Seit Längerem gab es nichts mehr von mir zu hören, doch nun bin ich gerne wieder Mitglied unter den Schreiber:innen für die Inzinger Zeitung.
Ich möchte im neuen Beitrag erneut das Medienthema aufgreifen, mit dem ich schon die letzten Male begann. Kürzlich war ich Teil/ Zuschauerin einer Talksendung von ORF Tirol, der Kronenzeitung und den tirol kliniken. Dabei lautete das Thema Angst: Wann wird die Angst zur Störung?
Um es kurz zu machen: Ich war im Vorfeld sehr gespannt auf das Podium, auf dem drei wissenschaftlich-medizinische Expert:innen sowie ein Betroffener, welcher an einer diagnostizierten Angststörung leidet, über die Themen psychische Gesundheit, Panikattacken und Ängste sprachen. Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Ich fand, die Ärzt:innen sprachen sehr kompetent, gleichzeitig für Lai:nnen verständlich über diese anspruchsvolle Themenfelder. Gleichzeitig gewährte die betroffene Person tiefe Einblicke in ihre persönliche Lebens- und Leidensgeschichte, was meiner Meinung nach nicht genug bewundert werden kann. Denn ich wage zu behaupten, es gibt viele Menschen, die Hemmungen davor haben würden, so offen über sich im öffentlichen Fernsehen zu sprechen – und vor einem großen Live-Publikum. In dieser Hinsicht konnte man als nicht an einer psychischen Erkrankung leidende Person sehr viel von dem Mann lernen.
Auf der anderen Seite ist es natürlich eine Frage, die über diese spezielle Sendung hinausgeht. Sie lautet: Inwiefern haben Medien, zumal öffentlich-rechtliche wie der ORF, die Berechtigung, die Erlaubnis, ja die Pflicht, über solch wichtige wie herausfordernde Themen wie Angststörungen zu berichten? Wie werden psychische Erkrankungen in der Öffentlichkeit dargestellt und in der Folge von Rezeptient:innen wahrgenommen? Welchen Einfluss hat das auf das Bild, das wir uns machen, das im Falle psychischer Probleme bis heute doch von Stereotypen geprägt ist – und auch noch ein Tabu? Ist es also wichtig und richtig, solche persönlichen Gespräche offen zu führen?
Ich komme hier zu keiner Lösung. Doch meiner Meinung nach ist das offene Sprechen über psychische Gesundheit etwas, das wir alle viel mehr tun sollten. Ein mehr als „mir geht’s gut“. Und Medien haben hier eine besondere Rolle.
Ich freue mich über Kommentare und andere Sichtweisen.
Ich habe das Gefühl, dass wir seit einigen Jahren insofern auf einem guten Weg sind, dass psychische Belastungsstörungen und Krankheiten, wenigstens medial, immer mehr als eine von vielen Krankheiten gesehen werden, für die niemand etwas kann und die sich niemand aussucht.
In der Bevölkerung ist in der Hinsicht zwar noch ein größerer Weg zu gehen, aber solche tief verwurzelten Einstellungen ändern sich halt nicht von heute auf morgen.
Sehr gut und wichtig ist auch, dass es immer mehr betroffene gibt, die sich mit ihrer Krankheit der Öffentlichkeit stellen und wahrscheinlich gerade auch dadurch eine raschere Änderung der Vorurteile erreichen können.
Was jedoch leider ziemlich vernachlässigt wird sind die vielfältigen Ursachen für diese Störungen. Insbesondere medial werden seltene Ausnahmeereignisse oft so kommuniziert, als wären es alltägliche Dinge, die mit hoher Wahrscheinlichkeit jeden treffen. Hier sollte viel mehr auf eine reale und rationale Betrachtung wert gelegt werden. So könnten vermutlich recht viele Angststörungen schon verhindert werden bevor sie erst entstehen.
Robert Pisch