Jeder, der gerne wandert stößt irgendwann auf einen Hinweis zum Weitwandern. Was ist aber damit überhaupt gemeint?
Im allgemeinen spricht man von Weitwandern, oder bei noch größeren Strecken auch Fernwandern, wenn die geplante Tour wenigstens 6 Tagesetappen oder mindestens 100 km Streckenlänge aufweist. Im Unterschied zum Trekking gibt es hier markierte Wege und immer die Möglichkeit Unterkünfte zu nutzen. Die meisten der älteren Weitwanderstrecken entstanden aus überlieferten Pilgerrouten so wie etwa, der bekannteste von allen, dem Jakobsweg. Dieser kommt aus allen Richtungen, in eigentlich sehr vielen verschiedenen „Jakobswegen“, die das Ziel gemeinsam haben – Santiago de Compostela im spanischen Galizien, nahe der portugiesischen Nordgrenze.
Daneben gibt es freilich auch Pilgerwege nach Rom, den bei uns allein schon durch den Vortrag von Irene und Johann Jenewein bekannten Romedius-Pilgerweg von Thaur nach San Romedio, den Olavsweg in Skandinavien und viele weitere.
Da bei diesen Pilgerwegen oft (aber nicht immer) der meditative Charakter, das Ziel (also die geheiligte Stätte) und der kirchliche Bereich, der sich natürlich in Orten und Städten und weniger im Naturraum abspielt, einen wichtigen Teil einnahmen wurde der Wunsch nach möglichst naturnahen Wegen geäußert. Dem kam man in den letzten Jahrzehnten durch eine große Anzahl solcher Wege in beinahe allen Ländern der Welt nach.
Man findet darunter alle Abstufungen an Schwierigkeiten was das Gelände, die Steigungen die Wegbeschaffenheit und die Tagesetappen betrifft, wogegen die meisten Pilgerwege eher einfach sind und oft auch geringere Steigungen aufweisen (das gilt nicht für den erwähnten Romediusweg).
Zu diesen „Naturwegen“ gehören eine einstweilen riesige Menge von markierten Wegen wie, in Österreich der Lechweg, der Adlerweg, der Thayatalweg welcher den ersten Teil des Grenzlandweges vom westlichen Waldviertel bis in die südliche Steiermark bildet, der Zentralalpenweg von Hainburg ins Vorarlberger Rheintal und viele weitere. Beliebt sind dabei oft auch Wege entlang der Flüsse wie der Mosel in Deutschland, über große Strecken entlang des Ebro, Tajo, Guadalquivir, Guadiana in Spanien und so fort. Quer über die gesamte Algarve von der spanischen Grenze bis zum Cabo de S. Vicente führt ein markierter Wanderweg durch diese beliebte Urlaubsregion. Kurz und gut, man findet etwas für jeden Geschmack und für jede persönliche Kondition, sofern es überhaupt Spaß macht.
Manche dieser Wege sind hervorragend beschildert und man könnte beinahe ohne Wanderkarte oder sonstige Hilfsmittel wandern (was aber NIE anzuraten ist) andere Wege, bzw. ein und der selbe Weg in anderen Regionen ist oft so mangelhaft gekennzeichnet, dass man eher davon ausgehen muss zeitweise den korrekten Steig zu verlieren und dann eben weiter vorne wieder auf diesen zu stoßen.
Hat man jetzt vor eine solche Wanderung zu unternehmen, so muss man als erstes wissen, was man sich dabei wünscht oder erwartet. Möchte ich alleine wandern, mit einem Partner oder in einer Gruppe? Es muss natürlich immer die Kondition des schwächsten Gliedes berücksichtigt werden wie auch die Erwartungen, Wünsche und Ausschlusskriterien jedes einzelnen.
Sucht man eher eine meditative Reise mit Kirchen- und Kapellenbesuchen sowie vielen Kontakten zu gleich oder ähnlich Gesinnten? Dann wird man vielleicht zu einem Pilgerweg tendieren.
Will man einen Lichtbildvortrag von seiner Reise zusammenstellen, dann muss man kürzere Tagesetappen von zirka 15 bis 20 km und vielleicht sogar zusätzliche Reservetage für einen längeren Foto-Aufenthalt einplanen.
Will man möglichst viel Kultur oder Kunst finden, so führt der Weg durch viele Orte und Städte, sucht man aber möglichst viel Ruhe und Naturgenuss oder möchte einfach nur den Weg genießen, dann sollte es großteils durch Wälder, Wiesen, Weiden, über Hügel und Berge oder am Flussufer entlang gehen und möglichst wenig auf Asphalt (was sich oft als recht schwierig herausstellt, besonders hier in Mitteleuropa abseits des Hochgebirges).
Die optimale Tagesstrecke kann man nur für sich selbst festlegen, da sie für jeden anders und dazu noch von der Tagesverfassung abhängig ist. Im allgemeinen geht man von 15 bis 25 km pro Tag aus. Dabei muss auch beachtet werden wo man übernachten kann – nicht jeder ist mit einem Notbiwak unter Gottes Himmel zufrieden, besonders dann wenn es auch noch regnet.
Hier spielt es auch eine große Rolle ob man die Wanderung mit Gepäcktransport macht, also nur das nötigste Tagesgepäck trägt und alles weitere zum vorgeplanten Ziel transportieren lässt oder alles nötige für die ganze Wanderung tragen muss. Auch wenn ich den Gepäcktransport sehr wertvoll finde und gut heiße, betrachte ich persönlich das nicht mehr als Weitwanderung sondern als aneinandergereihte Tageswanderungen. Es ist eben ein Unterschied ob ich vier bis fünf Kilos oder wenigstens 12 bis 15 Kilos auf der gesamten Strecke trage.
Viele dieser Wanderstrecken sind übrigens, wenigstens auf größeren Abschnitten, auch mit dem Fahrrad zu machen.
Hier noch ein kleiner Auszug aus meinen gesammelten Links:
Deutsch (teilweise mehrsprachig je nach Autor):
Alpenverein.at
Gehlebt.at
longdistancepaths.eu
alltrails.com
outdoorseiten.net
theglobetrotter.de
wikiloc.com
Englisch:
hiking.waymarkedtrails.org
Spanisch:
mapa.gob.es
Vorschau:
Teil 2: Vorbereitungen und Detailplanung – erscheint im April
Teil 3: Was kann ich beim Weitwandern erwarten – erscheint im Juni
Danke für diese gute Idee für einen mehrteiligen Beitrag.
Du hättest vielleicht erwähnen können, dass ein Teil des Jakobswegs auch durch Inzing führt, Neuzugezogene wissen das vielleicht noch nicht.
Freu mich schon auf den nächsten Teil im April und hab wieder Lust bekommen, es nochmals selbst auf einer der milderen Routen zu versuchen.
Hallo Brigitte!
Freut mich, wenn ich Dir wieder Lust auf ein weiteres Abenteuer gemacht habe.
Zwei Touren, die ich für die nähere Zukunft geplant habe, könnten Dich interessieren. Sie sind ohne gröbere Steigungen und recht kurz – beide knapp über 120 km.
Das wären der Lechweg, ein prämierter angeblich besonders schöner Weg mit sehr wenig Asphaltstrecken, und der “rundumadum” Weg, rund um Wien. Der lässt sich natürlich besonders gut in so viele Tagesetappen teilen wie man möchte beziehungsweise Zeit hat.
Vielleicht treffen wir uns ja nicht nur in Inzing einmal.
Viel Spaß und wenig Muskelkater wünscht Dir, Robert.
Danke für den Hinweis auf den Lechweg, lieber Robert. Den rundumadum Weg in Wien kenne ich schon, habe aber erst ein kleines Stückchen davon begangen.