21. November 2024
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Das Dilemma der Landwirte

Heuernte. Alle Fotos: Robert Pisch
Lesedauer ca. 4 Minuten

In letzter Zeit müssen die Bauern ziemlich viel einstecken. Manchmal scheint es schon beinahe so, als hätten sie die Hauptschuld an den meisten aktuellen Problemen der Welt. Außer vielleicht bei Infektionskrankheiten und einigen Kriegen – in jedem Fall aber an der Erderwärmung und an der Zerstörung der Böden. Sind wir und auch viele Medien da aber gerecht?

Zur Landwirtschaft zählt man die Bauern, Obst- und Gemüsebauern, Gärtnereibetriebe und zum Teil Tierfarmen. Viele von ihnen möchten eigentlich nur das Beste für ihre Tiere, auch wenn sie von Beginn an nur für die Schlachtung großgezogen werden, sie wollen auch nicht die Umwelt zerstören und schon gar nicht große Mengen von Waren nur für den Biomüll produzieren. Aber warum wird dann all das getan und Tiere oft in unwürdigsten Verhältnissen von der Geburt bis zur Schlachtung gebracht, Unmengen an Giften über die Äcker und Obstbäume versprüht und mindestens ebenso viel Dünger ausgebracht, was schließlich auch einiges kostet und nicht nur das biologische Gleichgewicht stört und angrenzende Gewässer zum Kippen bringt.

Düngung wie auch das Ausbringen der Insektizide, Fungizide, Herbizide und ähnlichem kostet Zeit und Geld, aber kann ein Bauer ganz ohne diese Mittel von seiner Arbeit leben?


Sollten wir, die Endkonsumenten, nicht vielleicht auch unser eigenes Tun genauer unter die Lupe nehmen? Wie sieht es aus, wenn wir einkaufen gehen? Beinahe jede und jeder sucht seine Waren nach optischen Gesichtspunkten und Preis aus. Häufig noch dazu recht rücksichtslos indem nicht gewähltes Obst oder Gemüse achtlos wieder in den Korb geworfen – nicht vorsichtig hineingelegt – wird und so noch andere Waren beschädigt werden. Was nicht die gewünschte Farbe oder Größe hat, oder nicht perfekt aussieht bleibt hinten bis es erst wieder im Müll landet. Dazu kommt, dass in der Masse gesehen und leicht übertrieben, geschenkt noch immer zu teuer ist.

Der Handel wiederum bietet nur das an, was die zuständigen Einkäufer als gut verkäuflich einstufen. Das muss nicht immer die Ware sein, die wirklich von der Mehrheit gewünscht wird. Ohne Druck durch eine ausreichende große Menge an Konsumenten wird der Handel nicht reagieren – es sei denn es wird gesetzlich verlangt, wozu aber ein ebenso großer Druck nötig ist.

Da auch der Handel von seiner Tätigkeit leben muss, Investitionen zu tätigen hat und eine große Anzahl von Mitarbeitern monatlich entlohnt werden will, aber auch die Aktionäre möglichst viel abschöpfen möchten wird er logischerweise die Einkaufspreise so weit drücken wie es gerade noch möglich ist. Weil die Transportkosten, durch Stützungen mit unseren Steuergeldern, im Allgemeinen viel zu niedrig sind spielt es keine Rolle ob die Äpfel aus Österreich, Südafrika oder Chile kommen. Durch die zum Teil viel niedrigeren Löhne und schlechteren Arbeitsbedingungen in anderen Staaten können diese also auch unsere Preise diktieren.

Nicht immer ist es effektiv sich eine Fahrt sparen zu wollen.

Was bleibt jenen, die davon leben müssen also übrig als alles möglichst sparsam genau so zu produzieren und anzubieten, wie es von den Abnehmern verlangt wird. Egal wie sinnvoll oder schädlich man selber dieses Vorgehen auch sehen mag.

Sehen wir doch endlich ein, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum eben nur das genannte anzeigt und NICHT, dass die Ware von einem Tag auf den anderen verdorben oder gefährlich wäre. Beweisen wir, dass man auch weniger schöne aber einwandfreie Ware kaufen kann, dass ein etwas zu großer Zucchini ebenso gut schmeckt und ein Kohlrabi mit einem leichten verschorften Einriss gleich gut schmeckt. Verlangen wir von der Regierung, dass sie sich für korrekte, für alle gleiche, Transportkosten einsetzt, und dass die Landwirtschaftsförderungen nicht in erster Linie an die Reichsten vergeben werden, die oft am wenigsten auf Tierwohl und den Erhalt einer gesunden Umwelt achten, sondern viel mehr an jene, die der Umwelt zuliebe auf etwas verzichten und etwa Feldränder unbewirtschaftet lassen oder erst später zum ersten Mal mähen. Und akzeptieren wir doch endlich, dass nicht alles immer unseren Vorlieben entspricht aber trotzdem den vollen Genuss bieten kann.

Auf diese Art könnte wieder ein wenig der früher üblichen Strukturierung der Landschaft durch Sträucher und aufgeschichtete Steine an den Ackerrändern entstehen, die so wertvoll für viele Lebewesen wäre. Und verlangen wir von der Politik, dass endlich wieder Eigenverantwortung im Gesetz verankert wird. Nicht für jede vollkommene Dummheit muss jemand anders zur Verantwortung gezogen werden. Wer bei schwerem Sturm in einer Allee spazieren geht, will sehen, ob ihm oder ihr ein Baum auf den Kopf fällt.

Meterbreite Beseitigung „gefährlicher Kräuter und Gräser“ neben Landwirtschaftswegen.

Eure Meinungen zu diesem Thema würden sicher nicht nur mich sehr interessieren.

Robert Pisch

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Robert Pisch

Robert ist grafischer Facharbeiter in der Druckvorstufe und seit kurzem in Pension. Er hat zuletzt seit mehreren Jahren die grafischen Vorarbeiten für die Druckversion der DZ-Inzing erledigt. Als Mitglied von JUF, seit der Gründung dieser Fraktion, sitzt er die letzten Gemeinderatsperioden auch im Landwirtschaftsausschuss. Sein größtes Interessensgebiet ist die Natur und der Umgang mit ihr. Zusätzlich liebt er es, rein hobbymäßig, zu fotografieren und ist passionierter Fußgänger. In den letzten Jahren ist er auch auf den Geschmack und den Reiz von “Weitwanderungen” gekommen. In den sporadischen Beiträgen möchte er diese Interessensgebiete und daraus gewonnene Erfahrungen näher bringen und hofft dabei auch, die eine oder andere Diskussion “anzuzetteln”.

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