21. November 2024
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Unsere heimischen Zwerge

Das Wintergoldhähnchen ist mit maximal 9 cm Länge und 7 Gramm Körpergewicht unser kleinster Vogel. Foto: Christoph Keuschnigg
Lesedauer ca. 8 Minuten

Ja, es gibt sie nicht nur in Sagen. Auch unter den heimischen Vögeln findet man ausgesprochene Zwerge, nämlich die zwei Arten von Goldhähnchen und den Zaunkönig.

Und alle drei sind sie königlich, wie es der deutsche Name Zaunkönig schon sagt, aber auch der wissenschaftliche Gattungsname der Goldhähnchen, Regulus, bedeutet „Kleiner König“. Alle drei Arten sind bei uns Standvögel, sie ziehen also im Winter nicht nach Süden.

An besonders großen Vögeln wurden ja einige schon kurz präsentiert wie etwa die Reiher (https://blog.dorfzeitung-inzing.at/?p=5906) oder die Geier und Adler (https://blog.dorfzeitung-inzing.at/?p=13029), aber wie wird offiziell gemessen? Man misst von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze, so haben also Vögel mit langen Schnäbeln, Hals oder langem Schwanz, bei gleicher Rumpfgröße oft deutlich mehr Körpergröße.

Hier ein kurzer Vergleich einiger bekannter Vögel mit den drei Kleinsten:

Das sind jeweils Maximalwerte, die meistens leicht unterschritten werden.

Das Wintergoldhähnchen

Das Wintergoldhähnchen, ein winziger „Zappler“ der kaum einmal ein Weilchen ruhig bleibt. Typisch für beide Arten der Goldhähnchen ist der, seitlich schwarz begrenzte, leuchtend gelbe Scheitelstreifen. Das Wintergoldhähnchen hat um das Auge einen weißen bis blassen Ring. Foto: Mario Schatz


Das Wintergoldhähnchen gilt mit seinen 4-7 Gramm Körpergewicht allgemein als der kleinste Vogel Europas. Bei uns in Tirol gilt es derzeit, mit etwa 100.000-120.000 Brutpaaren, als nicht gefährdet.

Wenn es auch Nadelbäume bevorzugt (besonders kurznadelige Bäume wie Fichte, Tanne und Lärche) kann man es, besonders außerhalb der Brutzeit, doch auch gar nicht so selten an Laubbäumen und -sträuchern vom Talbereich bis über 2000 m Seehöhe antreffen.

Wintergoldhähnchen haben in der Regel zwei Bruten mit je 8 – 11 Eiern pro Jahr.

Hier ist auch die recht einheitliche Rückenzeichnung gut zu sehen. Foto: Mario Schatz

Beide Geschlechter haben einen auffällig, farbig abgesetzten Scheitelstreif, der an den Seiten durch kleine schwarze Federn begrenzt ist. Bei den Weibchen ist der Scheitelstreif rein gelb bis gelbgrün. Beim Männchen ist der Scheitelstreif dagegen im Zentrum orange und im Randbereich gelb. Die orangefarbenen Federchen der Mitte sind jedoch meist durch die gelben Randfedern bedeckt, so dass bei Freilandbeobachtungen die Geschlechter häufig nicht zu unterscheiden sind.

Stets ist dieser Winzling auf der Suche nach Insekten oder deren Larven und Eier. Foto: Christoph Keuschnigg

Zum Gesang steht auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Wintergoldh%C3%A4hnchen) (von mir gekürzt):

Der Gesang und die Rufe der Wintergoldhähnchen sind so hoch, dass sie von vielen Menschen gar nicht oder nur in unmittelbarer Nähe wahrgenommen werden können.

Stimmäußerungen wie Plauder-, Warn- und Flugrufe, die nicht im Zusammenhang mit der Fortpflanzung stehen, sind bei Wintergoldhähnchen und Sommergoldhähnchen weitgehend ähnlich. Dies begünstigt wahrscheinlich die gelegentlich im Winter zu beobachtende Schwarmbildung der beiden Arten. Die deutlich unterschiedlichen Lautäußerungen beim Reviergesang verhindern dagegen eine Hybridisierung der beiden Arten, deren Reviere sich gelegentlich überlappen.

Der Reviergesang wird nur vom Männchen vorgetragen. Anders als viele andere Vogelarten trägt das Wintergoldhähnchen seinen Reviergesang nicht von einer exponierten Warte aus vor. Sie lassen ihren Gesang vielmehr während der Nahrungssuche erklingen und unterbrechen ihn jeweils kurz, wenn sie ein Beutetier gefunden haben. Er besteht aus wispernden, rhythmisch in der Tonhöhe stetig an- und absteigenden Elementen. Er endet mit einem kurzen Triller, der individuell verschieden ist. Häufig enthalten diese Endschnörkel fremdimitierte Elemente wie etwa das hüid des Zilpzalps oder das pink des Buchfinken. Reviernachbarn und Partner erkennen sich an ihrem Endtriller. Das Vorspielen eines Endtrillers, der nicht von einem Reviernachbarn stammt, löst bei den Männchen ein deutliches, aggressives Verhalten aus. Auf den Endtriller eines Reviernachbars reagieren die Männchen dagegen kaum. Jungvögeln ist der Gesang nur teilweise angeboren. Sie erlernen den vollständigen Gesang etwa ab dem 10. Lebenstag und haben ihn bis zum Ausfliegen aus dem Nest erlernt.

Während der Reviergesang nur von Männchen vorgetragen wird, ist der Plaudergesang von beiden Geschlechtern zu hören. Sie lassen diesen schwätzenden, leisen Song, bei dem sie viele andere Arten imitieren, kontinuierlich hören. Es handelt sich um ein melodiöses, sehr hoch vorgetragenes leises „sisisis“. Er ist im Gegensatz zum Reviergesang vollständig angeboren.

Im Größenvergleich zu den kleinen Kiefernzapfen (neben dem Enterbach). Foto: Robert Pisch

Wintergoldhähnchen fressen ausschließlich kleine Gliederfüßer, die täglich aufgenommene Nahrungsmenge entspricht mindestens ihrem Körpergewicht. Bei Jungvögeln, Vögeln in der Mauser oder bei Weibchen während der Eiablage kann der Nahrungsbedarf auf das Doppelte ansteigen.

Die Bandbreite der gefressenen Spinnen- und Insektenarten ist sehr groß. Wintergoldhähnchen bevorzugen jedoch möglichst kleine und weichhäutige Arten. Den größten Nahrungsanteil machen beim Wintergoldhähnchen Springschwänze aus. Diese kleinen, rindenbewohnenden Gliederfüßer sind auch im Winter verfügbar. Das weitere Nahrungsspektrum des Wintergoldhähnchens umfasst Spinnen, kleine Raupen, Blattläuse, Staubläuse, Blattflöhe, Mücken, etc. sowie Spinnengelege.

Anders als Meisen sind die Arten aus der Gattung der Goldhähnchen nicht in der Lage, ihre Beute mit den Fußkrallen zu fassen. Sie sind auch nicht in der Lage, ihre Nahrung mit seitlichen Schnabelbewegungen zu zerteilen. Beutetiere, die wegen Flügeln oder Beinen zu groß sind, um sofort heruntergeschluckt zu werden, werden von ihnen gegen eine harte Unterlage geschleudert, bis alle sperrigen Extremitäten entfernt sind.

90 % ihrer Tagesaktivitäten verbringen Wintergoldhähnchen mit der Nahrungssuche. Sie suchen dabei ihre Nahrung in der Regel entlang von Ästen und halten sich dabei häufiger als Sommergoldhähnchen an den Astunterseiten auf. Anders als etwa Meisen suchen sie nicht nach sich versteckt haltenden Beutetieren. Für einen Meter Astlänge wenden sie etwa 1 Minute auf.

Zielgerichteter Flug zum nächsthöheren Ast. Man kann deutlich sehen, warum kaum jemand diesen, eigentlich schönen, Vogel kennt. Er ist eben klein und oft unauffällig. Foto: Christoph Keuschnigg

Das gesamte Verbreitungsgebiet des Wintergoldhähnchens reicht von Westeuropa bis Japan und liegt bevorzugt im Höhenbereich vom Mittelgebirge bis zur Waldgrenze. Größere Wald- und Strauchfreie Zonen werden nur ungern überflogen. Wenn es sein muss landet es meist sofort im Dickicht.

Das Sommergoldhähnchen

Im Unterschied zum Wintergoldhähnchen hat das hier abgebildete Sommergoldhähnchen einen typischen schwarzen Streifen durchs Auge, der oben und zum Teil auch unten weiß begrenzt ist. Im Vergleich zu den Fingern sieht man auch wieder sehr gut die Größe. Foto: Pep Cantó, nahe Alicante, Spanien, auf iNaturalist (https://www.inaturalist.org/observations/197636421) dankenswerter Weise für nichtkommerzielle Nutzung zur Verfügung gestellt.

Das beinahe unmerkbar größere Sommergoldhähnchen ist dem Vorigen sehr ähnlich gefärbt, die Flügel sind aber dunkler und haben zwei weiße Flügelbinden. Die besten Unterscheidungsmerkmale zum Wintergoldhähnchen sind der weiße Überaugenstreif mit dem darunter liegenen schwarzen Strich durchs Auge und die sehr auffälligen leuchtend gelbgrünen Halsseiten (oftmals das beste sichtbare Merkmal im Gelände), die die Art insgesamt etwas bunter erscheinen lassen als das Wintergoldhähnchen. Der schwarze Streifen über dem Überaugenstreif ist ebenfalls etwas ausgeprägter.

Das Sommergoldhähnchen im natürlichen Umfeld. Foto: LarryHumanborn auf Pixabay

Das Sommergoldhähnchen ist mehr oder weniger auf Europa beschränkt (Ausnahmen sind manche Regionen in der Türkei, im Kaukasus und in Nordafrika). Auch liegt der Hauptverbreitungsraum eher etwas tiefer als bei der Vorigen Art. Es scheint, dass besonders für das Sommergoldhähnchen auch Gewässer eine gewisse Rolle spielen würden. In Tirol wird ihr Vorkommen auf etwa 20.000-30.000 Brutpaare geschätzt.

Auch es bevorzugt Nadelwälder und darunter besonders Fichtenwälder, ist aber weniger abhängig davon als das Wintergoldhähnchen.

Die Stimme ist meisenartig, ein leises sisisisi auf einer Höhe. Der Gesang besteht aus einer leicht aufsteigenden Folge dieser Töne mit einem kurzen Triller am Ende.

Nahrung, Brut und sonstige Lebensweise ähneln der vorigen Art, jedoch suchen Sommergoldhähnchen die Äste weniger an der Unterseite ab und wählen eher größere Insekten und Spinnentiere.

Wenn ein Goldhähnchen so vor einem sitzt ist es kaum vorstellbar, dass so eine Schönheit nicht auffällt. Foto: Menita auf Pixabay

Der Zaunkönig

Besonders typisch für den Zaunkönig ist die gedrungene Gestalt mit dem meist steil nach oben gestreckten, kurzen Schwanz. Alle Fotos vom Zaunkönig: Robert Pisch


Der Zaunkönig ist vermutlich wieder vielen Leserinnen und Lesern bekannt. Ebenso wie die zwei Goldhähnchen ist er fast ständig in Bewegung und meist irgendwo im dichten Gestrüpp. Allerdings findet man ihn besonders gerne in Bodennähe oder am Boden und eher selten höher als ein bis zwei Meter in einem Baum.

Die Schätzung für Brutpaare in Tirol beträgt 150.000-200.000, womit auch er zur Zeit nicht gefährdet ist. Die vertikale Verbreitung reicht von den Tallagen bis auf über 2000 m Höhe, wobei die höchsten Dichten zwischen etwa 700 und 1800 m vorzufinden sind. Sein gesamtes Verbreitungsgebiet umfasst beinahe ganz Europa, Nordafrika und Asien entlang der Gebirgszüge bis zum östlichen Ende des Kontinents.

Der Zaunkönig bewegt sich besonders gerne in Bodennähe, in dichtem Gestrüpp, wo er durch seine braune Grundfärbung mit hellen und dunklen Punkten perfekt getarnt ist.

Er ist von runder Gestalt mit meist hochgestelltem Schwanz. Der spitze, leicht gebogene Schnabel ist im oberen Teil schwarzbraun und im unteren Teil gelblich gefärbt. Die Iris des Auges ist nussbraun. Das Gefieder ist an der Oberseite rotbraun und an der Unterseite fahlbraun gefärbt. Männchen und Weibchen sehen gleich aus.

Der Zaunkönig kann einen Stamm mit den langen Zehen und den kräftigen Krallen senkrecht hinaufklettern, jedoch nicht kopfüber herunterkommen. Er fliegt mit raschen Flügelschlägen geradlinig und direkt über den Boden. Er ist am Tag und in der Dämmerung aktiv. Während der Ruhephasen hält sich der Zaunkönig in der Regel allein in dichter Bodenvegetation auf, selten in einem seiner Wahlnester. Weibchen übernachten während der Brutzeit jedoch im Nest. Der Zaunkönig hält sich meistens in der dichten Vegetation von Sträuchern verborgen.

Männchen sind untereinander recht unverträgliche Einzelgänger, wogegen Weibchen kaum Probleme mit anderen Zaunkönigen im näheren Umkreis haben.

Auf Insektenlarvensuche und zum Trinken am Ufer der Gaisau.

Der Gesang des Männchens ist schmetternd laut mit Trillern und Rollern und endet abrupt. Er setzt sich aus etwa 130 verschiedenen Lauten zusammen. Von höheren Singwarten vorgetragen, ist er bei einer Quell-Lautstärke von 40 bis zu 90 Dezibel auf eine Distanz von bis zu 500 Metern zu hören. Eine vollständige Strophe ist in der Regel vier bis fünf Sekunden lang. Weibchen singen weniger laute, einfache Lieder.

Da ist doch etwas essbares im Spinnennetz, mit genügend Glück kommt die Spinne auch noch.


Je nach Verbreitungsgebiet kann der Beginn des Herbstzugs im September liegen und sich bis in den zeitigen November erstrecken. Der Frühjahrszug erfolgt normalerweise zwischen März und Mai. In Gebirgslagen, wie bei uns, findet ein Teilzug in die Täler statt. Nordeuropäische Populationen ziehen normalerweise nach Mittel- oder Südeuropa.

Der Zaunkönig ernährt sich ganzjährig hauptsächlich von tierischer Nahrung. Er frisst bevorzugt Spinnen, Weberknechte, Milben, kleine Krebstiere, Asseln, Tausendfüßer und Insekten sowie deren Eier und Larven. Die Beutesuche findet überwiegend in Bodennähe, im Wurzelwerk, im Reisig und am Gewässerrand statt. Seltener wird die Beute im Geäst von Bäumen oder Sträuchern aufgelesen. Nahrung wird gewöhnlich in unmittelbarer Nähe zu einem Gewässer gesucht, da das Nahrungsangebot dort höher ist als an anderen Stellen.

Der Zaunkönig kommt in vielen Gegenden auch in Märchen und Fabeln vor. Nach einer Fabel des Äsop (um 600 v. Chr.) beschlossen einst die Vögel, denjenigen von ihnen zum König zu machen, der am höchsten fliegen kann. Dies gelang dem Adler, aber als er wieder niedergehen musste, erhob sich der kleine Zaunkönig, der sich in seinem Gefieder versteckt hatte, flog noch höher und rief: „König bin ich!“ Darauf zerschlug sich die ganze Wahl.

Die meisten Daten entstammen aus Wikipedia und dem Brutvogelatlas Tirols.
© Alle Fotorechte verbleiben bei den jeweiligen Fotografen.

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Robert Pisch

Robert ist grafischer Facharbeiter in der Druckvorstufe und seit kurzem in Pension. Er hat zuletzt seit mehreren Jahren die grafischen Vorarbeiten für die Druckversion der DZ-Inzing erledigt. Als Mitglied von JUF, seit der Gründung dieser Fraktion, sitzt er die letzten Gemeinderatsperioden auch im Landwirtschaftsausschuss. Sein größtes Interessensgebiet ist die Natur und der Umgang mit ihr. Zusätzlich liebt er es, rein hobbymäßig, zu fotografieren und ist passionierter Fußgänger. In den letzten Jahren ist er auch auf den Geschmack und den Reiz von “Weitwanderungen” gekommen. In den sporadischen Beiträgen möchte er diese Interessensgebiete und daraus gewonnene Erfahrungen näher bringen und hofft dabei auch, die eine oder andere Diskussion “anzuzetteln”.

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2 Gedanken zu “Unsere heimischen Zwerge

  1. Ich wurde soeben in einem Punkt korrigiert.
    Viele der Sommergoldhähnchen ziehen im Winter doch weiter südlich beziehungsweise südwestlich, bleiben jedoch innerhalb Europas. In wärmeren Wintern, wie in letzter Zeit öfters, wandern sie oft auch nur in Tallagen.
    Unsere Wintergoldhähnchen ziehen deutlich weniger. Im Winter kommen solche aus nördlicheren Regionen teils zu uns, teils ziehen sie weiter in den Süden.

  2. Noch eine kleine Korrektur. Das letzte Foto beim Sommergoldhähnchen, von Menina auf Pixabay, zeigt kein Sommergoldhähnchen, sondern ein Madeiragoldhähnchen (Vorkommen nur auf Madeira). Bei ihm ist der schwarze Augenstreif viel kürzer und daher fällt der weiße Augenring stärker auf. Vermutlich wurde es im Urlaub fotografiert.

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