Hilfreiches Österreich
Nicht nur einmal habe ich es bei meinen Besuchen in den Elendsgebieten der Welt gehört: „Warum helfen uns die Menschen in ihrem Land, obwohl sie uns nicht kennen?“ Ich erklärte den Menschen, dass doch einige Menschen aus ihrem Glauben heraus helfen. Andere, weil sie einen Beitrag für eine bessere und gerechtere Welt leisten möchten; andere wiederum, weil sie zutiefst zufrieden und dankbar sind, dass es ihnen gut geht und sie etwas weiterschenken wollen. Nicht wenige, weil sie selbst Hilfe, gerade nach Naturkatastrophen, erfahren durften. Viele Menschen, viele Motive . In Summe möchte ich sagen: Oh, du hilfreiches Österreich. Der Grundwasserspiegel der Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft ist hoch in unserem Land. Auch wenn manche ihn trockenlegen möchten und eine sehr enge Sicht der Nächstenliebe an den Tag legen.
Vielfältiges Österreich
Die Suppe Österreichs ist nicht fad und geschmacklos. Menschenschlag und Charaktere sind so bunt wie unsere Geschichte. Österreich war einmal ein Land, in dem die Sonne nicht unterging – lassen wir die Schatten des Kolonialismus mal kurz beiseite. Unsere Kultur und Kulinarik wurden und werden angereichert durch permanenten Zuzug und durch die unaufgeregte Integration von Menschen aus aller Welt. Menschen auf der Suche nach einem guten Leben; letztendlich mit gleichen Sorgen und Ängsten, Sehnsüchten und Hoffnungen erfüllt wie wir alle. Zum Sepp kam der Ali, zur Kathi die Aishe. Der alte knorrige Bergbauer und seine kopftuchtragende Frau haben mit den Alten aus Anatolien wohl mehr Ähnlichkeiten als mit einem Gastprofessor und einer Dozentin aus einer europäischen Metropole – die wir auch brauchen. Zugewanderte, weil die heimische Wirtschaft, unser Gesundheits- und Bildungssystem sie rief – und in Zukunft noch mehr. Oder um Max Frisch zu zitieren: Arbeiter haben wir gerufen, Menschen sind gekommen – und haben hier eine neue Heimat gefunden. Auch wenn – sehr nachvollziehbar – die Herkunftsheimat tief im Herzen und in der Sehnsucht verankert ist und bleibt. Ein genaueres Hinhören auf das Udo-Jürgens-Lied „Griechischer Wein“ lohnt sich. Es ist kein Schunkelschlager, sondern eine melancholische Botschaft – hoffentlich Sympathie erweckend. Der vielfältige“ Fremdenverkehr“, der Tourismus die Industriestandorte und Exportwirtschaft haben unser Land wohlhabend gemacht. Die Fremden verkehren nicht mehr als Feinde, sondern als Treiber unseres Wohlstandes. Zusätzlich sei noch angemerkt: Unsere Altenpflege wäre ohne Zuzug von Menschen aus dem vermeintlichen Ausland schon längst zusammengebrochen. Das verdient Respekt und Anerkennung.
Vorbildliche österreichische Politik
Eine populistische, spaltende Politik, die nur mehr die angestammten „Österreicher“ in den Fokus nimmt, ist plump, wirtschaftlich und sozial naiv, niemals nachhaltig und vorausschauend. Vielfalt braucht natürlich Regeln, Verbindlichkeiten und verbindende Werte. Diese sind von ALLEN einzufordern und bei Nichteinhaltung zu sanktionieren. Sozialmissbrauch und ausgeklügelte Steuerhinterziehung gehören geahndet. Genauso wie Integrationsunwilligkeit – die ich nicht nur auf Menschen mit Migrationshintergrund angewendet wissen möchte. Politiker:innen haben hier in ihrem Tonfall, in ihrem Verhalten und in ihrem Menschen- und Gesellschaftsbild eine besondere Vorbild-Verantwortung. Menschen verachtende Botschaften haben hierbei nichts verloren. Ich erwarte mir von Staats-tragenden Politiker:innen, dass sie Land und Leute lieben. Politiker:innen, die mit großer Wertschätzung allen Kräften begegnen, die dieses Land tagtäglich lebenswert und liebenswert gestalten und erhalten. Vom Unternehmer bis zur Arbeiterin, vom Bauarbeiter aus Portugal bis zur Pflegerin aus Rumänien, vom Landwirt bis zum syrischen Koch, von der engagierten Volksschullehrerin bis zum Müllentsorger aus Ruanda. Ich werde meine Stimme im September jenen geben, die es verstehen, Brücken zu bauen, das Gemeinsame suchen und Verbindlichkeiten schaffen wollen. Und jenen, die Zuversicht und Frieden verbreiten. Politisch geprägt hat mich vor allem Bundeskanzler Bruno Kreisky. Ein Brückenbauer, ein Visionär, einer mit Ecken und Kanten – aber stets das Gemeinwohl im Blick. Zwei Zitate von ihm sind mir in bester Erinnerung: „Es gibt keine „die oben“ und keine „die unten“. Entweder sind alle oben oder alle sind unten.“ Und: „Der Friede vermag alles, der Krieg nichts