27. April 2024
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Die “Meisen”

Die kleinere der beiden häufigsten Meisenarten ist die Blaumeise, die wie die Kohlmeise, auch gerne in Nistkästen, sogar mitten im Wohngebiet, geht.
Lesedauer ca. 8 Minuten

Warum schreibe ich hier Meisen in Anführungszeichen? Weil es sich um mehrere Familien handelt, die nur im Deutschen alle Meisen genannt werden. Die meisten und bekanntesten von ihnen gehören zu den eigentlichen Meisen, viele von uns kennen jedoch auch die Schwanzmeisen und dann gibt es noch die Beutel- und die Drosselmeisen (Bartmeise), wobei mit den letzten beiden in Tirol eher selten zu rechnen ist. Alle gehören der Ordnung der Sperlingsvögel an.

Eigentliche Meisen

Zu ihnen gehören alle heimischen Meisen außer den drei vorhin erwähnten Arten. Alle bei uns heimischen echten Meisen sind Höhlenbrüter, die neben Spechthöhlen auch gerne jede andere natürliche Höhle oder höhlenähnliche Gebilde annehmen (etwa Lücken in Holzverkleidungen oder Nistkästen). Einige von ihnen sind imstande ihre Bruthöhlen selbst zu zimmern, obwohl auch diese bevorzugt schon vorhandene annehmen.

Die Kohlmeise

Kohlmeise, weiblich. Bei der Wintervogelzählung 2023 kam die Kohlmeise, direkt nach dem Haussperling, auf den zweiten Platz.

Die wohl bekannteste und auch häufigste Meise ist die Kohlmeise, eine der größten dieser Familie. In der diesjährigen Wintervogelzählung kam sie, direkt hinter dem Haussperling, auf Platz zwei. Bei Nistkästen, die sie recht gerne nützt, braucht sie ein geringfügig größeres Eintrittsloch als die folgende Blaumeise. Ist es ihr zu klein, dann ist sie aber sehr gut imstande es in fleißiger Arbeit selbst zu vergrößern.

Wie ihre Verwandten frisst sie hauptsächlich Raupen, Würmer und Maden, gibt sich als Erwachsene aber auch mit Samen zufrieden, was es ermöglicht, dass sie im Winter hier bleiben kann. Sehr gerne werden Futtermischungen mit Mehlwürmern und die sogenannten „Meisenknödel“ (in Fett eingeschmolzene Samenmischungen) angenommen.

Kohlmeise, männlich. Hier ist der schwarze Bruststreif, der das Geschlecht anzeigt, ganz besonders intensiv und breit.

Ihr Aussehen ist eigentlich unverwechselbar, insbesondere wenn man auch die Größe berücksichtigt – siehe Fotos. Bei ihr können auch die Geschlechter relativ gut am schwarzen Bruststreif unterschieden werden. Ist er kräftig, durchgehend und nach unten hin eher breiter werdend, so hat man ein Männchen vor sich. Bei Weibchen ist er viel zarter, oft sogar unterbrochen.

Kohlmeise, weiblich (siehe Bruststreif), einmal mit Material zum Ausbessern der Nisthöhle und einmal mit Futter für die Jungen. Fotos: Mario Schatz


An Feinden haben sie natürlich alle Vogeljäger unter den Vögeln, Marder, Katzen und Krankheiten, die oft auch über ungünstige Futterstellen übertragen werden. Wie bei fast allen Lebewesen ist auch für sie die unnatürliche Umwelt häufig ein Problem, wenn auch, durch die Anpassung an ein Leben im Ortsgebiet, etwas weniger als etwa bei Bodenbrütern in unseren Wiesen.

Die junge aber schon flügge Kohlmeise wurde gerade gefüttert. Foto: Mario Schatz


Die Blaumeise

Blaumeise, vermutlich ein Männchen. Foto: Mario Schatz


Merkbar kleiner, als die Kohlmeise, mit wenig Schwarz aber einem auffallenden hellblauen Scheitel ist die Blaumeise. Sie ist, in unserem Bereich wenigstens, die zweithäufigste Meise und hat sich in den letzten Jahren recht gut gegen die dominantere Verwandte durchsetzen können.

Die äußerst zarte hellblaue Färbung des Scheitels deutet auf eine weibliche Blaumeise hin. Diese Unterscheidung der Geschlechter ist aber keineswegs eindeutig.

Was Brut und Futter betrifft gilt für sie alles bei der Kohlmeise erwähnte. Durch ihr geringeres Gewicht kann sie im Herbst und Winter auch oft auf Schilfhalmen und ähnlichem beobachtet werden, die sie nach restlichen Samen und eventuellen parasitischen Insekten absucht.

Auch sie findet man im geschlossenen Ortsgebiet ebenso wie im Freiland und sie nützt gerne Nistkästen.

Die Tannenmeise

Auf den ersten Blick beinahe eine verkleinerte Kohlmeise. Sie weist allerdings kein oder kaum Gelb auf, hat einen typischen weißen Nackenfleck und nur die ungefähre Größe der Blaumeise.

Typisch für die Tannenmeise ist kein, oder wenig Gelb und ein weißer Nackenfleck.


Tannenmeisen findet man hauptsächlich am Waldrand oder im lichten Wald, aber vereinzelt kann man sie auch, am liebsten bei Nadelbäumen, im Talbereich antreffen. Sie wählen als Nisthöhlen oft Löcher in Böschungen oder Baumstümpfen, häufig in Bodennähe.

Wie der Name schon vermuten lässt bevorzugt die Tannenmeise Nadelbäume.


Tannenmeise auf einer Fichte und auf einem Baumstumpf. Fotos: Martin Schischkoff


Sie ist um vieles scheuer als die vorherigen zwei Arten und kommt eher selten zu Futterhäuschen im Ortsgebiet (am Ortsrand natürlich schon).

Die Sumpfmeise

Die Sumpfmeise – rund um die Gaisau eine recht häufige Meisenart.

Fast immer in Gewässernähe findet man die von der Weidenmeise kaum zu unterscheidende Sumpfmeise. Die beste Möglichkeit zur Unterscheidung wäre der Gesang, was ich aber leider, wie ich zugeben muss, nicht kann. Am Aussehen gibt es nur geringfügige Unterschiede, für die man noch dazu optimales Licht und optimale Drehung der Sichtfläche des Vogels haben muss. Etwas mehr dazu bei der Weidenmeise.

In der Gaisau zum Beispiel kann man beide Arten finden, wobei die Sumpfmeise viel häufiger ist.

Im krautigen Bereich könnte doch auch was fressbares sein.

Sumpfmeise bringt Futter zur Bruthöhle.


Sumpfmeise knapp vor der Landung. Oft kann man sie auch beobachten, wie sie gezielt Äste von allen Seiten absuchen, dabei sind die Beine dann aber meist angelegt. Foto: Martin Schischkoff

Auch sie brütet in natürlichen oder von Spechten gezimmerten Baumhöhlen. Es ist erstaunlich wie viele Raupen und ähnliches täglich von ihnen verfüttert wird. Ich konnte bei einer Nisthöhle in einem alten Holunderstamm beobachten, wie die zwei Altvögel so etwa alle 5 Minuten mit Futter für die Jungen ankamen. Selten hatten sie dabei nur eine Raupe im Schnabel, meist waren es zwei oder sogar drei. Das auf täglich etwa 8 Stunden oder mehr hochgerechnet ist eine kaum vorstellbare Menge, und dabei müssen sie selbst ja auch noch etwas fressen.

Die Weidenmeise

Da der optische Unterschied zwischen Weiden- und Sumpfmeise sehr gering ist kann ich nur darum bitten, eventuelle Fehler bei der Bestimmung zu korrigieren. Das gilt für alle Aufnahmen dieser beiden Arten. Fotos: Martin Schischkoff

Wie schon erwähnt ist die Unterscheidung von der Sumpfmeise schwierig. Trifft man sie im Gebirge an, ist es klar. Dort kann es nur eine Weidenmeise sein. Die schwarze Kopfkappe ist bei der Sumpfmeise glänzend, bei der Weidenmeise matt, was man aber nur bei exzellentem Licht sieht. Der schwarze Latz am Hals ist bei der Weidenmeise meist etwas größer und sie hat zarte weiße Flügelflecke, die aber leider auch oft schlecht zu sehen sind.

Auch Weidenmeisen machen ihre gymnastischen Streck- und Dehnübungen bevor sie abwarten, was der Fotograf wohl von ihnen möchte. Fotos: Mario Schatz


Da hab ich doch ein Samenkorn gesehen.


Ihre Lebensweise ähnelt der der anderen echten Meisen, insbesondere der Sumpfmeise. Beide, die Sumpf- und die Weidenmeise, kann man besonders häufig dabei beobachten, wie sie fliegend, gezielt Ast für Ast eines Strauches oder Baumes von allen Seiten nach Insekten absuchen.

Die Haubenmeise

Das unverwechselbare Aussehen der Haubenmeise. Ihre Größe entspricht etwa der, der Blau- und der Tannenmeise. Foto: Martin Schischkoff

Eine recht kleine und sehr unruhige Meise, die beinahe ständig in Bewegung ist. Sie findet man meist in höheren Lagen und fast nur in strengen Wintern mit viel Schnee kommen auch vermehrt kleinere Trupps in den Talbereich, wobei sie das bebaute Ortsgebiet eher meiden.

Mit ihrem namengebenden Schopf sind sie unverwechselbar. Wie alle vorher genannten echten Meisen sind auch sie Höhlenbrüter, die im Winter nicht nach Süden ziehen müssen.

Haubenmeisen halten nur selten still und so ist hier der Körper zwar scharf, den Kopf hat sie aber bewegt.


Ein Bad im Schnee (links) bevor es wieder auf Futtersuche geht (rechts). Haubenmeisen sind besonders gerne auf Nadelbäumen. Fotos: Martin Schischkoff

Die drei restlichen Meisen, die jeweils zu einer eigenen Familie gehören, bauen Nester und sind keine Höhlenbrüter, auch wenn das Nest der Beutelmeise einer selbst gebauten Höhle gleicht.

Die Schwanzmeise

Schwanzmeise – einer der Elternvögel bringt Futter zum Nest.


Sie gehört zur Familie der Schwanzmeisen, die nicht besonders nahe den eigentlichen Meisen steht.

Gut kann man hier den gelben Hautring um das Auge erkennen.

Diese niedlichen Vögel erscheinen manchmal beinahe wie eine kleine Flaumfederkugel mit endlos langem Schwanz. Rund um das Auge haben sie einen dünnen, meist gelben, Hautring. Als Teilzieher, die bei uns im Sommer auch vorwiegend in höheren Lagen anzutreffen sind, findet man im Winter immer wieder Gruppen von einigen wenigen bis zu mehreren Dutzend Schwanzmeisen, die auf Futtersuche von einem Baum zum anderen fliegen. Sehr häufig bleiben sie dabei in mittlerer bis großer Höhe und nur manchmal trifft man sie auch im bodennahen Bereich an.

Gerne nehmen sie die „Meisenknödel“ – an Futterstellen mit reinen Samen konnte ich sie noch nie beobachten.

Am Nest, das die Schwanzmeise hauptsächlich aus Moos und Spinnweben baut.

Ihre Nester sind napfförmig gebaut wobei sie hauptsächlich Moose, Flaumfedern und Spinnweben verwenden, was dem Nest ein sehr weiches Aussehen gibt. Obwohl sie, wie erwähnt, zur Brutzeit eher in größeren Seehöhen angetroffen werden hat in den letzten Jahren doch immer wenigstens ein Paar in der Gaisau gebrütet.

Besonders im Winter streifen Schwanzmeisen, meist in Gruppen, durch die Gegend und suchen einen Baum nach dem anderen nach Futter ab.

Die beiden folgenden Arten kann man in Inzing wohl nicht antreffen. Obwohl beide in Österreich, besonders aber etwas weiter südlich, immer in Gewässernähe, zu finden sind.

Aufgrund der Seltenheit konnte ich auch keine Fotos von ihnen auftreiben und muss mich mit Links auf eine willkürliche Auswahl der vielen Internetseiten zufrieden geben.

Die Beutelmeise

Sie baut, meist in Gewässernähe, hängende, beutelförmige Nester mit einem Eingangsschlauch am oberen Ende. Als Materialien für die Nester nimmt auch sie gerne Spinnfäden, aber auch Samenfäden (Pappel, …) und Tierhaare werden eingebaut.

Die europäische Art ist ein Zugvogel, andere Arten sind meist Standvögel. Die Nahrung besteht vorwiegend aus Insekten.

Laut Tiroler Brutvogelatlas gibt es eventuell eine, nicht gesicherte, Brut in Osttirol (historisch gesichert!). Im Neusiedlerseegebiet ist sie jedenfalls auch Brutvogel.

Die Bartmeise

Die Bartmeise findet man, als ganzjährigen Standvogel, nur in großen Schilfflächen (Neusiedlersee). Wichtig dabei ist, dass genügend Altschilf stehen bleibt. Man findet sie fast nur im Schilf und nur selten in Gebüschen am Uferrand.

Das Nest ist ein tiefer Napf am Grund des Röhrichts in Wassernähe und besteht fast ausschließlich aus Schilfteilen.

Als Nahrung werden im Sommer Insekten und Spinnen bevorzugt, im Winter fressen sie Samen. Sie gilt als nicht gefährdet, aber es kommt oft zu extremen Bestandsänderungen. Im nördlichen Verbreitungsgebiet sterben in strengen Wintern oft ganze Populationen aus und werden erst langsam durch umherstreifende Bartmeisen wieder neu besiedelt.

© Nicht namentlich bezeichnete Fotos: Robert Pisch. Alle Fotorechte verbleiben bei den jeweiligen Fotografen.

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Robert Pisch

Robert ist grafischer Facharbeiter in der Druckvorstufe und seit kurzem in Pension. Er hat zuletzt seit mehreren Jahren die grafischen Vorarbeiten für die Druckversion der DZ-Inzing erledigt. Als Mitglied von JUF, seit der Gründung dieser Fraktion, sitzt er die letzten Gemeinderatsperioden auch im Landwirtschaftsausschuss. Sein größtes Interessensgebiet ist die Natur und der Umgang mit ihr. Zusätzlich liebt er es, rein hobbymäßig, zu fotografieren und ist passionierter Fußgänger. In den letzten Jahren ist er auch auf den Geschmack und den Reiz von “Weitwanderungen” gekommen. In den sporadischen Beiträgen möchte er diese Interessensgebiete und daraus gewonnene Erfahrungen näher bringen und hofft dabei auch, die eine oder andere Diskussion “anzuzetteln”.

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3 Gedanken zu “Die “Meisen”

  1. Ein kleiner nachträglicher Hinweis. Am 26. März wurde in der Inzinger Gaisau eine männliche Beutelmeise gesichtet, die wohl am Durchzug eine kurze Rastpause eingelegt hat.

  2. Auf Wunsch meiner Freundin und immer verlässlichen Informationslieferantin, Petra, möchte ich hier das fast unveränderte Mail von ihr an mich veröffentlichen. Falls jemand behilflich sein kann wäre das natürlich ein wertvoller wissenschaftlicher Beitrag.

    Hallo Robert :-),
    wieder ein sehr schöner Artikel und tolle Fotos!
    Zu Blau- und Kohlmeisen wird derzeit im Großraum Innsbruck eine Studie der Uni Innsbruck von Marion Chatelain durchgeführt. Es geht darum wie sich die Fütterung durch den Menschen auf diese beiden Arten auswirkt. Dazu werden die Tiere gefangen, vermessen, beringt, Kotproben gesammelt und natürlich wieder so rasch wie möglich freigelassen. Ich konnte sie heuer bereits zwei Mal dabei begleiten.
    https://www.uibk.ac.at/de/newsroom/2022/wie-verhalten-sich-vogel-in-stadten/
    Neben den bekannten Metalringen erhalten die Tiere auch 3 Farbringe aus Kunsstoff, welche ermöglichen die einzelnen Individuen zu identifizieren. Der Farbcode wird vom rechten Bein oben zum linken Bein unten gelesen. Bitte gebt Marion (marion.chatelain@uibk.ac.at) Bescheid wenn ihr eines dieser Individuen in und um Innsbruck entdeckt. So kann sie sehen wie weit sich die einzelnen Tiere bewegen (oder erhält zumindest einen Einblick 😉 ). Danke! Die Info bitte auch gerne weitergeben, je mehr Sichtungen desto besser kann man ihre Bewegungen nachvollziehen 😊.
    GLG Petra

  3. Eine Korrektur!
    Alle hier abgebildeten angeblichen Weidenmeisen sind laut einer Information auch Sumpfmeisen. Wie erwähnt sind diese zwei am besten durch ihren Gesang zu unterscheiden (Internetsuche oder xeno-canto.org). Weidenmeisen leben auch eher in Waldgebieten und in höheren Lagen, im Talgrund und am Wasser trifft man hauptsächlich die Sumpfmeise an.
    Robert

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