18. August 2025
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Buchtipp: Künstliche Intelligenz

Lesedauer ca. 3 Minuten

Ich hatte im Frühjahr etwas Zeit und habe mich vertiefter mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt.

Dabei ist mir das Buch Künstliche Intelligenz von Manfred Spitzer untergekommen. Der Untertitel „Dem Menschen überlegen – wie KI uns rettet und bedroht“ nimmt schon vieles vorweg, was im Buch beschrieben ist. KI ist sowohl Chance, als auch Gefahr für die Menschheit.

Der Autor Manfred Spitzer ist Psychiater und Gehirnforscher und gilt als ausgesprochener Experte für Neuronale Netzwerke, die auch die Basis für Künstliche Intelligenz darstellen.

Das Buch erklärt im ersten Teil die Entstehung von KI-basierten Systemen vor allem, aber nicht nur, anhand von Schach- und Go-Programmen. Die vielfältigen Möglichkeiten in Bereichen wie Medizin, Mikrobiologie, bei der Wettervorhersage oder auch in Geisteswissenschaften (z.B. in der Archäologie) werden aufgezeigt. Vieles von dem, was in diesem ersten Teil beschrieben ist, hat der Wissenschaft schon großen Erkenntnisgewinn gebracht.

Immer wieder kommt Spitzer zu dem Schluss, dass KI keine Experten ersetzen wird, aber Experten, die keine KI nutzen, werden von Experten ersetzt, die KI verwenden.

Kritische Worte findet Spitzer im zweiten Teil des Buches, wo sehr heikle Themenfelder, wie zum Beispiel Kriegsführung mit oder sogar durch KI erklärt wird. Die zentrale Frage ist hier,  wieviel darf die KI im Krieg selbst entscheiden bzw. wieviel Steuerung überlässt man dem Menschen noch. Kriege werden wohl nur noch gewonnen, wenn die KI wesentlich schneller alleine entscheiden kann, als der Mensch.

Im Buch wird ebenfalls sehr detailliert erklärt, was den Unterschied von KI zu herkömmlichen Computerprogrammen ausmacht. Man hat mit KI nicht mehr Programmcode, der Zeilenweise abgearbeitet wird, sondern Lernmodelle, die aus Unmengen von Daten Zusammenhänge finden. Die Modelle werden mit Daten „gefüttert“ und nutzen diese Daten für weitere Analysen. Natürlich ist es hier wichtig, dass die Datenqualität, die der KI zugrunde liegt auch das Ergebnis bzw. den Ausgang der Modelle bestimmt. Eines der Probleme in diesem Zusammenhang kann sein, dass viele vorhandene Daten aus der „Westlichen Welt“ stammen, die bereits Vorurteile, wie Ausländerfeindlichkeit, Hautfarbe, Geschlechterdiskriminierung enthalten. Zum Beispiel bei der Personalauswahl für Unternehmen kann dies ein Problem werden.

Die von vielen bereits verwendeten Sprachmodelle, wie ChatGpt und andere LLM Modelle sind nur ein winziger Teil, dessen, was an KI Modellen existiert. Dies erwähne ich deshalb, da es bei KI nicht nur darum geht, Texte schreiben zu lassen oder Bilder zu generieren, sondern in vielen Lebensbereichen wird uns KI in Zukunft begegnen und vielleicht auch beeinflussen. In Sozialen Medien wird die Auswahl der angezeigten Beiträge schon jetzt über KI-gesteuerte Algorithmen bestimmt.

Manfed Spitzer endet das Buch mit dem Satz: „Wir brauchen nicht darüber nachzudenken, ob eine allgemeine KI irgendwann Bewusstsein hat oder die Menschheit vernichtet – das ist Science Ficton. Aber über reale Risiken und Gefahren von böswilligen Menschen, die KI für ihre Zwecke missbrauchen, müssen wir nachdenken – gründlich. Und über die Verantwortung der reichsten Unternehmen der Welt.“

Mit den reichsten Unternehmen meint Spitzer wohl vor allem jene Unternehmen, die die großen Social Media Plattformen zur Verfügung stellen bzw. die riesigen Tech-Giganten. Das ist eine Handvoll Unternehmen, die durch die Sammlung von Daten und deren Verwendung zu ungeheurem Reichtum und damit verbunden zu sagenhafter Macht gelangen. Schon jetzt wird unser Leben und die Gesellschaft von KI durchdrungen. Und dies (fast) ohne Regulierung. Auch die Regierungen werden sich um Regeln bemühen müssen, um den Missbrauch der neuen Technologie durch kriminelle Energien einzudämmen.

Dieses Buch empfehle ich allen, die sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz eingehender beschäftigen möchten.

Herzlichen Dank an den Verlag droemer für die Zurverfügungstellung des Buchcovers in elektronischer Form.

An dieser Stelle erinnere ich nochmals an die sehr ausführliche Doppelausgabe von Ernst Pisch hier im Blog der Dorfzeitung zum Thema Künstliche Intelligenz:

Künstliche Intelligenz – Teil 1 – Dorfzeitung Inzing

Künstliche Intelligenz – Teil 2 – Dorfzeitung Inzing

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Peter Oberhofer

Peter ist seit Ende 2012 Redaktionsleiter der DZ. In Inzing ist er außerdem bei der Klimabündnisgruppe engagiert. Umwelt- und Klimaschutz, Energiesparen, öffentlicher Verkehr sind ihm ein wichtiges Anliegen.

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Ein Gedanke zu “Buchtipp: Künstliche Intelligenz

  1. Dear Peter,
    Thanks so much. A really important contribution. The ‚Standard‘ (Aug 11) carried an article from the New York Times: ‚Will AI bring about an intellectual revolution as profound as the 18th.c. Enlightenment?‘
    Apart from the real dangers you mention, Peter, the writer David Bell argues:
    „(AI is able to) deliver personalized, interactive instruction on virtually any topic.“ Another writer comments: „AI has never challenged my moral convictions or asked me to justify myself.“
    Exactly there lies a primary problem: in how far do users of AI exercise critical, reflective intelligence and see through the manipulative, prejudiced propaganda that Manfred Spitzer refers to?

    Andrew

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