„Entsetzen! Dort in der Schreckensschlucht?“
Am Samstag, dem 23. August, nahmen zehn Mitglieder des Inzinger Freundeskreises für Integration den Regionalzug nach Stans. Warum gerade dorthin? Um ein spektakuläres Naturschauspiel zu besuchen: um die beeindruckende Wolfsklamm zu durchwandern wildromantisch, stellenweise düster und abweisend, ja sogar furchteinflößend!

Max: Wie erlangt man da? (Heißt das: Wie kommt man hin?)
Kaspar: Das will ich dich lehren. Sei Punkt zwölf Uhr in der Wolfschlucht!
Zum Glück hatte der starke Regen der vergangenen zwei Tage aufgehört, und das Wetter klarte auf. Der rauschende Bach war zu einem tosenden Wildwasser angeschwollen.
Das Wasser des Stallenbaches gräbt sich immer noch tiefer in das Kalkgestein des Karwendels hinein.
Der verborgen wirkender, aufwändig angelegter Weg schlängelt sich durch die enge Klamm über Holzwege, Galerien und Tunnel. Er verläuft dicht an den hochragenden Felsen entlang, führt über 340 Höhenmeter hinauf und bietet unterwegs mehrere Aussichtsplattformen.
Die Holzstege, Wege und Brücken über die spektakulär abstürzende Schlucht waren noch rutschig, also mussten wir gut auf unseren Tritt achten. Seitdem der Weg nur noch bergauf als Einbahnstraße geführt wird, ist es deutlich sicherer. Hin und wieder hielten wir an, um schnelleren Wanderern das Überholen zu ermöglichen.

Kurz vor dem Ende der Schlucht stiegen wir zu einem flacheren Bereich am reißenden Fluss hinab. Dort fanden sich Dutzende kleiner Steinhaufen; wir legten vorsichtig einige Kiesel hinzu – als Zeichen unserer Anwesenheit?

Wir überlegten, warum Menschen solche kleinen Monumente errichten: Als fotogene Motive? Einfach, um zu sagen „Wir waren hier“? Um menschliche Solidarität zu zeigen? Um sich als Teil einer sozialen Gemeinschaft zu fühlen? Als Ausdruck eines religiösen Rituals? (Einige der Stapel erinnerten uns an buddhistische Tempel…)
Oder um zu zeigen, wie fragil und verletzlich menschengemachte Strukturen angesichts der Urgewalten der Natur sind? (Uns fiel auf, dass starker Regen oder Wind diese wackeligen Gebilde leicht zum Einsturz bringen könnte!)
Eine von uns meinte:
„Sie sind überflüssig. Die Leute stören das ökologische Gleichgewicht. Die Natur muss nicht noch verschönert werden!“
Am frühen Nachmittag stiegen wir hinab ins hübsche Dorf Stans:
„Durch die Wälder, durch die Auen/ Zog ich leichten Muts dahin.“

Unten angekommen, genossen wir eine kräftige Mahlzeit und erfrischende Getränke im Gasthof Marschall.
„Hier im ird’schen Jammertal/ Wär’ doch nichts als Plack und Qual,/ Trüg’ der Stock nicht Trauben.“
Es war ein schöner Ausflug für uns alle! Unser Dank gilt Thanaa für den Vorschlag und Daniela für die Organisation.
Andrew Milne-Skinner
(PS: Die Zitate auf Deutsch stammen aus Webers „Der Freischütz“!)
Alle Fotos: FKFI privat