Eine einzigartige Route…
Text: Johann Jenewein, Fotos: Irene & Johann Jenewein
Reisen gehört zu den großen Leidenschaften des Ehepaares Irene und Johann Jenewein, Mitglieder des Kamera-Clubs Inzing. Dabei entstehen unzählige digitale Fotos, die Eingang in ihre Reiseschauen – gestaltet als Multivision – finden. In REISEN in BILDERN erzählen sie von den besuchten Ländern.
xxx
Wir wollten nach dem Kloster La Verna noch weitere Spuren des heiligen Franziskus erkunden. Sie führten uns in Umbrien an den Trasimenischen See, Panicale, nach Assisi, den Geburtsort des Heiligen und schließlich nach Gubbio.
Auf den Spuren des Heiligen Franziskus
Der Lago Trasimeno liegt in Umbrien und ist der viertgrößte See Italiens. Die kleine Siedlung auf der Isola Maggiore erreichten wir mit dem Linienboot. Dieses ehemalige Fischerdorf lebt heute ausschließlich vom Tourismus. Der Legende zufolge hatte im Jahr 1211 der Heilige Franziskus 42 Tage betend auf dieser Insel verbracht und während dieser Zeit nur einen halben Laib Brot verspeist. In der Kirche am höchsten Punkt der Insel schmückt ein gemaltes Kruzifix aus dem Jahr 1460 den Altar. Die Fresken an den Wänden stammen ebenfalls aus jener Zeit.
Wenige Kilometer südlich des Lago Trasimeno liegt auf einem Hügel der kleine Ort Panicale. Die Häuser sind in konzentrischen Kreisen angeordnet. Von hier aus hatten wir nochmals einen wunderbaren Blick auf den Trasimenischen See in der Ferne. Panicale ist Mitglied der Vereinigung der schönsten Orte Italiens.
Unser Hauptziel in Umbrien war Assisi, die Geburtsstadt des Heiligen Franziskus. Zuerst erklommen wir die Festungsruine Rocca Maggiore. Aus dieser Höhe hatten wir eine weite und ungetrübte Aussicht auf das im Frühjahr ergrünende Land. Von hier erblickten wir auch die Grabeskirche des Heiligen Franziskus.
Die Kirche besteht aus drei Stockwerken. Die Oberkirche wird von einem Freskenzyklus des berühmten Malers Giotto geschmückt. In insgesamt 28 Bildern, die ab 1296 entstanden, wird das Leben des heiligen Franziskus geschildert. Die Unterkirche ist ohne natürliches Licht in mystisches Dunkel getaucht. Von dort führt eine Treppe in das Zentrum der Pilgerstätte, die Krypta mit dem Grab des Heiligen. Ehrfürchtig verweilten wir an diesem geweihten Ort.
Wenige Kilometer außerhalb von Assisi, am Hang des Monte Subasio, liegt die Einsiedelei Eremo delle Carceri. Die Klosteranlage entstand im 15. Jahrhundert. Vorher gab es nur ein paar kleine Kapellen und Felsgrotten, wo Franziskus ebenfalls einen Teil seines Lebens verbracht hatte.
Gubbio – die Stadt der Töpfer
Neben Assisi ist Gubbio mit dem Palazzo dei Consoli eines der meist besuchten Ziele Umbriens. Der Palast dominiert die am Hang gelegene Altstadt. Gubbio rühmt sich als Zentrum der Keramikherstellung. Dementsprechend fanden wir zahlreiche Läden mit handgearbeiteten Töpferwaren. Sehr einladend auf uns wirkte bereits von außen das Dommuseum. Die Ausstellungsstücke stammen aus dem 13. bis 16. Jahrhundert.
Wie sollten wir jemals Venedig erreichen? Überraschend bekamen wir Besuch von unseren Freunden vom Kamera-Club. Die Freude darüber war groß, und so verbrachten wir noch einige wunderbare gemeinsame Tage in der Toskana.
Siena – die schönste Stadt Italiens
Der Torre del Mangia – der Rathausturm – überragt mit seiner Höhe von 102 Metern das Stadtbild von Siena. Der Blick vom Turm zeigt eindrucksvoll einen der bekanntesten Plätze der Welt – die Piazza del Campo mit dem Brunnen „Fonte di Gaia“. Siena ist wohl eine der schönsten Städte der Toskana und Italiens. Als Meisterwerk der Gotik gilt der Dom Santa Maria Assunta.
Einen starken Kontrast zu der strahlenden Fassade bildet der dunkle Innenraum mit den gestreiften Marmorsäulen. Ein einzigartiges Kunstwerk sind die Einlegearbeiten des Marmorbodens mit Darstellungen biblischer Szenen. Im Nebenraum, der Piccolomini Bibliothek, faszinieren neben den Deckengemälden die Wandfresken durch ihre unglaubliche perspektivische Wirkung.
Sakrale Kunst und Wein der Sonderklasse
Auf einem Hügel in der Nähe von Asciano liegt etwas abseits der Hauptstraße das Benediktinerkloster Monte Oliveto Maggiore. Die Abtei ist bekannt für den Freskenzyklus über das Leben des Heiligen Benedikt. Es ist ein Meisterwerk der italienischen Wandmalerei. Ab 1495 arbeitete der berühmte Renaissancemaler Luca Signorelli und ab 1505 Giovanni Antonio Bazzi, besser bekannt als Sodoma, an den 35 Episoden aus dem Leben des Ordensgründers.
Montalcino ist das Herz des Brunello di Montalcino, einer der bekanntesten Rotweinsorten Italiens. Der Ort liegt auf einem Hügel und wird vom Castello di Montalcino dominiert. In der Burg informierten wir uns über die Weine der sehr gut sortierten Vinothek.
Wenige Kilometer außerhalb des Ortszentrums liegt das vielfach prämierte Weingut Capanna. Diesem Spitzenproduzenten des Brunello statteten wir einen Besuch ab. Für die Herstellung des Brunello di Montalcino gelten strenge Regeln. Er wird sortenrein aus einer Spielart der Sangiovese-Traube gekeltert. Der Brunello wird erst ab dem fünften Jahr nach der Ernte für den offiziellen Handel freigegeben, er muss mindestens zwei Jahre in Eichenfässern ausgebaut sein und mindestens vier Monate Flaschenreife haben.
In der Stadt Orvieto erlebten wir eine spektakuläre Fronleichnamsprozession. Ausgehend von der Kathedrale zieht die Prozession durch die Altstadt Orvietos. Dieses kirchliche Fest, verbunden mit dem historischen Umzug, findet in Erinnerung an das Blutwunder im nahe gelegenen Städtchen Bolsena im Jahr 1263 statt. Dabei soll aus einer Hostie während der Wandlung Blut getropft sein.
Städte auf Tufffelsen
Die weitere Fahrt brachte uns über Sorano nach Pitigliano. Diese Städte sind etruskischen Ursprungs und wurden auf Tufffelsen erbaut. Der Aufenthalt war wie eine Reise in die Vergangenheit.
Im äußersten Südwesten der Toskana, in der Nähe der Ortschaft Capalbio, besuchten wir den Garten „Giardino dei Tarocchi“, den Tarot-Garten. Hier schuf die Bildhauerin Niki de Saint Phalle, inspiriert von den Tarot-Karten, Skulpturen, Fabelwesen und Ungeheuer. Mit glitzernden Spiegelscherben, buntem Murano-Glas und farbigen Keramikplatten sind die Oberflächen verkleidet. Die Künstlerin sagte über Tarot: „Das Leben ist wie ein Kartenspiel; wir werden geboren, ohne die Regeln zu kennen, aber jeder von uns muss mit dem Blatt spielen, das er bekommt.“
Unaufhaltsam näherte sich der Abschied. Die Freunde kehrten zurück in die Tiroler Berge. Für uns zeigten die Karten einen anderen Weg. Wir mussten weiter in die Lagunenstadt Venedig. Wie im Flug querten wir den Apennin und die Poebene. Beim Zwischenstopp in Padua erwarteten uns die Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen. Der Betriebsausflug begleitete ein Stück unserer Reise.
Der erste Weg führte zur Basilika des Heiligen Antonius von Padua. Das zwischen 1232 und etwa 1310 im romanisch-gotischen Stil errichtete Gotteshaus beherbergt das vielbesuchte Grab des Heiligen Antonius.
Auf dem Brentakanal in Richtung Venedig
Wenige Kilometer nordöstlich der Stadt erkundeten wir die Villa Pisani, das prächtigste Beispiel venezianischer Villen am Brentakanal. Sie wurde von der Familie Pisani, die im 14. Jahrhundert durch Handels- und Immobilientätigkeit zu Wohlstand gekommen war, erbaut. Das Gebäude ist mit 114 Zimmern ausgestattet.
Im zweigeschossigen Ballsaal befindet sich das grandiose Fresko „Ruhm des Hauses Pisani“, das von Giovanni Battista Tiepolo gemalt wurde und einen der Höhepunkte der venezianischen Malerei des 18. Jahrhunderts darstellt. Um die Figur der Venezia versammelt, erblickt die Familie Pisani die Verbreitung ihres Ruhms.
Wir bestiegen ein Ausflugsboot, das uns auf dem von venezianischen Villen gesäumten Brentakanal nach Dolo brachte. Nun waren wir endlich vor den Toren Venedigs. Unser lang ersehntes Ziel lag in greifbarer Nähe.
In der Lagunenstadt Venedig
Die Bahnfahrt mit dem Kamera-Club verlief ruhig und sehr entspannt. Nach 5 ½ Stunden fuhren wir in Venedig ein. Bei einer Gondelfahrt durch die Kanäle und auf abwechslungsreichen Spaziergängen über die zahlreichen Brücken erlagen wir der Faszination der Lagunenstadt.
Anmerkung zum Schluss: Wir haben seit 2006 alle im Beitrag vorgestellten Reiseziele besucht, intensiv kennen gelernt und digital fotografiert. Für die „Reise nach Venedig – Eine einzigartige Route“ haben wir sie fiktiv aneinander gereiht.