Ein Museum für Bilderrahmen? Und ganz in der Nähe?
Tatsächlich: Matthias Hofinger, der junge Geschäftsführer der Firma Hofinger Bilderrahmen, stellt in seinem Betrieb nahe dem Bahnhof Zirl Bilderrahmen aus mehreren Jahrhunderten in ganz unterschiedlichen Materialien und Formen aus.
Was bringt ein Rahmen?
Viel, erklärt Matthias Hofinger: Für die Kundschaft wohl am wichtigsten ist die Optik. Während Innenarchitekten mehr darauf achten, wie sich der Rahmen in den Stil des gesamten Zimmers einfügt, wollen „gewöhnliche“ Menschen vor allem bestimmte Aspekte eines Bildes im Rahmen aufgegriffen sehen, Verspieltheit oder Strenge, Modernität oder altes Erbe, ausgedrückt etwa in üppiger Vergoldung, durch High-Tech-Material oder mit altem, sonnenverbrannten Holz.
Besonders für Spiegel werden derzeit immer opulentere Rahmen gewünscht. Oder High-Tech-Rahmen mit Hintergrundbeleuchtung und Informationsdisplay. Im Prinzip kann man praktisch alles rahmen, worauf jemand Lust hat: von der Kaffeemaschine bis zur Kombination aus Familienfoto, Licht und Bluetooth Weckerradio. Sogar eine Klimaanlage wurde schon einmal in einen Rahmen eingebaut für ein lebendes Kunstwerk: einen Apfel, dem man beim Verschimmeln zusehen konnte.
Die allermeisten Kundinnen und Kunden kommen jedoch mit einem Bild zum Rahmen und suchen dabei fachmännische Beratung. Matthias Hofinger bietet sogar einen Leihrahmenservice für Künstler*innen an, die ihre Werke gut in Szene setzen wollen, ohne für jedes einzelne einen Rahmen anschaffen zu müssen.
Rahmen bieten aber auch Sicherheit gegen Herabfallen oder unerlaubtes Entfernen, nicht nur in Hotels, sondern auch bei größeren Kunstwerken oder Spiegeln. Dafür gibt es spezielle Montagesysteme. Oder gute Konservierung eines alten Bilds. Billige Rahmensysteme enthalten z.B. säurehaltige Passepartouts – das sind diese Kartonränder, die über das Bild in den Rahmen eingepasst werden. Die Säure in solchen Kartons zerstört mit der Zeit das eigentliche Bildblatt. Ein fachmännisch ausgeführter Rahmen enthält nur säurefreie Passepartouts und Sperrblätter. Die Firma Hofinger restauriert auf Wunsch Kunstwerke, bevor sie gerahmt werden.
Zur Eröffnung des Museums am 19. September kamen zahlreiche Interessierte, viele davon aus Inzing. Auf Schautafeln kann man bis 2500 v. Chr. zurück nachlesen, welche Merkmale zu welcher Zeit für Rahmen typisch waren. Oder man bestaunt einfach die ausgestellten Rahmen und sucht genüsslich in Gedanken ein Lieblingsstück aus. Mein Favorit ist ein eleganter und höchst ungewöhnlicher Ebenholzrahmen aus dem 15. Jahrhundert mit Perlmutt-Einlegearbeit. Matthias Hofinger hat es ein Rahmen besonders angetan, der ohne Leim oder Nägel aus mehr als 500 winzigen geschnitzten Holzstücken zusammengesetzt ist wie ein dreidimensionales Puzzle.
Entstanden ist die Sammlung über Jahrzehnte aus Lieblingsstücken der Eltern von Matthias. Das Künstlerehepaar Franz und Ilona Hofinger, er Restaurator und sie Vergolderin, gründeten 1973 eine Bilderrahmerei und entwickelten äußerst kreativ gestaltete Rahmen, die genau auf das jeweilige Objekt und den Kundenwunsch abgestimmt waren. Dabei entdeckten sie verschiedenste alte Techniken, Werkzeuge und besondere Einzelstücke.
Beim Umgestalten der Werkstatt in Zirl fand es Matthias Hofinger an der Zeit, die schönen Stücke der Familiensammlung einem breiteren Publikum zu zeigen und die Menschen auf die Rolle und die Möglichkeiten von Umrahmungen aufmerksam zu machen. Seine Schwester Corinna steuerte theoretisches Wissen aus ihrem Kunstgeschichte-Studium bei. Ein Crowdfunding-Aufruf auf Facebook brachte eine kleine finanzielle Unterstützung und so wurde das Bilderrahmenmuseum Wirklichkeit. Für die Zukunft sind Sonderausstellungen angedacht.
Das Museum ist zu den Öffnungszeiten des Geschäfts von Mo-Fr von 9-18 Uhr bei freiem Eintritt zu besichtigen. Auf www.bilderrahmen.tirol kann man sich online erste Eindrücke verschaffen.
http://www.bilderrahmen.tirol
Brigitte Scott
Foto – Andreas Amplatz