8. Mai 2024
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Greifvögel – Bussarde (inkl. Seeadler und Milane)

Zu den bekanntesten Raubvögeln in unserer Umgebung zählen wohl der hier abgebildete Mäusebussard und die Milane. Foto: Martin Schischkoff
Lesedauer ca. 8 Minuten

Die wohl bekanntesten Greifvögel sind, neben dem Steinadler, die Bussarde und Milane. Noch ist nicht eindeutig geklärt ob die Milane und Seeadler zur Unterfamilie der Bussarde gehören oder, wie bisher, jeweils eine eigene Unterfamilie bilden – mehrheitlich werden sie jedenfalls in einer, mit weltweit etwas über 60 Arten, vereinigt.

Als Brutvogel in Tirol findet man von ihnen den Mäusebussard, den Roten und den Schwarzen Milan. Einzelne Seeadlerbruten findet man in Ostösterreich, nahe der Tschechisch-Slowakisch-Ungarischen Grenze. Der Wespenbussard zählt zu einer eigenen Unterfamilie und wird später behandelt und einige andere Bussardarten wie etwa den Raufußbussard kann man zwar manchmal beobachten, sie brüten jedoch nicht bei uns.

Roter Milan (= Rotmilan)

Der Rote Milan. So gut wie jede/r kennt diesen eleganten Greifvogel, der seit einigen Jahren oft gesehen werden kann. Typisch für ihn ist der lange, tief gegabelte Schwanz und die meist leicht geknickt gehaltenen Flügel, was aus der Ferne wie ein Bogen aussieht. Foto: Christoph Keuschnigg

Das Verbreitungsgebiet des Roten Milans geht kaum über Europa hinaus, hier ist er aber einstweilen recht häufig. Er gehört zu den Vögeln, die früher im Winter meist in wärmere Gebiete gezogen sind, mittlerweile aber zu großen Teilen standorttreu wurden. Als Art mit sehr breitem Beutespektrum, die auch sehr gerne Aas annimmt und daher oft in der Nähe von Müllplätzen (besonders Biomüll) gesehen werden entfällt das Problem der Nahrungsbeschaffung im Winter großteils.

Die Elster, direkt hinter dem Rotmilan gibt einen schönen Größenvergleich. Der Rote Milan ist sogar noch etwas größer als die Elster samt ihrem sehr langen Schwanz. Foto: Mario Schatz

Elegant segelt dieser etwa mäusebussardgroße Vogel, der jedoch einen viel längeren und tief gegabelten Schwanz und eine weit größere Flügelspannweite hat, oft sehr tief über unsere Köpfe weg. Wird irgendwo ein Feld gemäht oder geschnittenes Gras gewendet sind meist im Nu einige Milane in der Nähe (auch Schwarzmilane) die hier aufgeschreckte Beute zu finden hoffen.

Er ruft sehr ähnlich dem Mäusebussard, wobei er jedoch die letzte Silbe mehrfach wiederholt.

Roter Milan bei der Landung. Schön sieht man wieder die kontrastreiche Zeichnung und den tief gegabelten Schwanz. Foto: Christoph Keuschnigg
Drei schöne Flugstudien dieses herrlichen Vogels. Besonders auf den letzten beiden kann man sehen, dass die tiefe Gabelung des Schwanzes nicht immer wirklich auffällt. Alle drei Fotos: Martin Schischkoff

Schwarzer Milan

Der Schwarzmilan ist etwas kleiner als sein Verwandter. Sein Schwanz ist auch nur leicht gegabelt, was oft nicht sehr auffallend ist und er ist viel weniger kontrastreich in meist dunklen Brauntönen gefärbt. Foto: Mario Schatz

Der Schwarzmilan ist etwas kleiner als sein roter Bruder und hat den Schwanz weit weniger tief gegabelt. Auch ist er meist viel weniger kontrastreich gezeichnet. Er ist weit über den Erdball verbreitet und berühmt wurde er unter anderem wegen seiner aktiven Verbreitung der Buschfeuer in Australien. Dort haben viele von ihnen gelernt, dass Brände ein großes Beutespektrum bieten und nützen das, indem sie brennende Äste aufnehmen und weiter entfernt ins dürre Gras oder Gestrüpp fallen lassen. Außerhalb Australiens wurde dieses Verhalten noch nicht beobachtet.

Sehr gerne hält er sich in Gewässernähe auf. Sein Ruf ist eher wimmernd klingend ähnlich dem eines Mäusebussards.

Auch am Rücken, viel mehr jedoch von unten gesehen, ist der Schwarzmilan nur sehr gering gezeichnet, ansonsten ähnelt das Flugbild jedoch sehr an das des Roten Milans oder auch der weiblichen Rohrweihe (siehe vorheriger Beitrag). Foto: Mario Schatz

Recht häufig kann man ihn auch bei uns dabei beobachten, wie er während dem Flug von der Beute, die er in den Fängen trägt, immer wieder ein Stück verschlingt. Er macht das, meinem Eindruck nach, viel häufiger als der Rote Milan.

Beide Arten jagen auch anderen Vögeln gerne ihr Futter im Flug ab. Das gilt für andere Milane, aber auch für Krähen und andere Raubvögel.

Waren die beiden Milane bei uns bis vor wenige Jahrzehnte noch recht selten zu sehen, so vergeht einstweilen, wenigstens in den Sommermonaten, kaum ein Tag an dem man keinen zu sehen bekommt. Der Schwarzmilan zieht im Winter in wärmere Gegenden Europas wogegen vom Roten Milan recht viele schon nicht mehr wegziehen.

Nebeneinander sitzend kann man sehr gut die Größe des Schwarzmilans im Vergleich zum etwa gleich großen Kolkraben sehen. Foto: Martin Schischkoff

Mäusebussard

Neben dem Turmfalken unser häufigster Raubvogel ist wohl der Mäusebussard, ein hervorragender Jäger von Kleinsäugern, besonders Mäusen. Foto: Mario Schatz

Den Mäusebussard mit seinem gezogenen, katzenähnlichen Ruf kennt vermutlich beinahe jede und jeder. Seit ich mich erinnern kann zählt er zu den recht häufig zu entdeckenden Arten, macht er doch durch häufiges Rufen auch schnell auf sich aufmerksam.

Seine Färbung und Zeichnung variiert recht stark und es gibt sehr dunkel neben sehr hell gefärbten Exemplaren. So gut wie immer herrschen Brauntöne vor und der Schwanz weißt meistens eine dunkle Endbinde und mehrere dünnere Zwischenbinden auf. Die äußeren Flügelränder sind großteils recht dunkel bis fast schwarz.

Mäusebussarde sind sehr variabel in Färbung und Zeichnung. Gut sieht man hier die recht gerade Flügelhaltung und die, im Vergleich zu den Milanen, deutlich kürzeren Flügel wie auch den kürzeren Schwanz, der etwa so lang ist wie die Flügel breit. Foto: Robert Pisch

Überall wo er neben Ansitzplätzen wie freistehenden Bäumen oder Sträuchern, Waldrändern oder ähnlichem auch Wiesen und frei einsehbare Bereiche vorfindet wird man ihn antreffen. Seinen Namen trägt er nämlich aus gutem Grund. Er ist ein sehr effektiver Mäusejäger.

Auch der Mäusebussard ist, wie der Turmfalke, imstande durch Rüttelflug in der Luft still zu stehen, was er jedoch weit seltener und weniger geschickt als der Falke macht. Diese Art der Jagd ist sehr energieraubend und so bevorzugt der Bussard die Ansitzjagd von einer erhöhten Warte aus.

Kaum einmal kann der Mäusebussard einige Zeit in Ruhe seine Beute suchen bevor er von Raben (hier ein Kolkrabe) vertrieben wird. Foto: Robert Pisch

Ein fliegender Bussard wird meist recht schnell von Krähen oder Kolkraben entdeckt und dann auch sofort „gehasst“ wie man es nennt, wenn er so lange belästigt wird bis er abzieht. Seltsamerweise konnte ich beobachten, dass sie, wenn sie irgendwo sitzen, weit weniger Probleme mit ihren ärgerlichen Nachbarn haben.

Häufig nutzen Bussarde auch leicht erhöhte Sitzwarten, von denen aus sie einen guten Teil ihres Jagdgebietes überblicken und so viel energiesparender zu ihrer Mahlzeit kommen. Foto: Martin Schischkoff

Die Balz beginnt im Februar mit Balzflügen über dem Brutrevier. Meist kreisen sie dabei einige Zeit lang gemeinsam um dann in einen Auf- und Abflug überzugehen und schließlich im gemeinsamen Sturzflug zu enden.

Revierkämpfe oder Kämpfe um eine Partnerin erfolgen zu einem großen Teil mit Drohgebärden. Foto: Martin Schischkoff

Für die Brut übernehmen sie teilweise, wie auch die meisten anderen Raubvögel, Elstern- oder Krähennester, oft bauen sie ihre Horste jedoch auch selbst, meist im lichten Wald.

Bussarde mit Jungen verteidigen intensiv ihr Revier gegen jeden Eindringling und so kommt es auch immer wieder vor, dass sie sogar versuchen Menschen aus diesem Bereich zu verscheuchen. Zu Verletzungen kommt es dabei so gut wie nie, aber man kann doch recht heftig erschrecken und sich ängstigen, wenn so ein doch recht großer Vogel mit kräftigem Schnabel und scharfen Krallen angriffslustig auf einen zufliegt.

Ein Mäusebussard-Paar hat sich gefunden. Foto: Christoph Keuschnigg
Jagdglück gehabt. Dieser Mäusebussard hat am Rande der Apfelplantagen eine große Wühlmaus erhascht und beginnt sie zu verzehren. Sehr gerne nehmen Bussarde die aufgestellten „Falkenpfosten“ aber auch die Ränder der Schutznetze über den Äpfeln als Ansitz. Fotos: Mario Schatz

Raufußbussard

Raufußbussard aus dem hohen Norden, der den Winter bei uns verbrachte. Die Fotos oben und unten wurden im Jänner aufgenommen. Fotos: Robert Pisch

Der Raufußbussard ist eine im hohen Norden brütende Art, die jedoch in strengen und schneereichen Wintern oft weit nach Süden ausweicht und so, besonders im Winter, auch bei uns immer wieder zu sehen ist.

Er rüttelt häufiger und geschickter als der recht ähnliche Mäusebussard. Die Flügelschläge sind langsam und elastisch. Seine Beine sind befiedert und gelb.

Selten zu sehende Bussarde

Adlerbussard (südlich, östlich und nordöstlich des Mittelmeeres bis Ungarn, in Ostösterreich jährliche Sichtungen)

Aufgrund der Seltenheit in Österreich konnte ich keine Fotos auftreiben und muss auf das Internet verweisen.

Seeadler

Der Seeadler, der größte der heimischen „Adler“ gehört nicht zu den eigentlichen Adlern sondern bildet entweder eine eigene Unterfamilie oder, wie die meisten annehmen, er gehört zu den Bussarden. Typisch für ihn ist der gewaltige Schnabel und der stark keilförmige, recht kurze Schwanz (bei Erwachsenen weiß, sonst dunkel). Alle Seeadlerfotos: Martin Schischkoff

Der Seeadler zeigt eine besonders enge Bindung an große offene Wasserflächen, wo er bevorzugt Fische und Wasservögel jagt. Regelmäßig nehmen sie aber auch Aas zu sich, was sich teilweise verheerend auswirkte, da sie durch Bleivergiftung wegen des Fressens erschossener Tiere impotent wurden. Seine großen und breiten Flügel ermöglichen ihm das Gleiten unter Ausnützung schon geringster Luftströmungen.

Die Weibchen sind im allgemeinen deutlich größer und können eine Flügelspannweite von ungefähr 2,4 Metern erreichen.

In Ostösterreich, aber besonders auch in einigen Regionen Deutschlands (etwa Mecklenburg-Vorpommern) und Osteuropas kann man Seeadlerbruten finden. In Tirol ist kaum mit einer Sichtung zu rechnen.

Ihre Nester sind sehr groß, meist in der Krone von Bäumen. Sie legen üblicherweise 1 bis 4 Eier, wobei es bei ihnen nur selten vorkommt, dass die älteren Geschwister die Jüngeren umbringen.

Sein Verbreitungsgebiet umfasst von Osteuropa ab das gesamte nördliche Asien. Die westliche Grenze befindet sich in Skandinavien, Deutschland, Tschechien, Ostösterreich, Ungarn und, weit abgelegen, Island und Grönland.

Nein, das ist kein Spiegelbild. So sieht ein Kampf unter Seeadlern aus. Wirklich beeindruckend welche Flugkünstler sie doch sind – und beeindruckend, wenn so ein herrliches Foto gelingt.

Abschließend möchte ich erneut alle besonders Interessierten auf die vielen Seiten im WWW wie die schon öfters erwähnten für weitere Informationen verweisen.

Sehr gut sind immer:

https://www.wikipedia.de/
https://www.brodowski-fotografie.de/
https://www.avi-fauna.info/habichtartige/

und viele mehr.

© Alle Fotorechte verbleiben bei den jeweiligen Fotografen, denen ich für ihre große Unterstützung herzlich danke.

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Robert Pisch

Robert ist grafischer Facharbeiter in der Druckvorstufe und seit kurzem in Pension. Er hat zuletzt seit mehreren Jahren die grafischen Vorarbeiten für die Druckversion der DZ-Inzing erledigt. Als Mitglied von JUF, seit der Gründung dieser Fraktion, sitzt er die letzten Gemeinderatsperioden auch im Landwirtschaftsausschuss. Sein größtes Interessensgebiet ist die Natur und der Umgang mit ihr. Zusätzlich liebt er es, rein hobbymäßig, zu fotografieren und ist passionierter Fußgänger. In den letzten Jahren ist er auch auf den Geschmack und den Reiz von “Weitwanderungen” gekommen. In den sporadischen Beiträgen möchte er diese Interessensgebiete und daraus gewonnene Erfahrungen näher bringen und hofft dabei auch, die eine oder andere Diskussion “anzuzetteln”.

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Ein Gedanke zu “Greifvögel – Bussarde (inkl. Seeadler und Milane)

  1. Ich habe soeben von einem “Bestimmungs-Spezialisten” erfahren, dass der abgebildete angebliche Raufußbussard ein Mäusebussard ist. Der Raufußbussard müsste ungefähr an der vorderen Knickstelle der Flügel (= Handgelenk) einen dunklen Fleck haben und ist, besonders in den immer milderen Wintern kaum noch bei uns zu sehen.
    Robert

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