Ende Mai und Anfang Juni haben nun die beiden schon seit Herbst geplanten Klimadialoge in Inzing stattgefunden. Ziel war es, eine Klimastrategie unter dem Namen „Klimazukunft Inzing 2032“ zu erarbeiten. Das Klimabündnis Tirol hat mit drei Mitarbeiterinnen die beiden Workshops moderiert und mittels eines sehr durchdachten Prozesses die Mitwirkenden zu einem, aus meiner Sicht, sehr guten Ergebnis geleitet.
Ich hole nochmals kurz aus. Im Sommer 2021 wurde eine Klimabilanz für das gesamte Dorf Inzing berechnet. Außerdem konnte für das Gemeindeamt ein Klimacheck durchgeführt werden. Vor allem aus der Klimabilanz kam deutlich heraus, dass im Bereich Mobilität und Heizen die größten Verbesserungspotenziale liegen. Im Klimacheck konnten für das Gemeindeamt etliche Maßnahmen zur Verbesserung nicht nur des Energieverbrauchs, sondern auch in den Bereichen Abfall oder Einkauf aufgezeigt werden. Nähere Details zu den Ergebnissen beider Werkzeuge können auf der Gemeindehomepage und hier im Blog nachgelesen werden:
Gemeinde Inzing – Startseite – Unser Inzing – Klimabilanz (tirol.gv.at)
Inzing ist Klimabilanziert – Dorfzeitung Inzing (dorfzeitung-inzing.at)
Um die globalen Klimaziele zu erreichen, gibt es auch in Tirol und Österreich klare Absichtserklärungen. Bis 2030 sollten die Treibhausgase auf die Hälfte reduziert werden. Im Jahr 2040 sollte die Klimaneutralität hergestellt sein. Dies würde bedeuten, dass ab diesem Zeitpunkt keine zusätzlichen Treibhausgase mehr in die Atmosphäre gelangen werden. Ich gehe davon aus, dass auch die Gemeinden in diesem Konzert maßgeblich mitspielen müssen. In den beiden Workshops sollten die nächsten 10 Jahre für die Gemeinde betrachtet und ein konkreter Maßnahmenkatalog erarbeitet werden.
In Workshop Nummer eins wurden nochmals Klimabilanz und Klimacheck präsentiert, um die Teilnehmer:innen auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Mit dabei waren Bürgermeister Sepp Walch, Vizebürgermeister Alexander Maurer, weitere Gemeinderät:innen, Vertreter aus der Gemeindeverwaltung, Leute aus den Ausschüssen und der Klimabündnisgruppe und ein Vertreter des Wirtschaftsvereins sal.z.i.
Laut Klimabilanz emittiert die durchschnittliche Inzinger:in im Schnitt etwa 5 Tonnen CO2 (ohne Ernährung und Konsum). Bis 2032 (der Zeitrahmen für die Workshops) müssten laut Vorgaben etwa die Hälfte der Emissionen eingespart werden. Was eine Tonne Einsparung bringen könnte, möchte ich hier exemplarisch anführen, damit man eine grobe Vorstellung bekommt, um was es hier geht. Jeder einzelne der folgenden Punkte verursacht eine Tonne CO2:
Eine für den Betrachtungszeitraum notwendige Halbierung im Verkehrssektor würde beispielsweise bedeuten, dass anfänglich pro Jahr 5% und später sogar 10% aller privaten PKW’s durch Elektroautos ersetzt werden. Momentan sind insgesamt nur etwa 1,6% aller Fahrzeuge Elektroautos, der Rest läuft noch mit Verbrennungsmotor. 5% Austausch bedeutet, dass jedes neu angeschaffte Auto ein Elektrofahrzeug sein müsste. Alle Autos auf Elektromobilität umzustellen wird also sehr schwierig werden. Somit gilt es wohl auch, andere Strategien zu finden.
Siehe auch:
Mobilität heute und morgen – Dorfzeitung Inzing (dorfzeitung-inzing.at)
Im ersten Workshop wurden wir Teilnehmer:innen zu einer groben Ideenfindung geleitet. Zusammenfassend und gruppiert haben sich daraus vier Themenschwerpunkte ergeben:
- Mobilität
- Energie und Wohnen
- Das Klima zum Thema machen
- Mit gutem Beispiel voran gehen
In Workshop Nummer zwei wurde aufbauend auf diesen vier Themenschwerpunkten konkrete Maßnahmen überlegt, die in den nächsten 10 Jahren umgesetzt werden könnten. Hierbei wurde auch geprüft, welche der Maßnahmen einerseits eine gute Wirksamkeit haben und andererseits auch umsetzbar erscheinen. Außerdem wurde auch überlegt, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge sinnvoll zu realisieren sind. Daraus hat sich eine ganze Sammlung an guten Maßnahmen entwickelt.
Zu jedem Schwerpunkt wurden zwei wichtige Schritte herausgepickt, die man als erstes angehen möchte.
Ab sofort
- e-Carsharing
- Photovoltaikanlage auf dem Gemeindeamt
- Gemeindemitarbeiter:innen sensibilisieren
- Veranstaltungen als Green Events durchführen
Mittelfristig
- Prüfung Energiegemeinschaften – Welche Rolle kann die Gemeinde spielen?
- Prüfung Fernwärme in Inzing
- Ziel: Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer:innen – Prüfung Sackgassen und Einbahnregelungen
- Klimakatalog für Gemeinderatsentscheidungen ausarbeiten
- Schulen einbinden
Noch vor dem Sommer wird das Klimabündnis Tirol einen Gesamtbericht aus den Ergebnissen der Workshops erstellen und zur Verfügung stellen. Dieser soll im Anschluss im Gemeinderat präsentiert werden. Sobald der Bericht vorliegt, wird er zudem auf die Gemeindehomepage gestellt.
Es wurde dann noch überlegt, wer von den Teilnehmer:innen welche Rolle übernehmen kann. Dabei ist man zu dem Schluss gekommen, dass es in der Gemeinde auch Klimabeauftragte geben soll. Ihre Aufgabe soll es sein, die Akteure aus Politik und Verwaltung zusammenzubringen und die Umsetzung der Maßnahmen zu überwachen. Auch neue Ideen sollten eingebracht werden und die Verbindung zu Klimabündnis Tirol ist zu pflegen. Simon Pfandler und ich haben uns bereit erklärt, diese Aufgabe gemeinsam zu übernehmen. Die genauen Rahmenbedingungen gilt es noch auszuarbeiten.
Der Gesamtprozess hat sich auf die o.g. Schwerpunkte beschränkt. Die beiden Blöcke „Ernährung und Konsum“ bzw. „Landwirtschaft und Boden“ hat man vorerst nicht betrachtet. Die Klimawandelanpassung wurde zumindest angerissen und als Maßnahme im Themenschwerpunkt „Das Klima zum Thema machen“ platziert. Die Klimawandelanpassung schon jetzt zu überlegen und planen, finde ich ohnehin sehr wesentlich. Wird man die notwendigen CO2 Reduktionen nicht schaffen, müssen wir rechtzeitig darauf schauen, dass wir einen halbwegs guten Lebensraum in Inzing gestalten, um mit den steigenden Temperaturen gut umgehen zu können (Stichwort Hitze- und Trockenperioden).
In den Workshops wurde auch klar aufgezeigt, dass die Inzinger Betriebe, die im Verein sal.z.i. zusammengeschlossen sind, sehr innovativ in die Klimazukunft blicken. Eine stärkere Zusammenarbeit der Gemeinde mit den Betrieben halte ich für äußerst interessant und zielführend.
Ich freue mich auf die kommende Zeit und bin sehr gespannt, wie klimafit Inzing werden kann. Es gibt jedenfalls viel zu tun.
Eckart von Hirschhausen sagt es so: „Wir sind die erste Generation, die das so unmittelbar auch spürt – und die letzte, die wirklich darüber entscheidet, ob diese Erde für Menschen bewohnbar ist. Die Klimakrise ist ein medizinischer Notfall.“
Danke Peter für diesen äußerst interessanten Beitrag!
Mit besonderem Interesse habe ich mir die Tabelle angesehen, welche beschreibt, was man um wie viel reduzieren müsste, um die Bildung von 1 Tonne CO2 zu verhindern.
Unter Berücksichtigung der Wirkungsgrade, mit denen heute elektrische Energie produziert wird, zeigt sich aber auch die hohe Effizienz der fossilen Energieträger. Das wiederum führt zum Schluss, dass so gut wie nichts gewonnen wäre, wenn man Erdgas und Erdöl bloß durch elektrischen Strom ersetzen würde. Man müsste diesen Ressourcenverbrauch auch wirklich ersatzlos streichen, um den CO2-Ausstoß wirksam zu drosseln.
Und wie man’s auch dreht und wendet – eine nachhaltige (wie ich dieses Wort inzwischen hasse – es wird leider fast ausschließlich für Marketingzwecke missbraucht) Verbesserung wird sich nur erreichen lassen, wenn man sich endlich vom systemisch vorgegebenen Wachstumszwang loslöst. Technik alleine löst das Problem nicht! Ignorieren Politik und deren Souffleure diese Tatsache, wird sich die Menschheit nach einigen Generationen in mittelalterlichen Verhältnissen wiederfinden.