Niepoort – eine portugiesische Weinlegende, die lebt
Einer der umtriebigsten Weinmacher Europas ist wohl Dirk Niepoort. Das ehemalig holländische Familienunernehmen setzt seit der Führungsübernahme von Dirk im Jahre 2005 Maßstäbe. Dabei ist wesentlich, dass man auf den bestehenden Traditionen und alten Familienbanden aufbaute. Ein wichtiges Merkmal des portugiesischen Weinbaus sind die gemischt gepflanzten, und nur nach Bedarf erneuerten Rebgärten. Sie erbringen bei sorgfältiger Pflege sehr eigenständige, von lokalen Gegebenheiten geprägte Weine – unverwechselbar eben.
Dirk ist die 5. Generation und hat das Unternehmen, das bis dahin eher als Verarbeiter und Händler agierte, zum Winzerbetrieb geführt. Heute werden bei Niepoort Weine aus allen wesentlichen Weinregionen Portugals verarbeitet, in modernen Kellern ausgebaut, mit bestechendem Design versehen und ernsthaft beschrieben. Dirk – Jahrgang 1964 – heuer 60 – ist das Mastermind des Unternehmens – scheinbar rastlos sucht er alte Weingärten im Cima Corgo am oberen Douro, auch um der grassierenden Klimaerwärmung etwas zu entkommen. Ursprünglich handelte man mit den klassischen – gespriteten – Portweinen, deren Klasse auch heute noch nichts zu wünschen übrig lässt. Vom stylischen Ruby Rose‘ über 30 jährigen Tawnyports führt die Liste zu den gesuchten Vintage Ports mit Jahrgang.
Heute hat man eine breite Palette von modernen Weiß- und Rotweinen im Portfolio. Man findet beschwingte leichte Weißweine vom Norden (Minho / Vinho Verde), vollmundig- mineralische Brancos (Weißweine mit Struktur), säurefrische Rote aus dem granitgeprägten Dao und auch stylische Rotweine aus dem Alentejo im südlicheren Landesteil. Auch dem Bereich dem Schaumweine widmet man sich mit der eher schwierigen PetNat – Erzeugung – der Vergärung direkt in der Flasche mit Zugabe von Süßmost – der Naturschäumer sozusagen.
Die Basis jedoch sind immer noch die grandiosen Weiß- und Rotweine vom Douro. tieffärbig, feurig, voll Tiefgang und Finesse – Weine mit dem alten Verwitterungsschiefer als Bodenart. Und hier wird für die besten Trauben immer noch das Treten der Beeren mit den Stielen in den steinernen Lagares angewendet. Dass das herbstliche Fußtreten manchmal zu intensiven Festen wird, versteht man, sobald man dort das Fluidum der antiken Arbeit mitmacht.
Dirk hat sich mit seiner eingeschworenen Mannschaft die Zeichen der Zeit erkannt und findet mit seinem sowohl anspruchsvollen als auch breiten Sortiment – auch im mittleren Preisbereich – bei den namhaften Weinhändlern des Planeten Erde Abnehmer und Freunde. Der charismatische Weinfanatiker hat sogar auf den Azoren ein feines Weingut mitgestaltet, um den historischen Reben den Weg zu interessierten Weinfans zu ermöglichen.
Es ist natürlich nicht ausgeblieben, dass man sich auch mit der Biodynamie und verschiedenen naturnahen Behandlungen auseinandersetzt. Die Massnahmen haben immer die Erzeugung von gesundem Traubenmaterial als Ziel.
Der unternehmerische Erfolg befähigt Niepoort auch, alte, unwirtschaftliche Weingärten mit 130 jährigem Rebmaterial zu verarbeiten und dann zu Höchstpreisen anzubieten (Turris).
Zu den komerziell erfolgreichsten Markenweinen wurde der „Fabelhaft“ – ein trinkiger Bar-Wein und der roter „Redoma“. Die qualitative Spitze ist der „Batuta“ aus 70 bis 100-jährigen Rebgärten des oberen Douro. Allen Weinen liegt eher die Eleganz und frische Frucht im Sinn – so wie sein Erzeuger auch einen feinen Sinn für Humor und Ausgelassenheit besitzt. Eine Liason mit Dorli Muhr aus Wien war eine kurze, aber intensive Beziehung, der nur eine kurze intensive Zeitspanne beschieden war. Leider.
Weitere Infos unter: www.niepoort-vinhos.com
Nachtrag zum Buchstaben M – da war‘s schon etwas voll….
Madeira – die Insel des unsterblichen Weins
Wie nicht alle wissen, wächst auf der 900 km vom portugiesischen Festland entfernten Insel im Atlantik unter anderem Wein, dessen Art außergewöhnlich ist. Der Madeira wurde zu dem, was er ist – oder vielmehr lange war – zum langlebigsten, pikantesten und üppigsten aber auch kräftigsten aller Weine, weil sein Markt jenseits der Ozeane, ja sogar jenseits des Äquators lag – und er auf wunderbare Weise die Konstitution besaß, lebendig dorthin zu gelangen.
Der Entdeckung Madeiras liegen einige abenteuerliche Geschichten zugrunde. Anscheinend gelangte ein britischer Kaufmann mit der Kogge „La Welfare“ namens Robert a Machin nach 13-tägigem Sturm an die schönen, unbewohnten Gestade im Atlantik. Dieser hatte allerdings die Tochter eines hochgestellten Adeligen entführt, blieb auf der Insel und starb auch dort. Die Mannschaft segelte wieder nach Osten und wurde bei Tanger aufgebracht, aber die Geschichte der Entdeckung der Insel blieb im Gedächtnis, bis ein portugiesischer Kapitän namens Juan Goncalves, genannt“Zarco der Einäugige“und sein Seelotse – der Genuese Perestrello auf der Fahrt nach Westafrika vom Kurs abkamen und 1418 das Eiland wieder entdeckten. Nach Berichterstattung an das Königshaus nahm Prinz Heinrich (der Seefahrer) die Insel in portugiesischen Besitz und ließ im ruhigen Naturhafen an der Südseite die Station Funchal (nach dem wilden Fenchel, der hier wuchs) errichten. Da die Insel ein durchaus gemäßigtes Klima (von 15 bis 25 Grad C) und hohe Berge bis 1800 m besaß, an denen sich die Nordwinde abregneten, ließ es sich hier auskommen und weitere Pläne schmieden.
Der Boden war fruchtbar, und nach 7-jährigen Brandrodungen, die die Fruchtbarkeit noch weiter steigern sollte, wurden nach Anordnung Heinrichs Zuckerrohr und Wein aus Kreta angepflanzt. Zucker wurde zu der Zeit nur in Sizilien, an der Algarve und Nordafrika angebaut und war das wirkliche Luxusgut im ausgehenden 15. Jahrhundert. Das blieb es nur solange, bis in den „Westindies“ und dann den Kolonien Luisiana, Florida und Virginia die neu angelegten Flächen in Ertrag kamen und mithilfe fleißiger schwarzer Hände bearbeitet wurden. Auch auf der Insel griff man auf die Arbeitskraft der hier zwischenstationierten Arbeiter aus Westafrika zurück und schuf auch mit deren Händen die sogenannten „levadas“, die das nötige Wasser von der regenreichen Nordseite auf die Anpflanzungen der Südseite geleitete.
Der Aufstieg zum Weltruhm verdankte die Insel Madeira – heißt übrigens auf portugiesisch „Holz“ – zum Teil Boden und Klima, besonders aber ihrer Lage an den atlantischen Schiffahrtswegen.
Da auch mittlerweile in Brasilien Zuckerrohr in großem Stil angebaut wurde, kam man zu dem Schluss, dass Weinbau rentabler sei, doch der Stil der Weine war leicht und säuerlich. Die Kolonien hatten steigenden Weinbedarf. Durch die sogenannte „navigation ordinance“ des Oliver Cormwell, der 1655 den Spaniern Jamaica wegnahm, mußten alle Schiffe, die in die Kolonien segelten, ihren Warenbedarf in England decken. Einzige Ausnahme war Madeira – man sagt, der Grund liege an der portugiesischen Gemahlin von King Charles des II. So machte beinahe jedes nach Westen segelnde Schiff in Madeira Halt und bunkerte Frischwasser. Und auch Wein. Der Hauptgrund lag an den Winden: Der natürliche Seeweg verlief nicht über den umtosten Nordatlantik, sondern entlang der portugiesischen Küste bis zum 30. Breitengrad zwischen Madeira und den Kanaren, wo dann der Nordostpassat eine angenehme Überfahrt fast garantierte. Damit kam man direkt an die Bermudas oder Charleston. Nach Norden kam man dann leicht mit den südlichen Winden bis Philadelphia oder Boston. Und der Bedarf stieg.
Als glücklich erwies sich, dass Madeira mit Kornlieferungen vom Festland sehr schlecht versorgt wurde, da man den Hauptteil für die unsäglichen Kreuzzüge verwendete.
Da die Amerikaner – die es damals natürlich noch nicht waren – ihr Korn als gutes Tauschmittel erkannten, war es logisch, dass der Zukunftsmarkt für Madeirawein in Amerika lag. Und auch heute noch wird noch – eine schöne Tradition – am 4. Juli, dem „idependence day“ Amerikas seit 1776 – mit klassischem Madeira darauf angestoßen! Und der „rainwater madeira“ wurde zum Kultgetränk für die damalige Society, die dem Alkohol nicht im geringsten absprach. Aber dadurch auch ein Bindeglied zu Europa hatte.
Der wirkliche Durchbruch erlebte dann der Madeira, als – ähnlich wie am Douro – dem Wein für bessere Stabilität dem Fass / genannt pipe von ca. 300 lt 2 Eimer mit Branntwein zugegeben wurden. In London aber blieb man dem „Canary“ treu – allerdings erweckte die Nachricht, wie gut der Wein nach der Überfahrt geworden war, das (Handels)Interesse.
So kaufte James Cook Ende 1570 in Madeira 3000 Gallonen Malmsey, um für die Fahrt mit seiner „Endeavour“ nach Australien und Neuseeland für sich und seine 96 Begleiter – einer 2,5 Jahre dauernden Seereise – gerüstet zu sein. Einen besseren Ballast kann man sich wohl kaum vorstellen. Durch die heiße und stickige Luft im Laderaum und der ständigen Bewegung erhielt der Wein ein unnachahmliches Bouquet, etwas oxidativ aber originell, das nun in der angelsächsischen Society zum hypen Drink wurde, sofern man es sich leisten konnte!
Auch interessant, das in den Büchern von „Crossart and Gordon“ – einem fest etablierten Handelshaus in Funchal, die Weinbestellungen der indischen Garnisonen von zB. Mirat, Bangalore oder Rawalpindi nachzulesen sind. Wenn dann die Colonels auf der Terrasse des Clubs einen gekühlten Madeira schlürften, war das“very sophisticated“ und offensichtlich weniger problematisch als der übliche G+T – holländischer Gin gemischt mit dem Malaria-Antiseptikum„Tonic“aus der Chinarinde. Mitte des 19. Jahrhunderts war wohl auch die Stärke des britischen Empire ein anderes als heute. The times, they are a‘chanchin‘. Sagt Robert Zimmermann.
Die Weine hatten allen Widrigkeiten zum Trotz eine ungeahnte Tiefe und Würze. Die Lagerzeit im Fass und die warme Umgebung war ausschlaggebend dafür. Jedoch teuer und unkontrollierbar.
Also versuchte man, die Zeit des Erwärmens nachzuahmen. In Funchal begannen die Handelshäuser – denn den Weinbau selbst betrieben die Einheimischen – mit einem heute kaum mehr verwendeten „caldeira“ System. Bei dem wurden die jungen Weine der Wärme des Lagers mittels eines riesigen Holzofens einem ca. 2 monatigem Erhitzen bis 70 Grad C ausgesetzt. Mit den „modern times“ kam es zu einer technischen Änderung, dem „estufagem“. Hier wird der Wein in einem geschlossenen System über 3 bis 5 Monate bis 45 Grad erhitzt und dann in andere Fässer umgefüllt und dann teiloxidativ gereift.
Und – wie schmeckten / schmecken die Weine? Da muss man sich die Mühe der Unterteilung in die 4 edlen Rebsorten machen, die allerdings heute kaum mehr 10 % der gesamten Produktion in Madeira ausmachen und auch gewisse Stilrichtungen bedeuten:
Die Weine sind alle gespritet und haben einen Alkoholgehalt von 17 bis 23 Vol.
Sercial : weiß, trocken, säurebetont, knackig, pefekter Apero – ähnlich wie fino sherry Orange, Limone, Nuss, alter Riesling
Verdelho: weiß , trocken, saftig, rar, auch länger gereift, charaktervoll, Rarität ab 10 Y meist halbtrocken, Honig, Kaffee, Holz, Schokolade
Bual ( Boal) : kräftig, reich, eher bräunlich, medium balanced, ab 10 Jahren grandios sehr aromatisch – Kaffee, Orange, Nüsse, sehr würzig, komplex – unser Tip!
Malmsey : weiss, dunkel, tief, zumeist süß, großartige Tiefe, saftig, komplex und lang ist eigentlich immer süß und oppulent, Begründer der Weinhistorie Madeiras.
Die besten Erzeuger der Insel sind folgend:
Justino‘s
Blandy‘s
Crossart and Gordons
Henriques & Henriques
CVM – Conpanhia dos Vinhos do Madeira
Broadbent Selections
Barbeito, und viele andere mehr …
Aber nicht alle haben entsprechende alte Bestände, um die es ja geht.
Mit Madeira kann man sprichwörtlich – Zeit trinken!
Sollten Sie jemals, und das hoffe ich, auf das wunderbare Eiland verschlagen werden, dann besuchen sie die wunderbaren Etablissements der honorigen Handelshäuser in Funchal, auch wenn Ihnen der Geruch der Geschichte etwas seltsam vorkommt. Und ansonsten ist Madeira , auch wenn man kein Wein-Freak ist , auf jeden Fall eine Reise Wert, eigentlich zu jeder Jahreszeit. Weil‘s so schön ist.
Ein 100-Jahre alter „etufa“ – Malmsey oder ein reifer 20-jähriger Bual ist so von Kraft und Eleganz, wie man es sich nur vorstellen will.
Und kann – wie kein anderer Wein, offen 3 bis 4 Monate recht locker – ohne Qualitätsverlust überleben – und das gibts sonst nirgends !
Neuwirth Roland – Leopold Joseph – der Poet aus Hernals
Da der Musiker und bekennender Weintrinker Roland Neuwirth seit zumindest 3 Jahrzehnten einige meiner ruhigen Stunden vortrefflich zu begleiten vermochte, möchte ich ihm hier ein privates Dankeschön sagen. Ihm, der wie kaum ein anderer die Seele Wiens in feine Klänge verfrachten kann und die „oame Sö“ wieder lebendig werden läßt, der lange Nächte Wein und Musi zelebrierte, ihm muss ich hier, ein kleines Weindenkmal setzten.
Der Meister – mit seinen begnadeten Begleitern der Extremschrammeln Manfred Kammerhofer, Bernie Mallinger, Marko Zivadinovic und der genialen Überstimme von Doris Windhager haben schon in Inzing am legendären Kulturfest aufgespielt, zum Teil verkannt, zT. umjubelt. Das letzte Album „Das End‘ vom Liad“ setzt sich gnadenlos mit dem Zustand der Welt auseinander und gilt als Kultwerk.
Die Stadt Wien verfügt über eine hochwertige Kollektion von sehr guten Winzern und Weingärten und erlebt derzeit einen Relaunch an Qualität und Stil. A g‘mischter Satz, halt.
So. Und nun a Song vom Roland üban Wei…
A Ufo groß und gfealich
is mitt‘n in der Zeilergass‘n g‘landt
steigt aus a grünes Mandal
und wach‘lt mit sein Handal
und sogt, i irr da scho seit zwa Lichtjoa umanand
In unsera Galaxis
da fehtl uns hoit die Praxis
da woxt ka guates Weinderl weit und breit
i gib koa Rua solang denn bis i‘ ..
a Weinderl g‘funden – hab nach dera langen Zeit
da sag i glei …
des siech i ei …
hupf eini in dei Untertazzerl – saus ma auf an Wei..
Grüner Veltliner – Gewürztraminer – oder a oida, Riesling, a koida
und hint‘n dran a – a pinot planc a – an Muskat Ottonö , den lass‘ mer a net steh‘ ..
ein nicht zu süßer, ein Portugiesser, a Zweigelt na und a – roter Burgunder,
und zum Überstrahn – ein Achterl Uhudler, den lass‘ mer a ned stehn.
Des Manderl des schütt‘ eine, die ganz‘n guat‘n Weine –
die Leit, die lach‘n und sie brüün –
sie seh‘n normalerweise – im Vollrausch weiße Meise –
aber jetzt sehn‘s Marsmenschen, und de san grün!
Um zwöfe warn wir praktisch, und zwar intergallaktisch –
quasi sternhagelvoll ang‘soff‘n alle zwa –
da sagt des Mandal nicht woa – mir sehn uns in zwa Lichjoa –
wann i bis dann wohl niacht wea, oba jetzt ba – ba!
Und zischt davo‘ , mit an hallo –
rasiert dabei zwa Rauchfäng o – und is a Punkt nur no…
Grüner Veltiner – Gewürztramier, oda a oida, Riesling a koida
und hint‘n dran a – a Pinot Blanc a – an Muskat Ottonö , den lass‘ mer a net steh‘..
Bis dann – ihr Alfred Walch