27. April 2024
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Die unendliche Geschichte der Öffis

Lesedauer ca. 2 Minuten

Auf der einen Seite würde ich mich selbst als überzeugte Klimaschützerin bezeichnen. Sicher, es gibt genügend Dinge, die ich nicht „gut“ mache – ich fliege hin und wieder in den Urlaub, ich konsumiere relativ billige Modemarken. Aber im Großen und Ganzen liegt mir, wie den meisten anderen, unsere Umwelt am Herzen, und ich denke, ein vergleichsweise einfach umzusetzender Schritt in Richtung Klimaschutz, den die meisten gehen können, ist es, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Gerade bei uns in Innsbruck. Die Parkplätze sind rar und wenn überhaupt vorhanden, exorbitant teuer. Die Stadt ist kompakt und was man nicht zu Fuß geht, hat man schnell per Bus oder Tram erledigt. Wozu also ein Auto?

Da kommt andererseits die Realität unserer derzeitigen Busverbindungen ins Spiel. Fakt ist, seitdem der VVT seinen Fahrplan und das gesamte Konzept der Linien rund um und in Innsbruck erneuerte, kommt es zu viel mehr Verspätungen und Ausfällen als bisher. Das macht sich vor allem Richtung Zirl und Inzing bemerkbar, und dann auch noch zu extremen Stoßzeiten, wenn die Leute müde und ungeduldig sind.

beide Bilder: pexels

Es sind nun externe Dienstleister, die für uns fahren. Nur mit der Auslagerung an externe, private Firmen ist der Service massiv schlechter geworden. Zudem fehlt es an Busfahrer:innen.

Ich konnte bereits Leuten zuhören, die sich beschwerten, dass frühere Staatsangestellte, wie in der Post oder eben Busfahrer:innen, zu viel verdienten. Jetzt wird alles ausgelagert – und besser ist dadurch aber eigentlich nichts geworden. Jede:r möchte sich aufregen, niemand weiß, wem hier wirklich die Schuld zu geben ist. Die staatlichen Unternehmen haben doch besser funktioniert als gedacht? Private Wirtschaft ist besser für den Wettbewerb? Private Firmen werden besseren Service bringen? Eigentlich sind die jetzigen Busfahrer:innen aber wieder zu unterbezahlt, das wollten wir doch auch nicht?

Ich finde, man sollte sich als Gesellschaft die Frage stellen, welche Dienstleistungen für alle offenstehen, funktionierend und bezahlbar sein sollen. Von der Wasser- oder Stromerzeugung bis eben hin zum öffentlichen Verkehr. Der gehört für mich definitiv dazu.

Es war und ist nicht die beste aller Lösungen, das Geld zu kürzen, wo immer man nur kann. Das sehen wir jetzt. Was eine Lösung wäre, weiß ich leider nicht.

Doch eines weiß ich sehr sicher: Möchte man die Leute vermehrt vom Auto weg und in den öffentlichen Nahverkehr bringen, wird man ein gutes Angebot liefern müssen. Ein Angebot, das für Fahrer:innen wie Passagiere gut ist. So einfach ist das.

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2 Gedanken zu “Die unendliche Geschichte der Öffis

  1. Absolut! I could not agree more – und ich sage das absichtlich auf Englisch, weil man am UK die wirklich üblen Auswirkungen der Privatisierung von Öffis seit Jahrzehnten beobachten kann. Zuerst die Bahn (bitte ÖBB, denkt nicht mal dran!), was zu einer massiven Vernachlässigung der Infrastruktur führte und zur Stilllegung von Strecken in weniger dicht besiedelten Gebieten, die dann teuer und unzuverlässig von privaten Busunternehmen angefahren werden. Die Situation wurde über die Jahre so schlimm, dass eine teilweise Rückführung in staatlichen Betrieb nötig wurde.
    Ich kann mir schon vorstellen, dass budgetäre Gründe dazu verlocken, Teilbereiche an Externe zu vergeben (sieht gut aus in der Bilanz), aber da wäre die Energie besser in Finanzverhandlungen mit Land, Bund und sogar EU (Maastricht Kriterien) gegangen als daran zu tüfteln, wie man den Billigstbieter findet.

  2. Danke für diesen Beitrag und dessen Bestätigung, welche auf der Erfahrung der in dieser Hinsicht weit “fortschrittlicheren” Briten beruht. Vorausgesetzt, man legt denselben Wert auf Effizienz, dann MUSS Privatisierung eigentlich immer teurer sein, weil ja Gewinne lukriert werden wollen, während staatliche Betriebe nur kostendeckend agieren müssen/sollen. Man kann ja trotzdem Privatfirmen für gewisse Arbeiten beauftragen, wenn dadurch die Effizienz gesteigert werden kann.
    Dass Privatunternehmen jene Bereiche vernachlässigen, welche geringere Profite ermöglichen, liegt in der Natur der Sache – handelt es sich um Aktiengesellschaften, so MUSS das Management sogar die Profite maximieren, weil es gegenüber den Investoren dazu verpflichtet ist.
    Also wen wundert’s, wenn’s nun so kommt, wie es kommt?

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