21. November 2024
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Taucher

Zwergtaucher im Prachtkleid, der einzige Taucher mit dem man in Inzing alljährlich rechnen kann. (Naturschutzgebiet Gaisau, Inzing)
Lesedauer ca. 6 Minuten

In Europa findet man zwei nicht näher miteinander verwandte Gruppen von Tauchern. Die Seetaucher mit vollständigen Schwimmhäuten zwischen den vorderen drei Zehen, wie bei Enten und Gänsen, und die Lappentaucher mit seitlichen Lappen an den Zehen, ähnlich denen von Blässhühnern.

Die Seetaucher-Arten leben alle im hohen Norden (Tundra, Taiga, Arktis, …), können aber vereinzelt am Zug auch kurzzeitig in Mitteleuropa, meist in größeren Seen oder Flüssen, entdeckt werden. Zu ihnen zählen etwa der Prachttaucher, der Sterntaucher und der Eistaucher. Es sind ziemlich große, ausgesprochen schlanke Vögel. Aufgrund der seltenen Sichtungen bei uns habe ich keine Fotos.

Die Lappentaucher hingegen sind mit manchen Arten auch bei uns als Brutvögel zu finden. In der Gaisau etwa kann man recht regelmäßig, den meist ziemlich versteckt lebenden und eher scheuen Zwergtaucher sehen. Sehr bekannt aus den Fernsehsendungen ist der Haubentaucher, wenn er zur Balzzeit zu zweit, wie für ein Wettrennen, hoch aufgerichtet nebeneinander durch das Wasser stürmt. Ebenso nett ist es zu sehen, wie die Lappentaucher ihre Jungen am Rücken tragen. Brutvögel in Österreich sind unter ihnen der sehr seltene Schwarzhalstaucher, der Zwerg- und der Haubentaucher. Den Rothals- und den Ohrentaucher kann man zwar mit viel Glück einmal sehen, er ist aber hier kein Brutvogel.

Da man in Tirol eigentlich nur mit dem Hauben- und dem Zwergtaucher rechnen kann und ich auch nur von diesen Fotos auftreiben konnte (jetzt doch noch eine Aufnahme des Schwarzhalstauchers von Mario) werde ich nur auf diese zwei ein wenig eingehen. Infos zu den anderen Arten sind leicht im Internet zu finden.

Der Schwarzhalstaucher ist eine recht kleine Art, die in der Körperform ähnlich dem noch deutlich kleineren Zwergtaucher ist. Er gehört, besonders im Prachtkleid, mit zu den am schönsten gefärbten Tauchern. Hier im Übergang zum Schlichtkleid. Foto: Mario Schatz


Der Haubentaucher

Haubentaucher am Inn. Im Raum Inzing ein sehr seltener Gast, der 2022 gut 2 Wochen lange am Inn zu beobachten war. Schön und elegant ist der Haubentaucher perfekt ans Tauchen angepasst.

Er ist mit einer Größe die ungefähr einer Stockente entspricht der größte europäische Lappentaucher. Er liegt beim Schwimmen, wie alle seine Verwandten, sehr tief im Wasser, da seine Knochen weit weniger Luft enthalten als die der meisten Vögel. Auch wenn der Abflug etwas ungeschickt aussieht und er viele Meter mitläuft bevor er abhebt können Taucher dann sehr gut und über weite Strecken fliegen.

Beim Tauchen „springen“ sie in einem kleinen Bogen bevor sie recht steil ins Wasser eintauchen. Dabei verwenden sie nicht, wie Pinguine, ihre Flügel sondern nur die Beine als Antrieb. Bei der Vorwärtsbewegung klappen die seitlich an den Zehen liegenden Lappen nach hinten und bieten kaum Widerstand, dann breiten sie sich flächig aus um dem Vogel Vorschub zu geben.

Bevorzugt taucht er in Tiefen von wenigen Metern, es wurden aber auch schon Exemplare gefunden, die sich in bis zu 30 Metern Tiefe in einem Fischernetz verfangen hatten.

Zur Balzzeit der Haubentaucher sieht man neben der Partnerwerbung auch oft Parallelschwimmen und paralleles Laufen über die Wasseroberfläche. Fotos: Mario Schatz

In unserer Umgebung ist er aufgrund seiner Größe und der typischen Kopfbefiederung und -färbung eigentlich nicht zu verwechseln. Auch hat er, im Gegensatz zu Enten einen langen, spitzen Schnabel. Die Geschlechter sind in freier Wildbahn kaum bis gar nicht zu unterscheiden.

Meist legen sie, in unseren Breiten, zwischen April und Juni bis zu 4 Eier in schwimmende Schilfnester. Die Jungen werden während der ersten 2 bis 10 Wochen häufig am Rücken eines Elterntieres getragen und versteckt und dabei sogar auf Tauchgängen mitgenommen, obwohl sie als Nestflüchter von Beginn an selbständig schwimmen und tauchen können.

Wie die meisten Lappentaucher hat auch der Haubentaucher oft ein schwimmendes Nest aus Pflanzenbüscheln. Beim, immer kurzzeitigen, Verlassen des Nestes werden die Eier mit Pflanzen abgedeckt. Foto: Mario Schatz
Die Fütterung der gestreiften Jungen wird von beiden Eltern übernommen. Manchmal meinen sie es auch zu gut und der Fisch ist doch etwas zu groß. Beide Fotos: Mario Schatz

Weitergehende Informatinen: https://de.wikipedia.org/wiki/Haubentaucher

Die Taucher haben ihre Beine sehr weit hinten am Körper, was zum Schwimmen und Tauchen perfekt ist, an Land und beim Start für den Flug aber eher hinderlich. Sie fliehen daher auch meist eher tauchend.


Der Zwergtaucher

Die Stockente kennt wohl jede/r. Hier sieht man sehr gut den Größenunterschied, wobei der Zwergtaucher sogar etwas näher ist als die Ente.

Im Gegensatz zum Haubentaucher ist der Zwergtaucher die kleinste europäische Art der Lappentaucher. Auch bei ihm sind die Geschlechter kaum bis gar nicht durch Feldbeobachtung zu unterscheiden.

Zwergtaucher im Prachtkleid. Auffallend sind die rotbraune Kopf- und Halsseite sowie die gelblichen bis weißen Flecken am Schnabelansatz.

Wikipedia schreibt zum Erscheinungsbild erwachsener Zwergtaucher:

Die Gestalt des Zwergtauchers ist sehr variabel. In ruhiger Schwimmstellung werden die Federn vor allem an der Hinterseite etwas aufgestellt, so dass der Körper rundlich wirkt. Der Hals ist dann kaum sichtbar. Beunruhigte Zwergtaucher strecken den Hals dagegen lang. Der Rücken liegt dann flach auf dem Wasser auf und kann sogar unter der Wasseroberfläche ganz verschwinden. Beim Fliegen lässt der Zwergtaucher den ausgestreckten Hals weit unter die Körperachse durchhängen, die Beine werden nachgezogen. Zwergtaucher fliegen sehr leicht auf. Der Flug ist schnell und sie fliegen in der Regel in geringer Höhe über die Wasseroberfläche.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zwergtaucher

Und hier im Schlichtkleid. Wie alle Vögel nehmen auch die Zwergtaucher die Gefiederpflege recht genau. Foto: Mario Schatz

Recht oft kann man den trillerartigen, pfeifenden Ruf der Zwergtaucher hören. Das gilt natürlich besonders für die Brunftzeit im April/Mai. Meist kann man dabei recht deutlich individuelle Unterschiede beim Ruf erkennen.

Typische „Bauchlandung“ eines Zwergtauchers.

Die Verbreitung reicht von Westeuropa bis Japan und Afrika, wobei natürlich besonders trockene Gebiete gemieden werden. Trotz des großen Verbreitungsgebietes ist er allerdings nirgends häufig anzutreffen. Die Gewässer müssen nicht groß oder tief sein sollten aber eine möglichst breite krautig verwachsene Uferzone haben und stehend oder langsam fließend sein.

Nördliche Populationen sind meist Zugvögel die an Meeresküsten überwintern (Schwarzes Meer, Mittelmeer, Atlantikküste), Mitteleuropäische ziehen nur zum nächstgelegenen nicht zufrierenden Gewässer und solche aus wärmeren Gebieten sind Standvögel beziehungsweise Teilzieher wenn es Trockenzeiten verlangen.

Besonders zur Überbrückung von kleineren Strecken fliegen Zwergtaucher häufig nicht vollständig sondern laufen mit kräftiger Unterstützung durch die Flügel.

In der Brutzeit, bei uns von April bis Juli bauen sie, meist im Uferbereich, ein oft schwimmendes Nest in das 4 bis 6 Eier (in seltenen Fällen auch mehr) gelegt werden. Diese werden von beiden Eltern bebrütet. Die Jungen schlüpfen nach etwa 3 Wochen und werden auch von beiden Elternteilen gefüttert. Die Jungvögel werden beim Zwergtaucher seltener als beim Haubentaucher von einem Elternteil am Rücken getragen.

Nach einem bis ein-einhalb Monaten sind sie selbständig, bleiben aber meist in der Nähe der Eltern. Im Alter von 6 bis sieben Wochen werden sie flügge.

Wie bei allen Lappentauchern ist der Schwanz praktisch nicht zu erkennen. Besonders der Zwergtaucher macht so oft einen beinahe runden Eindruck.

Üblicherweise taucht der Zwergtaucher nicht sehr tief. Er ist ein exzellenter Schwimmer und Taucher und verfolgt besonders im Winter auch Fische. Ansonsten lebt er überwiegend von Insekten. Diese pickt er von der Wasseroberfläche oder finden sie in den oberen Wasserschichten. Er pickt sie aber auch von Pflanzen oder schnappt fliegende Insekten. Mehr als andere Lappentaucher frisst er auch Weichtiere. Daneben frisst er Amphibienlarven und Fischbrut.

Im Raum Inzing kann man mit ein wenig Glück immer wieder Zwergtaucher beobachten, solange die Gewässer nicht zugefroren sind, Alle anderen Taucher sind dagegen nur ausnahmsweise in unserem Gemeindegebiet zu sehen.

Auch wenn Zwergtaucher eher auf Wasserinsekten spezialisiert sind ernähren sie sich zum Teil auch von kleineren Fischen. Der Haubentaucher bevorzugt im Gegensatz dazu immer Fische.

Anmerkung nebenbei: Der Asteroid des inneren Hauptgürtels (8587) „Ruficollis“ ist nach dem Zwergtaucher benannt (wissenschaftlicher Name: Tachybaptus ruficollis). Zum Zeitpunkt der Benennung des Asteroiden am 2. Februar 1999 befand sich der Zwergtaucher auf der niederländischen Roten Liste gefährdeter Arten.

© Alle nicht benannten Fotos: Robert Pisch – die Fotorechte verbleiben bei den Inhabern.

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Robert Pisch

Robert ist grafischer Facharbeiter in der Druckvorstufe und seit kurzem in Pension. Er hat zuletzt seit mehreren Jahren die grafischen Vorarbeiten für die Druckversion der DZ-Inzing erledigt. Als Mitglied von JUF, seit der Gründung dieser Fraktion, sitzt er die letzten Gemeinderatsperioden auch im Landwirtschaftsausschuss. Sein größtes Interessensgebiet ist die Natur und der Umgang mit ihr. Zusätzlich liebt er es, rein hobbymäßig, zu fotografieren und ist passionierter Fußgänger. In den letzten Jahren ist er auch auf den Geschmack und den Reiz von “Weitwanderungen” gekommen. In den sporadischen Beiträgen möchte er diese Interessensgebiete und daraus gewonnene Erfahrungen näher bringen und hofft dabei auch, die eine oder andere Diskussion “anzuzetteln”.

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