Traminer – Heimatsorte von Kultweinen – und von Beruf “Tonnelier”
Heute beschäftigen wir uns mit einer uralten Rebsorte, die teilweise als Stammvater oder Stamm-Mutter für einige der interessantesten Rebsorten der heutigen Zeit gilt. Der eigenwillige – nach tiefem Rosenduft, verlockenden Gewürzen und komplexer Art weist der Sorte ihre (antike) Beliebtheit zu. Entgegen dem etwa heutigen Weingeschmack bot unseren Vorfahren der Traminer die Wertigkeit, die man im Wein suchte.
Seine Herkunft liegt noch im Dunklen, allerdings erscheint die südost-europäische Herkunft und die Zufallskreuzung aus Wildreben gesichert. Durch seine intensive Art wurde der Traminer als Kreuzungspartner verwendet – man nimmt den Rotgipfler, Roten Veltliner, Grünen Veltliner, Sauvignon Blanc, Riesling aber auch Semmillon und Heida als Traminer-Kinder an. Die Sorte ist bei den Winzern alten Schlages beliebt und auch die alternden Freunde der Rebsorte sind hier so treu, wie schon lange nicht.

Hat man erst einmal die tiefe Aromatik nach Rosen, Gewürzen, Dörrobst und exotischen Früchten wie Kokos oder Litschi erschmeckt, erkennt man ihn wohl immer wieder. Als gastronomische Partner könnte man gebratene Garnelen, guter Rohschinken, Backhuhn oder Blunz’n nehmen – um nur einige zu nennen. Intensiv sollte es schon sein….
Leider ist das junge Wein-Publikum zumeist nicht gleich in der Lage, die komplexe Art und tiefe Frucht-Gewürz-Komposition zu schätzen, zumal manchmal die Säure etwas niedrig ist.
In Österreich gibt es derzeit nur ca. 260 ha (0,6 %) Traminer, wobei es Unterscheidungen in Gelben – (eher zart), Roten – (mehr Würze) und Gewürztraminer (vollmundig tief) gibt. Allerdings wirken sich der Standort (guter Windschutz), Höhenlage und Erntezeitpunkt auch auf Art und Präsenz aus. Die besten seiner Art in Österreich kommen aus Klöch in der Südsteiermark, gefolgt von einigen Versuchs- und Liebhaberweinen aus Niederösterreich und Wien. Im Burgenland warden eher Süßweine hergestellt, die es aber ohnehin nicht leicht am Markt haben. Durch seine hohe Zuckereinlagerung und hohe Reife sollte ein guter Traminer nicht unter 13 Vol Alkohol auftreten, um die (manchmal) gewaltige Dichte der Aromen freizugeben.

Die besten steirischen Weine kommen vom WG Müller, Gießauf Nell und Frühwirth, aber auch die Winzer Gernot Heinrich, Proidl, Wieninger oder Kracher entlocken der Sorte unwiderstehliche Aromen. Der aktuelle Trend zu “orange wines” bietet der Sorte ein zusätzliches Spielfeld, wobei allerdings die lange Maischestandzeit und die luftigen Amphoren etwas der Frucht “fressen”.
Die erste Erwähnung geht auf das schöne Südtiroler Dorf Tramin um 1000 n.Chr. zurück, das der Sorte wohl auch den Namen gab. Die Sorte existierte daher schon einige Zeit vorher, das schon damals vorhandene Handelsgeschick der “alten” Südtiroler gab der beliebten Sorte den Namen des Heimatortes, gutes Marketing würde man heute dazu sagen.
Auch finden wir auf den warmen Porphyrböden des südtiroler Unterlandes einige hervorragende Weine aus der Sorte Traminer – Kult ist der Kolbenhof vom WG Hofstätter, aber auch die hervorragenden Weine der Genossenschaftskellerei Tramin mit seinem Kellermeister Willi Stürz – der “Nussbaumer” Traminer ist legendär und mit dem halbsüssen “Epokale”, der 7 Jahre im Stollen des Schneeberg- Bergwerkes in Ridnaun auf über 2000 Meter reift hat man neue alte Ufer erklommen. Kult eben. Kostet nur 400 €, das Flascherl, 2500 gibt’s davon.

Aber auch in anderen Gegenden des “planet wine” wird – auf passenden Böden und Unterlagen – wieder Traminer angebaut. Im Elsass besitzt der Traminer eine Fan-Gemeinde. Trimbach und Co. sind klassische Winzer mit weltweiter Bekanntheit. In Frankreich gelten auch Enten- und andere Geflügelleber als klassischer Begleiter in der noblen cuisine zum halbtrockenen Traminer.
Nun, im Grunde ist der Traminer ein ungemein interessanter Wein, ob seiner Historie, aber auch seiner vitalen und unbeugsamer Art. Sofern man ihn gut behandelt. Verständlich.
Ich liebe die halbtrockenen Weine aus Klöch, mit nicht mehr als 13,5 vol wie auch so manche Südtiroler Traminer, die dich “beflügeln”. Und – einmal einen guten Traminer im Keller – kann man sich auf gesicherte Reife und Haltbarkeit von 10 Jahren und mehr verlassen, obwohl der niedrige Säure- und pHWert anderes vermuten lassen würde.
Man muss halt ein gewisses maß an Liebe zum Wein besitzen und auch vor expressivem Aroma nicht zuückschrecken, sondern sich dem hedonistischen Teil der Sache widmen und auch im kulinarischen Sinn experimentierfreudig sein. Und – abends gekühlt aus einem großen Rotweinglas geschlürft kann der Traminer dein Freund werden.
Besonders spannend sind die gelben und “orangen” Traminer aus dem Fass, der Amphore oder so.
Zum Abschluss noch etwas für meine frankophilen Freunde – T wie “tonnellier”.
Das Wort bedeutet Küfer – oder Fassbauer – und die “Tonne” ist ja auch ein Fass. Der alte und fordernde Beruf wird nicht mehr oft angestrebt – erfordert Genauigkeit, Können und Substanz. Allerdings ist das Fertigstellen eines Holzbehälters aus zumeist Eichendauben ein ca. 2000-jähriges Handwerk, das im Wesentlichen sich nicht sehr verändert hat – wie das Weinmachen ja auch.

Wesentlich ist natürlich die Art und Qualität des verwendeten Holzes, das zumindest 4 Jahre gespalten in beachtlichen Stößen getrocknet wird. Hier in Österreich haben wir zumindest 2 hochwertige Fassbauer – Pauscha und Stockinger – die sind in der Weinwelt äusserst gefragte Hersteller von individuellen Fässern – nach Bedarf der Kunden. Es ist schon interessant, dass bei Top-Winzern in Spanien, Portugal, Südafrika oder USA die RollsRoyce Ausführungen im Fassbau aus Österreich stehen und den edlen Produkten ihren Schliff geben. Mittlerweile werden eben auch wieder größere Gebinde – von 1000 bis 3000 Liter Inhalt – nachgefragt. Diese geben dem Wein kein zusätzliches Gepräge, sondern wirken unterstützend und ausgleichend. Allerdings sind hier auch schon wieder Amphoren und Betonbehälter im Einsatz.


Beim hochwertigsten Tonnelier Frankreichs – Seguin Moreau – kann man in seinen Youtube – videos das bemerkenswerte Handwerk der kräftigen Männer sehen und moderne Tradition erleben.
In diesem Sinne wünsche ich weiterhin Gesundheit und langes Leben.
Ihr Sommelier Alfred Walch