28. März 2024
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Alfreds (W)Einsichten / F

© Stefan Schweihofer auf Pixabay
Lesedauer ca. 4 Minuten

Weinalphabet: Buchstabe F

Flasche – wie kam es dazu – und was ist heute los?

Die Entstehung der Glasflasche verdanken wir – auch anderen heute gebräuchlichen

Glasgefäßen den Erfindungen des englischen 17. Jahrhundert, die aus den Erfahrungen der Altvorderen schöpften. Glas galt in historischen Zeiten als Luxusprodukt, allerdings konnte man es schon in vorchristlicher Zeit herstellen – für die Reichen und Schönen.

Die ursprüngliche Glasmacherkunst kam aus Syrien und über Ägypten nach Venedig

und von dort aus nach Norden, wo Wälder und Holz  zur Verfügung standen.

Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass ein außergewöhnlicher Höfling, ein Alchimist,

Schriftsteller und Gelegenheitspirat namens Sir Kenneth Digby der Erfinder der modernen Glasflasche ist. Er erfand eine Art Windkanal, durch den man zu höheren

Temperaturen gelangte und den Einsatz von Sand, Kalk und Pottasche deutlich verringerte und dem Glas eine eindeutig bessere Haltbarkeit gab. Irgendwann zwischen

1630 und 1640 begann Digby Flaschen herzustellen, die dicker, schwerer und dunkler – durch den Kohlerauch waren die Flaschen beinahe schwarz – und obendrein auch billiger als die bisherig gebräuchlichen waren. Unbeabsichtigt half ihre dunkle Farbe auch zum Schutz der Flüssigkeiten vor Lichteinfluss.

Ihre Form war kugelig und fasste ca. eine Viertel Gallone – also ungefähr einen Liter. Ach interessant erscheint, dass 1 Gallone als Maßeinheit auch bei uns noch in Anwendung kommt – eine  Kiste Wein ist seit damals 1 oder 2 Gallonen – also 6 oder 12 Flaschen mit Inhalt von 0,75.

Das Problem des passenden Verschlusses harrte der Erfindung des Naturkorkes. Man nimmt an, dass von Erzählungen der Santiago-Pilger diese Technik bei uns bekannt wurde, die Römer hatten allerdings schon 1600 Jahre vorher ihre Amphoren mit der zugeputzten Rinde des Korkeichenbaumes verschlossen. Die Entwicklung von geeigneten Stanzen und des nun notwendigen Korkenziehers sind ca. im selben Zeitraum entstanden – Kork und Wein wurden also eine gemeinsame Handelsware.

Lustigerweise ist der Ahnvater des Korkenziehers ein „stählernes Gewinde“, das für das Herausziehen von Schießwolle aus nicht abgefeuerten Feuerwaffen schon ein halbes Jahrhundert früher in Verwendung war.

Seit damals ist es auch üblich, den Lagerwein waagrecht zu lagern, um den Korken benetzt zu halten und der verbliebenen  Luft keinen zusätzlichen Kontakt zu ermöglichen, da die Blase ja an der länglichen Flaschenoberseite lag.

Frankreich – was sonst?

Nun ja, wir Österreicher sind zurecht Stolz auf das sogenannte „Weinwunder“, das nach dem vitalen Störfall der mit Glycerinen aufgeschmeichelten Exporte nach Deutschland im Jahre 1985 stattfand. Ab dann hat man sich zu neuer Ehre entschlossen und heute steht der Weinbau im Heimatland ziemlich gut da.

Frankreich allerdings kann auf eine weitaus höhere Reputation bauen, wohl aus mehreren Gründen. Eine wesentliche Rolle spielen wohl die hier entstandenen und gezüchteten Rebsorten, die heute auf dem ganzen „planet wine“ mit Erfolg angebaut werden. So kommt wohl auch den Rebveredlern eine wesentliche Rolle zu. Cabernet, Merlot, Grenache, Pinot Noir, Chardonnay und Sauvignon blanc kann man aus jedem modernen Weinbauland finden, und das in zumeist guter Qualität.

Ebenso ist die Professionalität der französischen „tonelliers“ und Küfer zu nennen, deren Barriques weltweit gefragt sind. Dankenswerterweise wurde der Eichenanbau schon ab dem Mittelalter in den Zentralbereichen gefördert und verpflichtend.

Das Land verfügt über ein das erste Mal 1935 im Chateauneuf du Pape angewendeten AOC(P) – Reglement, in dem die lokalen Notwendigkeiten im Weinbau definiert wurden.

Abgegrenztes Gebiet, diverse Regelungen was den Rebspiegel, Erntemengen, Reifezeiten, in Verkaufbringung und viele weitere  wurden installiert, um vor allem das falsche, weil fremde Etikettieren  – von erfolgreichen Gegenden – zum Teil üblich war.

Auch Deutschland, Italien, Spanien und Portugal folgten mehr oder weniger bald dem

Beispiel. Somit war definiert, welcher Wein woher kam und auch so namensgebend der Region Reputation versprach. Zusätzlich regelte man für die „einfachen“ Weine wie Land- und Tafelweine deren Normen, was natürlich zu Verwerfungen innerhalb der Zonen führte, die manche Regionen noch heute nicht überwinden – können.

Die bekanntesten Regionen sind nach wie vor die Champagne, das Burgund und Bordeaux, wo ungemein delikate, aber auch oft den Preisrahmen sprengende Weine entstehen.

Das nördliche weiße Chablis (aus Chardonnay), Beaujolais (feinfruchtige Rote aus Gamay), die nördliche und südliche Rhone mit Nebenschauplätzen, die Provence (Banyuls, Rose‘) und das aufstrebende Languedoc mit einer unüberschaubaren Vielfalt bieten für jeden Weinfreund eine Vielzahl von Möglichkeiten, dem man sich mit einer gewissen Fremdheit nähern kann. Das Etikett sollte z.B. die Herkunft und den Hersteller nachweisen.

Es werden in Frankreich heute ca. 830.000 Ha Wein angebaut und 42 mio. Liter erzeugt.

Österreich dazu: 56.000 ha und ca. 2,50 Mio. Liter. Damit erkennt man auch gleich die Dimension. Allerdings kämpft man in Frankreich – immer noch – mit einer jährlichen Überproduktion (6 – 8 Mio. Liter) von unverkäuflicher Ware, die in die Destille oder an die Parfümhersteller wandert. Wenn dann dieser „Industriealkohol“ mit Einstandspreisen en gros ab 1,00 € gehandelt wird, erkennen wir das Problem.

Weil sich der pro Kopf Verbrauch in 30 Jahren von 75 lit. jährlich auf ca. 40 verringert hat, versteht man die Situation besser, moderne Drinks und das Leben verändernde Arbeitsbedingungen tun natürlich – wie bei uns auch – das Ihre zur Sache.

Es wachsen natürlich nicht (nur) die besten Weine der Welt in Frankreich, allerdings schon

auch sehr gute. Was die Franzosen uns allen wohl voraushaben, wäre ihre Fähigkeit zur

Selbstreflexion, leidenschaftliche Arbeit am gesamten Produkt und – fast am Wichtigsten – ihre feinsinnige Art, eine gute Ware anzupreisen, zu beschreiben und im schon lange bearbeiteten Weltmarkt in Szene zu setzen, was natürlich auch zu Hause geschieht.

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Alfred Walch

Jahrgang 1959, wohnhaft seit jeher in Inzing, verheiratet mit Veronika / Vroni – aus dem Hause Gastl. Zwei Kinder – Julia und Theresa – beide nun Therapeutinnen. Seit Jänner 2022 in Pension, langjähriger Leiter der Weinabteilung des Handelshauses Wedl. Interessen: Lesen, Kopfreisen und auch so, e-Radlfahren, etwas Bergsport, Kochen sowieso. Musik hören von Jazz bis Volxmusik, etwas Fotografieren, Europa kennenlernen. Leidenschaft: Wein und seine Geschichte(n) dazu. Seit ca. 35 Jahren mit der Sache beschäftigt. Wünsche: noch eine gute Zeit zu haben, politisch-sozialer Friede, Enkel aufwachsen sehen, ev. noch Französisch aufbessern, gute Literatur und das Geheimnis der Poesie finden…

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