19. März 2024
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Spannende Mobilitätswoche
mit Radtour und Klimakino

Lesedauer ca. 6 Minuten

Radtour durch die Region 18.9.2020

Seit 2006 beteiligt sich die Gemeinde Inzing an der Aktion „Autofreier Tag – Europäische Mobilitätswoche (EMW)“ mit verschiedensten Aktivitäten, um Bewusstsein für eine umweltfreundliche Mobilität zu schaffen.

Heuer stand wieder das Fortbewegungsmittel Rad im Mittelpunkt.

Am 18. September rief die Gemeinde Inzing mit Kematen und Zirl zu einer gemeinsamen Radtour durch die Region auf. Zusammen mit den  Bürgermeistern von Inzing und Zirl, Vertreter/innen der Gemeinde Zirl und  Gemeinederät/innen aus Kematen machten sich insgesamt fast 20 Radler/innen auf den Weg von Inzing über Kematen nach Zirl. In jeder Gemeinde wurden geplante und umgesetzte Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs vorgestellt.

In Inzing begann die Tour mit der Präsentation der neuen Radständer am Kirchplatz. Diese wurden als erste Maßnahme infolge des ProByke Projektes erneuert.
Die Fa. „Die Börse“ stellte E- Bikes für eine Testfahrt zur Verfügung und dann radelte man über den Radweg bis zu  den Zirler Wiesen. Dort berichtete der Bürgermeister Mag. Öfner, dass die Einmündung des Radweges in das neue Gewerbegebiet noch verbessert werden soll. Zwei Vertreter/innen der Fa. Mpreis stellten ein Lastenrad vor und avisierten eine radfreundliche Gestaltung der an den Radweg angrenzenden Terrasse bei der Filiale in der Zirler Bahnstraße.

Weiter ging es nach Kematen. Hier konnte die geplante, neue Trassenführung des Radweges am Melachdamm Richtung Ortszentrum begutachtet werden. Dieser geänderte Verlauf des Radweges stellt eine große Verbesserung in Sachen Sicherheit dar. Weiters soll der Inn-Radweg von Zirl bis Völs nun asphaltiert werden.

Im Dorfzentrum von erfrischten sich die Teilnehmer/innen an der Kneippanlage und wurden mit Kemater Apfelsaft bewirtet.

Zurück auf dem Radweg und über die neue Radbrücke zwischen Unterperfuß und Zirl radelte man zur letzten Station beim B4 in Zirl. Dorthin gelangte die Gruppe über eine der geplanten Radrouten durch Zirl. Zirl wird einige Straßenzüge als Radrouten mit eigenen Schildern ausweisen und plant diese gemeinsam mit einem Verkehrstechniker. Dafür sind bereits hohe Fördermittel des Landes zugesagt.

Beim Veranstaltungszentrum B4 konnte man sein Rad noch bei der Reparaturwerkstatt des Klimabündnis Tirol servicieren lassen.

Diese Tour durch die Gemeinden zeigte, dass alle drei Kommunen dem Radverkehr viel  Beachtung schenken und so eine umweltfreundliche Mobilität auch im Alltag fördern.

Text: Renata Wieser, Fotos: Peter Oberhofer

But Beautiful – Klimakino in Inzing

Wie bereits hier im Blog berichtet, feierte die Klimabündnisgruppe das 10-jährige Bestehen der Reihe „Klimakino“ mit dem Film But Beautiful. Diesmal wurde der Kinoabend als Radlkino abgehalten. Der Strom für Beamer und Tonanlage wurde von Radfahrer*innen vor Ort erzeugt.

Es war heuer eine äußerst spannende Zeit, bis wir am 24.9. endlich den Film zeigen konnten. Ursprünglich war das Kino als Jugendprojekt des Vereins CUBIC im Frühsommer geplant. CUBIC wäre mit einer Hand voll Jugendlicher mit dem Kinoequipment durch Tirol getourt. Durch die Corona-Einschränkungen war es dem Verein allerdings nicht möglich, Jugendliche aus ganz Europa für das Radlkino zu gewinnen. Somit wurde der Termin in den Herbst verschoben. Aber auch Ende September hat sich die Lage wieder deutlich verschlechtert, sodass auch diesmal keine Jugendlichen gefunden werden konnten. Also mussten wir kurzfristig noch Radfahrer*innen für das Kino finden. Innerhalb kürzester Zeit war es gelungen, 20 Leute zu finden, die mit ihrer Muskelkraft den Strom für den Filmabend erzeugen sollten. Mit dabei waren auch der ASV Sektion Rad und der Verein BOI (BergOiFahrn Inzing). Aber auch Bürgermeister Sepp Walch und Pfarrer Josef Scheiring konnten wir als Radfahrer gewinnen.

Dann kam es mit den Corona-Maßnahmen eine knappe Woche vor der Veranstaltung noch schlimmer. Für Indoor-Treffen wurde die maximale Teilnehmerzahl auf 10 reduziert. Mit zugewiesenen Plätzen hätten wir es immerhin auf 50 Gäste gebracht. Gemeinsam mit dem Bürgermeister haben wir uns kurzfristig dazu durchgerungen, das Kino jedenfalls als Open Air im Schulhof zu veranstalten. Bei Schlechtwetter hätten wir es abgesagt. Wir waren also vom Wetter abhängig. Am Tag der Veranstaltung war recht gutes, aber föhniges Wetter angesagt.

Die letzte Unsicherheit war jetzt noch, ob bei diesen verschärften Corona-Maßnahmen überhaupt interessierte Gäste kommen werden. Eine halbe Stunde vor Beginn trafen dann aber bereits die ersten Radfahrer*innen ein und probierten auch gleich die Technik aus. Drei von fünf Fahrrädern haben wir für die ASV-Fahrer*innen reserviert. Gleich zu Beginn haben die sehr erfolgreichen Nachwuchsfahrer*innen Ramona und Lukas Griesser mit ihrem Vater Thomas, dem Obmann des Rennteams, in die Pedale getreten.

Thomas Griesser (ganz link am Rad) mit den Nachwuchstalenten Lukas Griesser, Ramona Griesser und Felix Rützler (vlnr). Erste Versuche auf den Fahrradgeneratoren.

Auf den beiden anderen Fahrrädern wurde ca. im 20-Minuten Takt gewechselt. Zwischendurch waren dann auch Sepp Walch und Josef Scheiring als „Stromlieferanten“ am Werk.

Bürgermeister Sepp Walch und Pfarrer Josef Scheiring als Stromproduzenten.

Die Technik funktionierte bis zum Schluss ohne Probleme. Johannes Schett vom Verein CUBIC hatte anfangs ein bisschen Sorge, dass wir zu viel Strom erzeugen würden, da hier „Radprofis“ im Sattel saßen. Ein paar Tage vor unserem Kinotermin wurde die Technik in Innsbruck ausprobiert, dort kam es zu zwei kurzen Ausfällen. Unsere Fahrer waren aber gut instruiert und hielten sich offensichtlich auch an die Watt-Vorgabe für die Stromproduktion. Insgesamt war trotz der schwierigen Lage die Zusammenarbeit mit CUBIC sehr gut. Die technische Ausstattung mit Fahrradrollen, Beamer, DVD-Player und Tonanlage, die der Verein mitgebracht hat, war gut optimiert für geringen Strombedarf. Für uns als Veranstalter vor Ort war es sehr angenehm, dass wir uns um diese Dinge nicht kümmern mussten.

Bis zum offiziellen Start um 19:30 Uhr kamen letztlich knapp 60 Gäste. Wetterbedingt starteten wir recht rasch mit dem Film „But Beautiful“ von Erwin Wagenhofer. Der Film zeigt Menschen, die ein gutes Leben suchen, ein Leben ohne Ausbeutung, ohne Gewinnmaximierung, ohne Gier. Ein Leben mit der Natur, ein zukunftsfähiges Leben für die kommenden Generationen.

Nach seinen streitbaren wie essenziellen Filmen „We Feed The World“, „Let’s Make Money“ und „Alphabet“, in denen es um menschliche Haltungen hinter Lebensmittelindustrien, Finanzsystemen und Bildungsthemen ging, widmet sich der renommierte und vielfach ausgezeichnete österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer jetzt dem Positiven. Im Mittelpunkt stehen nicht länger das Nicht-Funktionieren und fatale gesellschaftliche Entwicklungen in der Welt. Für BUT BEAUTIFUL suchte und fand er in einem langjährigen Prozess Menschen und Geschichten, die von gelebten Alternativen hin zum Schönen und Guten künden. Entstanden ist ein Film als Hommage an die Lebendigkeit. Eine poetische Komposition faszinierender Bilder und Klänge, die etwas auszulösen vermögen. [Pressetext]

Hier ein paar Zitate der Protagonisten:

„Es ist ein fataler Irrtum, dass wir glauben, das Leben funktioniert nur, wenn wir kämpfen.“ [Erwin Thoma]

„Die Frauen werden es sein, die der Welt Veränderung bringen.“ [Sanjit Bunker Roy]

„Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass wir als glückliche und freundliche Wesen geboren werden. Und irgendwie werden diese Freundlichkeit und dieses Glück zerstört, durch das Umfeld, in dem wir leben.“ [Jetsun Pema]

„Ich habe gar nicht so ein ultimatives Ziel….., außer, dass ich nicht die Freude an der Musik verliere.“ [Mario Rom]

„Die wesentlichen Dinge im Leben müssen wir mit den eigenen Händen erledigen.“ [Erich Graf]

Der Film passte für unsere Klimakinoserie wunderbar, da wir seit einigen Jahren versuchen, keine „Weltuntergangsfilme“ zu zeigen, sondern mit positiven, zukunftsweisenden Botschaften einen guten Blick in die Zukunft zu versuchen. Mich persönlich beeindruckte vor allem, mit welcher Überzeugung und mit welchem Enthusiasmus die Protagonisten “ihre Projekte” präsentierten. Außerdem fand ich auch die Langsamkeit des Films und die Musik, die die Szenen oft wunderbar verband, sehr ansprechend.

Hier ein Musikstück des österreichischen Jazztrios Mario Rom’s Interzone, das im Film vorkam:

Kaum war der Film zu Ende, hat es auch schon angefangen ganz leicht zu regnen. Der sonst nach dem Klimakino übliche, immer sehr anregende Austausch zwischen den Kinogästen war heuer leider einerseits wegen des Regens und andererseits auch wegen der Corona-Maßnahmen nicht möglich.

Das Klimakino fand im Anschluss an die Mobilitätswoche statt, insofern war es natürlich äußerst passend, dass wir den Abend mit Radfahrer-Power statt mit externen Stromquellen bestreiten konnten.

Ein Rad im Einsatz.

Vielleicht gibt es auch im nächsten Jahr wieder ein Radlkino.

Links zu den im Film gezeigten Menschen und Projekten: (kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Erwin Thoma: https://www.thoma.at/
Permakultur Matri Cultura: http://www.matricultura.org/
Barefoot College: https://www.barefootcollege.org/
Mario Roms Interzone: https://mr-interzone.at/
Lucia Pulido: https://www.luciapulido.com/
Kenny Werner: https://kennywerner.com/

Welches Glück wir mit dem Wetter hatten, zeigt dieses Bild vom Tag nach dem Kinoabend.

Text und Fotos: Peter Oberhofer

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Peter Oberhofer

Peter ist seit Ende 2012 Redaktionsleiter der DZ. In Inzing ist er außerdem bei der Klimabündnisgruppe engagiert. Umwelt- und Klimaschutz, Energiesparen, öffentlicher Verkehr sind ihm ein wichtiges Anliegen.

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3 Gedanken zu “Spannende Mobilitätswoche
mit Radtour und Klimakino

  1. Lieber Peter, liebe Klimabündnisgruppe!

    Danke Euch für die tolle Zusammenarbeit. Es war sehr motivierend eure engagierte Gruppe kennenzulernen. Wie ihr unaufgeregt und mit gutem Vorbild seit 10Jahren das Thema Klima in das Bewusstsein der Menschen in eurer Gemeinde und in euer Umfeld bringt und lebt, ist uns ein Vorbild.
    Danke auch an alle tüchtigen RadlerInnen, die ihre Energie für die Filmvorführung zur Verfügung gestellt haben.
    Wir freuen uns schon auf eine Wiederholung des Fahrradkinos in Inzing, hoffentlich dann wieder als Jugendprojekt.

    Leo Kaserer, Johannes Schett, Andreas Rainer, CUBIC
    https://cubic-online.eu/projekte/radlkino

    1. Hallo Leo, Johannes und Andreas,
      danke für euren Kommentar.
      Ich kann das Lob nur zurückgeben. Die Zusammenarbeit mit euch war wirklich sehr angenehm und das Equipment einfach genial.

      Wir waren sehr froh, dass wir diese Veranstaltung trotz der Umfeldbedingungen durchführen konnten. Euer “Durchhalten” hat uns sehr geholfen, dass wir es gemeinsam durchziehen konnten.

      Eure Idee Jugendprojekte mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen zu kombinieren, finde ich sehr, sehr wichtig. Gerade die Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen haben oft weniger Zugang zu solchen Themen.
      Macht weiter so!
      Liebe Grüße
      peter

  2. Lieber Peter,
    danke für diesen erfreulichen Bericht. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an den Radlabend, besonders die Musik hat mir sehr gefallen und da freue ich mich, dass du die Möglichkeiten des Blogs nützt, ein Musikbeispiel einzubauen. Das ist etwas, das ich mir für die Printausgabe manchmal gewünscht hätte…

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