Der Verein für Kultur Inzing, besser bekannt als Kulturverein Inzing, wird 30 Jahre und erfindet sich gerade wieder ein bisschen neu.
Vor 10 Jahren anlässlich des 20. Jubiläums formulierte ich, dass der Kulturverein gerade am Anfang eines jungen Erwachsenenlebens stünde, mit Schalk im Nacken und einem Hang zum Brechen von Konventionen:
„Das Brechen von Konventionen ist eine der Möglichkeiten, derer sich zeitgenössische Kultur bedient, um sich auszudrücken. Zeitgenössische Kunst bezieht Stellung zu aktuellen Themen, nicht immer explizit, manchmal mit Ironie, die auch nicht immer verstanden werden muss.
Zeitgenössische Kunst richtet sich direkt an die Gesellschaft, sie trägt dazu bei Positionen zu hinterfragen, zu reflektieren, gesellschaftliche Entwicklungen voranzutreiben. Zeitgenössische Kunst ist Kunst, die sich nicht in elitären Kreisen, in abgelegenen Tempeln, abspielt, sondern direkt im Leben verankert ist. Die sich nicht nur an potenziell jede und jeden richtet, sondern auch von jeder oder jedem gemacht werden kann.
Zeitgenössische Kunst ist auch Experimentierfeld, bietet Freiräume für persönliche Entfaltung an und kann für Jugendliche und junge Erwachsene ebenso wie für ältere Menschen sinngebend sein, kann hilfreich sein über sich selbst zu reflektieren und im Ausprobieren neue Erkenntnisse über sich und die Welt zu gewinnen.
Aber zeitgenössische Kunst/Kultur muss auch Platz und Anerkennung finden, um sich entfalten zu können. Sowohl Platz und Anerkennung in der Gesellschaft als auch einen konkreten Raum. […] Ich habe die Vision, dass in nicht allzu ferner Zukunft das Wegmacherhaus ein solch vielfältiger Ort sein wird. Ein Ort des Ausprobierens, des Vernetzens, des Miteinanders, ein Möglichkeitsort, wie es im Rohkonzept für das Wegmacherhaus formuliert war. Ich bin überzeugt, dass eine Gesellschaft solche Möglichkeitsorte braucht, um sich weiterzuentwickeln. Sie bieten die Chance, dass Menschen in der aktiven wie passiven Auseinandersetzung zu mündigen und kritischen Bürgern und Bürgerinnen werden können. Eine Gesellschaft braucht solche Möglichkeitsorte aber nicht nur zentral in der Landeshauptstadt, sondern auch und vor allem direkt vor Ort. Weil hier leben wir, hier lieben wir, hier sind unsere Freunde und Freundinnen, hier mischen wir uns ein und hier wollen wir nicht nur schlafen!“ (Aus der Eröffnungsrede der Ausstellung „Fragmentarisch | Exemplarisch“ zum 20-jährigen Jubiläum des Kultuvereins Inzing)
Seitdem ist viel Wasser den Inn hinuntergeflossen, wie man so schön sagt. Der Kulturverein wäre demnach heute mit seinen 30 Jahren in der Phase des Konsolidierens, Familiengründung, Hausbau und so…
Das mit dem Hausbau hat ja bisher noch nicht so geklappt. Versucht hätten wir es. Wir waren maßgeblich am Konzept für das Wegmacherhaus beteiligt, bemühten uns um den späteren Hundesalon und jetzigen Jungbauernraum und erfanden die Kultur-Apotheke. Gedacht hatten wir uns zu allen Möglichkeiten viel, steckten Herzblut und viele Stunden unbezahlter Denkarbeit hinein. Umsonst und gratis obendrein!
Daran, dass Inzing einen vorher beschriebenen zentralen Möglichkeitsort nach wie vor braucht, ist gerade nach der Pandemie und im Zusammenhang von einer angeblich polarisierten Gesellschaft nicht zu zweifeln. Vielleicht gewinnt die Debatte ja mit dem nicht mehr ganz so neuen Obmann Pascal Takes und dem ebenso schon ins Arbeiten gekommenen neuen Gemeinderat wieder an Fahrt. Zu wünschen wäre es für Inzing.
PS: Hingewiesen soll an dieser Stelle auf das Pubquiz, das der Kulturverein am 17. April nun schon zum dritten Mal organisiert. Die Regeln sind einfach: Es kann in Teams bis zu fünf Personen gespielt werden und es dürfen keine Smartphones oder sonstige Hilfsmittel verwendet werden. Es werden Fragen vorgelesen, die auf einem Blatt Papier beantwortet werden müssen. Am Ende gewinnt das Team, das am meisten richtige Antworten hat. Tischreservierung im Wintergarten empfohlen!