Ein Ratgeber von Michèle Liussi und Katharina Spangler
In der Redaktion der DZ Inzing langen ab und zu Anfragen bezüglich einer Ankündigung neuer Publikationen ein. Diesem Wunsch kommen wir insbesondere dann gern nach, wenn es sich um AutorInnen aus unserem Dorf handelt und der Inhalt attraktiv erscheint.
Als uns Michèle Liussi von ihrer kurz bevorstehenden Präsentation ihres Buches “Die Klügere gibt ab” berichtete, hat uns der Titel spontan neugierig gemacht. Demnach gibt die/der Klügere gemäß dem Sprichwort nicht nach, sondern ab. Warum das insbesondere auf junge Mütter zutrifft, haben die AutorInnen im demnächst erscheinenden Buch aufgearbeitet. Im folgenden Interview gibt uns Michéle einen ersten Einblick.
DZ: Liebe Michèle, du hast zusammen mit Katharina Spangler ein Buch mit einem Titel veröffentlicht, der einen aufhorchen lässt. Worum geht’s in diesem Ratgeber?
ML: In „Die Klügere gibt ab“ geht es darum, dass das Mamasein auch anstrengend und auslaugend sein kann. Neben der Frage, warum das so ist, schauen wir uns aber vor allem an, was eine Mutter tun kann, um Erschöpfung und Überlastung zu vermeiden. Das „abgeben“ im Titel bezieht sich dabei auf einen ganz besonders wichtigen Aspekt: Verantwortung und Aufgaben abgeben und auf das sprichwörtliche Dorf aufzuteilen.
DZ: Du legst Wert darauf, diesen literarischen Beitrag nicht als Sachbuch, sondern als Ratgeber konzipiert zu haben. Warum?
ML: Obwohl wir zu Beginn des Buches kurz einen Überblick dazu geben, warum es Mütter heute besonders schwer haben – Stichwort (Un-)Vereinbarkeit – ist es uns beiden, Katharina und mir, wichtig, dass die LeserInnen alltagspraktische Tipps an die Hand bekommen, die sie sofort umsetzen und in ihren Familienalltag übernehmen können. Der Ratgeber ist ein praktischer Begleiter mit vielen Hilfestellungen, nicht nur Theorie.
DZ: Was hat euch veranlasst, dieses Buch zu veröffentlichen?
ML: Wir versuchen mit diesem Buch eine Lücke zu schließen, die ich im Beruf und Katharina als Betroffene bemerkt haben. Es finden sich zu psychischen Belastungen von Müttern recht viele Sachbücher und auch individuelle Erfahrungsberichte, uns fehlte aber das Handfeste. Und das wollten wir ändern.
DZ: Kannst du uns bitte deinen besonderen Zugang zu dieser Thematik und den deiner Co-Autorin kurz schildern?
ML: Katharina erkrankte nach der Geburt ihres zweiten Sohnes an einer Wochenbettdepression, von der sie sich inzwischen erholt hat. Für sie war der Austausch mit anderen Müttern, die Ähnliches durchmachten, eine wertvolle und heilsame Erfahrung. Als es ihr besser ging beschloss sie, dazu ein Buch zu schreiben.
Ich selbst habe im Praktikum für mein Psychologiestudium das erste Mal von der Wochenbettdepression gehört und seitdem Studium und Arbeit diesem Thema gewidmet. Für mich ist das Thema deshalb so wichtig und zentral, weil es Mutter UND Kind betrifft. Als Familienbegleiterin bei den “Frühen Hilfen in Tirol” begleite ich Schwangere und Mütter im ersten Jahr mit Baby, also durch eine besonders prägende Zeit. In der sensiblen Phase der Familiengründung ist Unterstützung oft besonders wichtig und kann ganz viel bewirken.
DZ: Wie ist der Kontakt zu Inke Hummel (Pädagogin, Autorin, Bloggerin und Inhaberin der Familienbegleitung “sAchtsam Hummel”) zustande gekommen?
ML: Inke und ich kennen uns über die sozialen Medien, wo wir beide sehr aktiv zum Thema “Bedürfnisorientierte Erziehung” sind. Als wir uns persönlich auf der Buchpremiere von Nora Imlaus „Familienkompass“ kennenlernten, erzählte ich ihr von meinem Buchprojekt. Katharina ist die Lektorin von Inke Hummels letzten drei Erziehungsratgebern und erwähnte ihrerseits Inke gegenüber, dass sie gerne etwas zum Thema psychische Belastungen von Müttern schreiben würde. Da „verkuppelte“ sie uns kurzerhand! Sehr erfolgreich, denn seit diesem Tag im Februar 2021 arbeiten Katharina und ich quasi jeden Tag zusammen. An unseren Büchern, an der Plattform mamafuersorge.com, an unserem Instagram-Kanal oder am bald erscheinenden Mamafürsorge-Podcast. Viele Wege um unser Herzensthema sichtbar zu machen.
DZ: Wert, Nutzen oder gesellschaftliche Tiefenwirksamkeit von literarischen Beiträgen sind schwer messbar. Dennoch die simple Frage: Welchen Effekt erwartet ihr euch oder würdet ihr euch von der Veröffentlichung zum Thema “Mamafürsorge” wünschen?
ML: Das ist vermutlich schon angeklungen: Wir möchten die psychischen Belastungen von Müttern sichtbar machen und Mamas mit unserem Buch „Die Klügere gibt ab“ erreichen. Das Buch soll vielen Frauen helfen, gar nicht erst in die Erschöpfung und Überlastung zu rutschen oder sich wieder daraus zu befreien. Das Projekt Mamafürsorge soll Erfahrungsberichte und Informationen rund um das Thema vereinen, Betroffenen einen Raum bieten und die Thematik enttabuisieren. Außerdem finde Eltern dort eine Übersicht über die wichtigsten Unterstützungsangebote für Familien.
DZ: Wann kommt das Buch in den Handel? Kann man es vorbestellen?
ML: Unser Buch ist bereits überall, wo’s Bücher gibt, vorbestellbar und erscheint am 02.03.2022 im Humboldt Verlag.
DZ: Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen! Die Redaktion der DZ Inzing wünscht euch viel Erfolg mit dem Buch – nicht nur in kommerzieller Hinsicht, sondern auch, was die Auslösung positiver Effekte bei Betroffenen anbelangt.
Vielen herzlichen Dank!
Einführung auf der Homepage des Humboldt-Verlages (https://www.humboldt.de/product/9783842616660/die-kluegere-gibt-ab):
Das Kraftpaket für erschöpfte Mütter…
Neben vielen schönen Momenten ist Mamasein auch anstrengend. Aufgrund überzogener Erwartungen neigen Mütter dazu, sich um alle zu kümmern, außer um sich selbst. Bis sie nicht mehr können. Wie komme ich aus dieser Überforderung heraus? Wie vermittele ich meinem Umfeld, dass meine Kräfte erschöpft sind? Wer hilft mir, wenn ich selbst nicht mehr kann? Die Autorinnen Michèle Liussi und Katharina Spangler zeigen in ihrem Ratgeber, wie Mütter sich ein soziales Netz aufbauen, Verantwortung teilen und Erschöpfung vermeiden können. Schon kleine Veränderungen können viel bewirken – und der Weg lohnt sich: für die körperliche und seelische Gesundheit und das Gefühl, das Muttersein wieder genießen zu können.
Aus dem Inhalt: Die erschöpfte Mutter / Die Last des Ideals / Dein Stressmanagement / Dein gesunder Körper / Dein entspannter Geist / Deine Haltung / Die Familie als Halt / Freundschaften und Elternnetzwerk / Keine Angst vor Außer-Haus-Betreuung
Die Autorinnen
Michèle Liussi (re) ist Psychologin und Familienbegleiterin bei den „Frühen Hilfen“. Dort unterstützt sie Frauen, die im ersten Jahr ihrer Mutterschaft unter starken (psychischen) Belastungen leiden. Sie ist Mutter eines dreijährigen Sohnes und lebt in Inzing/Tirol.
Katharina Spangler (li) arbeitet als selbstständige Lektorin und Texterin in Süddeutschland. Nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes erkrankte sie an einer Wochenbettdepression.
Gemeinsam setzen sie sich mit ihrem Projekt „Mamafürsorge“ dafür ein, psychische Erkrankungen bei Müttern ins Gespräch zu bringen und zu enttabuisieren.
Kontakt: info@mamafuersorge.com
nnn
Leseprobe und Vorbestellung des Buchs:
www.mamafuersorge.com/buch
Tipp:
Die Premierenlesung zum Buch ist am 30.03.2022 und wird live per YouTube übertragen. Den entsprechenden Link findet man zwei Wochen vorher auf der Hompege der Mamafürsorge (https://mamafuersorge.com).
Fotos: AutorInnen / privat
Danke für diesen Hinweis. Jetzt hoffe ich, dass – wie der Zettel rechts im Bild andeutet – in dem Buch auch einiges zu der “mental load” zu finden ist, wie man im anglo-amerikanischen Raum die Meta-Arbeit nennt, die selbst bei viel Unterstützung meist an den Frauen hängenbleibt, nämlich den Überblick über anstehende Aufgaben zu behalten und ev. deren Erledigung auf verschiedene Personen zu verteilen. Ich glaube, es würde vielen Müttern helfen, wenn sich Partner, Kinder, andere Helfer:innen für einen bestimmten Aufgabenbereich selbständig und verlässlich zuständig erklären könnten, und sei er noch so klein (z.B. A übernimmt das Recycling, B die An-/Abmeldung der Kinder zu Freizeitaktivitäten, C die Einteilung der Familienmitglieder zu Haushaltsarbeiten, usw.)
Hallo 🙂
Ja tatsächlich ist ein Teil des Buchs dem Mental Load und seiner besseren Verteilung an Partner, Familienmitglieder und Freundeskreis gewidmet, jedoch nicht ausschließlich.
Auch ein gutes Stressmanagement und eine selbstfürsorgliche Haltung werden thematisiert, ebenso wie professionelle Hilfen rund um Mutterschaft.