Sehen – hören – riechen – schmecken – fühlen.
Jeder kennt sie, die fünf Sinne. Aber sind das alle, oder findet man unter all den Organismen auf unserer Welt etwa noch weitere Sinne?
Auf Wikipedia steht: Als Sinn wird bei Lebewesen die physiologische Wahrnehmung der Umwelt mit Sinnesorganen bezeichnet.
Ein Sinn öffnet uns also die Möglichkeit einer Interaktion oder einer Reaktion auf äußere Einflüsse. Das kann über spezielle Organe geschehen, aber auch über spezialisierte Zellanhäufungen, Einzelzellen oder sogar nur Zellbestandteile. So ist etwa längst bekannt, dass auch viele Einzeller zwischen hell und dunkel unterscheiden können.
Bei all den fünf oben genannten Sinnen liegen wir Menschen bestenfalls im guten Mittelfeld und sind nirgends im Spitzenbereich. Interessant ist hier allerdings, dass bei Ausfall eines Sinnes, etwa bei Blindheit, oft andere Sinne als Ersatz zu Maximalleistungen trainiert werden können, die üblicherweise weit davon entfernt sind.
Die Frage lautete aber: „Gibt es noch mehr Sinne?“ Dazu kann man eindeutig feststellen, dass es sogar sehr viel mehr Sinne gibt. Nur arbeiten viele davon unbemerkt im Hintergrund.
Ein vergessener Sinn, auf den man ganz bewusst reagiert, ist der in der Ohrschnecke gelegene Gleichgewichtssinn, der uns erst den Aufrechten Gang auf nur zwei Beinen ermöglicht.
Weiters findet man aber noch viele Sinne, die alle Körperfunktionen kontrollieren und korrigieren. So etwa den Blutdruck, die Herzfrequenz, die Körpertemperatur, den Füllungsstand von Blase und Darm und so weiter … Diese sind großteils überlebenswichtig, aber wir bemerken nichts von ihrer Arbeit.

Bei vielen Tieren findet man auch noch andere Sinne von denen manche auch für den Menschen, wenn auch in sehr verkümmerter Form, vermutet werden.
Viele Schlangenarten wie etwa die meisten Riesenschlangen und noch einmal verbessert die Grubenottern, zu denen die Klapperschlangen gehören, besitzen ein extrem effektives Organ zur Feststellung der Infrarotstrahlung, also von Wärme.
Zumindest einige Vögel können das Erdmagnetfeld empfangen und für ihre Wanderungen anwenden, gleiches gilt für die Wahrnehmung der Polarisation des Sonnenlichts.
Einige Fische empfangen die elektrischen Impulse, die bei jeder Bewegung entstehen, oder elektrische Felder und erkennen so Lebewesen in ihrer Umgebung.
Bei Fledermäusen, aber auch bei Delfinen, ist die Echoortung bekannt, mit deren Hilfe sie durch den reflektierten Schall ihre Umgebung erkennen können. Diese arbeiten oft mit Ultraschall, wogegen Elefanten im Infraschallbereich rufen können und diesen Schall über sehr große Strecken mit Hilfe des Rüssels und der Fußsohlen aufnehmen und verstehen.
Man sieht schon, im gesamten Tierreich wimmelt es von unterschiedlichen spezialisierten Sinnen.

Kennt man auch außerhalb des Tierreiches irgendwelche Sinne? Im ersten Moment ist man versucht zu sagen: „Niemals, wie sollte das gehen?“ – Und doch liegt man da falsch.
Bei Pflanzen beginnt es schon damit, dass jede vom Keimen an weiß, wohin sie die Wurzeln ausstrecken muss und wohin die oberirdische Pflanze. Folglich kann die Richtung der Gravitation festgestellt und darauf reagiert werden. Weiters kennt man einige Pflanzen, wie etwa die Sonnenblume, die ihre Blüten oder auch die Blätter im Laufe des Tages mit der Sonne mitdrehen.
Viel auffälliger aber sind noch andere Tatsachen. So ist bekannt, dass einige afrikanische Akazienarten, wenn sie von Tieren wie Giraffen angefressen werden, recht schnell Bitter- und Giftstoffe in die Blätter einlagern und auch Bäume in der Umgebung schon reagieren, bevor der Feind noch kommt, die Gefahr also mitgeteilt bekommen haben. Ebenso bekannt ist die Mimose, die bei Berührung die Blätter sofort hängen lässt. Einige der Leser haben vielleicht auch eine Venusfliegenfalle als Zierpflanze zu Hause. Diese hat Sinneshärchen, die bei mehrmaliger Berührung das Schließen der Fangblätter veranlassen, so dass das Insekt gefangen ist und von der fleischfressenden Pflanze verdaut werden kann. Auch unser Sonnentau wickelt die klebrigen „Fangkörper“ aktiv um sein Opfer. Das alles kann nur mit Hilfe von Sinnen funktionieren, die die entsprechenden Reize aufnehmen und zur Verarbeitung weitergeben oder eine direkte, automatisierte Reaktion veranlassen.
Bei den Pilzen, die als eigene Gruppe mit den Tieren näher verwandt sind als mit Pflanzen, ist zumindest bekannt, dass sie mit Hilfe von Strom kommunizieren, wobei bis zu 50 „Wörter“ festgestellt wurden, von denen 15-20 häufiger vorkommen. Hier steht sicher noch ein weiter Weg für die Wissenschaft bevor um auch nur annähernd alle „Sinne“ zumindest als solche zu erkennen.
Robert Pisch
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