wir schnell nach Viareggio. Der Ort ist ein beliebtes Urlaubsziel und liegt an der nordwestlichen Ecke der Toskana. Uns begeisterte der große Carnevalsumzug in mit seinen überdimensionalen Wagen und Figuren.

Carnevalsumzug in Viareggio
Überdimensionale Wagen und Figuren

Toskana! Schon das Wort entfachte auf unseren Zungen den Geschmack von fruchtigem Wein, aromatischen Oliven und herrlichen Gerichten. Vier Jahre dauerte unsere Reise durch die weltbekannte Region mit dem angrenzenden kleinen Bruder Umbrien. Von unserem Domizil in Montespertoli als Basis erkundeten wir den Westen und Norden, von Castiglion Fiorentino den Süden mit Umbrien.

Wir bezogen unser Quartier in Montespertoli im Ferienhaus des Weinguts „Tenuta Moriano“, ca. 25 km südwestlich von Florenz, gelegen. „Dolce Vita“ auf höchstem Niveau.

Feriendomizil „Tenuta Moriano“ in Montespertoli
Dolce Vita auf höchstem Niveau

Arno-Metropole Florenz

Unser erster Besuch galt der zwischen Hügeln eingebetteten Arno-Metropole Florenz, der Hauptstadt der Toskana. Einer der zentralen Punkte der Stadt ist der Dom „Santa Maria del Fiore“. Der Dom ist die drittgrößte Kirche Italiens und bietet Platz für rund 25.000 Menschen. Die „Paradiespforte“ mit den Bronzereliefs aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts bildet den Eingang zum Baptisterium. Michelangelo würdigte sie mit den Worten: „Sie ist es Wert die Pforte des Paradieses zu schmücken“.

Dom Santa Maria del Fiore
Paradiespforte mit Bronzerelief

Weiter führte unser Streifzug zur Piazza della Signoria mit dem dominanten Neptunbrunnen. Daneben ziert eine Kopie von Michelangelos berühmtem David den Platz vor dem Palazzo Vecchio.

Neptunbrunnen auf der Piazza della Signoria
Palazzo Vecchio (li.) mit der Kopie des berühmten David von Michelangelo (re.)

Die Ponte Vecchio als älteste Brücke der Stadt überspannt den Arno an seiner schmalsten Stelle. Ursprünglich waren auf der Brücke hauptsächlich Schlachter und Gerber ansässig, die ihre stinkenden Abfälle in den Arno warfen. Um dies zu unterbinden, wurden per Dekret aus dem Jahr 1565 nur mehr Goldschmiede zugelassen. Noch heute befinden sich zahlreiche Juweliere in den kleinen Läden auf der Brücke.

Die Ponte Vecchio ist die älteste Brücke der Stadt.

Wein in der Region Chianti

Die Rückfahrt führte uns durch Weingärten, deren Reben die ersten Triebe ansetzten. Für den späten Nachmittag hatten wir einen besonderen Termin vereinbart – eine persönliche Führung durch den Weinkeller unserer Gastgeber.

Die Weinreben setzten die ersten Triebe an.
Unsere Gastgeber führten uns durch den Weinkeller.

Montespertoli, so erfuhren wir, liegt im Herzen der Chianti-Region. Das Weingut produziert etwa 15 verschiedene Rot- und Weißweinsorten. Die Gärung erfolgt in Stahltanks bei automatisch geregelter Temperatur. Der Tufesco, eines der Aushängeschilder des Guts, reift 12 Monate in französischen Eichenfässern und weitere 12 Monate in der Flasche.

Zum Abschluss der Führung erhielten wir zu unserem Erstaunen als Geschenk des Hauses eine Sonderedition, die anlässlich „150 Jahre italienische Einheit“ in 1,5 Liter-Flaschen abgefüllt und sogar dem Papst überreicht worden war.

Der Tufesco ist das Aushängeschild des Weinguts.
Die Sonderedition anlässlich „150 Jahre italienische Einheit“

Mit dieser Ehre hätten wir nicht gerechnet. Da machte es gleich noch mehr Freude, das Land mit den freundlichen Menschen kennen zu lernen. Wir brachen nun nach Nordwesten auf mit dem Ziel Collodi und Lucca. Von dort führte uns der Weg über Pisa in Richtung Süden und schließlich über Volterra und San Gimignano wieder zurück nach Montespertoli.

Im Nordwesten der Toskana

In Collodi fanden wir einen herrlichen Garten mit der darüber thronenden Villa Garzoni. Die Villa wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet. Im Garten führt eine von Balustraden gesäumte Treppe mit gegenläufigen Armen den Hang hinauf. Wie an einer Kette fließt das Wasser über unzählige kleine Becken und Kaskaden den Hang hinunter. Wir haben einen besonderen Glanzpunkt der Gartenarchitektur entdeckt.

Villa Garzoni mit Garten
Mit Balustraden gesäumte Treppe

Die ehemalige über 10 Meter breite Wehrmauer von Lucca umringt die Altstadt auf rund 4 Kilometer. Der Damm ist heute ein beliebter Rad- und Spazierweg. Auch wir flanierten ihm entlang. Durch die erhöhte Position hatten wir immer wieder schöne Blicke auf die Bauten der Stadt.

Die Fassade der Kirche San Michele in Foro wurde für ein höher geplantes Mittelschiff gebaut, zu dem es aber nicht kam. Sie ist nun eines der prächtigsten Beispiele dieser typisch toskanischen Bauform.

Der Amphitheater Platz, der auf den Überresten eines römischen Amphitheaters errichtet wurde, und so seinen Namen erhielt, ist ein charmanter Platz im Herzen von Lucca. Er strahlte eine besondere Ruhe aus.

Spaziergang auf der ehemaligen Wehrmauer von Lucca
Kirche San Michele in Foro
Der Amphitheaterplatz im Herzen von Lucca

Beim Besuch von Pisa zeigte sich der Himmel grau in grau. Selbstverständlich war der Dombezirk mit dem schiefen Turm unser Ziel. Wie schaut es wohl bei anderen Wetterverhältnissen aus? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, denn digitale Bildbearbeitung macht’s möglich.

Der Dom von Pisa zeigt sich grau in grau …
… und im Abendlicht – digitale Bildbearbeitung macht’s möglich.

Auf der Fahrt von Pisa in Richtung Süden wählten wir nicht die Küstenstraße sondern die weiter östlich gelegene Route durch das Berg- und Hügelland. Wir durchquerten ein Weinbaugebiet und Korkeichenwälder. Die kleinen Orte auf unserer Strecke, sind eine absolute Bereicherung für jeden Toskana-Prospekt.

Korkeichenwald
Orte für jeden Toskana-Prospekt

Im Land der Etrusker

Die Stadt Volterra kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand der Ort aus der Verbindung mehrerer kleiner etruskischer Ansiedlungen. Die Sammlung im archäologischen Museum umfasst Ascheurnen sowie Stücke aus Bronze und Keramik. Die Urnen bestehen aus Tuffstein, Alabaster und Tonerde. Die „Urne der Brautleute“ ist eine der bekanntesten ganz Etruriens. Auf dem Deckel ist ein Paar beim Festmahl liegend dargestellt.

„Urne der Brautleute“

Volterra ist bekannt durch den Abbau und die Bearbeitung von Alabaster. Der Alabaster ist eine Varietät des Minerals Gips und wie dieser leicht zu bearbeiten. Einige Werkstätten des Ortes geben Einblick in die Bearbeitung des weichen, fast durchsichtigen Steines.

Besuch in einer Werkstätte

Gegen Abend trafen wir in San Gimignano ein. Die Kleinstadt ist wegen ihrer Türme bekannt. Im Mittelalter versuchten die Patrizierfamilien, sich in der Höhe ihres Geschlechterturmes zu übertreffen. Von den einst 72 Türmen existieren heute noch 15. Der höchste, der Torre Grossa aus dem Jahr 1311, bringt es auf stolze 54 Meter.

Stadtplatz von Montespertoli
Die mittelalterlichen Türme beherrschen das Stadtbild.

Nun begann der nächste Reiseabschnitt. Wir verließen Montespertoli und fuhren über den Consuma Pass und Poppi nach La Verna. Nach einem kurzen Aufenthalt an diesem geweihten Ort kamen wir über Arezzo nach Castiglion Fiorentino, unserem nächsten Aufenthaltsort.

Gänzlich veränderte Landschaft

Unsere Fahrt über den Consuma Pass zur kleinen Gemeinde Poppi im Casentino-Tal führte in eine gänzlich veränderte Landschaft. Während Poppi heute abseits der wichtigen Verkehrswege liegt und wenig bekannt ist, spielte es im 13. und 14. Jahrhundert als Hauptsitz der Adelsfamilie Guidi eine wichtige Rolle in den Geschehnissen der Toskana.

Fahrt über den Consuma Pass
Der kleine Ort Poppi

Gekrönt wird Poppi durch die quaderförmige mittelalterliche Burg der Grafen Guidi. Die Innenwände der Burg sind mit zahlreichen Wappen von Adelsgeschlechtern geschmückt. Besonders beeindruckend ist die Kapelle mit Fresken von Taddeo Gaddi aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Er war ein Schüler von Giotto, dem Wegbereiter der italienischen Renaissance.

Burg der Grafen Guidi
Kapelle mit Fresken des Malers Taddeo Gaddi

Weiter führte unser Weg zum Kloster La Verna, das hoch in einem Waldstück auf einem Felsen liegt. Es war Karfreitag. Die Mönche eilten mit wehenden Kutten zur Kreuzwegandacht.

Kloster La Verna
Mönche eilen zur Kreuzwegandacht.

1214 kam der Heilige Franziskus das erste Mal an diesen Ort. Hier soll er 1224, zwei Jahre vor seinem Tod, die Wundmale Christi empfangen haben. Auf La Verna sind insgesamt 15 glasierte Terracotta-Tafeln aus dem 15. Jahrhundert zu bewundern. Der Heilige Franziskus hat in der Toskana und in Umbrien zahlreiche Spuren hinterlassen.

Der Heilige Franziskus empfängt die Wundmale.

Die Stadt Arezzo streiften wir nur kurz auf unserer Fahrt nach Castiglion Fiorentino. Die Piazza Grande im Zentrum ist von stattlichen alten Häusern umgeben. Bevor wir nach Castiglion Fiorentino weiterfuhren, um am Abend an der Karfreitagsprozession teilzunehmen, genossen wir unter den Arkaden des Hauptlatzes ein vegetarisches Gericht.

Stadtplatz von Arezzo
Karfreitagsprozession in Castiglion Fiorentino

Nach diesem ereignisreichen Tag mit der abschließenden Karfreitagsprozession spannten wir in unserem Ferienhaus in Castiglion Fiorentino und in der näheren Umgebung einmal so richtig aus. Wie in Montespertoli hatten wir auch hier über Agriturismo – sprich Urlaub am Bauernhof – gebucht. Unser Heim lag inmitten eines Olivenhains und gehörte zum Weingut „Casali in Val di Chio“. Auf dem Gut werden Wein und Olivenöl hergestellt.

Unser Urlaubsdomizil in Castiglion Fiorentino

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Johann Jenewein

Johann lebt seit 2001 in Inzing. Die Print-Ausgabe der DZ hat er immer zur Gänze gelesen und hat auch immer wieder Beiträge verfasst. In seinem Privatleben ist er seit 22 Jahren Redakteur einer österreichweit erscheindenden almwirtschaftlichen Fachzeitschrift. Sein größtes Hobby ist das Fotografieren. Seit 2007 ist er Obmann des Kamera-Club Inzing. Seine Leidenschaft ist auch das Erstellen von vertonten Reise- und Multivisionsschauen.

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