10. September 2025
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Bunte Kehlchen

Allgemein bekannt und beliebt ist das unverkennbare Rotkehlchen, ein erstaunlich lauter Sänger. Foto: Robert Pisch
Lesedauer ca. 15 Minuten

Es ist überraschend wie viele Lebewesen nach einer charakteristischen Farbe benannt sind. Das gilt übrigens nicht nur im Deutschen, sondern für alle Sprachen, ja sogar für die lateinischen, wissenschaftlichen Namen. Einige davon haben wir hier schon kennengelernt. So etwa den Grauspecht, Grünspecht, Schwarzspecht, Silberreiher, Graureiher, Purpurreiher und die Blaumeise.

Dann findet man auch noch: Blauracke, Blaumerle, Gelbspötter, Grauschnäpper, Günfink, Haus- und Gartenrotschwanz um nur ein paar weitere Vögel zu nennen. Bei den Insekten kennt man die Blauflügel-Prachtlibelle, den Goldglanz-Rosenkäfer, die Gelblinge, Weißlinge und Bläulinge (drei Schmetterlingsgruppen). Auch bekannt sind Rotfuchs, Rothirsch, Grauhörnchen, Rötelmaus sowie Smaragdeidechse um nur beispielhaft einige zu erwähnen.

Hier möchte ich diesmal auf die vier bei uns zu entdeckenden farbigen „Kehlchen“ eingehen. Nämlich das allseits bekannte Rotkehlchen, das Braun- und das Schwarzkehlchen, sowie das Blaukehlchen.

Alle vier gehören innerhalb der Singvögel (= Sperlingsartige) zur Familie der Fliegenschnäpper. Das Braun- und das Schwarzkehlchen sind sogar noch viel enger miteinander verwandt und gehören der selben Gattung an.

Das Rotkehlchen

Wo Büsche und Bäume sind kann man so gut wie immer auch Rotkehlchen finden. Foto: Mario Schatz

Das Rotkehlchen zählt wohl zu den bekanntesten Vögeln in unserer Umgebung und es gibt kaum jemanden, der oder die es nicht kennt.

Es besiedelt ganz Europa, außer dem extremen Norden, die westlichsten Teile Asiens und Nordafrika (dort besonders zur Überwinterung). Ihr Zugverhalten ist an das Klima angepasst, so dass solche die im Norden leben meist echte Zugvögel sind, andere nur Teilzieher und einige sogar Standvögel, die ganzjährig bleiben.

Als Lebensraum bevorzugen sie mäßig warme Gebiete mit Gewässern in der näheren Umgebung und lockere Wälder (besonders Auwälder) mit nicht zu dichtem Bodenbewuchs und ergiebiger Bodenfauna (Käfer, Würmer, Raupen, etc.).

Die entbehrungsreiche Zeit ist angebrochen. Jetzt heißt es Beeren sammeln und Fütterungsstellen besuchen. Sehr beliebt sind dabei Futtermischungen mit beigemengten getrockneten Insekten (etwa Mehlwürmer). Foto: Robert Pisch

Das Rotkehlchen ernährt sich hauptsächlich von Insekten, kleinen Spinnen und kleinen Regenwürmern. Ergänzend nimmt es Früchte und weiche Samen zu sich. Während der Brutzeit ist die Nahrung fast ausnahmslos aus tierischen Bestandteilen zusammengesetzt. Im Spätsommer, Herbst und Winter wird sie durch pflanzliche Nahrung ergänzt.

Zur Nahrungssuche bewegt sich das Rotkehlchen in kleinen Sprüngen auf der Erde vorwärts, selten werden kurze Schritte gemacht. Durch Umdrehen und Ablesen des Laubes oder durch die Ansitzjagd mit anschließendem Hinunterstoßen kann es Insekten erreichen. Das Rotkehlchen ergreift auch gern die Beute, wenn Nahrungstiere von anderen Tieren freigelegt oder aufgescheucht werden oder andere Vögel sie von Bäumen herunterfallen lassen. Kleine Steine werden zur Verdauungsförderung aufgenommen, unverdauliche Teile wie die harten Insektenpanzer werden als Gewölle in länglichen Ballen hervorgewürgt.

Im Winter ernährt sich das Rotkehlchen häufig an Futterhäuschen, wo es Fettnahrung wie Fettfutter und Körner vorzieht. Zudem versuchen städtische Rotkehlchen, offen gelagerte Lebensmittel zu erreichen. Beobachtungen zufolge zerpicken sie Alufolie, um an Milch oder Butter zu kommen. Es wurden schon Rotkehlchen beobachtet, wie sie in seichten Gewässern erfolgreich Wasserinsekten und winzige Fische fingen.

Neben dem schon vorgestellten Zaunkönig zählt auch das Rotkehlchen bei uns zu den lautesten Sängern, wenn es sein Revier ankündigt und Partner anzulocken versucht. Foto: Robert Pisch

Seine Aktivität setzt eine Stunde vor Sonnenaufgang ein und endet meist eine Stunde nach Sonnenuntergang. Das Rotkehlchen übernachtet im Regelfall einzeln, gewöhnlich versteckt in dichtem Gebüsch. In strengen Wintern sucht es jedoch auch Hühnerställe, Taubenschläge und ähnliches auf. Selten schläft es in menschlichen Behausungen.

Zu allen Jahreszeiten badet das Rotkehlchen sehr gerne. Morgens wäscht es das Gefieder flügelschlagend an tau- oder regennassen Blättern, um sich anschließend kräftig zu schütteln und zu putzen. Abends zieht es das Bad an flachen Uferstellen oder an Tränken vor. Im Winter badet das Rotkehlchen notfalls auf dem Eis.

Beim Sonnen kauert es mit geöffnetem Schnabel, meistens auf dem Boden, aber auch auf Ästen liegend.

Auch wenn sich das Rotkehlchen hauptsächlich von Würmern und Insekten ernährt, kann es auch mit Beeren und Samen vorlieb nehmen, was erst ermöglicht, dass es im Winter hier bleiben kann. Fotos: oben Mario Schatz, darunter Robert Pisch und danach Ingrid Bistan

Das Rotkehlchen meidet vegetationslose Flächen nach Möglichkeit. Es fliegt daher dicht über dem Boden irgendeinem Versteck direkt entgegen. Aufgrund seiner geringen Fluchtdistanz wagt es sich oft bis auf einen Meter an größere Tiere (etwa auch uns Menschen) heran, die es aktiv aufsucht, weil sich oft Insekten in deren Nähe befinden.

Im Winter besetzen Männchen und Weibchen getrennte Reviere, während der Brutzeit leben sie in der Regel als Revierpaar in einem Gebiet. Die bei der Verteidigung des Reviers aufgewendete Intensität der Aggression kann von Region zu Region variieren. In Mitteleuropa verhalten sich viele Exemplare das ganze Jahr über streng standorttreu. Ein Eindringling, der lediglich Nahrung sucht, wird oft geduldet. Am Futterhäuschen jedoch wird jeder andere Vogel, ob Artgenosse oder nicht, energisch vertrieben.

Das Revierverhalten des Rotkehlchens ist sehr ausgeprägt. Aggressionen gegen Rivalen kommen zunächst im Reviergesang zum Ausdruck. Bleibt dies erfolglos, hebt der Verteidiger den Schwanz, breitet die Flügel aus und plustert sich auf, so dass er mit dem orangeroten Gefieder zwischen Stirn und Hinterbrust den Eindringling erregt. Gibt keiner der Kontrahenten nach, verkrallen sich beide ineinander und versuchen, den Gegner am Boden festzuhalten und ihm die Augen auszuhacken. Solche Kämpfe dauern in der Regel 30 Minuten, können manchmal jedoch erst nach Stunden entschieden sein. Diese zum Teil erbitterten Auseinandersetzungen können sogar den Tod des Rivalen zur Folge haben. Die Bereitschaft zu Angriffen ist bei verpaarten Männchen deutlich höher.

Rotkehlchen im Landeanflug. Dass es sich hier nicht um den Start handelt erkennt man sehr schön an der Kopf- und Beinhaltung. Foto: Martin Schischkoff

Das Rotkehlchen erreicht die Geschlechtsreife im ersten Lebensjahr. Es führt eine monogame Brutehe. In West-, Süd- und Mitteleuropa finden ziehende Männchen nur halb so oft ein Weibchen wie Überwinterer. Der Legebeginn fällt frühestens in die erste Märzhälfte, in Mitteleuropa aber meistens in den April. Zwei bis drei Jahresbruten sind möglich, wobei Drittbruten eine seltene Ausnahme bilden. Die Brutzeit zieht sich somit von Mitte März/Anfang April bis Juli/August hin.

Der gegen Regen geschützte Nistplatz wird vom Weibchen bestimmt, das in den ersten beiden Tagen am intensivsten daran baut. Das offene, napfförmige Nest befindet sich meistens in Bodenvertiefungen, in Halbhöhlen an Böschungen, im Wurzelwerk am Boden, unter Gestrüpp oder in hohlen Baumstümpfen. Gelegentlich wird es in Baumhöhlungen, Mauerlöchern oder anderen Höhlen angelegt. Das Rotkehlchen verwendet für seine zweite Brut nicht noch einmal dasselbe Nest.

Oft verwendet das Rotkehlchen auch alte Nester von Amseln, Singdrosseln, Goldammern und anderen Vögeln. Weiterhin nimmt es Nischenbrüternistkästen mit zwei ovalen Einfluglöchern (32 × 50 mm²) an, die nicht allzu hoch hängen und erschütterungsfrei sind. Zudem werden an Schuttplätzen und auf Müllkippen Nester in Dosen, Töpfen, Eimern, Gießkannen oder Schuhen gebaut.

Manchmal sind Rotkehlchen recht scheu und ziehen sich schnell zurück, ein anderes Mal wiederum bleiben sie auf wenige Meter Entfernung ruhig sitzen und beobachten interessiert die Umgebung. Foto: Robert Pisch

Die Eiablage erfolgt im Morgengrauen. Die ovalen bis fast rundlichen Eier glänzen matt, sind rötlich-rahmfarben und dicht rostbraun oder roströtlich gefleckt oder gewölkt. Die Gelegegröße steigt im Verbreitungsgebiet je nach der Länge der Tageshelligkeit von Süden nach Norden. In Mitteleuropa liegt sie bei fünf bis sieben Eiern, meist sechs.

Während der Legeperiode wird das Gelege vom allein brütenden Weibchen mit Laub getarnt. Während der 13 bis 15 Tage langen Brutdauer sitzt es sehr fest und ausdauernd auf dem Nest. In den Brutpausen von normalerweise drei bis fünf Minuten Länge wird es vom Männchen außerhalb des Nestes gefüttert, um den Standort des Geleges zu verbergen. Wird das Weibchen vom Nest verjagt, fliegt es sofort weg. In wenigen Fällen konnte Verleiten beobachtet werden. Ein Kuckuck in der Nähe des Nestes wird heftig bekämpft.

Hier am Nest. Zuerst den Hunger der Jungen stillen, dann den Kot entfernen und schon geht es weiter mit der Futtersuche. Foto mit Hilfe einer Wildkamera: Martin Schischkoff

In der Regel schlüpfen die blinden Jungen in vier bis sechs Stunden zwischen 5 Uhr und 9 Uhr morgens. Das Weibchen trägt die Eischalen anschließend fort und lässt sie in bis zu 30 m Entfernung vom Nest fallen. In den ersten Tagen hudert das Weibchen die Nestlinge, während es vom Männchen mit Futter versorgt wird, welches es dann weiterreicht. Den Jungvögeln droht Gefahr von Laufkäfern und Schnecken. Nach dem vierten Tag stellt das Weibchen das Hudern langsam ein und das Männchen füttert die Jungen direkt. Anfangs verschluckt das Weibchen auch den Kot der Jungen, der später von den Altvögeln lediglich weggetragen wird. Nach sechs Tagen öffnen sich die Augen der Jungvögel, die am siebten deutlich zu betteln beginnen. Vom ersten bis sechsten Tag verteidigen die Altvögel die Jungen und greifen dabei selbst deutlich größere Tiere an.

Nach dem Verlassen des Nestes halten sich die noch flugunfähigen Jungvögel am Boden verborgen, wo sie noch einige Zeit von den Altvögeln mit Nahrung versorgt werden. Das Männchen füttert oft noch die Jungen der ersten Brut, während das Weibchen schon auf dem zweiten Gelege brütet.

Ab dem 13. Tag singt das Männchen den Jungvögeln oft aus vier bis sechs Metern Entfernung vor, um sie auf den Gesang zu prägen. Ausgeflogene Junge betteln auch andere Vogelarten, bis zur Größe einer Amsel, um Futter an. Erwachsene Rotkehlchen füttern jedoch auch Junge von anderen Arten bis zur Größe einer Amseln. Sobald die Jungen vollkommen selbständig sind, werden sie aus dem Brutrevier der Altvögel vertrieben.

Jugendliche Rotkehlchen haben noch keine orange-rote Kehle und könnten somit recht leicht mit anderen Arten verwechselt werden. Foto: Robert Pisch

Das Rotkehlchen ist ein Nachtzieher und zeigt seine höchste Zugaktivität vor Mitternacht. Ziehende Rotkehlchenschwärme lassen sich manchmal frühmorgendlich, im ersten Dämmerschein, plötzlich aus großer Höhe aus dem Himmel fallen, um dann erst knapp über dem Erdboden den Flug in die Horizontale umzulenken und die nächste Deckung aufzusuchen.

Die Hauptbedrohung für die Rotkehlchenpopulationen in Mitteleuropa geht überregional und langfristig von der Ausräumung der offenen Landschaft durch die Intensivierung der Landwirtschaft, der Flurbereinigung und der zunehmenden Verbauung aus. Weiterhin erleiden Rotkehlchen durch den Gebrauch von Insektiziden erhebliche Verluste, die durch Herbizide und Dünger noch verstärkt werden.

Nebenbei erwähnt ist das Rotkehlchen heuer, 2025, Vogel des Jahres in der Schweiz.

Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Rotkehlchen

Für weitergehende Informationen findet man neben vielen Büchern auch im Internet eine große Menge Seiten. Ich füge hier nur Beispielhaft immer Wikipedia ein, weil man dort auch meistens Links zu anderen Seiten findet und die Qualität der Beiträge – zumindest im Bereich der Artenbeschreibungen, aber auch sonst großteils – sehr gut, wissenschaftlich gesichert und ziemlich aktuell ist.

Das Schwarzkehlchen

Das Männchen des Schwarzkehlchens in Prachtfärbung sieht auch keinem anderen Vogel ähnlich. Ein mittlerweile recht seltener Brutvogel in unserem Raum. Foto: Mario Schatz

Das Schwarzkehlchen gilt regional, so auch bei uns, als ein stark gefährdeter Vogel. Der Gesamtbestand ist aber mit 2.000.000 – 4.000.000 Brutpaaren (Birdlife International) derzeit weltweit betrachtet nicht gefährdet.

Schwarzkehlchen sind, wenigstens bei uns, obligatorische Zugvögel. Ihr Winterquartier haben sie in Süd- und Westeuropa. In Mittel- und Osteuropa ist das Schwarzkehlchen von März bis November anwesend.

Wenn Schwarzkehlchen auch bevorzugt in Bodennähe auf Erdhügeln, Misthäufen oder Steinen sitzend zu beobachten sind, gehen sie für den Reviergesang doch auch oft etwas höher ins Geäst. Foto: Robert Pisch

Es ist etwa zwölf Zentimeter lang und wiegt zehn bis 13 Gramm. Das Männchen hat einen schwarzen Kopf und einen weißen Halsring. Die Vorderseite ist orangerot gefärbt. Beim Weibchen ist alles matter gefärbt und es erscheint eher bräunlich. Beide Geschlechter haben einen weißen Fleck am Flügel (Unterscheidung der Weibchen vom Braunkehlchen).

Schwarzkehlchen leben auf offenen Flächen mit einzelnen Büschen, zum Beispiel auf Hochmooren und Heiden. Oft kann man sie auch auf Erdhügeln oder größeren Steinen in oder neben Wiesen und Weiden finden.

Weibliche Schwarzkehlchen haben eine deutlich andere Färbung und können sehr leicht mit weiblichen Braunkehlchen verwechselt werden. Auffallend sind die relativ großen Augen. Foto: Robert Pisch

Das Schwarzkehlchen ernährt sich von Insekten, Spinnen und Würmern, die meist auf dem Boden gefangen werden.

In der Brutzeit von März bis August werden zwei Bruten großgezogen. Das Nest wird gut versteckt, vertieft am Boden, aus Gras, Halmen, Moos und Wurzeln gebaut. Das Weibchen legt fünf bis sechs Eier.

Ein sehr schön gefärbtes männliches Schwarzkehlchen auf einem erhöhten Posten um den Reviergesang anzustimmen und die Umgebung im Auge zu behalten. Beide Fotos: Mario Schatz

In der Lage der Nester liegt auch gleich eines der größten Probleme der Schwarzkehlchen in Mitteleuropa. Die meisten Wiesen- und Ackerflächen wurden, und werden noch immer, zur leichteren Bearbeitung möglichst eingeebnet und verlieren jegliche Strukturierung. Dazu kommt noch, dass einstweilen viel häufiger gemäht wird und damit für alle Bodenbrüter das Problem entsteht, dass die noch nicht flüggen Jungen ohne jegliche Fluchtmöglichkeit niedergemäht werden. Das selbe Problem gilt also auch für Lärchen, Braunkehlchen und viele andere.

Noch ein weibliches Schwarzkehlchen. Gut erkennt man hier die rötlichbraune Brust und den dunklen Kopf. Foto: Mario Schatz

Schwarzkehlchen ernähren sich von Insekten, deren Larven und Würmern, was verlangt, dass sie im Winter in den Süden ziehen um nicht zu verhungern. Fotos: Die ersten zwei Fotos stammen von Mario Schatz, das dritte von Ingrid Bistan

Abschließend noch eine kurze Randnotiz: Der Asteroid des mittleren Hauptgürtels (8777) Torquata wurde am 2. Februar 1999 nach dem Schwarzkehlchen benannt, dessen wissenschaftlicher Name damals (das hat sich durch neue Erkenntnisse inzwischen geändert) Saxicola torquata lautete. Zum Zeitpunkt der Benennung des Asteroiden befand sich das Schwarzkehlchen auf der niederländischen Roten Liste gefährdeter Vogelarten

Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzkehlchen

Die gefleckte Brust dieses Schwarzkehlchens deutet auf einen Jungvogel – hier bin ich allerdings zu wenig Spezialist um das mit Sicherheit sagen zu können. Foto: Ingrid Bistan

Das Braunkehlchen

Ein männliches Braunkehlchen. Als obligatorische Wiesenbrüter sind sie sehr stark gefährdet und im Tiroler Inntal sogar vom aussterben bedroht. Foto: Ingrid Bistan

Das Braunkehlchen ist geringfügig größer als das vorhin präsentierte Schwarzkehlchen und gehört der selben Gattung, den Wiesenschmätzern, an.

Die Oberseite ist braun, schwarz gemustert und der Bauch ist weißlich gefärbt. Kehle und Brust sind orangegelb gefärbt. Das Männchen hat einen deutlichen weißen Überaugstreif und einen weißen Kinnstreif. Der Bereich zwischen den beiden Streifen ist schwarz. Sein Ruf klingt wie „jü teck“ und dient dazu, Weibchen anzulocken und sein Revier zu markieren. Zum Singen und bei der Beutejagd sitzt das Braunkehlchen gern auf erhöhten Pfosten und Halmen.

Und hier ein weibliches Braunkehlchen. Auffallend sind der deutliche helle Überaugenstreifen und der gestrichelte Oberkopf. Foto: Ingrid Bistan

Von April bis September ist der Langstreckenzieher in fast ganz Europa verbreitet. Sein Winterquartier hat dieser Brutvogel südlich der Sahara in Afrika.

Als Lebensraum bevorzugt das Braunkehlchen offene, frische bis feuchte Flächen mit nicht zu hoher Gehölz- und Heckendichte. Für die Nestanlage benötigt es eine Deckung bietende Kraut- und/oder Zwergstrauchschicht. Für die Nahrungssuche benötigt es Stellen mit niedriger und lückiger Vegetation, die außerdem Ansitzwarten wie beispielsweise sperrige Kräuterstengel, Schilfhalme, Hochstauden, Zäune, Pfähle oder einzelne Gehölze aufweisen.

Das Braunkehlchen ernährt sich hauptsächlich von Insekten, Würmern, Schnecken, Spinnen und Beeren. Im Herbst wird die Ernährung um Früchte und Samen ergänzt.

Nachträgliche Korrektur: Hier ist mir ein Fehler passiert und der abgebildete Vogel ist kein Braunkehlchen, sonder ein Bergpieper am Durchzug. Man sieht wie schnell eine Verwechslung passieren kann. Beide Fotos: Robert Pisch

Die Geschlechtsreife tritt nach einem Jahr ein. Die Brutzeit ist Mai bis August. Das Nest wird im hohen Gras in einer Bodenmulde versteckt. Das Weibchen legt vier bis sieben blaugrüne Eier. Die Eier werden 12 bis 15 Tage lang vom Weibchen bebrütet. Die Jungvögel verlassen das Nest nach 12 bis 13 Tagen, flügge werden sie 3 bis 4 Tage später. Ein Braunkehlchen kann bis zu acht Jahre alt werden.

So wie auch viele andere insektenfressende Vögel findet man auch Braunkehlchen immer wieder auf Misthäufen. Hier ein Männchen. Foto: Ingrid Bistan

Besonders stark und schnell ist der Rückgang mit 46 % auch in Österreich: Die Bestände sanken von 3.500 bis 7.000 Brutpaaren (1998 bis 2002) auf 2.200 bis 3.500 Brutpaare (2008 bis 2012).

Durch intensive Grünlandnutzung werden die Bodenbrüter ihrer Nahrungsquellen und ihres Lebensraumes beraubt und von den bewirtschafteten Wiesenflächen vertrieben. Freilaufende Hunde stören das Brutgeschäft der Vögel, weiterhin sind die Jungtiere eine leichte Beute für Hauskatzen.

Auch nach ihm wurde ein Asteroid benannt, nämlich der Asteroid des inneren Hauptgürtels (8592) Rubetra (wissenschaftlicher Name Saxicola rubetra). Zum Zeitpunkt der Benennung des Asteroiden am 2. Februar 1999 befand sich das Braunkehlchen auf der niederländischen Roten Liste gefährdeter Arten.

Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Braunkehlchen

Das Blaukehlchen

Beim Blaukehlchen kennt man das Weiß- und das Rotsternige, mit einem weißen/roten Fleck in der blauen Kehle. Bei uns findet man beinahe immer das Weißsternige Blaukehlchen, und das fast nur am Frühjahrsdurchzug vom Überwinterungsgebiet in den hohen Norden Europas und Asiens. Foto: Mario Schatz

Das Blaukehlchen ist von den vier hier vorgestellten Arten bei uns sicher die am seltensten zu beobachtende Art. Es ist ein Zugvogel. Die europäischen Blaukehlchen überwintern in Südspanien, Nordafrika, südlich der Sahara und in Südasien, wobei das Weißsternige Blaukehlchen eher ein Kurz- oder Mittelstreckenzieher und das Rotsternige Blaukehlchen Langstreckenzieher ist.

Das Blaukehlchen besiedelt busch- oder röhrichtbestandene Biotope meist an sehr feuchten Standorten und ernährt sich überwiegend von Insekten. Es kommt in weiten Teilen Eurasiens vor und hat jenseits der Beringstraße auch einen Teil Nordalaskas besiedelt. In Europa ist das Verbreitungsgebiet stark zergliedert und die Art vielerorts durch Mangel an geeignetem Lebensraum bedroht.

Das Weißsternige Blaukehlchen brütet in Feuchtgebieten im Flachland, während das Rotsternige Blaukehlchen in Skandinavien brütet. Ganz vereinzelt findet man Bruten in Österreich, wo es aber stark vom Aussterben bedroht ist.

Die Gefährdungsursachen sind heute zum einen weiterhin die Aus- und Umbaumaßnahmen an Gewässern und in großen Flusslandschaften, die in großem Maße die für die Art wichtigen Verlandungszonen und Niedermoorbereiche vernichten. Zum anderen ist ein bedeutender Faktor in der Kulturlandschaft das Ausräumen von Entwässerungsgräben, die Entwässerung über unterirdische Rohrsysteme oder eine unkontrollierte Schilfmahd. Die Röhrichtbestände, die der Art in der Kulturlandschaft geeignete Brutmöglichkeiten bieten, werden dadurch beseitigt.

Alle drei hier gezeigten Fotos zeigen Männchen mit kräftig blauer Kehle im Prachtkleid. Bei Weibchen ist die Kehle deutlich weniger kräftig gefärbt und zum Teil gerade noch erkennbar bläulich. Foto: Mario Schatz

Das Blaukehlchen ist ein schlank gebauter, hochbeiniger Singvogel, mit 13–14 cm Körperlänge etwa rotkehlchengroß. Die Oberseite ist überwiegend dunkelgraubraun, Bürzel und Oberschwanzdecken sind etwas wärmer getönt. Von den dunkel gestrichelten Scheitelseiten hebt sich deutlich ein beiger Überaugenstreif ab. Die Körperseiten sind blassbeige, Hinterbrust und Bauch weißlich und die Unterschwanzdecken rahmfarben. Bestes Artmerkmal in allen Kleidern sind die zweifarbigen Seiten des Schwanzes. Die beiden mittleren Steuerfedern sind braun, bei allen äußeren Schwanzfedern ist die körperseitige Hälfte rostrot, die äußere Hälfte schwarzbraun. Die ebenfalls schwarzbraunen Hand- und Armschwingen tragen helle Säume. An den dunkelbraunen Oberflügeldecken zeigen sich rötlich braune Säume. Der Unterflügel ist braun. Der dunkel hornbraune bis schwarzbraune Schnabel ist an der Basis lebhaft zitronengelb gefärbt. Die Füße und Beine sind wie der Schnabel dunkel hornbraun, der Lauf ist rötlich durchscheinend. Die Iris ist schwarzbraun.

Beim Männchen im Brutkleid sind Kinn, Kehle, Bartstreif und obere Brust seidenglänzend und lebhaft blau. Die blaue Kehlzeichnung ist auch im ultravioletten Spektrum stark reflektierend, was offenbar entscheidenden Einfluss auf die Partnerwahl der Weibchen hat. Unterhalb der Kehle liegt inmitten der blauen Färbung zentral ein nierenförmiger Fleck – „Stern“ genannt –, der je nach Unterart rostrot (Rotsterniges Blaukehlchen) oder weiß (Weißsterniges Blaukehlchen) ist, in der Ausdehnung variieren oder ganz fehlen kann. Der blaue Kehlfleck ist zum Bauch hin von einem dunklen Rand begrenzt, auf den ein beiges Band und eine rostrote Brustbinde folgen, die zum Bauch hin auslaufen.

Im Brut- und Ruhekleid des Weibchens sind die beim Männchen blauen Partien hellbeige und zeigen dazu kontrastierend den dunklen Bartstreif, der auch im Ruhekleid des Männchens sichtbar wird.

Blaukehlchen findet man bevorzugt in Gewässernähe, oft im Uferbereich nach Futterinsekten suchend. Foto: Robert Pisch

Das Blaukehlchen ist tag- und dämmerungsaktiv. Die größte Gesangsaktivität mitteleuropäischer Vögel setzt mit der Dämmerung ein und reicht bis nach Einbruch der Dunkelheit. Morgens beginnt der Gesang manchmal noch bei Dunkelheit und wird dann meist bis in die Morgenstunden fortgesetzt. Er wird von exponierten Warten aus vorgetragen.

Es ist nicht scheu, lebt aber sehr versteckt. Die Fluchtdistanz liegt zwischen 10 und 30 m. Auf dem Boden bewegt es sich ähnlich wie das Rotkehlchen. Es steht gereckt mit vorgestreckter Brust, gestelztem Schwanz und leicht hängenden Flügeln. Die Fortbewegung erfolgt meist hüpfend, seltener mit wenigen Schritten laufend. Der Flug ist schnell und bogenförmig und erfolgt im freien Gelände meist dicht an der Deckung entlang. Hindernisse werden meist um-, nicht überflogen.

Das Blaukehlchen sammelt seine Nahrung überwiegend auf dem Boden und in der Krautschicht. Sie besteht zum großen Teil aus Insekten wie Zweiflüglern, Käfern, kleinen Heuschrecken und Kleinlibellen. Ergänzend kommen Spinnen, Würmer und kleine Schnecken hinzu. Ab dem Spätsommer kommen gelegentlich Beeren und Früchte hinzu.

Das Blaukehlchen führt für gewöhnlich eine monogame Saisonehe mit ein bis zwei Bruten pro Saison. Das Nest wird ausschließlich vom Weibchen am Boden oder in Bodennähe gebaut. Es wird gut in der Vegetation verborgen, gerne auch in kleinen Höhlungen oder Vertiefungen errichtet. Das Gelege besteht aus 4–7, meist 5 oder 6 Eiern. Diese sind dunkel olivgrün, glänzend und meist einfarbig. Die Bebrütung dauert etwa zwei Wochen und erfolgt durch das Weibchen. Sie beginnt meist erst nach Ablage des letzten Eis. Die Nestlingszeit liegt zwischen 13 und 14 Tagen. Es füttern beide Partner. Die ausgeflogenen Jungen halten sich noch mindestens einen Monat im Revier der Eltern auf.

Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Blaukehlchen

Viel Freude und Erholung in der Natur wünscht Euch allen,
Robert Pisch

© Alle Fotorechte verbleiben bei den jeweiligen Fotografen. Wie immer vielen Dank an alle die bereitwillig ihre Fotos zur Verfügung stellen. (Meistens sogar mehr als man unterbringen kann.)

Für die Ansicht der Fotos in voller Größe – Rechtsklick auf das Foto und „Grafik in neuem Tab öffnen“ oder ähnliches wählen (gilt auch für alle früheren Fotos).

Text zu großen Teilen aus Wikipedia (gekürzt und zum Teil umformuliert)

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Robert Pisch

Robert ist grafischer Facharbeiter in der Druckvorstufe und seit kurzem in Pension. Er hat zuletzt seit mehreren Jahren die grafischen Vorarbeiten für die Druckversion der DZ-Inzing erledigt. Als Mitglied von JUF, seit der Gründung dieser Fraktion, sitzt er die letzten Gemeinderatsperioden auch im Landwirtschaftsausschuss. Sein größtes Interessensgebiet ist die Natur und der Umgang mit ihr. Zusätzlich liebt er es, rein hobbymäßig, zu fotografieren und ist passionierter Fußgänger. In den letzten Jahren ist er auch auf den Geschmack und den Reiz von “Weitwanderungen” gekommen. In den sporadischen Beiträgen möchte er diese Interessensgebiete und daraus gewonnene Erfahrungen näher bringen und hofft dabei auch, die eine oder andere Diskussion “anzuzetteln”.

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