Weinalphabet – Buchstabe K
Kork – ein unglaubliches Naturprodukt
Wie wir vielleicht schon gehört haben, sind ab ca. 1700 die ersten Flaschen mit gestanzten Naturkorken verschlossen worden. Bis heute ist das eindeutig der beste Verschluss für Wein – und auch für andere Flüssigkeiten.
Die Stöpsel werden aus der Rinde der Korkeiche – Querkus suber – gestanzt. Größtes Anbaugebiet weltweit liegt im Süden Portugals, in der Algarve und vor allem im Alentejo. Anscheinend taugt dem Baum die Gegend, auf jeden Fall produziert Portugal auf fast 730.000 ha gut die Hälfte des Korkbedarfes, wobei diverse andere Verwendungen natürlich einen hohen Anteil besitzen. Mode, Design, Böden, Isoliermaterial, Schuhe und noch viele andere Produkte werden aus der Rinde der Eiche hergestellt.
Die triadores – die Eichenschäler brauchen viel Geschick und Können, den sobreiros – Bäumen – die Schale abzuringen. Alle 9 bis 11 Jahre wird ein Baum wieder reif. Mit einer fast mittelalterlichen Axt – der machada – wird die Rinde eingeschlagen und – wenn‘s geht – in großen halbmondförmigen Seiten vom Baum gelöst. Dieses Können wird vielfach innerhalb der Familien weitergegeben. Eine extrem schweißtreibende Arbeit, bei der Feingefühl, Kraft und Ausdauer notwendig sind. Wird nämlich die rötlich leuchtende innere Schicht – das cambrium – verletzt, wird der Baum wieder langsamer die neue Schicht ansetzen oder erkranken.
Nach der Trocknung der pranchas – der Rindenblätter – die bis zu 50 kg aufweisen, wird weiter verarbeitet und aussortiert. Für hochwertige Korken werden nur die besten, sprich festesten Stücke verwendet, so weit als möglich frei von Einschlüssen. Wir sprechen von einer Rinde!
Da der Kork als Zylinder in den Flaschenhals kommt, ist er bei innerer Befeuchtung gänzlich dicht – deswegen lagert man ja auch die wertvollen Weine liegend. Das Umhüllen des Halses mit Alukapseln oder Wachs hat keinen Einfluss auf die Dichtheit. Das Reifen des Weines wird verlangsamt und nur durch den vorhandenen Sauerstoff geregelt.
Auch die besten Naturkorken sind immer noch ein Naturprodukt und können bakteriologisch den Wein beeinflussen. Fast ein jeder Weinfreund hat schon – nach der Vorfreude auf den ersten Schluck – beschämt den Modergeruch eines sogenannten „Korkschmeckers“ erfahren. Auch hochtechnische Behandlungsmethoden haben diesem Ärgernis, das mittlerweile immer weniger auftaucht, nicht ganz den Garaus gemacht. Da heute allerdings viele von den „einfachen“ Weinen mit alternativen Verschlüssen verwendet werden, hat sich die Korkqualität sehr verbessert, allerdings haben sich auch die Einstandspreise erhöht.
In Österreich werden heute vielfach die bestens funktionierenden Schraubverschlüsse verwendet.
Außer dem eher etwas unästhetischen „dreh und knack“ hat dieser Verschluss alle Vorteile – also – let‘s screw – aber nicht, was ihr meint.
Ein australisches Patent – genannt DIAM – verwendet hochgereinigte Korkgranulate und setzt diese unter thermischem Einfluss – kein Leim und Kleber – wieder zusammen. Nicht billig, aber die beste Alternative zu Naturkork.
Vor 20 Jahren hatten wir noch einen Fehleranteil von fast 8 %. Ein hochangesehener Piemontwinzer namens Domenico Clerico hatte vor ca. 10 Jahren einen unfassbaren Anteil von 30 % bei einer Charge seiner teuersten Barolos – 50 € die Flasche aufwärts. Eine wirkliche Garantie wird im Allgemeinen für Naturkorken nicht gewährt.
Das ist auch der Grund, warum viele wertige Winzer ihre Flaschen mit Korken von verschiedenen Händlern und verschieden Herstellern ordern, diese halbieren und im Wasserbad schwimmen lassen. Nach 2 bis 3 Tagen erschmeckt man den möglichen Fehlton im Wasser.
Den teuren Flaschen dieser Welt wird jedoch der bestmögliche Naturkork nach wie vor eingesetzt.
Hier geht man eindeutig keine Experimente ein, im Notfall wird die Flasche ersetzt.