26. April 2024
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Neuer Gemeinderat – neue Kulturpolitik?

Lesedauer ca. 2 Minuten

Die Wahlen sind also geschlagen und die Mandatsverteilung hat sich geändert. Spannend wird es nicht nur, wie sich der neue Gemeinderat zusammen rauft, sondern auch wie etwa die Ausschüsse besetzt werden bzw. welche Liste und Personen diese leiten.

Die aufmerksamen Leser:innen des DZ-Blogs werden wissen, dass mich dabei besonders der Kulturausschuss interessiert, der in den letzten beiden Perioden von Armin Saxl geführt wurde. Mit dem Kulturentwicklungsrozess “Kultur vor Ort” im Frühsommer 2013 und einigen daraus entstandenen Projekten sind ein paar Grundsteine gelegt worden. So wurde etwa ein Kulturleitbild erstellt, das als Präambel im Raumordnungskonzept verankert ist. Das hat wohl eher symbolischen Charakter, aber man kann sich darauf berufen und es bleibt ein Statement. Aus meiner Sicht könnte man es durchaus sichtbarer machen und zb auf die Homepage der Gemeinde stellen. Eine weitere Folge des Entwicklungsprozesses ist eine neue transparentere Fördervergabe, in die Armin Saxl und der Kulturausschuss einiges an Energie gesteckt hat. Ebenfalls eine gute Basis, aber an ein paar Schrauben könnte schon noch gedreht werden. Der regelmäßige Kulturstammtisch, bei dem sich die Kulturschaffenden der Gemeinde trafen, wurde leider ziemlich bald sehr unregelmäßig.

Für den neuen Gemeinderat und den Kulturausschuss wäre es jetzt aber höchst an der Zeit strukturelle Verbesserungen in Inzing anzugehen. Ich möchte hier nur zwei Dinge hervorheben, die beide mit fehlenden räumlichen Angeboten zu tun haben.

Proberäume für junge Bands zu schaffen ist aus meiner Sicht einer der notwendigsten Schritte, die zu unternehmen sind. Eine basale Ausstattung mit Schlagzeug und PA kostet heutzutage kaum mehr etwas. Und eine etwaige Adaptierung eines Raumes kann ebenfalls mit geringen Mitteln, dafür mit Engagement umgesetzt werden. Eher wird es am Raumangebot selbst mangeln, hier geht es darum über den Tellerrand zu blicken und Räume in die Überlegungen einzubeziehen, die vielleicht auf den ersten Blick nicht so geeignet erscheinen.

Ebenso gibt es keinerlei adäquate Ausstellungsräume. So muffig das RZ88 war, es war ein dezidierter Ausstellungsraum. Mittelschule, Gemeindeamt oder 10er Saal werden zwar hin und wieder dafür genutzt, sind aber eher ungeeignete Alternativen.

Ich bin mir sicher, dass für beides gilt: Möglichkeit schafft Nachfrage.

Es ist an der Zeit und heute wahrscheinlich mehr denn je, Impulse zu setzen und einen Boden für junge, unabhängige Kultur zu schaffen. Drei Faktoren machen mich nämlich skeptisch und pessimistisch.

Zum einen ist nach zwei Jahren Pandemie eine Müdigkeit in der Gesellschaft zu spüren, die Publikum und Veranstalter:innen gleichermaßen befallen hat. Einerseits das Verlernen von und ein gewisses Unbehagen bei größeren sozialen Zusammentreffen, andererseits ein Hin und Her an Planungen, Absagen, neue Regeln aufstellen, wieder verwerfen müssen, etc.
Zum zweiten, ein ungeheurer Arbeitsdruck, von dem Menschen aus ganz unterschiedlichen Branchen berichten. Damit einhergehend ist ein Mangel an Ressourcen und Energie für (ehrenamtliches) Engagement.
Zum dritten ist schon seit einigen Jahren quer durch die Vereine die Rede von fehlendem Nachwuchs. Nicht nur durch die Pandemie haben sich die Lebenswelten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen geändert und erfordern auch neue Herangehensweisen seitens der Vereine und Institutionen. Hier fehlen nicht nur in Inzing Konzepte und Ideen.

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Michael Haupt

Michael nennt sich selbst gern Kulturarbeiter und macht das in verschiedenen Feldern, sowohl beruflich, als auch in seiner Freizeit. Letztlich geht es ihm dabei immer um die politische Dimension von Kultur. Um ihr Potenzial, die Gesellschaft vorwärts zu bringen, in dem sie Themen und Fragestellungen auf andere Art aufwirft. Das wird sich auch in seinen Artikeln für den Blog zeigen.

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