Oidium – der echte Mehltau
Hierbei handelt es sich um eine gefürchtete Krankheit, die natürlich nicht nur die Weinrebe befällt, sondern auch Gemüse und Blumen – vor allem Rosen – befällt.
Zur Herkunft sei nur gesagt, dass die Reblaus und andere Dummheiten aus dem Land der ungeahnten Möglichkeiten nach Europa gekommen ist. Dort sind allerdings die Pflanzen gegen diese Angriffe teilresistent.
Die zumeist junge Pflanze wird von einem Pilz befallen, ein grau-weißes Geflecht legt sich über die Teile und zwackt der Pflanze die Nährstoffe ab – die Gescheine treiben nicht weiter, die jungen Trauben wachsen nicht mehr, die Blätter sind beeinträchtigt. Pilze vermehren sich vor allem bei warmen, nassem Wetter, wie man weiß, und sind mit dem „falschen Mehltau“ und der Reblaus die wichtigsten Schädlinge im Weinbau.
Das Problem liegt auch darin, dass eine einmal befallene Pflanze einen guten Wirt abgibt uns somit auch die Umgebung mitleben läßt. Als Behandlung sind natürlich einige passende Kombi-Mittel verfügbar, im biologischen Sektor auch, allerdings teurer.
Die Schädlingsbekämpfung ist insofern schwierig, da die Fäule prophylaktisch bekämpft werden muss – dazu braucht es bei entsprechender Witterungslage – auch der Standort (kühl und feucht) spielt eine Rolle – einige Spritzungen, ohne schon Anzeichen des Befalls gesehen zu haben. Oft sind aus diesem Grund auch an den Reihenspitzen der Reben Rosen gepflanzt. Diese sollen einen beginnenden Mehltaubefall anzeigen und so wertvolle Zeit retten!
Da der Aufwand und Erfolg der Spritzung nicht immer abzusehen ist, kommt dem „gesunden“ Weingarten ein wichtiger Stellenwert zu. Breitere Bepflanzung an gut geeigneten Stellen, die „richtige“ Rebsorte, Begrünung und offene Bodenführung bei Beachtung der Nützlinge sind wichtig – aber wenn‘s sein will, ist Oidium da.
Hier wird auch intensive Beobachtung des Weingartens während des Frühjahres und der Blüte ein wichtiger Faktor sein. Somit kann man das Malheur von Anfang an versuchen, zu verhindern. In Österreich sind vor allem Zweigelt und die Scheuerrebe sehr mehltauanfällig, die meisten Qualitätssorten gott sei dank eher mittel.
Durch die Züchtung von teilweise pilz- widerstandsfähiger Sorten – PIWI genannt – hätte man die Möglichkeit, auch andere Sorten anzubieten – mit weitaus niedererem chemischen Einsatz. Allerdings besitzen die PIWI Sorten – die beste wird die weiße Solaris und der rote Regent sein – noch keinen marktmäßigen Stellenwert, also Platz. Es ist jedoch denkbar, dann hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und auch ob der Kosten einiges Umdenken stattfinden wird.
Auf jeden Fall wird in diesem Bereich – vor allem in Deutschland (Geisenheim) und auch Österreich viel geforscht. Die südlichen Anbauländer sind in diesem Thema – wie auch in anderen – sicher noch nicht so weit. Einige interessante Ergebnisse existieren jedoch schon.
Önologie – die Wissenschaft vom Weinbau und der Herstellung von Wein
Manche Önologen sind sesshaft – zB. auf dem eigenen Weingut. Die meisten sind beim Besitzer des Betriebes angestellt. Es geht um komplexe Aufgaben, da die Herstellung von vielen Faktoren wie Klima, Wetter, Rebmix, etc abhängt.
Die „flying winemakers“ sind fähige Weindoktoren, die (auch) um die Welt jetten und den großen Betrieben hilfreich zur Hand gehen. So sind sie teilweise in der „neuen“ Weinwelt – in Südamerika oder Südafrika unterwegs. Viele französische Önologen sind bei der Ernteorganisation oder Verarbeitungsabläufen tätig. Da der französische Wein als der erfolgreichste gilt und der Umgang mit den Sorten und deren Problemen hier geübt wird, sind die Franzosen weltweit gefragt. Die Weinuniversität in Bordeaux gilt daher als führend.
Natürlich bilden die Weinbauländer ihren Nachwuchs selbst aus. So ist die Hochschule in Geisenheim im Rheingau für Deutschland und die BOKU Wien / Klosterneuburg / Krems für Österreich und auch San Michele im trentinischen Italien die Kaderschmiede der jungen Winzer und Weinmacher.
In den großen Weinbauländern wie Italien, Spanien und auch Frankreich werden die erfolgreichen Önologen manchmal von Investoren angeworben und für die Schulung des eigenen Personals und technische Leitung angestellt . So findet man so bekannte Namen wie Ricardo Cotarella oder Maurizio Castelli hinter den teuren Weinen des oberen Preissegmentes.
Der Prototyp des flying winemakers ist bis heute Michel Rolland, der an die 100 Weingüter in Stilistik und Verarbeitung berät. Der umtriebige Mann aus Bordeaux hält auch Anteile an Betrieben wie Clos de Siete (Argentinien), Campo Eliseo (Spanien) oder Bonnes Nouvelles in Südafrika. Somit wird auch gewissermaßen eine erfolgreiche Stilistik angestrebt, die auch mit der Punktewertung des Herrn Parker/USA einhergeht. Die Kennzeichnung des Qualitätsstandards eines Weines mittels eines 100 – Punkte Systems ist seine Erfindung. Diese ist gängig, allerdings auch umstritten. Dazu mehr bei Buchstabe P.
Orange Wine – die 4. Farbe im Wein
Dieser Begriff ist noch nicht lange in Gebrauch und ist auch in keiner Weise eng definiert. Grundsätzlich versteht man unter „orange wine“ einen Weißwein, der durch zumeist längeren Kontakt der Schalen mit der Maische eine dunkelgelbe Farbe angenommen hat. Also ein Weißwein wie Rotwein hergestellt. Der Begriff regelt recht wenig, die eifrigen „Fundis“ versprechen sich bei der Herstellung wie im alten Georgien oder nach antiken Vorbildern ein neues Geschmackserlebnis. Zumeist ist die Sorte (falls reinsortig) nicht leicht zu erkennen.
Da der Ausbau – also die Reifung – hier in diversen Behältern vor sich geht, wird der Wein auf jeden Fall sehr „eigen“. Wir reden von Ton-Amphoren, Beton-Eiern, Steinbottichen, von Fässern jeder Art, eher mit Luftzugang(oxidativ). Auf jeden Fall benötigt man – sollte der Wein auch irgendwie gut werden – gutes, homogenes Traubenmaterial und eine gestärkte Psyche. In den teuren Trend-Restaurants des hohen Nordens oder Londons gibt es eine kleine Fan-Gemeinde, und immer mehr Winzer probieren diesen archaischen Teil des Weinherstellens.
Irgendwie finde ich die Sache auch interessant, habe aber noch wenige wirklich spannende Produkte gefunden. Am Karst (Giorgio Clai), in den Colli Orientali (Franco Gravner), am Ätna und Vesuv, im beschaulichen Burgenland (Gernot Heinrich) und an allen möglichen Weingegenden versuchen sich auch namhafte Winzer mit den orange wines – denen die Aufmerksamkeit nicht automatisch zufliegt. Wenig Frucht, dafür Struktur, Festigkeit, auch Gerbstoff. Die Weine sind recht stabil, brauchen Luft und ein großes Glas. Und einen Weinfreund als Konsumenten, der eher der Historie und Ökologie zugetan ist.
Alles ist im Fluss – die Bilder gehören zu einem bemerkenswerten Weingut – Josko Gravner, der es schafft, 6 bis 10 jährige Weißweine(in Amphore) zu gut 100 € die Flasche zu verkaufen.