27. November 2024
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Geschlechter

Ein Pärchen der im Inntal verbreiteten Gelbbauch-Mauereidechse bei der Kopulation.
Lesedauer ca. 3 Minuten

Ein subjektiver Blick auf das Streitthema.

Wie viele Geschlechter gibt es nun eigentlich? – Wer mich kennt wird schon erraten können, dass ich dieses Thema von der rein biologischen Seite her sehe. Die unterschiedlichen Geschlechter haben sich schließlich einzig zum Zweck einer effektiveren Fortpflanzung unter möglichst hoher Vermeidung von Inzucht evolutionär entwickelt.

Im Gesamten Reich des Lebens findet man mehrere Varianten. Zum Einen gibt es die geschlechtslosen Vertreter, wie etwa die Einzeller, die sich durch einfache Zellteilung vermehren.

Dann kennt man auch Zwitter, also solche bei denen jedes einzelne Individuum beide Geschlechter besitzt und die Inzucht durch diverse Tricks vermieden wird. Zwitter findet man etwa bei den Schnecken, aber auch bei sehr vielen Pflanzen.

Und schließlich findet man bei einigen Pflanzen und sehr vielen Tieren, etwa Insekten, Spinnentieren und soweit mir bekannt ist allen Wirbeltieren, zwei getrennte Geschlechter. Diejenigen mit den größeren Eizellen, die auch alle lebensnotwendigen Zellorganellen enthalten sind als weiblich definiert worden, die mit den meist sehr viel kleineren Samenzellen, welche nur das Nötigste zum kurzfristigen Überleben und die zweite Hälfte des Chromosomensatzes enthalten, sind die männlichen Individuen. In diese Gruppe gehört auch der Mensch.

Nun ist es allerdings nicht so, dass es in der letzten Gruppe, den binären Lebensformen, keine Abweichungen geben würde. Es ist etwa bei einigen Fischen bekannt, dass im Falle, dass das letzte Männchen im Umkreis (etwa im Aquarium oder am Korallenstock) ausfällt, das dominante Weibchen sich in überraschend kurzer Zeit zum voll funktionsfähigen Männchen umwandelt. Bei manchen Echsenarten (z.B. mehrere Rennechsen aus Amerika) gibt es nur Weibchen in der gesamten Population, die sich trotzdem erfolgreich vermehren können (ich sehe schon vor mir wie sich so manche jetzt denkt: Warum kann das nicht beim Menschen auch so sein).

Und dann kommt es auch bei allen binären Arten in seltenen Fällen während der Geschlechtsentwicklung zu einer Art Umpolung und es wird eine Zwischenstufe mit den Merkmalen beider Geschlechter ausgebildet. Dabei kann die Abstufung irgendwo zwischen fast nur weiblich über halb-halb bis zu fast nur männlich liegen. In dem Fall könnte man natürlich eindeutig von einem „diversen“ oder „intersexuellen Geschlecht“ sprechen.

Auch beim Haussperling (= Spatz) kann man leicht die zwei Geschlechter unterscheiden. Fotos: Robert Pisch

Ganz anders sieht es allerdings mit Geschlechtern wie Transgender, Homosexuell, Bisexuell und so fort, aus. Hierbei handelt es sich nach meinem persönlichen Empfinden nicht um ein Geschlecht, sondern um eine psychologische Einstellung, ein Zugehörigkeitsgefühl das eventuell nicht mit dem Geburtsgeschlecht übereinstimmt oder sexuelle Präferenzen. Für die betroffene Person ist das Verständnis und die Akzeptanz gegenüber ihrer Einstellung selbstverständlich genau gleich wichtig für die Lebensqualität.

Ich kann auch kein Problem darin finden jemanden von dem/der man weiß, dass sie lieber weiblich/männlich angesprochen werden möchte, auch so anzusprechen. Auch sexuelle Neigungen gehen eigentlich niemanden außer die eventuell vorhandenen Partner etwas an sofern sie nicht übermäßig gesundheitsschädlich sind und IMMER in gegenseitigem Einverständnis ablaufen. Respekt und gegenseitiges Einverständnis sollten ganz allgemein ein Grundpfeiler jeder Verbindung sein und dabei mangelt es auch in den üblichen heterosexuellen Beziehungen viel zu oft.

Was sind nun die Vorteile einer geänderten Geschlechtseintragung. Im besten Fall könnte es, durch den Gewöhnungseffekt, zu einer normaleren Einstellung der binären und heterosexuellen Mehrheit kommen. Im Moment ist es leider eher so, dass sich eine größere Kluft bildet und die Fanatiker lauter werden. Auch kann es, wie ich denke und hoffe, eine gewisse Erleichterung bedeuten, wenn man sich nicht ständig verstellen muss, sondern offen zu seiner Einstellung stehen kann, ohne Anfeindungen und schlechtere Behandlung befürchten zu müssen. Gesetzliche Anerkennung bedeutet auch gleichzeitig, dass es kein strafbarer Tatbestand mehr sein kann, was es bis vor nicht allzu langer Zeit noch war und in vielen Ländern immer noch ist.

Und da sind wir auch schon bei den Nachteilen. Mit dem Passeintrag „Divers“ schließt man sich von Reisen in viele Staaten freiwillig aus, ja es gibt sogar noch immer Länder in denen zum Beispiel auf Homosexualität die Todesstrafe steht. Ob es das Wert ist muss wohl jede/r Betroffene selbst entscheiden.

Auch für die zukünftige Forensik wird es wohl zu einem gewissen Problem, wenn sie aufgrund des Knochenbaues nach einer vermissten Frau suchen, die betroffene Leiche aber als Mann eingetragen ist. Hierher gehört wohl auch die allgemeine Medizin. Endlich, nach so langer Zeit, hat man mit Gendermedizin begonnen. Also mit der klaren medizinischen Unterscheidung nach Geschlechtern, was Symptome und Behandlung betrifft. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch Diverse, Frauen die bei ihrer Geburt noch Männer waren oder umgekehrt, die bestmögliche und angepasste Medizin bekommen wollen.

Höchste Zeit ist es auch Regelungen für den Sport und sonstige Tätigkeiten zu finden, bei denen, oft zu recht, eine Unterscheidung nach Geschlechtern üblich ist. Ein durchschnittlich guter Kugelstoßer etwa könnte sich als Frau eintragen lassen um anschließend alle Meisterschaften zu gewinnen. Das mag etwas weit her geholt sein, zeigt aber doch auf, dass Nachholbedarf besteht.

PS: Es würde mich freuen, die eine oder andere Meinung der Leser/innen zu diesem Thema in einem Kommentar zu finden.

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Robert Pisch

Robert ist grafischer Facharbeiter in der Druckvorstufe und seit kurzem in Pension. Er hat zuletzt seit mehreren Jahren die grafischen Vorarbeiten für die Druckversion der DZ-Inzing erledigt. Als Mitglied von JUF, seit der Gründung dieser Fraktion, sitzt er die letzten Gemeinderatsperioden auch im Landwirtschaftsausschuss. Sein größtes Interessensgebiet ist die Natur und der Umgang mit ihr. Zusätzlich liebt er es, rein hobbymäßig, zu fotografieren und ist passionierter Fußgänger. In den letzten Jahren ist er auch auf den Geschmack und den Reiz von “Weitwanderungen” gekommen. In den sporadischen Beiträgen möchte er diese Interessensgebiete und daraus gewonnene Erfahrungen näher bringen und hofft dabei auch, die eine oder andere Diskussion “anzuzetteln”.

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